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Erfahrungsbericht Auslandsstudium in den USA: Los Angeles 2

Ingo Tributh und Tobias Wörmann verbrachten ein Jahr an der UCLA. Teil 2: Einschreibung, Studienverlauf, Kurse

Streetball Basketball bei Sonnenuntergang.

Einschreibung
Die Kurseinschreibungen werden hier über das Internet (www.ursa.ucla.edu) oder über das Telefon vorgenommen, wobei letzteres kaum noch genutzt wird. Da man das Passwort zum Computersystem nach Hause geschickt bekommt, kann man sich schon von Deutschland aus mit dem System vertraut machen. Für alle upper division courses müssen spezielle pre-requisites erfüllt sein (z.B. Econ 11, 101 oder 102). Da das System keine Angaben zum Studienverlauf eines EAP-Studenten hat, braucht man die Hilfe des advisors seines jeweiligen majors, der einen dann für die entsprechenden Kurse anmeldet.

In unserem Fall (Business-Economics-Studenten) ist das Julie Plotkin in Bunche Hall 2253. Wichtig ist, dass man sich so schnell wie möglich (!) in die Kurse einschreibt. Einige Kurse sind sehr schnell voll und werden mit Sicherheit bei der Ankunft in L.A. schon closed-Status haben. Nach unseren Erfahrungen wird ein Professor aber vor Vorlesungsbeginn kaum die begehrten PTE-Nummern ausgeben. Eine PTE (permission to enroll )-Nummer berechtigt, sich ungeachtet des Status der class (auch z.B. closed) in einen Kurs einzuschreiben.

Diese Situation führt dazu, dass man vor dem Vorlesungsbeginn und zum Teil auch in den ersten Wochen keine Gewissheit hat, ob man für einen Kurs zugelassen wird oder nicht. Bis jetzt sind wir noch nicht in der Situation gewesen, einen Kurs nicht belegen zu können. Allerdings haben wir im ersten quarter auch nicht versucht, uns in einen völlig überlaufen Kurs einzuschreiben. Es haben sich andere Alternativen (siehe die Kurse) angeboten.

Der Einschreibungsprozess ist in zwei Durchläufe aufgeteilt, im ersten kann man sich nur für acht units einschreiben und erst mit dem zweiten Durchlauf seinen Stundenplan auffüllen. Auch hier empfieht es sich dringend, so früh wie möglich am Büro des Advisors zu sein; vor allem Kurse mit geringer enrollment capacity, die Studenten für ihren Bachelor brauchen, sind sehr schnell voll (unserer Erfahrung nach Econ 170 und 192), zum Teil innerhalb des ersten Tages. Der individuelle Beginn des Enrollmentprozesses (auf die Uhrzeit genau) kann man ebenfalls im URSA-System abfragen. Dieses ist, wie gesagt, fürs erste quarter völlig unrelevant, weil man auf jeden Fall alle Termine verpasst hat.

Kurse
Generell sind Kursbeschreibungen subjektiv. Letztlich muss sich jeder selbst ein Bild von einem Kurs machen. Die Kurs-Professor-Kombination spielt eine entscheidende Rolle, was den Aussagegehalt der Kursbeschreibungen zusätzlich mindert.

Econ 107 - History of Economic Theory / Prof. Murphy
Survey of economic analysis from Grecian antiquity to the early 20th century, concentrating on the 18th and 19th centuries; special attention to selected writers, including Aristotle, mercantilists, Physiocrats, Hume, Smith, Malthus, Ricardo, Marx, marginalists, and Marshall.

Tobias: Wie die offizielle Kursbeschreibung sagt, gibt dieser Kurs einen Überblick über die Entwicklung von ökonomischen Modellen und Ansätzen zur Analyse der Volkswirtschaft. Der Kurs bewegt sich chronologisch durch die Geschichte bis zu Keynes und den Monetaristen. Der Kurs trägt dazu bei, dass man einzelne mikro- und makroökonomische Modelle besser in ihrem Kontext verstehen kann. Leider verbringt der Kurs relativ viel Zeit in sehr frühen Stadien der Geschichte (Griechen, Römer etc.) und kommt erst ganz am Ende zu den wirklich wichtigen Modellen (Ricardo, Keynes etc.). Zudem verliert sich Prof. Murphy teilweise in Monologen und verpasst den Zeitpunkt, auf das relevante Thema zurückzukommen. Deshalb gewinnt man des öfteren den Eindruck, nicht besonders viel aus der Vorlesung mitnehmen zu können. Dieser Kurs hat ein midterm und ein final, wobei das midterm »no fault« ist. Das heißt, es fließt nur in die Endnote ein, wenn es besser als das final ist. Das final deckt nur den Stoff nach dem midterm ab und besteht aus 50 Multiple-choice-Fragen sowie zwei Essay-Fragen. Außerdem gibt es noch fünf Hausarbeiten, mit denen man sich extra Punke verdienen kann. Dieser Kurs wird absolut bewertet, es gibt also keine curve . Eine weitere Besonderheit ist, dass zu diesem Kurs sog. lecture notes angeboten werden, die den Inhalt der Vorlesung wiedergeben.

Ingo: Ein relativ großer Kurs bei dem schon emeritierten Prof. Murphy, der sich gelegentlich mit einem lauten »Baloney!« über die aus heutiger Sicht naiven Sichtweisen unserer Vorfahren amüsiert. Ein im Ansatz sehr interessanter Kurs, der, angefangen bei Plato und Aristoteles über Hume, Locke und Rousseau bis hin zu Ricardo, Smith und Marshall, sich allen Größen, nicht nur der wirtschaftlichen Geschichte mitsamt ihren Ideen und Einflüssen auf die Entwicklung ökonomischen Denkens und damit der Entwicklung der Ökonomie zur eigenständigen Wissenschaft, gewidmet hat. Teilweise war es nicht ganz so einfach zu folgen, da Prof. Murphys Vortragsweise manches Mal ins Monotone verfiel und der Kurs generell eher einem Monolog als Dialog glich. Da Prof. Murphy auch nur selten etwas an der Tafel oder auf dem Projektor entwickelt hat, waren die im Campus Store erhältlichen lecture notes mitunter eine große Hilfe. Benotung: midterm besser als final: midterm 1/3, final 2/3, sonst: final zu 100 Prozent.

Econ 130 - Public Finance / Prof. Swanson
Role of government in a market economy. Alternative justifications for government intervention. Principles and effects of spending programs (especially social insurance and health), taxation, deficit financing, and federal credit programs. Taxation in an open economy. Properties of public choice mechanisms.

Tobias: Prof. Swanson hat an der Uni den Ruf, ein eher anspruchsvoller Professor zu sein. Die Klassen von Swanson sind generell curved, das heißt die Bewertung erfolgt relativ zu den anderen Studenten anhand der Gauss´schen Normalverteilung. Die Vorlesungen ist sehr auf die jeweiligen mikroökonomischen Modelle fixiert, so dass sich die Mitschriften mehr oder weniger auf das Abzeichnen von Modellen beschränken. Prof. Swanson beginnt jede Vorlesung gleich mit neuen Modellen und wiederholt wenig. In diesem Kurs sind die Modelle relativ unabhängig voneinander,so dass man in jedes Thema neu einsteigen kann (mal abgesehen vom Mikrogrundwissen!). Erwähnenswert sind die sehr sarkastischen Bemerkungen von Prof. Swanson, mit denen er seine Modelle auf die Realität bezieht. Es gibt zwei midterms, die jeweils 25 Prozent zählen, und ein final mit 50 Prozent, wobei sich das final auf den Stoff des gesamten Quarters bezieht. Zur Vorbereitung auf die Klausuren werden Aufgaben aus dem Lehrbuch empfohlen, zu denen Lösungen ausgeteilt werden, die aber nicht sehr ausführlich sind. Die Klausuren sind relativ umfangreich, und die Note hängt im Allgemeinen davon ab, wie viele Aufgaben man in der Zeit relativ zu den anderen Studenten richtig bearbeiten kann. Die Vorlesung deckt ein relativ breites Feld ab, so dass es interessante und eher langwierige Passagen gibt. Auf jeden Fall vermittlelt dieser Kurs einen ganz guten Einblick in die amerikanische Sichtweise, was das Gesundheits­ und Sozialsystem angeht.
 


Econ 188H ­ Applications of Economic Theory: Growth Theory / Prof. Hansen

Tobias: Dieser Kurs beschäftigt sich mit Fragen der Wachstumstheorie und basiert auf neoklassischen Modellen, um langfristige Entwicklungen darzustellen, wie z.B. die industrielle Revolution in England. Wie der Titel des Kurses andeutet, ist der Ansatz von Prof. Hansen anwendungsorientiert. Es gibt Hausaufgaben, die die in den Vorlesungen besprochenen Modelle im Experiment verstehen helfen. Die Hausaufgaben umfassten neben mathematischen Teilen auch immer einen anwendungsorientierten Teil, der mit MS Excel bearbeitet werden musste. Diese Aufgaben waren zum Teil relativ arbeitsaufwändig und nicht immer ohne Tipps zu lösen. Die Modelle bestanden aus Differenzengleichungen, weshalb sich der Einsatz eines Tabellenkalkulation angeboten hat. Es gibt zwar ein Lehrbuch, aber es stellte sich als wenig relevant für den Kurs heraus, da im Buch die Modelle in Form von Diffentialgleichungen ausgedrückt werden. Der Kurs basiert ganz klar auf Vorlesungsmitschriften. Da Prof. Hansen die Modelle der Wachstumstheorie an der Tafel erläutert und darstellt, sind diese einfach anzufertigen. Die Endnote setzt sich aus 30 Prozent midterm, 50 Prozent final und 20 Prozent Hausaufgaben zusammen. Die jeweiligen Hausaufgaben sind gleichzeitig eine gute Vorbereitung auf die jeweilige Klausur. Wenn man die Materie verstanden hat, sind die Klausuren sehr fair und gut zu meistern.

Ingo: Ein sehr mathematischer Kurs, wenn auch nicht abgehoben, so dass man sich gerade im ersten quarter erst einmal keine Sorgen um seine Englischkenntnisse zu machen braucht. Es werden verschiedene Modelle des Wirtschaftswachstums (meistens Cobb-Douglas) beleuchtet und anhand von Simulationen mit Excel (Hausaufgaben) ihre Aussagekraft über Auswirkungen bestimmer Parameter-Änderungen geprüft. Ich empfand den Kurs als durchaus interessant, wenn der Stoff auch teilweise etwas schnell und konfus (wilde Formeln auf einer kleinen Tafel) dargestellt wurde. Es ist nicht nur einmal vorgekommen, dass Prof. Hansen vor seiner Tafel stand und mit seiner gerade entwickelten Formel erst mal nicht mehr weiterwusste. Nichtsdestotrotz scheint Prof. Hansen ein sehr netter Prof. zu sein, der auch auf Fragen immer gründlich eingegangen ist. Ich glaube, dass wir in unserer kleinen Runde (14 Leute) manchmal einfach nicht oft genug nachgehakt. Es war aber trotzdem möglich, im Nachhinein aus den Mitschriften dem Stoff zu folgen. Benotung: 50% final, 30 %midterm, 20% auf drei Hausaufgaben verteilt

PIC 40 - Programming for Internet & Multimedia / Prof. Dario Nardi
PIC steht für Program In Computing und bietet seitens der Mathematik Fakultät informatikbezogene Kurse außerhalb des hart umkämpften Hauptfaches Computer Science an, die sich hauptsächlich ums Programmieren drehen. Für mich ein äußerst interessanter Kurs, der die Grundlagen vermittelt für die heute von Firmen im E-Commerce-Sektor immer noch am häufigsten benutzte Skriptsprache Perl, in ihrer Kombination mit dem Protokoll CGI. Prof. Nardi, den man sonst eher für einen Studenten als für einen Professor halten würde, bringt den Stoff locker und witzig rüber. Es wird großen Wert auf die wöchtlichen, benoteten Projekte gelegt, deren Arbeitsaufwand der Grund dafür ist, dass dieser Kurs 5 units bzw. Kreditpunkte ausmacht. Benotung: final 30 Prozent, midterm 25 Prozent, 8 Projekte 35 Prozent, 5 Tests 10 Prozent.

Fortsetzung in der nächsten Woche