In der Regel kommen begriffe wie "fachkräftemangel" und "arbeitnehmermarkt" von arbeitgebernahen institutionen, die versuchen einen mangel herbeizureden wo keiner ist. ein mangel würde sich an einer steigerung des preises also des lohns bemerkbar machen - die lohnentwicklung in deutschland ist aber im europäischen vergleich eher mittelmäßig, die tarifbindung ist seit jahren rückläufig. beides indikatoren die nicht für einen mangel sprechen. einen mangel gibt es insbesondere im handwerk und generell in allen berufen, in denen hart gearbeitet und relativ wenig verdient wird, bis auf das lehramt (da wird gut verdient und trotzdem gibt es einen mangel). warum sollte auch ein junger koch 5 mal die woche bis 23 uhr für mindestlohn in der küche stehen, wenn er auch einfach ein schmalspurstudium bwl an einer fachhochschule absolvieren kann und dann bei entspannten arbeitszeiten in einem bullshitjob mehr verdient. es ist ja heute keine intellektuelle herausforderung mehr ein studium zu schaffen.
bezogen auf IT (allgemeiner MINT, da komm ich selbst her) kann ich nur sagen, dass auch dort der mangel eher herbeigeredet wird. es gibt zwar sicher einen mangel, beispielsweise an software engineers die mehrere jahre bei facebook oder google gearbeitet haben, aber jetzt für 60k als sachbearbeiter beim dienstleister arbeiten wollen. allgemein als MINTler, insbesondere mit fachlichem schwerpunkt in R&D-nahen feldern wachsen die bäume aber mit sicherheit nicht ganz so hoch - dann besser auf irgendwas consulting/ sales mäßiges spezialisieren. das lässt sich schlechter outsourcen. gegen einen mangel spricht im übrigen auch, dass aktuell viele freelancer rausgeschmissen werden (wohl wegen drohender rezession).
die jobs mit einem mangel, die noch gut bezahlt werden, sind die staatlich regulierten jobs - jurist, arzt, steuerberater. das war aber auch schon immer so (der ingeneur verdient das geld, der jurist bekommt es)
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