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Zahlungsverkehr: Banken vor dem Umbruch

Regulatorische Vorgaben, ein verschärfter Wettbewerb und veränderte Kundenanforderungen bremsen das Wachstum – Banken müssen reagieren, um ihre Erträge aus dem Zahlungsverkehr zu steigern. Zu diesen Ergebnissen kommt die Studie Getting Business Models and Execution Right: Global Payments 2013 der Boston Consulting Group (BCG).

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Zahlungsverkehr: Banken vor dem Umbruch
München, 25.09.2013 (bcg) - Zahlungsverkehr und Transactionbanking sind seit der Finanzkrise 2008/2009 eine wesentliche Ertragsquelle für viele Banken. 2012 generierten diese Geschäftsbereiche 301 Milliarden US-Dollar an transaktionalen Erträgen (inkl. monatlicher und jährlicher Kartengebühren) sowie 223 Milliarden US-Dollar an kontobezogenen Erträgen (inkl. Kontoführungsgebühren und Margen). Diese Geschäftsbereiche beliefen sich damit insgesamt auf rund ein Viertel der globalen Erträge im Bankensektor. Banken wickelten im vergangenen Jahr 377 Billionen US-Dollar an bargeldlosen Transaktionen ab, dies entspricht mehr als dem fünffachen Wert des globalen BIP. Bis 2022 werden die Erträge aus Zahlungsverkehr und Transactionbanking bei einer jährlichen Wachstumsrate von acht Prozent voraussichtlich auf 1,1 Billionen US-Dollar ansteigen. Der Wert von bargeldlosen Transaktionen wird bei einer jährlichen Wachstumsrate von sieben Prozent bis 2022 auf voraussichtlich 712 Billionen US-Dollar ansteigen.

Doch angesichts einiger herausfordernder Branchentrends, die Erträge und Gewinne zu schmälern drohen, müssen Banken vor allem mit Blick auf ihre Geschäftsmodelle aktiv werden, wenn sie nachhaltig wachsen wollen. Zu diesen Ergebnissen kommt die Studie Getting Business Models and Execution Right: Global Payments 2013 der Boston Consulting Group (BCG). Sie liefert einen umfassenden Branchenüberblick und analysiert die wichtigsten Erfolgsfaktoren im Wholesale-Transactionbanking, den Einfluss digitaler Technologien auf Banken und Anbieter von Zahlungsverkehrsdienstleistungen sowie den Status des globalen Kartengeschäfts. Für die Studie kooperierte BCG mit SWIFT, dem globalen Anbieter von sicheren transaktionsbezogenen Datentransfers.

"Zahlungsverkehr und Transactionbanking werden zunehmend erfolgsentscheidend für den Bankensektor und die globale Finanzdienstleistungsbranche", so Gero Freudenstein, BCG-Partner und einer der Studienautoren. "Als stabile Ertragsquellen und zum Aufbau von Kundenloyalität werden sie weiter an Bedeutung gewinnen. In einer zweigeteilten Welt mit geringem Wachstum in den Industriestaaten und hohem Wachstum in den Emerging Markets bergen diese Geschäftsbereiche immer eine hohe Attraktivität, sofern es den Banken gelingt, exzellente Geschäftsmodelle zu entwickeln und sie optimal umzusetzen."


Regional betrachtet zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen der Entwicklung des Zahlungsverkehrs in reifen Märkten gegenüber den schnell wachsenden Märkten: Von 2012 bis 2022 werden der Gesamtwert und die Anzahl der Zahlungsverkehrstransaktionen in den schnell wachsenden Märkten mit einer jährlichen Wachstumsrate von ca. elf Prozent ansteigen, verglichen mit vier bzw. fünf Prozent in den etablierten Märkten. Gleichzeitig werden die schnell wachsenden Länder bei einer jährlichen Wachstumsrate von zwölf Prozent für alle zahlungsverkehrbezogenen Erträge ein stärkeres Ertragswachstum erzielen, verglichen mit fünf Prozent in den entwickelten Ländern.

Wholesale-Transactionbanking als Hebel zur Verbesserung der Eigenkapitalrendite der Banken
Die aktuellen Marktentwicklungen legen nahe, dass Wholesale-Transactionbanking ein wesentlicher Hebel ist, um die Eigenkapitalrendite der globalen Bankenbranche zu verbessern. 2012 beliefen sich die Erträge aus diesem Geschäftsbereich auf insgesamt rund 220 Milliarden US-Dollar – und damit auf rund 15 Prozent des gesamten Ertragspools im Firmenkundengeschäft. Rund 140 Milliarden US-Dollar stammten dabei aus Transaktionsgebühren und Kontoerträgen; diese werden voraussichtlich mit einer jährlichen Wachstumsrate von zehn Prozent über die nächsten zehn Jahre wachsen und somit auf mehr als 350 Milliarden US-Dollar ansteigen. Die BCG-Studie zeigt, dass führende Banken ("Transactionbanking Champions") überdurchschnittliche Eigenkapitalrenditen im Firmenkundengeschäft erzielen und eine höhere Finanzierung generieren (mit einem Kredit-Einlagen-Verhältnis unter 1,25). Diese Banken unterscheiden sich von ihren Mitbewerbern insofern, als sie ihre strategischen Stärken und Schwächen genau kennen und ihren Fokus auf eine optimale Abwicklung legen. Sie achten darauf, wie sie ihre Dienstleistungen anbieten, diese bepreisen und ihr Servicemodell organisieren – und überwinden dabei traditionelle Silos zwischen verschiedenen Geschäftsbereichen.

Einfluss digitaler Technologien: mehr Onlinezahlungsverkehr
Die digitale Revolution übt einen starken Einfluss auf das traditionelle Einzelhandelsgeschäft und das Kaufverhalten der Kunden aus. Der E-Commerce-Markt, mit einem geschätzten Volumen von 1,1 Billionen US-Dollar im Jahr 2013 (von 0,5 Billionen im Jahr 2002) wird voraussichtlich um 15 Prozent jährlich wachsen – selbst in reifen Märkten wie den USA und Großbritannien. In diesem Umfeld versuchen Händler mit einer physischen Ladenpräsenz ihre Marktposition gegenüber reinen Onlinehändlern zu verteidigen, indem sie Cross-Channel-Angebote offerieren, die beide Welten miteinander verbinden. Der globale Trend hin zu mehr Onlinezahlungsverkehr spielt eine wesentliche Rolle dabei, das Ertragswachstum zu fördern. Allein in Europa wird der Ertragspool für Anbieter von Zahlungsdienstleistungen bis 2016 auf 1,5 Milliarden US-Dollar ansteigen, verglichen mit 0,8 Milliarden US-Dollar im Jahr 2012. Um im neuen Umfeld erfolgreich zu sein, müssen Acquirer Fähigkeiten entwickeln, die es ihnen ermöglichen, reine Onlineanbieter ebenso wie Multichannel-Händler zu bedienen. Hierzu ist es erforderlich, weiter daran zu arbeiten, das eigene Angebot und die Operations zu verbessern, um neuen Marktteilnehmern gewachsen zu sein.

Das globale Kartengeschäft steht vor Herausforderungen – dennoch bieten sich auch Chancen
Das globale Kartengeschäft sieht sich nach der Krise mit zahlreichen Heraus-forderungen konfrontiert: Rückläufige Konsumausgaben, eine striktere Regu-lierung und ein verschärfter Wettbewerb erschweren das Geschäft. Gleichzeitig bieten sich potenzielle neue Ertragsströme durch die Rückbesinnung auf die Grundlagen. Zu den Kernkompetenzen zählen:

Die BCG-Experten rechnen damit, dass transaktionsbezogene Erträge von konsumenteninitiierten (Retail-)Zahlungen weltweit mit einer geschätzten Wachstumsrate von sechs Prozent p. a. von 249 Milliarden US-Dollar im Jahr 2012 auf 460 Milliarden US-Dollar im Jahr 2022 ansteigen werden. Nordamerika und der asiatisch-pazifische Raum werden künftig die stärksten Regionen sein, wobei die schnell wachsenden Märkte in der Region Asien-Pazifik das stabilste Wachstum aufweisen werden. Kontobezogene Erträge werden bei einer angenommenen Wachstumsrate von neun Prozent von 138 Milliarden US-Dollar auf 321 Milliarden US-Dollar wachsen.

"In der veränderten Branchenumgebung, dem 'new new normal', müssen Banken über die gesamte Wertschöpfungskette des Retail-Zahlungsverkehrs hinweg innovativer sein", sagt BCG-Partner Gero Freudenstein. "Banken sollten nicht nur Produkte verkaufen, vielmehr müssen praktikable und kosteneffiziente Lösungen angeboten werden, um Kundenbedürfnisse hinsichtlich aller Zahlungstypen über die gesamte Wertschöpfungskette zu bedienen und dabei verfügbare Technologien einzubeziehen."

Download der Studie [PDF, 31 Seiten 970 KB]
Getting Business Models and Execution Right: Global Payments 2013
http://www.bcg.de/documents/file144670.pdf