So einfach ist es nicht. Ich war übers AA schon in Nordamerika und in Ostasien. Ich mache mal drei Beispiele für Washington, Tokyo, London und - weil es jemand ansprach - Brasilien.
Erst aber kurz zum Vorposter:
- Das Grundgehalt ist als Diplomat nicht steuerfrei, sondern wird ganz normal in Deutschland versteuert.
- Der Auslandszuschlag ist steuerfrei
- Der Kaufkraftausgleich ist ebenfalls steuerfrei, aber nicht so hoch, wie man denkt
- Den Zuschlag für Gefahrenorte... sagen wir mal so: Den gibt es wirklich nur an Orten, an denen Du nicht sein willst!
- Wohnungsbudget hat einen deutlich höheren Gegenwert als 2-3k. Aber ich bin kein Freund dieser Pseudo-Rechnungen. Ja man hat idR eine sehr geile Wohnung, die man sich von dem Budget mieten kann (wenn man nicht im Compound wohnt). Kostet Dich aber auch etwa 25% deines Brutto-Grundgehaltes! Immer noch ein guter Deal aber da geht schon Geld für weg. Nebenkosten zahlt man selbst. Je nach Land sind das einige hundert Euro im Monat.
- Zu Familienzuschlägen kann ich aus pers. Erfahrung nichts sagen. Nur soviel: Kollegen sagten immer, dass die zwar hoch scheinen, regelmäßig bricht aber ein volles Gehalt in einem Doppelverdiener Haushalt weg und das ersetzen sie auf gar keinen Fall. Das muss man eher als Trostpflaster sehen. Die Materie ist aber kompliziert, weil es sehr auf die konkreten Verhältnisse ankommt.
- Schule: Definitiv, da gibt es sehr gute Leistungen.
Was jetzt das Fazit angeht - die Wahrheit liegt mMn in der Mitte des bisher Gesagten. Es kommt sehr auf die persönlichen Präferenzen und den Ort an.
Annahme: A14/4 (Zuschlagsstufe 8), Single, ich berechne mal die Ministerialzulage ein, aber nagelt mich nicht auf den Euro fest. Sind teils Tabellen aus dem vorletzten Jahr und die Kaufkraftzuschläge ändern sich eh jeden Monat.
London (Zonenstufe 2):
6000 brutto (rund) Grundgehalt inkl Zulage
- 1400 brutto für die Wohnung
====
4600
= 3600 netto
+1600 netto Auslandszuschlag
- 300 netto Wohnungsnebenkosten (setz ich mal pauschal so an)
- (6000+1600)*0,6*0%= 0 Euro Kaufkraftzuschlag
===
4900im Ausland
4400 netto im Inland
Also Ausland bringt 0,5k oder gut 10% mehr. Ich würde aber wagen zu behaupten, dass die Lebenshaltungskosten in London tatsächlich höher sind...
Washington (Zonenstufe 6):
6000 brutto (rund) Grundgehalt inkl Zulage
- 1400 brutto für die Wohnung
====
4600
= 3600netto
+2150 netto Auslandszuschlag
- 300 netto Wohnungsnebenkosten (setz ich mal pauschal so an)
- (6000 +2150)*0,6*10%= 490 Euro Kaufkraftzuschlag
===
5940netto im Ausland
4400 netto im Inland
--> +1,5k oder 35%
Tokyo (ZS 11):
6000 brutto (rund) Grundgehalt inkl Zulage
- 1400 brutto für die Wohnung
====
4600
= 3600 netto
+2850netto Auslandszuschlag
- 300 netto Wohnungsnebenkosten (setz ich mal pauschal so an)
- (6000 +2850)*0,6*25%= 1330 Euro Kaufkraftzuschlag
===
7480 netto im Ausland
4400 netto im Inland
--> +3,1k oder 70%
Mexiko (Stadt) (ZS 11)
6000 brutto (rund) Grundgehalt inkl Zulage
- 1400 brutto für die Wohnung
====
4600
= 3600netto
+2850netto Auslandszuschlag
- 300 netto Wohnungsnebenkosten (setz ich mal pauschal so an)
- (6000 +2850)*0,6*10%= 530 Euro Kaufkraftzuschlag
===
6680Ausland
4400 netto im Inland
--> +2,3k oder 50%
Ich hör hier mal auf. Klar ist aber, wenn man in der Zonenstufe in Richtung >15 geht und/oder die Kombination mit einem Kaufkraftausgleich jenseits der 20% hat, findet man auch höhere Gehälter. Aber will man das und dann im Sudan sitzen? Caracas könnte ein guter Deal sein :)
Und mit A15/5 oder mehr wird es auch mehr - aber die Verhältnisse, also die prozentualen Zuschläge bleiben in etwa bestehen.
Quellen:
https://www.destatis.de/DE/Themen/Wirtschaft/Preise/Internationaler-Preisvergleich/Tabellen/teuerungsziffern-auslandsbesoldung.pdf?__blob=publicationFile
https://www.gesetze-im-internet.de/auslzuschlv_2010/BJNR117700010.html
https://www.gesetze-im-internet.de/bbesg/ (insbes. Anlage IV)
sowie die Auslandstrennungsgeldverordnung
Disclaimer: Ich hoffe ich hab mich jetzt hier nicht vertippt oder verrechnet und natürlich gibt es tausend Sachen, die man noch berücksichtigen kann. Von der PKV über Umzugskosten oder sonstwas. Ich wollte einfach mal ein paar Beispiele bringen. Und noch mal: Es gibt bessere Deals und es gibt schlechtere. Deutlich über 100% mehr netto... da dürfte es nicht so viele Gebiete in der Welt geben, die auch nur halbwegs lebenswert für mehrere Jahre (und nicht nur nen Urlaub) sind.
In diesem Sinne: steinigt mich nicht, wenn ichs hier in dieser Formatierung versemmelt hab.
Ach ja und nur weil man beim AA im hD arbeitet und im Ausland ist, ist man aber nicht automatisch Botschafter (der ist meist A16, nur selten A15 und in den großen und wichtigen Staaten natürlich in der oberen B-Besoldung). Das sonstige Sachbearbeiterpersonal ist natürlich einfach A13 oder A14.
WiWi Gast schrieb am 27.04.2023:
Nun, so schlecht ist das nicht.
Grundgehalt (netto, als Diplomat komplett steuerfrei)
+Zuschlag 1 (netto, je nach Zone)
+ggf. Zuschlag 2 (netto, Kaufkraftausgleich)
+ggf. Zuschlag 3 (netto, besonders gefährliche Orte)
+Wohnungsbudget (Gegenwert ca. 1k - 2k/Monat)
+ggf. Beihilfen für Familie (Schulen, größere Wohnung, etc.)
+ggf. Familienzuschlag (analog Deutschland)
= gutes bis sehr gutes Gesamtgehalt
Das A13 Single Netto-Äquivalenzeinkommen (NÄE) inkl. Wohnung dürfte sich in westlichen Ländern auf 10.000 € netto/Monat summieren. Komplett steuer- und abgabenfrei als Diplomat. Mit Familie geht es schnell auf rund 12k € NÄE.
In ungemütlichen Ländern/Städten mit Zone 15-20 liegt der Zuschlag für die Gehaltsspanne von A13 bei bis zu 4241,53 €, netto. Damit kommt als A13 Single auf rund 12k € NÄE/Monat (inkl. Wohnung), mit Familie also ca. 15k € NÄE.
Das ist deutlich mehr als ein Expat in Top Konzernen bekommt, auf vergleichbarem Joblevel. Wir reden hier ja nicht von Botschafter vs. Sachbearbeiter, sondern von A13 Fachfunktion vs. Sachbearbeiter.
Heftig!
WiWi Gast schrieb am 25.04.2023:
Na ja, seit der letzten großen Reform der Auslandszuschläge und Einteilung des Auslands in Zonenstufen ist das alles nicht mehr so dolle.
Also ja, die Wohnsituation ist überall auf der Welt bestens bzw. das jeweils vorhandene Budget reicht für eine wirklich gute Wohnung/Haus. Kostet allerdings idR auch etwa 20-25% von Deinem Brutto. Dazu kommen die Nebenkosten vor Ort.
(...)
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