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Vergütung in der Krise

Eine aktuelle Studie der Hay Group zeigt, dass 36 Prozent aller Unternehmen weltweit ihre Vergütungsbudgets eingefroren haben. Führungskräfte sind hiervon am stärksten betroffen, gewerbliche Mitarbeiter und Facharbeiter am wenigsten. 27 Prozent aller Unternehmen weltweit reduzieren ihre Belegschaft sogar.

Ein gläserner Wolkenkratzer vor einem aufgewühlten Wolkenhimmel symbolisiert eine Firmenkrise oder Insolvenz.

Vergütung in der Krise
Frankfurt, 21.04.2009 (hay) - Weltweit 39 Prozent, in Europa sogar 45 Prozent aller Firmen erwarten, dass ihre Geschäftsergebnisse 2009 deutlich unter Plan liegen werden. Vor einem Jahr schätzten nur 12 bzw. 10 Prozent der Unternehmen die Lage so kritisch ein. Angesichts dieser Entwicklung ist es wenig verwunderlich, dass mehr als ein Drittel aller Unternehmen Löhne und Gehälter auf dem Vorjahresstand eingefroren hat, so die aktuelle Studie »Vergütung im Abschwung« von Hay Group. Die international tätige Unternehmensberatung hat weltweit 2.000 Firmen zu den Auswirkungen der weltweiten Rezession auf die Vergütung der Mitarbeiter befragt. Die Resultate zeigen, wie sich die Auswirkungen der Krise weltweit verstärken.

»Um in Krisenzeiten möglichst schnell Kosten zu senken, greifen Unternehmen oft zu scheinbar einfachen Standardmaßnahmen: Sie kürzen den Personalbestand und die Bezüge nach der Rasenmäher-Methode über alle Mitarbeiter und Hierarchieebenen hinweg. Um sicherzustellen, dass talentierte und gut ausgebildete Fach- und Führungskräfte noch im Unternehmen sind, wenn der Aufschwung kommt, sollten sie jedoch alle Kürzungen und Einschnitte strategisch und mit Augenmaß durchführen«, erläutert Helge Benz, Leiter Reward Strategies bei Hay Group Deutschland.



Insbesondere die Führungskräfte sind in vielen Firmen von stagnierenden Bezügen betroffen: Über 40 Prozent aller Unternehmen haben deren Vergütung eingefroren oder planen dies zu tun. Dagegen sind nur knapp 30 Prozent der gewerblichen Mitarbeiter und Fachkräfte von dem Wachstumsstopp betroffen. Über alle Hierarchiestufen hinweg haben insgesamt rund 36 Prozent aller Unternehmen weltweit und 37 Prozent der europäischen Firmen ein »Einfrieren« der Löhne und Gehälter beschlossen, so die aktuelle Hay Group-Studie.

Im letzten Jahr zahlten etwa 70 Prozent aller Firmen bei ihren kurzfristig variablen Vergütungselementen, beispielsweise Boni oder Gewinnbeteiligungen, weniger aus, als geplant. Für das laufende Jahr geht fast die Hälfte der von Hay Group befragten europäischen Unternehmen davon aus, dass die Boni unter Ziel bleiben werden. Fast 40 Prozent der Firmen planen für das laufende Jahr Änderungen an ihren Programmen für kurzfristig variable Vergütungsanteile oder setzten diese Veränderungen bereits um. Der am häufigsten genannte Grund für diese Maßnahme ist die bessere Kopplung der variablen Vergütung an Veränderungen der Firmenstrategie. In Europa beziehen sich diese Veränderungen an den Programmen zur variablen Vergütung überwiegend auf die Anhebung der Performance-Hürden, ab der ein Bonus zur Auszahlung kommt.

Viele Firmen gaben bei der Hay Group-Umfrage an, dass der Wert ihrer langfristig variablen Vergütungselemente, wie zum Beispiel Aktien-basierte »Long-term-Incentives«, stark gesunken sei - bei der Hälfte aller Unternehmen weltweit um 30 Prozent, in Europa sogar um 40 Prozent. Knapp ein Drittel aller Unternehmen weltweit und ein Viertel in Europa gaben bei der Studie an, dass Änderungen in ihren Programmen für langfristig variable Vergütungsanteile entweder bereits beschlossen oder zumindest in der Planung seien. »Angesichts des Tempos und der Wucht der Rezession sind viele Unternehmen gezwungen, schnell und über alle Hierarchiestufen hinweg Lohn- und Gehaltskosten zu sparen, um ihr Überleben zu sichern«, so Benz. »Auch wenn die Führungskräfte am stärksten von Einschränkungen bei der Vergütung betroffen sind, sind es letztlich jedoch die Mitarbeiter weiter unten in der Hierarchie, die die Hauptlast der Restrukturierung und des Arbeitsplatzabbaus tragen«, sagt Hay Group-Experte Benz.

Der mögliche Verlust des Arbeitsplatzes ist nach Ansicht von fast 90 Prozent der befragten Unternehmen die größte Sorge der Beschäftigen - und dies nicht von ungefähr: Rund 45 Prozent der Unternehmen planen Restrukturierungen oder restrukturieren zum Abbau von Arbeitsplätzen. Von allen Unternehmen, die in Europa an der Studie beteiligt waren, hat etwa ein Drittel bereits Stellen reduziert - ein dramatischer Anstieg im Vergleich zu 15 Prozent im November 2008. Die überwiegende Mehrheit der Führungskräfte (88 Prozent weltweit, 84 Prozent in Europa) stehen in der aktuellen Krise vor allem vor zwei Problemen: Wie ihre Mitarbeiter motivieren und im Unternehmen halten? Und wie können insbesondere Top-Talente und Leistungsträger im Unternehmen gehalten werden?

Die Bindung der Mitarbeiter wird nicht nur durch Einschnitte bei der Vergütung erschwert. Darüber hinaus schwinden auch die nicht-monetären Anreize: So geben 26 Prozent der weltweit und sogar 31 Prozent der in Europa Befragten an, dass Schulungs- und Entwicklungsprogramme reduziert oder sogar vollständig gestrichen werden. Fast jedes fünfte Unternehmen kürzt zudem Vergütung von Überstunden, rund ein Drittel der Unternehmen vermindert den Einsatz von Zeitarbeitskräften. Bei den Reisekosten sparen 20 Prozent der europäischen Unternehmen. Anders als bei bisherigen Krisen hat eine umfassende Reduktion bei den Benefits-Programmen bisher nicht stattgefunden und ist auch noch nicht geplant.

»Um zahlungsfähig zu bleiben, wird eine wachsende Zahl von Unternehmen vor der Entscheidung stehen, entweder die Kosten für Löhne und Gehälter weiter zu reduzieren - oder Arbeitsplätze abzubauen«, so Hay Group-Experte Benz. Die Wirtschaftskrise zwinge alle Unternehmen, ihre Vergütung strategischer an ihren Geschäftszielen auszurichten. Dabei müssen sie auch berücksichtigen, welche Vergütung sie sich leisten können und welchen Bedarf an unternehmenskritischen Fach- und Führungskräften sie jetzt und in Zukunft haben.