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WiedereinstiegChancengleichheit

25 Jahre Impulse für die Chancengleichheit

Seit 1987 und damit seit 25 Jahren ist die Herstellung von Chancengerechtigkeit in Wissen-schaft und Forschung ein gemeinsames Anliegen von Bund und Ländern. Die Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz lässt daher das bisher Erreichte noch einmal Revue passieren.

Zwei Paar weiße Turnschuhe stehen sich gegenüber.

25 Jahre Impulse für die Chancengleichheit
Bonn, 16.07.2012 (gwk) - Fast die Hälfte der Studierenden ist weiblich – mit jeder weiteren Sprosse der wissenschaftlichen Karriereleiter nimmt dann der Frauenanteil jedoch deutlich ab. Bei den Promotionen liegt er noch bei ca. 44 Prozent, unter den frisch Habilitierten bei 25 Prozent, in der Professoren-schaft insgesamt sind es 19 Prozent und unter den C4/W3-Professuren sogar unter 15 Prozent.

Die Überzeugung, dass sich dies grundlegend ändern muss, ist inzwischen Allgemeingut. Eine Pionierrolle kommt auf diesem Feld der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (GWK) zu: Seit 1987 und damit seit 25 Jahren ist die Herstellung von Chancengerechtigkeit in Wissenschaft und Forschung ein gemeinsames Anliegen von Bund und Ländern: zunächst in der Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung (BLK) und dann ab 2008 in deren Nachfolgeorganisation, der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (GWK). Die GWK steht in dieser 25-jährigen Tradition als Vordenker und Treiber für mehr Chancengerechtigkeit. Ein Träger dieser Kontinuität ist der Arbeitskreis mit dem Schwerpunkt „Förderung von Frauen in der Wissenschaft/Chancengleichheit“, der in diesem viertel Jahrhundert Vieles auf den Weg gebracht und erreicht hat. Die heutige Jubiläums-Sitzung des Arbeitskreises war Anlass, das bisher Erreichte noch einmal Revue passieren zu lassen:

Das sog. Kaskadenmodell, d. h. die Orientierung an der Frauenquote der jeweils darunter liegenden Qualifikationsstufe, hat spätestens über die forschungsorientierten Gleichstellungsstandards der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) allgemeinen Eingang in die Chancengerechtigkeitsdebatte gefunden: allerdings hat bereits im Jahre 1990 die damalige BLK dieses System der Frauenförderung praktiziert, nämlich im Hochschulsonderprogramm II, dessen Frauenfördermaßnahmen sich an dem Frauenanteil der jeweils vorhergehenden Qualifikationsstufe zu orientieren hatten. Auch aktuell spielt dieses Kaskadenmodell in der GWK nach wie vor eine zentrale Rolle: Gerade erst im letzten Jahr haben Bund und Länder in der GWK die großen außeruniversitären Forschungsorganisationen aufgefordert, sich flexible Zielquoten im Sinne des Kaskadenmodells zu setzen.

Mit dem Professorinnenprogramm, dessen Fortsetzung für weitere 5 Jahre die GWK in der letzten Woche beschlossen hat, haben Bund und Länder erneut das Ziel der Chancengerechtigkeit bekräftigt. Durch das Programm werden im Hochschulbereich nicht nur mehr Frauen in Führungspositionen gebracht (260 Professorinnen wurden alleine in der ersten Programmphase auf unbefristete W2 und W3 Stellen berufen), sondern, und das ist die besondere Stärke des Programms, es festigt auch die gleichstellungspolitischen Strukturen an den Hochschulen. Nur Hochschulen, die ein positiv bewertetes Gleichstellungskonzept vorweisen können, sind anschließend auch befugt, Förderanträge zu stellen.

Nach wie vor ist die GWK die einzige Stelle im nationalen Wissenschaftssystem, die Datenmaterial zur Situation von Frauen in Hochschulen und außerhochschulischen Forschungseinrichtungen kontinuierlich erfasst und in Form von jährlichen Fortschreibungen transparent macht.

Darüber hinaus haben Bund und Länder gemeinsam in den letzten 25 Jahren in einer breiten Themenvielfalt viele weitere politische Initiativen und Programme auf den Weg gebracht:

Zudem haben Bund und Länder immer wieder vertiefte Situationsanalysen wie zum Beispiel zur Chancengleichheit in der außeruniversitären Forschung oder zur Situation von Frauen in der Medizin oder in ingenieur- und naturwissenschaftlichen Studiengängen in Auftrag gegeben.
Dieses beständige „Dranbleiben“ am Thema hat über die letzten 25 Jahre hinweg zwar zu einer gesteigerten Teilhabe von Frauen an den verschiedenen akademischen Qualifikationsstufen geführt und Fortschritte sind unverkennbar. Aber trotz der erzielten Verbesserungen ist das Ziel der angemessenen Repräsentanz von Frauen auf allen Ebenen der Wissenschaft, insbesondere in Leitungspositionen, noch immer nicht erreicht. Es gilt deshalb, die Bemühungen der letzten 25 Jahre weiter zu verstärken, damit nicht wieder Jahrzehnte ins Land gehen, bevor das Ziel einer gleichberechtigten Teilhabe von Frauen auf jeder Hierarchiestufe des Wissenschaftssystems erreicht ist. Diesem Anliegen wird sich die GWK auch künftig mit Nachdruck annehmen.