Es hat sich die letzten 2-3 Jahre einiges im Hohenheimer Wiwi-Bachelorsystem geändert. Als ich in Hohenheim angefangen habe (1. Bachelorjahrgang 2006), hatte der Bachelorstudiengang mit erheblichen Kinderkrankheiten zu kämpfen, was vor allem zu Lasten der "Versuchskaninchen" Studenten gegangen ist. Die Studienorganisation war katastrophal und der Stoffumfang vor allem in den ersten Semestern nur schwer zu bewältigen. Dies lag vor allem daran, dass bei der Umstellung von Diplom auf (zunächst) Bachelor nur marginal Inhalte gekürzt wurden, weil kaum ein Lehrstuhlinhaber auf, seiner Ansicht nach, elementar wichtige Vorlesungsinhalte verzichten wollte. Das viersemestrige, seinerseits schon gefürchtete Vordiplom wurde quasi in ein dreisemestriges Bachelor-Grundstudium "gepackt". Dies führte in den ersten Semestern zu einer deutlichen Selektion, was in Hohenheim aber wohl schon immer der Fall war, und zu schlechten Notenschnitten.
Inzwischen wurde der Bachelor grundlegend reformiert, wodurch er deutlich studienfreundlicher gestaltet wurde. Vor allem durch die Einführung eines zweiten Prüfungszeitraumes wurde den Studenten ermöglicht, die Vielzahl der Klausuren zu ?entzerren?, was sich ggü. der Vergangenheit positiv auf die Noten auswirkt. Die Fakultät hat somit aus den meisten Fehlern der Anfangsstunde gelernt und ist gewillt, weitere Verbesserungen mit der Zeit durchzusetzen.
Dass die Noten in Hohenheim aus Tradition eher schlecht sind (unser Schnitt lag im Bachelor ca. bei 2,8) ist den Unternehmen der Region und generell in Baden-Württemberg schon aus Diplomerzeiten bekannt und sollte bei den Studenten nicht mehr für Panik bei der Praktikumssuche sorgen.
Alles in allem war der Bachelor mit gewissem Ehrgeiz und Selbstdisziplin auch mit ordentlichen Noten zu schaffen (bin hier jetzt demnächst mit dem Management-Master fertig). Ein großer Pluspunkt ist meiner Meinung nach das interdisziplinäre Hohenheimer Modell mit der Verzahnung von BWL, VWL u. Sozialwissenschaften (Sozio, Psycho). Man bekommt vielseitige Einblicke in verschiedenste Fächer, die den Horizont ungemein erweitern und einem viele spätere Inhalte (v.a. im Master) erleichtern. Das Vertiefungsstudium bietet eine unglaublich breite Palette an Wahlfächern, die wohl in Deutschland kaum zu toppen ist. Es wurden auch neue Lehrstühle geschaffen, die nun mit jungen, engagierten, dynamischen Profs besetzt sind.
Nicht zu verleugnen ist allerdings, dass die generelle Organisation der Uni (vor allem das Prüfungsamt u. IT) kein gutes Bild abgibt. Aber nach einer gewissen Zeit und Erfahrung, weiß man wie der Hase läuft und lernt damit umzugehen. Zudem hat die Uni durch den doppelten Abitursjahrgang und die Abschaffung der Wehrpflicht erhebliche Kapazitätsprobleme, was aber wohl an anderen Unis jetzt auch der Fall sein wird.
Zu der Master-Bemerkung:
Ja, der Master hat durchaus ein hohes Anspruchsniveau, womit vor allem die Uni-Neulinge (BA, FH) zu kämpfen haben. Aber auch hier gilt: Es wird nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird?
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