"Business casual" ist eine Wortschöpfung aus dem Geschäftsleben, in der klassischen Lehre gibt es diesen Begriff überhaupt nicht. In der stillosen Wirtschaft ist damit gemeint, dass es irgendwie nach Geschäft aussehen soll, aber trotzdem irgendwie locker. Unternehmensberater verstehen darunter die schrecklichste aller Schrecklichkeiten: einen schwarzen Anzug, ein weißes Hemd und dazu keine Krawatte. Man sieht darin aus wie ein Garnichts (und so verhalten sich die Leute dann auch).
"Schwanke zwischen Derby-Halbschnürer (dunkelblau wildleder), schwarze Cordhose, hellblaues Hemd, dunkelblauer Kaschmir-Pulli und schwarzes Sakko oder normale Anzugschuhe und eben dezent lila Hemd"
Die Kombination aus Schwarz und Blau finde ich unästhetisch bzw. geschmacklos. Zumal man eine schwarze Cordhose niemals mit einem schwarzen Sakko aus einem anderen Stoff kombinieren würde, das sieht aus wie zwei Reststücke aus dem Kleiderschrank, die in der Hoffnung kombiniert werden, dass niemand die Abweichung bemerkt. Das lila Hemd finde ich aber genauso furchtbar, sowas gehört nicht ins Geschäftsleben.
Um nicht alles neu kaufen zu müssen, würde ich an Deiner Stelle das hellblaue Hemd, den dunkelblauen Kaschmirpullover und die dunkelblauen Rauhlederschuhe anziehen, dazu aber eine hellere Hose (z.B. eine beige Chino). Das Sakko dann weglassen oder ein dunkelblaues nehmen. Sehr geeignet für eine solche Kombination ist auch ein navyblauer Blazer mit silberfarbenen oder goldfarbenen Knöpfen oder ein sog. "Sportsakko" - aufgesetzte Taschen, andersfarbige Knöpfe. Das sind recht jugendliche Kombinationen, aber ich finde bei jungen Berufseinsteigern ein gepflegtes jugendliches Outfit stimmiger als unpassende schwarze Anzüge, die dem Träger nicht passen und nicht stehen und nach Konfirmation aussehen.
Ist das schwarze Sakko ein Überbleibsel eines schwarzen Anzugs? Dann wegwerfen. Verwaiste Sakkos von Anzügen sind nutzlos. Man sieht ihnen an, dass sie mal Teil eines Anzugs waren, dessen Hose verlustig gegangen ist.
Auch wenn es nicht Teil eines Anzugs war, ist es für den täglichen Gebrauch eigentlich unsinnig. In der Tagesgarderobe hat es nichts zu suchen und für eine formale Abendbekleidung fehlt die korrespondierende Hose. Retten könnte man es höchstens noch mit einer mittel- bis dunkelgrauen, feinen Tuchhose.
Wenn Du um jeden Preis dieses schwarze Sakko tragen willst, dann wähle dazu ein weißes Hemd (nicht hellblau, das beißt sich) und eine andersfarbige Hose - mittleres Grau oder Pastellfarben. Dazu dann schwarze Schuhe. Ist für einen Abend nach einem Bewerbungs-AC aber sehr auffällig.
Die Bekleidung könnte auch dadurch beeinflusst werden, in welchem Rahmen der Abend stattfindet bzw. in welcher Klasse das Restaurant angesiedelt ist. Es wird sicherlich kein Drei-Sterne-Restaurant sein, sondern eher in der Klasse "gehobener Italiener" oder "gutbürgerliche Küche". Da sind die von mir beschriebenen Kombinationen durchaus angemessen.
Hast Du denn wirklich kein anderes Sakko zur Verfügung außer das schwarze?
Für den Abend ist es übrigens viel wichtiger, dass Du dich wohl fühlst und dich ungezwungen und selbstbewusst mit den anderen unterhalten kannst. Die Garderobe hilft Dir dabei, wenn sie Dir farblich gut steht und maßlich passt. Es kann auch helfen, sie vor dem AC schon mal für ein Abendessen zu tragen. Manch einem fällt beim ersten Anzugtragen auf, dass das ein ungewohntes Gefühl ist, im Sitzen beim Essen ein Sakko zu tragen.
antworten