Hallo at all,

ich stelle mir öfter vor, wie mein Job später aussehen wird, was meine Aufgaben sein werden usw.
Da ich zur Zeit studiere und noch nie in einem Unternehmen gearbeitet habe, frage ich mich oft, ob ich denn überhaupt die nötigen Voraussetzungen für meinen späteren Beruf mitbringe. Wendet man in den meisten Jobs überhaupt noch universitäres Wissen an oder wird man eher mit Routineaufgaben konfrontiert, die man schon nach einigen Wochen lernt und für die man kein allzu großes Uni-Wissen benötigt? Ich freue mich wirklich schon auf das Arbeiten, aber manchmal gewinnt der Zweifel in mir die Oberhand.

Keine Sorge, was an der Uni unterrichtet wird, kannst getrost sofort wieder vergessen. Der Inhalt ist nicht wichtig, man soll nur lernen, wie man lernt!

Ich hab mal nachgerechnet, ich hatte in meiner Unizeit genau 50 versch. Fächer, davon 4 im Controlling. Und jetzt im Job brauch ich gerade mal von einem dieser 50 Fächer 1%, so siehts aus. Dieses eine Prozent hätte ich auch locker an einem Tag lernen können, wenn ich dazu ein Kapitel in einem Buch samt Beispielen gelesen hätte.

Was aber extrem wichtig ist, sind Software Kenntnisse. Im Controlling z.B. hole ich mir die Daten per SQL aus der Datenbank und dann sitze ich den ganzen Tag eigentlich nur noch vor Excel und bereite die Daten auf. Das sollte man können, wenn man da an einer Kleinigkeit nicht weiterkommt, kann das sonst durchaus mal paar Stunden dauern.

Da fällt mir auch ein lustiges Beispiel ein, das ich gesehen hab: Für eine Marktleiterposition beim Pennymarkt wurden Leute gesucht, BWLer, Mathematiker, Psychologen etc. Alle davon kriegen den Job sicher hin aber überleg mal welche Schnittmenge die an Inhalten an der Uni hatten :)

Gesunder Menschenverstand >> all

Es kommt tatsächlich ziemlich oft vor, dass das fundierte Uni-Wissen vielleicht zu 20% gebraucht wird. Die restlichen 80% fallen auf die Softskills an.

Das liegt u.a. daran, dass die Unternehmen und Abteilungen mehrere Jahre und sogar Jahrzente existieren, bevor ein Uni-Absolvent sie mit dem Jobantritt "beglückt".
Daher ist es im Normalfall viel wichtiger, dass man die aktuellen Aufgaben sozusagen fortsetzen kann. Und die Übernahme und das Vorantreiben von den Aufgaben erfordert v.a. die sozialen Skills und nicht den Snobismus in der Art "übrigens habe ich bei MEINER Uni die Konzepte so-und-so erarbeitet, und das was ihr hier macht ist Quatsch".

Just my 2 cents.
Habe genügend Leute gesehen die dachten dass die buchstäbliche und rücksichtslose Anwendung vom Uni-Wissen denen alleine die Karrieresprünge ermöglicht. Ist halt nicht so.
Es kommt seltener vor

Schwacher Erstesemester.
Geh auf ne UB, dort lernste denken.

Uni Wissen ist völlig irrelevant. Ich habe Kunstgeschichte mit Italienisch und Hebräisch im Nebenfach studiert und arbeite jetzt im FICC Trading einer Bulge Bracket.

Lounge Gast schrieb:

Da ich zur Zeit studiere und noch nie in einem Unternehmen
gearbeitet habe ...

Mach bitte Praktika!

Wendet man in den meisten Jobs überhaupt noch
universitäres Wissen an oder wird man eher mit
Routineaufgaben konfrontiert, die man schon nach einigen
Wochen lernt und für die man kein allzu großes Uni-Wissen
benötigt?

Für Routineaufgaben setzt man eher selten Akademiker ein. Und das, was du als "universitäres Wissen" bezeichnest, stammt meist aus der Praxis und wurde als Lehrstoff nur ein bißchen abstrahiert. Nach 7 Jahren im Beruf habe ich sehr viele Dinge aus der Unizeit in der Praxis wieder entdeckt. Die meisten Konzepte braucht man erst als Führungskraft.

Leider lief das Studium vor mir ab wie ein ziemlich trockener Film und es ist kaum mal was hängen geblieben. Das ganze Thema Projektmanagement mußte ich z.Bsp. nochmal mühsam neu lernen.

Ich freue mich wirklich schon auf das Arbeiten,
aber manchmal gewinnt der Zweifel in mir die Oberhand.

Mach bitte mindestens ein Praktikum in deiner Zielbranche. Unternehmen mögen es nicht, wenn Absolventen von der Realität "überrascht" werden

das pure faktenwissen kannst du wieder nachlesen wenn du es brauchst. aber du musst es einmal gehört und verstanden haben und vor allem wissen, das da was existiert und wie man danach sucht. habe sicher 90% des wissens nach klausuren nie wieder gebraucht. wenn probleme zu lösen sind ist es aber ein ganz anderes herangehen. man sieht es unter verschiedenen perspektiven, analysiert, ordnet phänomene theorien und hat ein methodenrepertoire aus dem geschöpft werden kann. das ist der unterschied zum "nichtstudierten". die gehen meist intuitiv ran, und lassen sich immer wieder nur symptomen täuschen und leiten ,die sie mit ihren sinnen unmittelbar warnehmen, funktioniert bei einfachen problemen gut, bei multiplen problemlagen nicht mehr.

Kann man denn auch nach dem Studium ein Praktikum machen? Bestimmt, oder nicht?

wird schwierig, wenn Du nicht mehr immatrikuliert bist, Stichwort "Fair Company"

Lounge Gast schrieb:

Kann man denn auch nach dem Studium ein Praktikum machen?
Bestimmt, oder nicht?

Ist sehr schwer: A) kostest du mehr als ein Student (Sozialversicherung) und es gibt leider viel zu viel billige Studenten die dir Konkurrenz machen und B) hat ein Absolvent nach einem Praktikum einen rechtlichen Anspruch auf einen festen Job, die meisten Firmen wissen das mittlerweile und nehmen nur Studenten.

Ich würde sagen, es kommt immer darauf an, wo man nach der Uni landet. Ich bin nach der Uni im Vertrieb einer Leasingsgesellschaft gelandet. Ich brauche bestimmt maximal 10% an Wissen, was ich an der Uni vermittelt bekommen habe (eben Bilanzen, BWA`s lesen, um die Risiken bei dem bestimmten Leasingsnehmer einschetzen zu können).Alles andere ist nur der Vertrieb und Führungsqualität (Mitarbeiterführung). Führung und Vertrieb lernt man nicht an der Uni, entweder man ist guter Vertiebler mit excellenten Führungsqualitäten oder eben nicht...Die jeniegen, die bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft anfangen möchten, benötigen bestimmt um einiges mehr als 10%...

Absolventenpraktika sind keine gute Idee. Einmal Absolventenpraktikant, immer Absolventenpraktikant. Die Unternehmen bedanken sich: mit dem kann mans ja machen. Das würd ich mir ersparen und die Praktika in die Studienzeit reinziehen - ist eh standard, wer das nicht macht hebt sich negaiv ab.

Kommt auch immer drauf an wo du wohnst. in Berlin sind 36k brutto so gut wie in München 45k. Die Mieten machens aus, das weggehn ist günstiger und der rest ist brutto netto verlust.

Auch für 60k würd ich nicht in ein kleines kuhdorf ziehen...

Moment mal. Warum hat ein Absolvent nach dem Praktikum einen rechtlichen Anspruch auf einen festen Job. Vor allem, wo steht das überhaupt? Das lese ich zum ersten mal.

das kann man so pauschal gar nicht beantworten. auf die dauer hilft nur das kleine kuhdorf nicht weiter. oder wieviele kennst du da?

Eben genau das habe ich mir schon fast gedacht. erst ein riesenfass aufmachen und dann kommt nichts mehr.

Lounge Gast schrieb:

Ist sehr schwer: A) kostest du mehr als ein Student
(Sozialversicherung) und es gibt leider viel zu viel billige
Studenten die dir Konkurrenz machen

Na, das ist ja wohl quatsch, denn die Sozialversicherung fällt auch bei Studenten voll an, wenn diese ein Praktikum nicht gerade in den Semesterferien absolvieren.

also ich habe die Erfahrung gemacht, das die Softskills einen hohen prozentsatz ausmachen. Und der Dreisatz reicht um 95 Prozent meiner Berechnungen durchzuführen.... Von daher...

Gruß