Hallo Zusammen,

ich studiere an der DHBW Betriebswirtschaftslehre, interessiere mich aber auch für die Unternehmensberatung und würde sehr gerne dort arbeiten. Ich gehe nun für den Master an die Durham University und mache dort den Master in Finance. Mein Partnerunternehmen ist ein amerikanischer Konsumgüterkonzern (> 10 Mrd. USD).

Zu meinen bisherigen Noten: aktueller GPA ist 1,5 im Bachelor (Großteil ist durch) und im Abi habe ich auch eine 1,5.

Daher habe ich ja nun schon einige praktische Erfahrungen sammeln können, aber eben nur auf Seiten der Industrie, nicht in der Beratung. Durch das straffe 1 Jahresprogramm ist es leider auch nicht möglich während des Masters noch ein Praktikum zu machen. Dass es damit quasi unmöglich wird, zu den Top Adressen zu kommen ist mir schon bewusst, aber der Einstieg in eine der Tier2/Tier3 Beratungen (also Adressen wie OC&C, AT Kearney, Horvath) würde mich dennoch reizen.

Würdet ihr mir dabei raten, mich im Anschluss an den Master noch auf eine Praktikumsstelle zu bewerben, und zu hoffen, so einen Direkteinstieg zu finden? Oder denkt ihr Praktikum nach Master eher No-Go/nicht sinnvoll?

Freue mich über jede Meinung und Erfahrung.

Ist das Master-Programm wieder so etwas wie duales Studium?

Die Top-Beratungen schließen nämlich Bewerbungen von DHlern und FHlern aus.

Btw: A.T. Kearney ist Tier 2 und deutlich über Horvath und OC&C anzusiedeln.

Tier 3 müsstest du auch ein paar Einladungen für nen Festeinstieg bekommen.

Nö, selbst dort ist ein fehlendes UB-Praktikum oft KO-Kriterium.

TE, mach es ruhig - schaden wird es nicht und die Gehälter sind meist auch extrem gut.

T1 Praktikum nach Master ist absolut üblich und für viele der beste Weg zur Festanstellung!

Also wenn der TE wie er schreibt nach Durham geht, ist es definitiv kein duales Studium. Die Durham University gehört in UK zu den angesehensten Universitäten und hat dort ein extrem starkes Branding. Das wird dir auch jeder der mal in UK studiert hat/gearbeitet hat, bestätigen.

Dennoch ist es nicht soo easy. Dass die Top-UB's kategorisch FH'ler/DH'ler ausschließen stimmt nicht. Dass ist ein sich durchziehender Irrglaube, der sich immer mehr auflöst.

Wenn man aber mal nüchtern die Fakten betrachtet:
Abi: 1,5 - gut, aber drunter darfst du auch nicht liegen
GPA: 1,5 - ebenfalls gut, wobei es natürlich nochmal etwas anderes ist, von der DH 1,5 zu haben als von der Uni Mannheim
Praxiserfahrung: Hängt sehr davon ab, wo du eingesetzt wurdest. Wichtig ist den großen Beratungen auf jeden Fall bei Leuten ohne UB-Background, dass es große Konzerne sind und keine kleinen unbekannten Klitschen. Aber vom Hocker wirst du mit den Praxiserfahrungen aus dem dualen Studium keinen reißen.
Master: Durham ist ne super Adresse, und das werden die UB-Recruiter einordnen können.

Also zusammengefasst: Für den Direkteinstieg wird es bei den Top-UB's extrem schwer werden, da dann eher probieren über ein Praktikum nach dem Master einzusteigen (musst mal schauen wer das noch macht, einige UB's machen ja einen auf Fair-Company und keiner, der bereits einen Abschluss hat, soll als Praktikant einsteigen..). Bei den Tier-3 (wie oben genannt z.B. Horvath, OC&C,..) sehe ich die Chancen gar nicht so schlecht, bei Tier-2 (AT Kearney, Oliver Wyman,..) könnte es auch schwer, aber nicht unmöglich werden. Wenn du eingeladen wirst, hängt es eh von deiner Performance in den Cases und Interviews ab.

Das Problem ist nicht die Duale Hochschule per se sondern die in der Regel damit einhergehende praktische Erfahrung. Das mag für jemanden, der genau wegen der praktischen Erfahrung an die DH gegangen ist, vielleicht zunächst paradox erscheinen, aber die Praxisphasen im dualen Studium sind eben eher mit einer Ausbildung als mit Praktika zu vergleichen und werden daher nicht gleichwertig berücksichtigt.

Wenn du an einer DH warst und gleichzeitig noch Praktika in DAX 30, Big 4 etc. gemacht hast, dann sieht die Welt schon wieder anders aus.

Hier der TE: Danke für die Antworten bis hierhin!

Was würdet ihr denn sagen, wo eine Bewerbung wirklich Sinn hat? Klar, bewerben kostet nichts (außer Zeit) aber bzgl. Planung ist es ja auch nicht schlecht, wenn man schon mal eine Idee hat, wo man Chancen hat und wo nicht.

Tendenziell wäre mir natürlich ein Direkteinstieg lieber, wenn es sich aber durch ein Praktikum bei einer namenhaften Adresse ergeben würde, wäre das natürlich ebenfalls akzeptabel.

Push

Also bei den Top-Adressen macht es für den Direkteinstieg mMn wenig Sinn. Die suchen sich 1. ihre Einsteiger ohnehin zum Großteil über Praktika und 2. hast du auch sonst jetzt vom Profil her nichts unglaubliches zu bieten, was dich direkt in den Einstieg katapultiert. Für ein Praktikum kann man es aber natürlich probieren, da wird es aber auch eng.

Bei Tier-3, ggfs. sogar Tier-2 stehen die Chancen für Direkteinstieg mit dem Durham-Master gar nicht so schlecht, insbesondere in England solltest du damit eigentlich gute Chancen haben. Deine GPA's im Abi und Bachelor sind gut, und wenn du in deinem Unternehmen nicht nur Däumchen gedreht hast, dann hast du auch das nötige Grundwerkzeug.

Würde dir einfach empfehlen dich bei den Top-Adressen auf ein Praktikum zu bewerben und bei den Tier-2/3-Adressen auf den Direkteinstieg. Kannst dann ja zusätzlich angeben, dass du dich auch für ein Praktikum interessiert, sofern es für den Direkteinstieg nicht reicht. Wenn deine Noten im Master ebenfalls auf dem Niveau sind, solltest du auf jeden Fall Einladungen kriegen, und daran liegt es an dir und deiner Performance in den Interviews.

Good Luck ;-)

Tier 2 ist damit ziemlich sicher raus, DHBW ist schonmal ein deutlicher Makel und Durham keine Target School, selbst in UK nicht. Sehr gute Chancen bei T3.

Lounge Gast schrieb:

Tier 2 ist damit ziemlich sicher raus, DHBW ist schonmal ein
deutlicher Makel und Durham keine Target School, selbst in UK
nicht. Sehr gute Chancen bei T3.

Durham keine Target School stimmt so nicht. Musst dafür nur mal über die Recruiting Events der entsprechenden Adressen gehen, da sind sowohl BCG, Bain wie auch McKinsey regelmäßig vertreten, bieten Workshops an etc. Alternativ LinkedIn Profile mal durchschauen ;)

Vielleicht nochmal zum Verständnis für einen unbeteiligten:
Was genau definiert ihr als T1, T2, T3 usw.?

Ja ich kenne Durham gut und sie gelten nicht als Target. Im Bachelor werden sie zu Top 10 Schools in UK gezählt, der Master interessiert dort erstens niemand und der Ruf Durham's auch dabei irrelevant. Events von MBB haben ja sogar Unis wie Ulm oder Hohenheim Bzw. Nottingham oder Bath - das ist weder hierzulande noch in UK besonders.

Tiers bezeichnen die Rangfolge der UBs hinsichtlich Prestige, Gehalt, Industbreite, Internationalität und Exitmöglichkeiten. Allgemein ergibt sich das folgende Bild:

Tier 1: McKinsey, BCG, ...Bain
Tier 2: Strategy&, Roland Berger, A.T. Kearney, Oliver Wyman
Tier 3: Arthur D. Little, SSCO, OC&C, LEK, Monitor Deloitte
Tier 4: Big 4 Advisory

Dazu lässt sich noch sagen, dass der Abstand zwischen Tier 1 und Tier 2 fast nicht vorhanden ist, ab Tier 3 dann aber deutlich zunimmt (mit Ausnahmen).

Lounge Gast schrieb:

Ja ich kenne Durham gut und sie gelten nicht als Target. Im
Bachelor werden sie zu Top 10 Schools in UK gezählt, der
Master interessiert dort erstens niemand und der Ruf
Durham's auch dabei irrelevant. Events von MBB haben ja
sogar Unis wie Ulm oder Hohenheim Bzw. Nottingham oder Bath -
das ist weder hierzulande noch in UK besonders.

Ich gebe dir in Teilen recht. In UK hat der Master nicht die Bedeutung wie z.B. in Deutschland, wo es ja für die meisten UB's nahezu Pflicht ist, den Master zu haben, bzw. dann in naher Zukunft zu machen.
Aber dass der Master niemanden interessiert und der Ruf Durham's dort auch nichts ist, stimmt einfach nicht.

Wenn die MBB's (nur um mal ein Beispiel zu nennen) Unis besuchen, dann hat es den Grund der Mitarbeiterrekrutierung, Punkt. Wieso sonst, sollte man für derartige Events Geld und Zeit investieren? Sicherlich sind die von dir genannten Unis weniger als Target als bspw. WHU/Mannheim in D, oder Oxbridge/LSE in UK, dennoch zeigt es aber, dass auch an diesen Adressen Leute mit großem Potential rumlaufen, die für diese Adressen interessant sind. Da kann dann noch so häufig behauptet werden dass Uni X Target ist und Uni Y nicht.

Ich kann dem TE auch hier nur nochmal raten, sich breit zu bewerben, also sowohl bei T1 bis zu Big4-Advisory. Bei den sehr guten dann eher auf ein Praktikum, nach unten hin dann potentiell auch auf den Direkteinstieg. Bei entsprechenden Noten solltest du zumindest Einladungen bekommen.

Target Schools für MBB, S& und OW in UK sind nur Oxbridge, Imperial, LSE, Kings und UCL. Von diesen Unis werden mehr als 95% aller Consultants rekrutiert - kannst dich gerne mal durch LinkedIn mühen. In Deutschland kennt man Durham in den meisten Fällen nicht mal, bei den UBs wird sie nicht als Target geführt, somit ist höchstens relevant, dass der Master im Ausland war.

Lounge Gast schrieb:

Target Schools für MBB, S& und OW in UK sind nur
Oxbridge, Imperial, LSE, Kings und UCL. Von diesen Unis
werden mehr als 95% aller Consultants rekrutiert - kannst
dich gerne mal durch LinkedIn mühen. In Deutschland kennt man
Durham in den meisten Fällen nicht mal, bei den UBs wird sie
nicht als Target geführt, somit ist höchstens relevant, dass
der Master im Ausland war.

Wie bereits von einem meiner Vorposten beschrieben, gibt es sowohl in Deutschland wie auch in UK Unis die mehr Target sind, als andere. Das heißt aber nicht, dass es von diesen anderen nicht möglich ist.

Dass Durham in Deutschland unbekannt ist, kann ich so nicht unterstreichen. HR'ler, insbesondere Recruiter, werden mit Durham gewiss etwas anfangen können. In England sowieso. Und das sind ja auch letztlich die, die zunächst entscheiden, ob deine Bewerbungen im Rennen bleibt oder nicht.

Ich denke aber, dass die Diskussion hier schon wieder vom eigentlichen Thema abdriftet.
An den TE: Wenn Du im Anschluss an den Master ein Praktikum bei einer guten Beratung bekommst (T1/T2), würde ich es annehmen, der bessere Weg wäre mMn aber über den Direkteinstieg.

Kleine Beratungsboutiquen halte ich persönlich nicht für soo sinnvoll, weil erstens das Branding deutlich schwächer ist, womit der Exit schwerer wird und 2. ist die Bezahlung nicht besser als in der Industrie, bei deutlichem höherem Workload. Da lohnt es sich schon mehr bei den Big4 anzufangen, weil die jeder kennt. Ich hab schon mit mehreren Executives gesprochen, die bei den Big4 im Consulting waren und in die Industrie gewechselt sind. Die gehen dann i.d.R. nicht in CD/Strategy Departments, sondern eher in die typischen Funktionsbereiche. Unser CFO kommt bspw. von EY und war dort 7 Jahre im Consulting für Finance/Controlling.

würde Durham jetzt unter "normales" Studium im Ausland laufen lassen

Die Einladung zum Interview bekommst du mit den passenden Noten, Praktika...
Im Interview selbst wird sie dir nicht den riesen Brand name kick geben

halte es aber trotzdem für eine gute Option für ein Auslandsstudium (nur bitte hier nicht von Leuten verwirren lassen, die dort z.B. ein Auslandssemester gemacht haben und die Uni jetzt pushen wollen)

Lounge Gast schrieb:

würde Durham jetzt unter "normales" Studium im
Ausland laufen lassen

Die Einladung zum Interview bekommst du mit den passenden
Noten, Praktika...
Im Interview selbst wird sie dir nicht den riesen Brand name
kick geben

halte es aber trotzdem für eine gute Option für ein
Auslandsstudium (nur bitte hier nicht von Leuten verwirren
lassen, die dort z.B. ein Auslandssemester gemacht haben und
die Uni jetzt pushen wollen)

Ganz richtig, Durham ist eine stabile Adresse, in UK nochmal deutlich stärker als in Deutschland.
War im Master in St. Andrews und Durham hat in UK auf jeden Fall einen sehr guten Ruf. Von daher hast du in England vllt nochmal bessere Chancen als in D. Wenn die Noten entsprechend sind und du gute Erfahrungen im dualen Studium gemacht hast, wirst du Einladungen bekommen. Soweit ich weiß, bieten die auch die Möglichkeit die Master Thesis in eine Art 'Consultancy Project' zu schreiben, da könntest du dann ggfs. auch nochmal explizite Erfahrung sammeln.

Durham ist in UK etwa Tier 3/4 entsprechend - erzählt nicht immer solche Sachen. Vor Durham kommen zahlreiche andere Unis wie Warwick, Bristol, Manchester, Edinburgh, St. Andrews, Cass.

sowas behauptet nur jmd. der in England nie studiert/gearbeitet hat. Durham hat als Gesamtuni mit den besten Ruf in ganz U.K., und wird dort hinter Oxbridge geführt.
Für Business ist Durham mindestens Tier3, tendenziell eher Tier2.

und sowas behauptet nur jemand der dort studiert hat und gebiased ist/pushen will ;)

Durham ist das Münster der UK.

Dort sicher gut und stabil, aber außerhalb der UK kann damit kaum jemand was anfangen und auch klar hinter anderen Unis des Lands einzuordnen.