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Anlage, Aktien & VermögenDAX

20 Jahre DAX - Einschätzungen von Dr. Sebastian Klein

Der DAX hat sich von Anfang an zu einem Börsenleitindex entwickelt, der heute - 20 Jahre nach seiner Einführung - fester und etablierter Bestandteil der internationalen Finanzmärkte ist.

Das Foto zeigt einen Bildausschnitt vom Monitor eines Brokers mit Aktienkursen und Charts.

20 Jahre DAX - Einschätzungen von Dr. Sebastian Klein
Frankfurt am Main, 09.07.2008 (ots) - Der DAX hat sich von Anfang an zu einem Börsenleitindex entwickelt, der heute - 20 Jahre nach seiner Einführung - fester und etablierter Bestandteil der  internationalen Finanzmärkte ist. Er repräsentiert rund zwei Drittel des gesamten Grundkapitals inländischer börsennotierter Aktiengesellschaften. Damit stellt der DAX alle anderen Börsensegmente in Deutschland in den Schatten.

Dennoch liegt es in der Natur der Sache, dass Indizes lediglich einen Ausschnitt und nicht den Markt in seiner Breite abbilden können. So beschränkt sich beispielsweise der DAX auf die 30 großkapitalisierten börsenorientierten Unternehmen, die sogenannten Blue-Chips.

Doch auch wenn der DAX lediglich einen Ausschnitt repräsentiert, so hat er nichts von seiner Bedeutung als Stimmungsindikator für die deutsche Wirtschaft verloren. Im Gegenteil. Durch die kontinuierliche Weiterentwicklung des DAX hat der Index im Laufe der Zeit weltweit an Reputation gewonnen. Vor allem aber ist der DAX in der Vergangenheit wesentlich internationaler geworden. Das betrifft sowohl die Ausrichtung der im DAX vertreten Unternehmen als auch die Aktionärsstruktur. Zum einen  erwirtschaften immer mehr DAX-Konzerne einen Großteil ihrer Erträge im Ausland, weshalb der DAX auch als Globalisierungsindex bezeichnet wird. Zum anderen hat sich die Aktionärsstruktur des DAX deutlich verändert. Heute befinden sich gut 50 Prozent des Aktienkapitals der 30 DAX-Unternehmen in ausländischer Hand.

Dies ist keine erfreuliche Entwicklung, denn sie dokumentiert die Zurückhaltung der Deutschen gegenüber dem Aktienmarkt. Diese spiegelt sich auch in einer anderen Kennziffer, nämlich der Marktkapitalisierung in Relation zum Bruttoinlandsprodukt (BIP). Auf Basis vergleichbarar Indizes liegt Deutschland hier mit einer Quote von 38 Prozent international am unteren Ende der Skala. Im Schnitt beträgt der Anteil der Börsenkapitalisierung am BIP in Euroland 42 Prozent. Bedeutende Industrienationen außerhalb Eurolands weisen noch deutlich höhere Quoten aus. Sie reichen von 65 Prozent in Japan, über 97 Prozent in den USA und 108 Prozent  in Großbritannien bis hin zu 221 Prozent in der Schweiz. Auf der Überholspur befinden sich die asiatischen Wachstumsregionen. Indien kommt bereits auf eine Börsenkapitalisierung von 63 Prozent des BIP. China liegt mit 39 Prozent schon heute in etwa auf dem Niveau von Deutschland.

Das unterdurchschnittliche Abschneiden Deutschlands bei der am BIP gemessenen Marktkapitalisierung hat verschiedene Gründe. Zum einen wird Deutschlands Wirtschaft traditionell sehr stark vom Mittelstand geprägt. Neben diesem eher strukturellen Faktor kommt hinzu, dass die Aktienkultur in Deutschland weiterhin noch deutlich unterentwickelt ist. So setzen deutsche Unternehmen zur Finanzierung traditionell noch wesentlich stärker auf Kredite als beispielsweise   angelsächsische Firmen, bei denen die Kapitalbeschaffung viel häufiger über die Börse erfolgt.

Um die Investmentkultur in Deutschland zu stärken, ist neben einem generellen Umdenken vor allem die Etablierung einer nachhaltigen Aktienkultur zwingend notwendig. Die Politik hat die Bedeutung und Dringlichkeit dieses Themas mittlerweile erkannt und mit Blick auf eine stärkere Partizipation der Arbeitnehmer am Produktivkapital entsprechende Vorschläge vorgelegt. Damit wird ein richtiger und wichtiger Weg bestritten. Denn eine stärkere   Aktienmarktkapitalisierung, einhergehend mit einer Stärkung der Aktienkultur, ist kein Selbstzweck. Sie macht die Unternehmen unabhängiger von Krediten und verbreitert die Finanzierungsbasis  für weitere Investitionen und Innovationen mit entsprechend positiven Auswirkungen auf die Beschäftigung, den Wohlstand und das Wachstum in Deutschland.

Foto: Commerzbank AG