DieManager von Morgen WiWi-TReFF.de - Zeitung & Forum für Wirtschaftsstudium & Karriere
Anlage, Aktien & VermögenAktien

Krise? Welche Krise? - Rally am Aktienmarkt setzt sich fort

Börsen-Zeitung: Kommentar von Dieter Kuckelkorn zu den Finanzmärkten

Ein alter Tachometer.

Krise? Welche Krise? - Rally am Aktienmarkt setzt sich fort
Frankfurt, 23.04.2009 (ots) - Die Rally am Aktienmarkt hat sich unverdrossen in der gerade beendeten Börsenwoche fortgesetzt, obwohl immer mehr Aktienstrategen warnen, dass die Luft für weitere Kurszuwächse inzwischen sehr dünn geworden ist. Nichtsdestotrotz legte die Hausse zuletzt noch an Tempo zu: Der Dax kletterte binnen fünf Handelstagen um mehr als 7 Prozent. Gegenüber seinem Tief von Anfang März machte der deutsche Leitindex rund 1000 Punkte gut, so dass zumindest bezogen auf den Jahresanfang kaum noch ein Minus übrig bleibt.

Getragen wurde die recht rasante Erholung zuletzt vor allem durch unerwartet gute Quartalszahlen von Amerikas Großbanken, die Europas Anleger tief beeindruckten und dementsprechend auch die Kurse der Finanzwerte diesseits des Atlantiks antrieben. So schoss der Stoxx-Branchenindex Banken binnen Wochenfrist um schwindelerregende 17 Prozent nach oben. Der Finanzsektor führt unangefochten die Erholung des Marktes an - was ein wenig merkwürdig anmutet, weil sich Aktienstrategen noch bis vor kurzem einig waren, dass sich Bankentitel noch sehr lange unterdurchschnittlich entwickeln werden.

»Krise? Welche Krise?«, könnte man sich also fragen, wenn man diese Zahlen betrachtet: Citigroup, bei der unlängst noch spekuliert worden war, ob denn die 45 Mrd. Dollar Staatshilfe ausreichen, um das Überleben zu sichern, verdiente im ersten Quartal satte 1,6 Mrd. Dollar. Die ebenfalls unter den staatlichen Rettungsschirm geflohene Goldman Sachs strich 1,8Mrd. Dollar ein. Wells Fargo glänzte gar mit 3 Mrd. Dollar Gewinn. Von den Großbanken unabhängige Analysten zeigten sich davon überzeugt, dass dies alles zu schön war, um wahr zu sein.

Bei Goldman half es beispielsweise, dass man im Rahmen der Umwandlung von einer Investmentbank zu einer Geschäftsbank den Bilanzierungszeitraum auf das Kalenderjahr umstellen musste. Dadurch fiel der ziemlich schlecht verlaufene Dezember aus dem Berichtszeitraum heraus. Wäre er drin gewesen, hätte Goldman nach Berechnung von US-Analysten nur 1,24 Dollar je Aktie statt der jetzt gezeigten 3,39 Dollar pro Anteilschein verdient. Goldmans Ergebnis hängt zudem in einem hohen Maß am sogenannten »Prop Trading«, dem äußerst risikoreichen Eigenhandel. Der hohe Gewinnausweis lieferte die Untermauerung für die geplante Kapitalerhöhung um 5 Mrd. Dollar, mit der Goldman Sachs die staatlichen Hilfen zurückzahlen will. Angenehmer Nebeneffekt der Rückzahlung ist, dass dadurch die Restriktionen für die Gehälter und Boni des Spitzenmanagements entfallen.

Bei Wells Fargo vermuten Analysten - die Bank nennt bisher kaum Details - kreative Bilanzierungsmethoden, so etwa die Nutzung von Rückstellung für notleidende Kredite, die Wells Fargo mit der gestrauchelten US-Großbank Wachovia übernommen hatte. Außerdem soll Wells Fargo in großzügiger Weise von neuen US-Bilanzierungsregeln Gebrauch gemacht haben. Diese geben den Banken erhebliche Freiheiten, die faulen Aktiva in ihren Bilanzen so zu bewerten, wie es ihnen in den Kram passt, und somit von der strengen »Mark-to-Market«-Bewertung abzuweichen, die die teilweise extrem gesunkenen Marktpreise für diese Assets zwingend zugrunde legt.

Und die Citigroup verbesserte ihren Gewinnausweis um sage und schreibe 2,5 Mrd. Dollar durch eine 2007 eingeführte Bilanzierungsregel. Diese erlaubt es US-Banken, Kursverluste bei den von ihnen selbst begebenen Anleihen als nicht realisierte Gewinne auszuweisen. Dahinter verbirgt sich die Logik, dass eine Bank ja die Anleihen verbilligt zurückkaufen und daraus einen Gewinn ziehen könnte. Auch den nach den internationalen Rechnungslegungsvorschriften IFRS bilanzierenden europäischen Banken steht diese Option übrigens offen.

Der Bankensektor, der sich im Epizentrum der Krise befindet, taugt hinsichtlich seiner ausgewiesenen Ergebnisse also kaum als Indikator dafür, ob die Krise endlich an Dramatik nachlässt. Die überwiegende Zahl der Makrodaten zeichnet ein nach wie vor sehr viel düstereres Bild, auch wenn vereinzelt Frühindikatoren Anlass zur Hoffnung geben. Interessant wird es, wenn in Kürze die Berichtssaison auf vollen Touren läuft. Zu befürchten sind schwache Quartalszahlen und in der Folge ein deutliches Rückschlagpotenzial für die Aktienmärkte. 

Im Forum zu Aktien

15 Kommentare

Einzel-Aktien vs. ETFs

WiWi Gast

know-it-all schrieb am 10.08.2023: Danke für die Erklärungen! ...

26 Kommentare

Aktienmarkt - wie ist eure aktuelle Strategie

WiWi Gast

Nun, Anleihen sind wieder da. Mein Depot ist daher mittlerweile wieder normaler, nämlich. 65% Aktien global (ETF) 25% Anleihen global (ETF) 10% Gold (xetra) Von der Aufteilung her ist das r ...

32 Kommentare

Aktuelle Depot-Entwicklung

WiWi Gast

Voice of Reason schrieb am 22.02.2022: --> eher nicht :D ...

22 Kommentare

110k: Wie Depot weiter ausbauen?

WiWi Gast

WiWi Gast schrieb am 03.12.2021: Nicht der Poster, aber vergleichbare Situation. Warum sollte man sich da schlechtfühlen? Meine Mutter hat mir auch schon zugesagt mich bei Hausbau/ ...

13 Kommentare

Historische Aktienkurse an spezifischen Tagen

WiWi Gast

Spar dir die Arbeit und Kauf einfach MSCI World ETF

23 Kommentare

Aktienverluste nutzen um Gewinne steuerfrei mitzunehmen?

know-it-all

WiWi Gast schrieb am 03.04.2021: Gut, dass du es jetzt weißt :-) Ja korrekt. Um deinen Sparerpauschbetrag zu verbrauchen und wenn du sonst nur Einzelwerte im Depot hast, musst du tatsächli ...

55 Kommentare

Kredit für Aktienkäufe nach Korrektur - generell keine gute Idee?

WiWi Gast

WiWi Gast schrieb am 10.03.2021: Danke für deine Perspektive und Vorgehensweise :) Zu der Frage der Erholung. Naja aber was wäre denn realistisch gewesen hätten wir es gewusst? Empirisch ...

Artikel kommentieren

Als WiWi Gast oder Login

Zum Thema Aktien

Wallstreet: Drei amerikanische Flaggen am Gebäude der Wallstreet in New York

Mit diesen Schritten die ersten Aktien kaufen

Das Handeln mit Aktien gilt als unsicher und spekulativ – vor wenigen Jahren hatten die meisten dabei noch Männer in Anzügen vor Augen, die am Telefon aufgeregt, „kaufen, kaufen“ rufen. Heute denken viele bei Aktienkäufern eher an Hippster, die beim Blick auf ihr Smartphone immer auch die Aktienkurse checken. Aber wieso kommen Aktien heute für mehr Menschen in Frage als früher? Und wie funktioniert der Aktienkauf überhaupt?

Weiteres zum Thema Anlage, Aktien & Vermögen

Das Renditedreieck mit den DAX-Renditen der letzten 50 Jahre zeigt die langfristige Entwicklung der Aktienanlage in deutsche Standardwerte.

DAI-Renditedreieck

Das DAI-Renditedreieck des Deutschen Aktieninstituts veranschaulicht die historische Renditeentwicklung der Geldanlage in Aktien. Das Rendite-Dreieck visualisiert die Kurs- und Dividendenentwicklung in Aktien des DAX über Zeiträume von einem bis zu 50 Jahren. Historisch betrachtet lagen die jährlichen Renditen für Anlagezeiträume von 20-Jahren im Schnitt bei rund 9 Prozent. Das eingesetzte Vermögen verdoppelte sich bei dieser Wertentwicklung etwa alle 8 Jahre.

Börsenteil der Tageszeitung mit Zinssätzen und Aktienkursen.

Geldanlage: Zehn Aktien-Tipps für Anleger

Schock für Sparer: EZB-Chef Draghi hat die Zinsen abgeschafft. Das Sparen mit Tagesgeld, Festgeld oder Sparbuch lohnt sich aktuell nicht mehr. Wer risikobereit ist, sollte seine Geldanlagen in Aktien investieren. Das berichtet der Bundesverband deutscher Banken und gibt zehn wertvolle Aktien-Tipps für Anleger.

Ein Pflänzchen wächst einsam aus einem Betonboden.

Arbeitsblatt »Nachhaltige Geldanlagen«

Auch in Sachen Geldanlage wird das Thema Nachhaltigkeit immer wichtiger. Nachhaltige, grüne Geldanlagen sind mittlerweile in aller Munde. Aber was verbirgt sich dahinter?

Ein Computerbildschirm mit Börsennachrichten und Kurven.

Freeware: »JStock« Börsensoftware

Mit der Börsensoftware JStock lassen sich Aktienanlagen überwachen, verwalten und auswerten. Die Freeware ermöglicht das Erstellen einer unbegrenzten Anzahl von Beobachtungslisten und Portfolios und unterstützt die Aktienkurse von weltweit 26 Aktienmärkten einschließlich Deutschland.

Zwei Computerbildschirme mit einem Börsenüberblick.

Freeware: Aktienkurs- und Depotsoftware »trAAAde«

Mit der Aktienkurs- und Depotsoftware »trAAAde« lassen sich Kurse deutscher Aktien und die des eigenen Depots gezielt verfolgen. Das Programm beobachtet über 1000 in Deutschland handelbare Aktien und erstellt Kursstatistiken.

Vermögensstruktur: Geld, Aktien, Anleihen, Gold

Info-Forum »stabiler-euro.de«

Um die Hintergründe und Zusammenhänge der Staatsschuldenkrise zu erklären, hat das Bundesfinanzministerium das neue Info-Forum www.stabiler-euro.de geschaffen. Es erläutert die Entstehung der Krise und wie die unterschiedlichen Instrumente zu ihrer Überwindung funktionieren.

Auf einem Computer wird eine Börsentabelle  angezeigt.

Depotverwaltung mit eigener Finanzsoftware

An den Börsen in Frankfurt, Tokio und New York werden täglich Aktien und Wertpapiere im Wert von vielen Milliarden Dollar gehandelt. Die handelbaren Werte wechseln teilweise im Minutentakt ihren Besitzer und werden mit Gewinn oder Verlust verkauft. Mit einer Software zur Aktienverwaltung haben Profis und Neueinsteiger ihre Depots jederzeit im Blick.

Beliebtes zum Thema Gehalt

Gehaltsvergleich 2022: Beruf und Bildungsabschluss entscheidend

Neben dem Beruf ist der Bildungsabschluss entscheidend für das Gehalt, so lautet das Ergebnis vom Destatis-Gehaltsvergleich 2022. Je höher der Bildungsabschluss ist, desto höher liegt in der Regel der Verdienst. Mit einem Bachelorabschluss betrug der Verdienst 4 551 Euro und mit einem Masterabschluss 6 188 Euro. Bei Promovierten oder Habilitierten betrug der durchschnittliche Verdienst sogar 8 687 Euro. Der interaktive Gehaltsrechner vom Statistischen Bundesamt liefert auch individuelle Informationen zu den Verdiensten einzelner Berufe.

Eine Hand hält gefächerte Karten mit Buchstaben, die das Wort Gehalt ergeben.

Gehaltsvergleich: Interaktiver Gehaltsrechner

Der interaktive Gehaltsrechner vom Statistischen Bundesamt liefert individuelle Informationen zu den Verdiensten einzelner Berufe und Berufsabschlüsse. Vorhandene Verdienstdaten zeigen, welche Merkmale den Verdienst einer Person beeinflussen und wie groß der Einfluss ist. Der Gehaltsrechner bietet die Möglichkeit, sich basierend darauf anhand individueller Angaben ein Gehalt schätzen zu lassen. Der Gehaltsvergleich ist kostenlos und anonym.

Mindestlohn: Die Beine von drei Bauarbeitern mit Gummistiefeln, die im frischen Beton stehen.

Stärkster Reallohnverlust seit 15 Jahren mit vier Prozent

Die Reallöhne verzeichnen mit vier Prozent Rückgang den stärksten Reallohnverlust für Beschäftigte seit 2008. Die Nominallöhne stiegen in Deutschland im Jahresdurchschnitt 2022 um 2,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Während im Jahr 2020 insbesondere die Kurzarbeit zu einer negativen Entwicklung der Reallöhne beigetragen hatte, zehrte 2022 die hohe Inflation das nominale Lohnwachstum auf.

Die Stadt Köln mit dem Dom im Vordergrund und der Rheinbrücke im Hintergrund.

Immobilienpreise sinken in Großstädten flächendeckend

Trendwende bei Immobilienpreisen - Die gestiegenen Zinsen bedeuten für Familien mehr als 100.000 Euro weniger Budget beim Immobilienkauf. In 12 von 14 Großstädten sinken die Immobilienpreise von Bestandswohnungen gegenüber dem Vorquartal. Bereits den zweiten Rückgang von je 2 Prozent gibt es in München und Köln. Erstmals sind auch in Hamburg, Frankfurt und Stuttgart Rückgänge von 2-3 Prozent zu beobachten. Während die Preise in Berlin stagnieren, verzeichnet Hannover mit 4 Prozent den stärksten Preisrückgang der Großstädte. So lauten die Ergebnisse der siebten Ausgabe des immowelt Preiskompass für das dritte Quartal 2022.

Das Foto zeigt den Senior Partner Michael-Schlenk der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG in Österreich.

KPMG Österreich erhöht Gehälter um 3.000 Euro

Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von KPMG Österreich erhalten zum 1. Juli 2022 eine Gehaltserhöhung von 3.000 Euro. Es handelt sich dabei um eine Gehaltserhöhung ergänzend zum regulären Gehalts- und Prämienprozess. „Mit dieser Gehaltserhöhung würdigen wir das Engagement und die Leistung aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, hält Senior Partner Michael Schlenk fest.

Absolventen-Gehaltsreport-2018: Absolventenhut und fliegende Geldmünzen

Absolventen-Gehaltsreport 2018/19: Höhere Einstiegsgehälter bei WiWis

Wie im Vorjahr verdienen die Wirtschaftsingenieure bei den Absolventen der Wirtschaftswissenschaften mit 48.696 Euro im Schnitt am meisten. Sie legten im StepStone Gehaltsreport für Absolventen 2018/2019 damit um 458 Euro zu. Wirtschaftsinformatiker erhalten mit 45.566 Euro (2017: 45.449 Euro) und Absolventen der Wirtschaftswissenschaften, VWL und BWL und mit 43.033 Euro (2017: 42.265 Euro) ebenfalls etwas höhere Einstiegsgehälter.

Stepstone Gehaltsreport 2018: Das Bild zeigt zwei Lego-Männchen Frau und Mann im Anzug (Wirtschaftsingenieurin und Wirtschaftsinformatiker) vor einem Computer.

StepStone Gehaltsreport 2018: Wirtschaftsingenieure und Wirtschaftsinformatiker sind Topverdiener

Fachkräfte und Führungskräfte mit einem Studienabschluss in Wirtschaftsingenieurwesen und Wirtschaftsinformatik verdienen ausgezeichnet. Mit einem durchschnittlichen Jahresgehalt von 70.231 Euro liegen die Wirtschaftsingenieur hinter Medizin und Jura auf Platz drei der zurzeit lukrativsten Studiengänge. Die Wirtschaftsinformatiker verdienen mit 69.482 Euro ähnlich gut und sind hinter den Ingenieuren auf Rang fünf im StepStone Gehaltsreport 2018. Mit einem Abschluss in BWL, VWL oder Wirtschaftswissenschaften sind die Gehälter als Key Account Manager mit 75.730 Euro und als Consultant mit 67.592 Euro am höchsten.