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Arbeitgeber-Ranking Mittelstand

Die besten Arbeitgeber im Mittelstand

Benchmarking-Untersuchung »Top Job« ermittelt den Status Quo des Personalmanagements in den mittelständischen Betrieben Deutschlands.

Ein Kletterer steht auf dem Gipfel eines Berges.

Frankfurt am Main, 19.11.02 (tj) »Viel Licht, aber auch ein wenig Schatten.« So lautet das Urteil von Prof. Dr. Christian Scholz über den Status Quo des Personalmanagements im Mittelstand. Die Stärken des Mittelstandes liegen in den Managementfeldern Personalentwicklung und Computerisierung. Bei der Kommunikation und der Personalführung hingegen besteht dringend Nachholbedarf. Am 18. November präsentierte der wissenschaftliche Leiter des Projektes »Top Job – Die besten Arbeitgeber im deutschen Mittelstand« die Ergebnisse der Benchmarking-Untersuchung. Den Titel »Arbeitgeber des Jahres« erkämpfte sich der Verpackungsprofi rose plastic GmbH aus Hergensweiler bei Lindau.

Untersucht wurden die acht Managementfelder Strategie/Vision, Personalführung, Personalentwicklung, Personalbeschaffung, Personalentlohnung, Familienorientierung, Kommunikation und Computerisierung. »Das Ergebnis der Studie demonstriert eindrucksvoll, wie viel im mittelständischen Personalmanagement machbar ist«, so das Fazit von Prof. Scholz. Insgesamt ist das Personalmanagement der Mittelständler weit entwickelt. Fast alle Unternehmen legen einen Schwerpunkt auf Personalentwicklung und Computerisierung. In der Kategorie Personalbeschaffung liegen die untersuchten Unternehmen sehr eng beieinander. Große Unterschiede zwischen den Arbeitgebern bestehen indes bei der Kommunikation und der Familienorientierung.

Strategie/Vision
Im Managementfeld Vision/Strategie diagnostiziert die Studie insbesondere im Bereich Personalstrategie eindeutig Verbesserungspotenzial. Erfolgreiche Unternehmen sind gerade deshalb erfolgreich, weil sie Visionen haben. Insbesondere für mittelständische Unternehmen ist es wichtig, eine klare Strategie zu haben, um am Arbeitsmarkt unterscheidbar zu bleiben. »Wie ein Leitstern muss die Vision allen signalisieren, wohin der Weg geht und warum das Ziel erstrebenswert und erreichbar ist«, sagt Scholz. Jeder Mitarbeiter müsse in der Lage sein, die Frage nach der Besonderheit des Unternehmens zu beantworten. Nur so erreiche man eine Abgrenzung zu anderen Arbeitgebern.

Die wirkliche Schwierigkeit ist es, eine Strategie mit langfristiger Wirkung zu entwickeln, gerade im Bereich Personal. Die meisten Unternehmen sind der Ansicht, sie verfügten über das erforderliche Rüstzeug: 64 Prozent meinen, sie verfügen über eine gute Unternehmensstrategie und 59 Prozent erkennen eine klare Unternehmensvision. 76 Prozent geben ihrer Personalstrategie gute Noten. Das Benchmarking sieht das anders: Immerhin bei 19 Prozent der Unternehmen sei praktisch keine Personalstrategie zu erkennen. In der Konsequenz heißt das, hieran muss gearbeitet werden. Sieger in dieser Disziplin Vision/Strategie wurde Tetra Pak GmbH aus Hochheim.

Personalbeschaffung
Der erste Eindruck zählt – das heißt, Unternehmen müssen einen professionellen Eindruck machen, um sich als Arbeitgeber in Szene zu setzen. Drei Dinge sind dabei ganz besonders wichtig: die Optimierung der Beschaffungswege, die selbstkritische Imageanalyse und schließlich die Standardisierung des Rekrutierungsprozesses. Im Mittelstand lassen sich verschiedenen Beschaffungswege auf den unterschiedlichen Ebenen unterscheiden. Im oberen Management dominieren die Headhunter, bei den Führungkräften greift der Mittelstand auf Printmedien sowie den eigenen Auftritt im Netz zurück und sonstige Mitarbeiter werden zusätzlich noch über das Arbeitsamt und das Internet allgemein rekrutiert. Das neue Medium ist jedenfalls auf dem Vormarsch. Bereits 56 Prozent der Unternehmen haben alle ihre Jobangebote im Internet veröffentlicht.

Eine Imageanalyse sollte das Bild des Unternehmens am Arbeitsmarkt deutlich machen, um Wünschen potenzieller Arbeitnehmer entgegen zu kommen. Aber nur 24 Prozent der Unternehmen haben bislang eine Imageanalyse durchgeführt. Ebenso haben erst 39 Prozent der Unternehmen erkannt, dass ein standardisierter Rekrutierungsprozess die Professionalität unterstreicht und hilft, Fehler zu vermeiden. Genau das, was Bewerber von ihrem zukünftigen Arbeitgeber erwarten. Gewinner in dieser Kategorie wurde die Wittenstein AG aus Igersheim.

Personalentwicklung
Immer noch ist die Meinung weit verbreitet und auch nicht ganz falsch, dass Personalentwicklung eine gewisse Unternehmensgröße voraussetze. Zwar haben größere Unternehmen einen breit gefächerten Maßnahmenkatalog. Dennoch benötigen und bieten auch kleinere Unternehmen umfangreiche Programme zur Erhaltung ihrer Wettbewerbsfähigkeit. Die Spitzenreiter unter den eingesetzten Instrumenten sind Seminare (95 Prozent). Ein Lernen über Qualitätszirkel findet man bei 57% der Unternehmen. Die Chance für den Mittelstand besteht in der zunehmenden Nutzung des E-Learning, also Qualifizierung über Intranet und Internet. Jedoch wird dieses Instrument selten eingesetzt (27 Prozent). Auffällig: Die Entscheidung über Weiterbildung liegt zumeist in den Händen der unmittelbaren Führungskraft. Auch hier sollten systematische Entscheidungshilfen objektive Urteile ermöglichen. Die Schreiner GmbH aus Oberschleißheim belegte in diesem Bereich den ersten Platz.

Personalführung
Das Stiefkind im Mittelstand ist die Personalführung. Dabei zeigte sich, dass der richtige Umgang mit den Mitarbeitern nur scheinbar selbstverständlich ist. Die Studie macht deutlich, dass zwischen Eigenbild und Realität der Unternehmen oft eine bedrohliche Lücke klafft.

Fundament einer effizienten Führung ist die Existenz und Transparenz einer einheitlichen Unternehmenskultur, also eines Normen- und Wertesystems, welches die Verhaltensweisen der Mitarbeiter steuert. Nahezu alle Unternehmen meinen, über eine einheitlich gesehene Unternehmenskultur zu verfügen. Aber nur 37 Prozent beschreiben eine sinnvolle, weil verhaltenssteuernde Kultur. Sogar nur 36 Prozent verfügen über sinnvolle Analyseinstrumente. Besser sieht es da bei den Zielvereinbarungen aus. Zum Großteil wird die Zielerreichung regelmäßig in den Mitarbeitergesprächen überprüft. Die Sirona Dental Systems GmbH aus Bensheim vereinigte in dieser Kategorie die meisten Punkte auf sich.
 

Familienorientierung
Die Pro-Argumente für eine familienfreundliche Unternehmenspolitik liegen auf der Hand. Sie hat positive Auswirkungen auf Beschaffung, Motivation und Retention (Rückkehr) von Mitarbeitern. 71 Prozent der Unternehmen stufen sich als familienfreundlich ein, doch auch hier kann nur ein Viertel mit überzeugenden Konzepten aufwarten. Flexible Arbeitszeit beispielsweise wird zwar von vielen Mittelständlern praktiziert, allerdings zeigen sie nicht jene Flexibilität, welche speziell familienorientiert ist. So können Mittelständler meist schneller und unbürokratischer mit Problemen umgegangen als Großbetriebe, andererseits verhindert die dünnere Personaldecke einen flexibleren Umgang mit individuellen Wünschen und Anforderungen. Auch ist die Kinderbetreuung für mehr als 70 Prozent allenfalls ein Feld für informelle Beratung. Die PC-Ware Information Technologies AG aus Leipzig konnte diese Kategorie für sich entscheiden.

Kommunikation
Irrtümlich kursiert in den meisten Unternehmen der Glaube, man könne nie genug kommunizieren. Doch weit gefehlt. Zwar sind persönliche Gespräche wichtig, mindestens genau so wichtig ist eine klare Kommunikationspolitik, die alle erreicht. So halten 90 Prozent der Unternehmen ihre Kommunikation für ausreichend, doch zeigte die Analyse, dass diese Aussage nur bei 37 Prozent der Unternehmen zutrifft. Der informelle Kanal hat den Nachteil, dass die Botschaft nicht immer bei allen Mitarbeitern ankommt. Somit ist es auch bei kleineren Unternehmen notwendig, den ganzen Reigen an Kommunikationsmedien zu nutzen. Zudem könnte eine Mitarbeiterbefragung über die Zufriedenheit mit der internen Kommunikation Diskrepanzen in der Wahrnehmung aufdecken. Die besten Werte erzielte in dieser Kategorie GABO – Gesellschaft für Ablauforganisation, Informationsverarbeitung und Kommunikationsorganisation mbH & Co. KG. aus München.


Personalentlohnung
Geld allein macht nicht glücklich und mangelnde Konzepte im Personalmanagement sollten nicht einfach durch überdurchschnittliche Entlohnung aufgefangen werden. Der Mittelstand weist eine breite Palette an Gehaltsbausteinen auf. Firmenwagen sind Gang und Gäbe (92 Prozent), ein echtes Cafeteria-System jedoch noch nicht allzu verbreitet (17 Prozent). Das Cafeteria-System, bei dem der Mitarbeiter wählen kann zwischen Geld, Urlaub, Altersversorgung oder diversen anderen Dingen ist ein Akquisitions- und Motivationsinstrument, das sich in vereinfachter Form auch im Mittelstand anbietet. Die variable Vergütung könnte nach Ansicht von Scholz noch weiter ausgebaut werden. In der Kategorie Entlohnung konnte sich der »Arbeitgeber des Jahres«, die rose plastic GmbH, durchsetzen.

Computerisierung
Computergestützte Planung ist unerlässlich, um mitzuhalten. EDV wird vor allem in den Bereichen Verwaltung, Personalcontrolling und Peronaleinsatz genutzt. Mehr EDV bedeutet nicht zwangsläufig besser. Wichtig ist es gerade auch bei IT-Entscheidungen, die Besonderheiten des Mittelstandes zu berücksichtigen. 60 Prozent der Unternehmen kommunizieren bereits ihre Unternehmensstrategie über das Intranet. Hier ist eindeutig noch Potenzial zu erkennen, um die Transparenz innerhalb des Unternehmens zu erhöhen. Dennoch sollten nicht alle Lösungen blind übernommen werden. Technische Möglichkeit bedeutet nicht unbedingt auch Sinnhaftigkeit.

Die Deutsche Börse AG hat die richtige Balance gefunden und wurde Erster in dieser Kategorie.


Weitere Informationen
www.topjob.de