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Arbeitswelt 4.0: Digitalisierung im Job belastet Familienleben und Gesundheit

Die Digitalisierung und permanente Erreichbarkeit für E-Mails und Anrufe per Smartphone belastet die Gesundheit und schadet dem Familienleben. Das Risiko an Burnout zu erkranken steigt und knapp ein Viertel der Beschäftigten fühlen sich durch die Arbeit emotional erschöpft. Dies sind Ergebnisse der Studie „Auswirkungen der Digitalisierung der Arbeit auf die Gesundheit von Beschäftigten“.

Eine Frau mit blonden, langen Haaren hält ein Handy in der Hand.

Arbeitswelt 4.0: Digitalisierung im Job belastet Familienleben und Gesundheit
Die zunehmende Digitalisierung der Arbeitswelt und ständige Erreichbarkeit im Beruf belasten das Familienleben und wirken sich negativ auf die Gesundheit aus. Das geht aus einer Studie der Universität St. Gallen hervor, die heute in Berlin vorgestellt wurde. Für die Studie mit dem Titel „Auswirkungen der Digitalisierung der Arbeit auf die Gesundheit von Beschäftigten“ wurden mehr als 8.000 deutsche Arbeitnehmer im Juli und August dieses Jahres befragt. Die Untersuchung entstand im Auftrag der BARMER GEK in Kooperation mit BILD am SONNTAG. Als Projektpartner ist die Deutsche Telekom dabei.

Andrea Nahles (SPD), Bundesministerin für Arbeit und Soziales, sagt: „Der digitale Wandel stellt uns vor neue Herausforderungen. Wenn wir zu guten, langfristig tragfähigen Lösungen kommen wollen, müssen Arbeitgeber und Arbeitnehmer diese gemeinsam gestalten. Mit Optimismus und Zuversicht kommen wir da weiter, als wenn wir in Angststarre verfallen: Es gilt, neue Flexibilitätskompromisse zu verhandeln, die sowohl den Anforderungen der digitalen Arbeitswelt wie auch den familiären und gesundheitlichen Bedürfnissen der Beschäftigten Rechnung tragen. Dieses wichtige Thema treibe ich im Dialogprozess Arbeiten 4.0 weiter voran.“

Die Unterschiede zwischen einzelnen Berufen und Branchen fielen dabei eher gering aus. Spitzenreiter beim sogenannten Digitalisierungs-Score sind laut Studie IT- und naturwissenschaftliche Berufe mit 62 Prozent. Schlusslicht sind Reinigungsberufe mit immerhin noch 37 Prozent.

Nebenwirkungen des digitalen Lebens
Nach Angaben von Studienleiter Prof. Böhm geht die Digitalisierung der Arbeitswelt mit einer Reihe von Herausforderungen einher, darunter Einschlafschwierigkeiten, Kopf- und Rückenschmerzen sowie emotionaler Erschöpfung. 18 Prozent aller Konflikte zwischen Arbeit und Familie hängen mit der Digitalisierung zusammen. Insgesamt 23 Prozent der Befragten gaben an, dass sie sich durch ihre Arbeit ausgebrannt fühlten. Wer in der Freizeit mobile Arbeitsgeräte mehr als 17 Stunden pro Woche nutzt, bei dem steigt das Burnout-Risiko.

Hilfe bei Digitalisierungsdruck
Das Burnout-Risiko lässt sich verringern: Regelmäßig Sport, mindestens 5,5 Stunden pro Woche und flexible Arbeitszeiten senken die Gesundheitsgefährdung. Auch die Möglichkeit im Home Office zu arbeiten, lässt die Angst vor zu hohem Digitalisierungsdruck mindern. Dabei ist es wichtig, auch die Freizeit als solche zu nutzen und Dienstgeräte auszuschalten.

„Flexible Arbeitszeiten und Arbeitsorte, Sport, Verzicht auf Diensthandy und Dienstcomputer in der Freizeit und eine gute Beziehung zur Führungskraft gehen einher mit verringerten Arbeits- und Familienkonflikten sowie weniger emotionaler Erschöpfung“, sagte Studienleiter Prof. Böhm.

Dennoch steht die Mehrheit der Befragten der Digitalisierung optimistisch gegenüber. Zwischen 51 Prozent in der Gruppe der über 60-Jährigen und 65 Prozent bei den 18- bis 29-Jährigen äußerten sich positiv über den digitalen Wandel. Anhand des gesammelten und ausgewerteten Datenmaterials konnten die Wissenschaftler Verhaltensweisen und Rahmenbedingungen ausfindig machen, die diesen unerwünschten Begleiterscheinungen entgegenwirken.

Digitalisierungsdruck bei Führungskräfte und Berufseinsteiger groß
Vor allem Führungskräfte und jüngere Berufstätige verspüren laut Studie einen überdurchschnittlichen Digitalisierungsdruck. Die Angst vor Arbeitsplatzverlust durch Technik nimmt mit zunehmendem Alter ab: Während in der Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen 27 Prozent der Befragten diese Sorge umtreibt, sind es bei den über 60-Jährigen noch 12 Prozent.

Dr. Christoph Straub, Vorstandsvorsitzender der BARMER GEK, fordert Unternehmen auf, gesundheitlichen Risiken der Digitalisierung rechtzeitig entgegenzuwirken: „Digitalisierung des Arbeitslebens bietet nicht nur Chancen, falsch betrieben führt sie zu gesundheitlichen Risiken. Dem sollten Unternehmen in ihrem betrieblichen Gesundheitsmanagement früh entgegensteuern.“

Insgesamt steht die Mehrheit der Befragten der Digitalisierung optimistisch gegenüber. Das gilt sowohl für jüngere als auch ältere Arbeitnehmer. Damit zeigt sich, dass der digitale Wandel in allen Altersschichten und Berufsgruppen angekommen ist.

Informationen zur Studie
Die Studie „Auswirkungen der Digitalisierung der Arbeit auf die Gesundheit von Beschäftigten“ des Center for Disability and Integration der Universität St. Gallen basiert auf einer Umfrage des Marktforschungsunternehmens GfK. Dabei waren im Juli und August dieses Jahres insgesamt 8019 Teilnehmer befragt worden, darunter Auszubildende, Freiberufler, Beamte, Arbeiter und leitende Angestellte aus verschiedenen Altersgruppen. Die Studie entstand im Rahmen von „Deutschland bewegt sich“ (Twitter-Hashtag: #dbs16): Seit 2003 hat die Gesundheitsinitiative von BARMER GEK und BILD am SONNTAG rund 34 Millionen Menschen mit zahlreichen Veranstaltungen und Aktionen deutschlandweit in Bewegung gebracht. Die Studienergebnisse sind repräsentativ für die rund 33,3 Millionen Berufstätigen in Deutschland, die während ihrer Arbeitszeit mit Computern arbeiten oder Mobiltelefone nutzen.

 

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Auswirkungen der Digitalisierung auf die Gesundheit von Berufstätigen

Thesen zum Thema Arbeitswelt 4.0 und Digitialisierung im Job

These 1: Die Digitalisierung ist längst betriebliche Realität

Die Digitalisierung ist bei Berufstätigen angekommen. Die Unterschiede zwischen einzelnen Berufen und Branchen sind eher gering.

These 2: Erwerbstätige spüren Veränderungsdruck
Die Digitalisierung verursacht in vielen Branchen den Druck schneller zu arbeiten und sich ständig fortzubilden. Überdurchschnittlich betroffen sind Führungskräfte, jüngere Berufstätige, Männer – und natürlich IT- und naturwissenschaftliche Berufe.

These 3: Erwerbstätige sehen die Veränderung realistisch, aber unterschiedlich
Was die Digitalisierung, den Technologie-Optimismus, die technologischen Fähigkeiten sowie die Angst, den Arbeitsplatz durch Technologie zu verlieren angeht, unterscheiden sich ältere und jüngere Berufstätige in ihrer Wahrnehmung kaum. Die Unterschiede zwischen 30- bzw. 60-Jährigen liegen bei unter 10 Prozent. Aber: Ältere Arbeitnehmer über 50 Jahre fürchten einen Arbeitsplatzverlust durch Digitalisierung nicht mehr so stark wie jüngere. Bei den bis 39-Jährigen fürchtet jeder 4., dass sein Job „wegdigitalisiert“ wird.

These 4: Die Digitalisierung erhöht kaum den Krankenstand
Zwischen der Anzahl der Krankentage und dem Grad der Digitalisierung von Unternehmen besteht ein geringer Zusammenhang.

These 5: Digitalisierung kann das Privatleben gefährden
Digitalisierung zeigt signifikante Zusammenhänge mit emotionaler Erschöpfung wie z.B. Burnout oder Konflikten zwischen Arbeit und Familie. 23 Prozent der Befragten fühlen sich durch ihre Arbeit emotional erschöpft.

These 6: Erwerbstätige haben es selbst in der Hand
Der Grad der emotionalen Erschöpfung lässt sich reduzieren. Aber hier ist der Arbeitnehmer selbst gefragt. Wer in der Freizeit Informations- und Kommunikationstechnik (IKT) nur selten zu Arbeitszwecken nutzt, Job-Mails auch mal abschaltet, sich vom Job emotional abgrenzt und Sport treibt, ist erstens weniger erschöpft und erhöht zweitens sogar seine Arbeitsfähigkeit.

These 7: Führungskräfte sind in der Verantwortung
Eine gute Beziehung zur Führungskraft gibt Mitarbeitern mehr Sicherheit im Umgang mit der Digitalisierung. Ein Indiz dafür zeigt die Studie: Ist das Verhältnis zum Chef gut, verringert sich die Neigung, krank zur Arbeit zu gehen, der sogenannte Präsentismus.

These 8: Flexible Arbeitszeiten und Home Office reduzieren Konflikte
Flexibilisierung von Arbeit durch flexible Arbeitszeiten und Arbeitsorte ist positiv zu bewerten, da sie mit verringerten Arbeits- und Familienkonflikte und reduzierter emotionale Erschöpfung einhergeht.

These 9: Flexibilisierung von Arbeit hat ihre Grenzen
Die Digitalisierung hat die Arbeit in vielen Branchen flexibler gemacht – zum Beispiel bei Versicherungen, Banken, Marketing und Beratungsfirmen. Hier liegt sie bei mehr als 70 Prozent. In anderen Branchen stößt sie naturgemäß an ihre Grenzen zum Beispiel im Gesundheitsbereich. Hier liegt sie bei weniger als 25 Prozent. Eine Krankenschwester kann eben nicht von zu Hause arbeiten.

These 10: Firmen können mehr tun
Ein wichtiges Instrument im Management der Digitalisierung ist die betriebliche Gesundheitsförderung. Hier zeigt die Studie, was zum Beispiel Kurse zur Stressprävention, psychischen Gesundheit usw. angeht, große Unterschiede. Wer zur Unternehmensführung gehört ist besonders im Fokus.
 

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Präsentation der Studie

Download [PDF, 12 Seiten – 1,9 MB]
Handout 10 Thesen zur Digitalisierung

Expertenbefragung Arbeit 4.0: Die 25 Megatrends digitaler Arbeit
Maschinen werden Kollegen, Kooperationspartner und Kontrolleure sein! Das ist eine von 25 Thesen einer Expertenbefragung mit dem Titel "Arbeit 4.0: Megatrends digitaler Arbeit der Zukunft". Die Untersuchung wurde von der Deutschen Telekom in Zusammenarbeit mit der Universität St. Gallen durchgeführt. Wissenschaftler haben dazu weltweit 60 Experten befragt: Top-Manager aus der TK- und ICT-Branche, Fachleute von amerikanischen und deutschen Universitäten, Unternehmensberater sowie Vertreter von Verbänden und Gewerkschaften. Fazit der Befragung: Die Digitalisierung wird Arbeit dramatisch verändern. Die Personalressorts in den Unternehmen müssen handeln.

"Die Digitalisierung kommt nicht als laues Lüftchen daher, sondern als Sturm. Sie ist disruptiv. Die 25 Thesen unserer Befragung machen das deutlich. Sie zeigen Handlungsfelder für die Debatte über den Wandel von Arbeit in den Unternehmen auf", so bewertet Christian P. Illek, Personalvorstand der Deutschen Telekom AG, die Ergebnisse der Untersuchung. Arbeit müsse im Ökosystem Digitalisierung neu organisiert werden.

Die in der Studie befragten Experten gehen sogar von der "Auflösung der Organisation" aus. Die Loyalität der digitalen Fachkräfte werde künftig weniger der eigenen Firma als vielmehr hochspezialisierten, firmenübergreifenden Communities gelten, so ihre Prognose. Umgekehrt würden auch immer mehr Unternehmen Kunden direkt in Produktionsprozesse einbinden: Freiwillige digitale Arbeit könne daher häufiger professionelle Beschäftigung ersetzen, lautet eine weitere These.

Auch Illek sieht die gesellschaftliche Dimension der Digitalisierung von Arbeit als "zukunftsweisende und schwierige" Herausforderung für Gesellschaft, Politik, Gewerkschaften und Unternehmen. "Die Rechnerleistung von Chips verdoppelt sich alle 18 Monate. Der Verlauf ist exponentiell. Wir sind, bildlich gesprochen, auf der zweiten Hälfte des Schachbretts. Maschinen werden immer intelligenter und lernfähiger. Arbeit wird wegfallen, vor allem einfachere Tätigkeiten. Wir müssen also Antworten auf die Frage finden, wie man künftig die Beschäftigungsfähigkeit der Menschen sichert? Denn digitales Außenseitertum ist Gift für Wirtschaft und Gesellschaft", warnt der Personalvorstand vor den Folgen möglicher Fehlentwicklungen.

Deshalb hat Christian P. Illek die Digitalisierung der Arbeitswelten ganz oben auf die Prioritätenliste der Personalentwicklung bei der Telekom gesetzt. Schließlich gilt es, 230.000 Beschäftigte konzernweit in das digitale Zeitalter zu führen. Die Telekom steht hier vor einer besonderen Herausforderung: Sie treibt die Digitalisierung voran und muss gleichzeitig dieses Tempo bei der eigenen Transformation aufnehmen, um die Mitarbeiter auf die digitalen Reise mitzunehmen.

Arbeit 4.0: Megatrends digitaler Arbeit der Zukunft - 25 Thesen im Überblick
http://wiki.cogneon.de/Arbeit_4.0:_Megatrends_digitaler_Arbeit_der_Zukunft_-_25_Thesen

Arbeit 4.0: Megatrends digitaler Arbeit der Zukunft - 25 Thesen im Detail
http://www.cio.de/g/deutsche-telekom-universitaet-st-gallen-arbeit-4-0-25-thesen,112006