Mitarbeiterbeteiligung: Ein gutes Konzept?
Mehr Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sollen sich an ihren Unternehmen beteiligen können. In diesem Ziel sind sich die Parteien einig, in der Ausgestaltung und den Modellansätzen werden jedoch wesentliche Unterschiede deutlich.
Mitarbeiterbeteiligung: Ein gutes Konzept?
München, 05.09.2007 (ifo) - Mehr Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sollen sich an ihren Unternehmen beteiligen können. In diesem Ziel sind sich die Parteien einig, in der Ausgestaltung und den Modellansätzen werden jedoch wesentliche Unterschiede deutlich. Einen Überblick über den Stand der Diskussion gibt der neueste ifo Schnelldienst.
- Karl-Josef Laumann, Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen, stellt das von der CDU/CSU entwickelte Konzept Betriebliche Bündnisse für Soziale Kapitalpartnerschaften vor. Wichtig sei es vor allem, auf betrieblicher Ebene Gestaltungsspielräume zu eröffnen, so dass individuelle Sozialpartnerschaften umgesetzt werden könnten. Nur so könnten Mitarbeiterkapitalbeteiligungen auf die konkreten betrieblichen und persönlichen Voraussetzungen des Unternehmens abgestimmt werden. Der Staat sollte dies durch günstige Rahmenbedingungen unterstützen, innerhalb derer Unternehmen und Beschäftigte individuelle betriebliche Kapitalpartnerschaften schließen können, die alle bekannten Beteiligungsformen wie Belegschaftsaktien, stille Beteiligung, Mitarbeiterdarlehen etc. beinhalten.
- Dagegen hält Olaf Scholz, Erster Parlamentarischer Geschäftsführer der SPD-Bundestagsfraktion, den von der SPD vorgeschlagenen Deutschlandfonds für das bessere Modell: Auf der einen Seite erwerben die Mitarbeiter Anteile am Deutschlandfonds. Der Fonds stellt auf der anderen Seite die Einlagen der Mitarbeiter den entsprechenden arbeitgebenden Unternehmen als Beteiligungskapital zur Verfügung. Dadurch werde, so Scholz, das doppelte Risiko für die Arbeitnehmer, bei Insolvenz des Arbeitgebers nicht nur den Arbeitsplatz, sondern zugleich auch die Kapitalanlage zu verlieren, erheblich reduziert.
- Wirtschaftswissenschaftler Oliver Stettes vom Institut der deutschen Wirtschaft in Köln plädiert für andere Methoden, um die Mitarbeiter am Unternehmenserfolg partizipieren zu lassen. Dies sollte in Form von Gewinnbeteiligungen geschehen. Hier seien allerdings eher die Tarifparteien gefordert, um Unternehmen und Belegschaften den hierfür erforderlichen Verteilungsspielraum zu eröffnen. Moderate tabellenwirksame Lohnzuwächse könnten ebenfalls die Verbreitung von Gewinnbeteiligungen begünstigen wie tarifvertragliche Öffnungsklauseln.
- Claus Schäfer, Wissenschaftler am Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut der Hans-Böckler-Stiftung, sieht vor allem zwei zentrale Probleme nicht gelöst, nämlich ein zusätzliches Einkommen für die Arbeitnehmer zu schaffen und Einkommens- und/oder Vermögensrisiken zu vermeiden: Um die Arbeitnehmer und ihre Vermögensbildung zu stärken, braucht es nicht problematische Arbeitnehmerkapitalbeteiligungspolitik, sondern andere Instrumente. Auch nach Ansicht von Alexander Gunkel von der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände lassen sich alle wesentlichen mit der Mitarbeiterkapitalbeteiligung in Verbindung gebrachten Vorteile und Ziele auf andere Weise einfacher und wirksamer erreichen.