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Arbeitsleben & HR-NewsMotivation

Nur 16 Prozent der Arbeitnehmer engagiert am Arbeitsplatz

Laut einer aktuellen Gallup-Studie beläuft sich der gesamtwirtschaftliche Schaden dadurch auf 436,4 bis 442,9 Milliarden Mark im Jahr.

Ein verschwommener Arbeitsplatz.

Wiesbaden/Berlin (mn/gw) 84 Prozent der Arbeitnehmer in Deutschland verspüren keine echte Verpflichtung ihrer Arbeit gegenüber, wobei 15 Prozent von ihnen »aktiv unengagiert« sind. Dies ist das Ergebnis einer Studie der Gallup Organization in Wiesbaden. Der gesamtwirtschaftliche Schaden durch die Gruppe der »unengagierten« und »aktiv unengagierten« Mitarbeiter - aufgrund schwacher Mitarbeiterbindung, hoher Fehlzeiten und niedriger Produktivität - summiert sich jährlich auf einen Betrag zwischen 436,4 und 442,9 Milliarden Mark. Diese Größenordnung entspricht fast dem gesamten Bundeshaushalt 2001.

Der wichtigste Grund für das fehlende Engagement derart vieler Mitarbeiter ist schlechtes Management. Arbeitnehmer sagen aus, dass sie nicht wissen, was von ihnen erwartet wird, dass ihre Vorgesetzten sich nicht für sie als Menschen interessieren, dass sie eine Position ausfüllen, die ihnen nicht liegt, und dass ihre Meinungen und Ansichten kaum Gewicht haben.

Noch schlimmer ist, dass Mitarbeiter wahrscheinlich immer unengagierter werden, je länger sie bei ihren Unternehmen bleiben. So verliert das menschliche Kapital - welches eigentlich durch Weiterbildung und Entwicklung wachsen sollte - zu oft an Wert, da Manager und Unternehmen es versäumen, aus dieser Investition Kapital zu schlagen.
In Deutschland fehlen »aktiv unengagierte« Mitarbeiter aufgrund von Krankheit neun Tage pro Jahr, verglichen mit fünf Tagen bei engagierten Mitarbeitern.

Bei »aktiv unengagierten« Mitarbeitern ist zudem die Wahrscheinlichkeit, dass sie ihr Unternehmen binnen eines Jahres verlassen, sehr viel höher als bei ihren engagierteren Kollegen. So stimmten der Aussage »Ich beabsichtige, heute in einem Jahr noch bei meiner derzeitigen Firma zu sein” nur 41 Prozent der »aktiv unengagierten« Mitarbeiter absolut zu, gegenüber 90 Prozent der engagierten. Dies bedeutet höhere Mitarbeiterfluktuation, die Unternehmen teuer bezahlen. Einem Unternehmen mit rund 10.000 Mitarbeitern würden bei dieser Fluktuationsrate zwischen drei und neun Millionen Mark pro Jahr an zusätzlichen Kosten entstehen.

Weiterhin sind nur 22 Prozent der »aktiv unengagierten« Mitarbeiter gewillt, die Produkte oder Leistungen ihres Unternehmens an Bekannte weiterzuempfehlen, verglichen mit 73 Prozent der engagierten Mitarbeiter. Ähnlich verhält es sich bei der Frage nach der Weiterempfehlung des eigenen Arbeitsplatzes an Freunde und Bekannte (»aktiv unengagierte« Mitarbeiter mit 5 % gegenüber engagierten Mitarbeitern mit 70 %). Darüber hinaus sind die »aktiv unengagierten« Mitarbeiter gestresster als engagierte Mitarbeiter (39 zu 17 %), sie planen, ihren Karriereweg weniger mit ihrem derzeitigen Arbeitgeber zu gehen (16 zu 71 %) und haben weniger Spaß bei der Arbeit (11 zu 78 %).

Übersicht
 

Angabe: Mittelwerte Engagierte Mitarbeiter Unengagierte Mitarbeiter Aktiv unengagierte Mitarbeiter
Fehltage aufgrund von Krankheit oder Unwohlsein 5,42 6,03 8,88
%-Anteil »Stimme absolut zu«      
Vorhaben, in einem Jahr noch beim derzeitigen Arbeitgeber zu arbeiten 90 % 66 % 41 %
Weiterempfehlung der Produkte bzw. der Dienstleistungen des Arbeitgebers an Bekannte oder Freunde 73 % 37 % 22 %
Weiterempfehlung des eigenen Arbeitsplatzes an Bekannte oder Freunde 70 % 22 % 5 %
Schlechtes Verhalten gegenüber Mitmenschen aufgrund von Arbeitsstress 17 % 26 % 39 %
Karriereabsichten beim derzeitigen Arbeitgeber 71 % 38 % 16 %
Spaß bei der Arbeit 78 % 34 % 11 %

 
Der Grad des Engagements in Deutschland liegt niedriger als in den USA. Dort sind 30 Prozent der Arbeitnehmer engagiert - 14 Prozentpunkte mehr als hierzulande. Dieser Unterschied bedeutet für die USA einen starken Wettbewerbsvorteil gegenüber Deutschland.

Nach den Berechnungen der Gallup GmbH würde der wirtschaftliche Gewinn, wenn ein Unternehmen hierzulande mit beispielsweise 20.000 Mitarbeitern die Gruppe der »aktiv unengagierten« Mitarbeiter von 15 auf 10 Prozent verringern könnte, rund DM 11,2 Millionen pro Jahr betragen.
 

Untersuchungskriterien
Die Untersuchung basiert auf einer von der Gallup GmbH unter der deutschsprachigen Bevölkerung ab 18 Jahren im Juli und August 2001 durchgeführten Mitarbeiterzufriedenheitsstudie. Befragt wurden 2.009 Arbeitnehmer. Zur Anwendung kamen Telefoninterviews (CATI). Die im Rahmen dieser Untersuchung verwendeten 12 Fragen stehen in signifikantem Zusammenhang mit Ergebnis- und Leistungsmesswerten für die Mitarbeiter in deutschen Unternehmen.

In den vergangenen drei Jahren hat Gallup im Rahmen seiner Mitarbeiterengagement-Beratungstätigkeit weltweit mehr als 1,4 Millionen Arbeitnehmer in über 100.000 Abteilungen oder Arbeitseinheiten befragt.

Gallup hat diese Daten zur Bestimmung von drei Kategorien genutzt:

In fast jedem Unternehmen, für das Gallup Beratungsarbeit geleistet hat, ist das Verhältnis von engagierten zu »aktiv unengagierten« Mitarbeitern ähnlich: beinahe 1:1, mit ca. 20% in jeder dieser Kategorien. Gallup konnte zudem herausfinden, dass gutes, mitarbeiterfokussiertes Management der Schlüssel zum Anheben des Engagementlevels darstellt.


Beispielkalkulation der Kosten durch die Gruppe »aktiv unengagierte Mitarbeiter«
Gallup hat seine Schätzung von DM 145.4 Milliarden als die jährlichen Kosten, die durch »aktiv unengagierte« Mitarbeiter verursacht werden, anhand eines 3-Schritte-Prozesses ermittelt. Zuerst ermittelten wir anhand der Q12-Befragungsergebnisse die Zahl der »aktiv unengagierten« Arbeitnehmer in Deutschland.

Als nächstes wurden auf breiter Basis genutzte veröffentlichte statistische Richtlinien (Standard Utility Analysis Methode) auf das deutsche Durchschnittsgehalt von DM 49.680 angewendet. Dies ergab DM 3.607 an Verlusten pro Arbeitskraft, was - multipliziert mit 40,3 Millionen deutschen Arbeitnehmern im Alter von 18 Jahren und darüber - die geschätzten DM 145.4 Milliarden ergab.

Die DM 145.4 Milliarden-Schätzung basierte noch auf einem anderen wirtschaftlichen Maß - dem Bruttosozialprodukt des Jahres 2000. Diese Zahl wurde durch die Anzahl der deutschen Arbeitnehmer geteilt, was für das letzte Jahr DM 97.875 an Waren oder Dienstleistungen pro Arbeiter ergab. In einer anderen Betrachtung und wiederum unter Anwendung der Standard Utility Analysis Methode haben Gallup-Statistiker herausgefunden, dass eine 3,6-prozentige Anhebung der Produktivität pro Mitarbeiter die gleiche Wirkung hätte, wie die völlige Reduzierung der »aktiv unengagierten« Gruppe. Diese 3,6-prozentige Anhebung gegenüber der tatsächlichen Produktivität von DM 97.875 pro Mitarbeiter ergibt DM 3.552  pro Mitarbeiter und DM 143.3 Milliarden insgesamt.