Ich möchte der Meinung, man braucht das Wissen aus dem Studium im Grund kaum noch ebenfalls etwas widersprechen.
Mir war relativ schnell klar, dass ich ins Controlling möchte und habe meine Studium ganz strickt darauf ausgelegt. War damals noch zu Diplom-Zeiten, wo man sich mit Haupt- und Nebenfächern wirklich sehr stark spezialisieren konnte, wenn man das wollte.
Ich bin dann in einen Job eingestiegen, der relativ stark konzeptionell geprägt war. Mein Arbeitgeber hatte viele kleine Firmen aufgekauft und unter sein Konzerndach gesteckt, das Controlling war überall anders oder garnicht vorhanden und eine meiner Aufgaben war es, ein einheitliches Controlling in Deutschland aufzubauen. Dafür war erhebliches Theoriewissen notwendig und ich habe die ersten Jahre jedes Jahr mehrere Fachbücher gelesen und Fortbildungen gemacht, nicht weil mir langweilig war, sondern weil es trotz meines sehr sehr umfangreichen Backgrounds aus der Uni nötig war. Man darf eins nicht vergessen, an der Uni ist vieles sehr modellhaft und vereinfacht, Dinge auf die PRaxis zu übertragen bzw. von Grund auf neu aufzubauen ist erheblich komplexer und man muss das ganze auch wirklich durchdrungen haben, um diese Komplexität sinnvoll erfassen zu können.
Das mag nicht in allen Jobs so sein, aber ich möchte trotzdem eine Lanze für einen guten theoretischen Background brechen. So einfach bekommt man diesen nie wieder wie im Studium. Natürlich kann man sich später in neue Inhalte einarbeiten, aber ungleich schwerer. Und eine breite Wissensbasis hilft einen einfach bei der Beurteilung von Zusammenhängen und der Einarbeitung in neue Themen weiter.
Wenn es wirklich nur darum ginge, etwas Methodenwissen zu lernen und alles andere erfolgt dann "on the job", wofür studiert man dann? Da wäre ein Jahreskurs der sich ausschließlich darauf konzentriert erheblich effektiver und die Unternehmen hätten das natürlich auch schon spitz gekriegt. Ist aber nicht so. Unternehmen wollen gerade durch Absolventen auch neues Wissen in die Firma einbringen, dass es bisher dort noch nicht gab. Wenn ich mein Wissen also garnicht nutzen kann und merke, ich mache nur Dinge, die es sowieso schon im Unternehmen gibt und ich kann nichts Neues etablieren, dann würde ich mir Gedanken machen, was für einen Job ich da habe.
Speziell noch zu diesem Thema:
Controlling und Buchhaltung funktioniert völlig anderes, da mit Software
Ja, natürlich, genauso wie sehr vieles in Unternehmen mit Software und nicht mit einem Blatt Papier funktioniert. Gerade als Controller sollte man aber der sein, der die Inhalte dieser Softwäre konzipiert, denn es sind die Anforderungen des Controllers denen sie gerecht werden muss und er ist dafür verantwortlich, was sie ihm liefert. Und diese Inhalte, Rechenmethodiken, etc. sind es auch, die in der Praxis erheblich komplexer sind als noch an der Uni gelernt. Um das zu 100% zu durchdringen, neu zu entwickeln, zu verstehen, welche Informationen das Unternehmen warum und in welcher Form benötigt, dazu ist durchaus umfangreiches theoretisches Wissen notwendig. Wenn der Controller nur auf's Knöpfchen drückt und dann die Zahlen die der Report ausspuckt noch ein bisschen bunt macht, dann kann man auch einen Azubi hinsetzen.
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