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Probleme als Steuerassistent

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WiWi Gast

Probleme als Steuerassistent

Moin Wiwis,

ich bin gerade frisch gebackener Wirtschaftsrechter (Bachelornote 2,6) und Steuerassistent in einer mittelständischen Kanzlei.
Ich komme an sich auch ganz gut zurecht. Buchhaltung, ESt bekomme ich ohne Probleme hin.

Nun kamen meine ersten Jahresabschlüsse und ich fühle mich unfassbar verloren. Ich weiß einfach nicht wie ich so richtig anfangen oder was ich machen muss. Mir ist klar, dass ich die diversen Abschreibungen machen muss, Rückstellungen bilde/ auflöse und den Gewinn auf die Gesellschafter verteile. Immer wieder kommt es aber vor, das Sachen gemacht werden wie Kostenersatz an die GmbH oder ähnliches, was ich so ohne weiteres nicht gewusst ätte und einfach nur darauf gekommen bin, weil das im Vorjahr so gemacht worden ist. Hätte ich jetzt einen Jahresabschluss OHNE Vorjahr, sprich den ersten JA, dann stünde ich in einem Wald vor lauter Bäumen. Die Erklärung meines "Mentors" Guck dir das Vorjahr an hilft mir dann auch nicht mehr weiter.

Woher weiß ich das, wie lange habt ihr gebraucht bis ihr sowas konntet ? Ist bei euch jeder JA direkt richtig oder kommen immer 20000 Rückfragen vom Chef ?
Ich fühle mich einfach ein wenig allein gelassen.

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WiWi Gast

Probleme als Steuerassistent

Für den Anfang hilft, zunächst nur einfache und übersichtliche Werke zu bearbeiten.

Ich bin dabei immer so vorgegangen, daß ich mir nach allgemeiner Durchsicht der Buchhaltung auf Buchungsfehler den Kontennachweis zur Bilanz sowie Gewinn- und Verlustrechnung ausgedruckt habe und diesen der Reihe nach abgearbeitet habe:

Aktivseite: Anlagevermögen, Inventur, halbfertige Arbeiten, Geldkonten, Kasse und aktive Rechnungsabgrenzung
Passivseite: Eigenkapital, Rückstellungen, Bankkredite, sonstige Verbindlichkeiten
G+V: Erlöskonten, Kostenkonten, Umsatzsteuerverprobung

Sowie zum Schluß die Ertragsteuerbelastung berechnen und entsprechende Rückstellungen verbuchen und ggf. noch Buchungen zur Gewinnverwendung.

Jedes fertig bearbeitete Konto habe ich auf dem Kontennachweis markiert, um zu wissen, was schon erledigt ist.

Mit der Zeit und Routine hast Du auch so einen Überblick und benötigst den Kontennachweis nicht mehr. Hilfreich ist ferner Konten zu überprüfen, die wertmäßig stark vom Vorjahr (bzw. Vorjahren) abweichen.

Bei einer Einnahmen- Überschußrechnung dasselbe mit dem Kontennachweis dort.

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WiWi Gast

Probleme als Steuerassistent

Super danke.
Wie lange oder wie viele Abschlüsse hat es gedauert, bis du dich wirklich sicher gefühlt hast ?

Wie machen das andere. Hilfreich wäre zu erfahren wie andere dabei vorgehen.

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WiWi Gast

Probleme als Steuerassistent

WiWi Gast schrieb am 29.10.2020:

Super danke.
Wie lange oder wie viele Abschlüsse hat es gedauert, bis du dich wirklich sicher gefühlt hast ?

Ungefähr zwei Jahre. Es ist zudem gut einen erfahrenen Kollegen / -in in der Nähe oder als Mentor zu haben.

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WiWi Gast

Probleme als Steuerassistent

WiWi Gast schrieb am 29.10.2020:

Super danke.
Wie lange oder wie viele Abschlüsse hat es gedauert, bis du dich wirklich sicher gefühlt hast ?

Ungefähr zwei Jahre. Es ist zudem gut einen erfahrenen Kollegen / -in in der Nähe oder als Mentor zu haben.

Danke.

Wie machen das andere von euch?
Vielleicht haben andere Berufsanfänger ja auch solche Probleme und würden sich äußern :)

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WiWi Gast

Probleme als Steuerassistent

Hilfreich ist ferner, ein fertiges Werk eine Woche ruhen zu lassen um danach mit einer anderen Perspektive aus der zeitlichen Distanz auf die letzten übersehenen Ungereimtheiten und Fehler zu stoßen.

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WiWi Gast

Probleme als Steuerassistent

Noch ein letzter Tipp:

Wenn Du den Karriereweg in der Branche weitergehen willst und den Steuerberater anstrebst, mach Dir frühzeitig Gedanken darüber, wie Du zu Mandanten findest, die Dir eine tragfähige Existenz ermöglichen.

Das ist heute in der überfüllten Branche ohne Preisgrenzen nach unten (Abrechnung zu Mindestgebühren und darunter) gar nicht mehr so einfach.

Ich für meinen Teil habe mich deshalb von der Branche verabschiedet, weil ich nicht eingesehen habe für den Streß zu unterdurchschnittlicher Entlohnung mir noch irgendwann Arbeit kaufen zu müssen in Form von Kanzlei( -anteilen) und Mandantenpaketen, so wie ich es bei früheren Chefs erlebt habe.

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WiWi Gast

Probleme als Steuerassistent

WiWi Gast schrieb am 29.10.2020:

WiWi Gast schrieb am 29.10.2020:

Super danke.
Wie lange oder wie viele Abschlüsse hat es gedauert, bis du dich wirklich sicher gefühlt hast ?

Ungefähr zwei Jahre. Es ist zudem gut einen erfahrenen Kollegen / -in in der Nähe oder als Mentor zu haben.

Danke.

Wie machen das andere von euch?
Vielleicht haben andere Berufsanfänger ja auch solche Probleme und würden sich äußern :)

Exakt genauso wie der Kollege. Und wie dein Mentor sagt anhand Vorjahr. Ein Erstjahr wirst du ohnehin erstmal nicht machen. Dazu kommt dass du einfach mal so ohnehin nie die üblichen Standardsachen machen kannst. Für Unternehmensindividuelle Sachen wie deinen Kostenersatz musst du das Unternehmen kennen, das kommt erst mit der Zeit wenn man das Unternehmen das zweite oder dritte Jahr betreut

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WiWi Gast

Probleme als Steuerassistent

Wenn Du Routine gewonnen hast:

Ich habe mir einen Teil der Arbeitspapiere bei der Jahresabschlußerstellung dadurch erspart, indem ich beispielsweise in den Buchungstext zu einer Rückstellung geschrieben habe, wie ich diese ermittelt habe.

Die wenigen Arbeitspapiere, die auf diese Weise noch anfallen (beispielsweise Belegnachweis Geldkonten, Kasse und Kredite) nach der Bearbeitung einscannen - so gibt es schließlich nur noch digitale Unterlagen.

Bei einer digitalen Buchhaltung sind diese Belege bereits im digitalen Belegwesen und brauchen nur nochmals zu der digitalen Arbeitspapieren kopiert werden.

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WiWi Gast

Probleme als Steuerassistent

Ich bin zwar keine Steuerassistentin, aber als Prüfungsassistentin kenne ich den Spruch "Schau wie's im Vorjahr gemacht wurde" nur zu gut :-D

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WiWi Gast

Probleme als Steuerassistent

WiWi Gast schrieb am 30.10.2020:

Noch ein letzter Tipp:

Wenn Du den Karriereweg in der Branche weitergehen willst und den Steuerberater anstrebst, mach Dir frühzeitig Gedanken darüber, wie Du zu Mandanten findest, die Dir eine tragfähige Existenz ermöglichen.

Das ist heute in der überfüllten Branche ohne Preisgrenzen nach unten (Abrechnung zu Mindestgebühren und darunter) gar nicht mehr so einfach.

Ich für meinen Teil habe mich deshalb von der Branche verabschiedet, weil ich nicht eingesehen habe für den Streß zu unterdurchschnittlicher Entlohnung mir noch irgendwann Arbeit kaufen zu müssen in Form von Kanzlei( -anteilen) und Mandantenpaketen, so wie ich es bei früheren Chefs erlebt habe.

So überfüllt ist die Branche nicht, im Gegenteil: es gibt kaum Berufe, die größere Nachwuchsprobleme haben als die steuerberatenden Berufsgruppen.

Meiner Ansicht nach ist das Problem viel mehr, dass sich jeder unter Wert verkauft. Die big4-Partner nehmen sich mit ihren Preiskämpfen die Mandanten gegenseitig weg und den Druck haben die Angestellten, die alles schnell schnell schnell machen müssen, weil es sonst nicht mehr abrechenbar ist. Gleichzeitig resultiert daraus auch dieses Anspruchsdenken seitens der Mandanten, eine hochanspruchsvolle Steuerberatungsleistung überall zum Spottpreis fordern zu können.

Hätten wir ein Bewusstsein dafür, dass man für eine gute Leistung einen angemessenen Preis zu zahlen hat, bestünde das Problem nicht. Aber die Deutschen müssen ja immer das Gefühl haben, den gegenüber zu bescheißen.

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WiWi Gast

Probleme als Steuerassistent

Danke für die vielen Kommentare.

Mich würde noch interessieren, wie vielleicht ihr euren Azubis, Assistenten das Thema JAE näher bringt oder denen genau das vorgehen erklärt.

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WiWi Gast

Probleme als Steuerassistent

Hatte das mit dem Jahresabschlüssen eigentlich nach 6 Monaten ganz gut im Griff.
Bin allerdings auch kein WirtschaftsRECHTler.

Als Jurist wird es wahrscheinlich reichen das HGB und des EStG bis §11 durchzulesen. Da steht eigentlich alles.

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WiWi Gast

Probleme als Steuerassistent

WiWi Gast schrieb am 31.10.2020:

Meiner Ansicht nach ist das Problem viel mehr, dass sich jeder unter Wert verkauft. Die big4-Partner nehmen sich mit ihren Preiskämpfen die Mandanten gegenseitig weg und den Druck haben die Angestellten, die alles schnell schnell schnell machen müssen, weil es sonst nicht mehr abrechenbar ist. Gleichzeitig resultiert daraus auch dieses Anspruchsdenken seitens der Mandanten, eine hochanspruchsvolle Steuerberatungsleistung überall zum Spottpreis fordern zu können.

Hätten wir ein Bewusstsein dafür, dass man für eine gute Leistung einen angemessenen Preis zu zahlen hat, bestünde das Problem nicht. Aber die Deutschen müssen ja immer das Gefühl haben, den gegenüber zu bescheißen.

Grund dafür ist nicht zufällig der, daß die Branche überbesetzt ist und sich gegenseitig die Mandanten abjagt?

Warum nur wechselten vor drei bis vier Dekaden noch viele Finanzbeamte die Seite und wurden Steuerberater, heute jedoch nicht mehr?

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WiWi Gast

Probleme als Steuerassistent

WiWi Gast schrieb am 31.10.2020:

Warum nur wechselten vor drei bis vier Dekaden noch viele Finanzbeamte die Seite und wurden Steuerberater, heute jedoch nicht mehr?

In erster Linie ist es den meisten Finanzbeamten zu viel Verantwortung. Es ist ein Mentalitätsproblem.

Weiter Faktoren sind:

Vor einigen Jahrzehnten gab es wesentlich weniger Technik, die beherrscht werden muß. Der Finanzbeamte kommt mit seiner eigenen Technik sehr schnell an seine Grenzen. Schaut euch doch mal die E-Bilanz 2019 einer GmbH und Co KG an. Das ist schon ein Overkill.

Durch die regelmäßigen Gehaltserhöhungen stellen sich die Finanzbeamten (wie der gesamte öD) auch nicht mehr so schlecht. Die Vergütung ist akzeptabel und vor allem sicher.

Das Steuerberatergeschäft ist auch nicht mehr so die Einbahnstraße. Personal/Nachwuchs wird zunehmend ein Problem.

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