Lounge Gast schrieb:
Lounge Gast schrieb:
Generell muss man sich merken, dass Ehrlichkeit beim
Bewerben
leider fehl am Platz ist. Das ganze Recruiting ist schon
ziemlich verlogen.
Das würde ich so krass nun auch nicht sehen.
Meine Erfahrung zeigt schon, dass es so ist. Hier nur ein paar Beispiele:
Das Recruiting sucht "interessante Persönlichkeiten" "individuelle Lebensläufe" "eine bunte Mischung an Persönlichkeiten". Hab in einem Interview gesehen, dass ein DAX-Vorstand einen interessanten Charakter mit Lücken im Lebenslauf einem aalglatten Lebenslauf vorziehen würde.
Das ich nicht lache. In der Realität sieht es so aus, dass sich die Leute, die eingeladen werden wie ein Ei dem anderen gleichen. Alle BWL an einer guten Uni, alle ein Semester entweder in den USA oder England gewesen, alle heißen Maximilian von, Jonas oder Leon oder Elisabeth. Der Begriff Target Uni sagt schon viel aus.
Man führt ein VG, das zur Absage führt. Auf Nachfrage, warum und was man beim nächsten mal besser machen könnte, heißt es nur: sie haben eigentlich alles richtig gemacht, aber leider war einer besser. Kaum ist 4 Wochen später eine ähnliche Stelle ausgeschrieben auf die man sich bei der selben Personalerin bewirbt, gibts nach nicht mal einer Woche direkt die Absage. Das ist doch verlogen, beim ersten Telefonat nicht objektiv kurz ein bis zwei Verbesserungsvorschläge zu nennen.
Recruiter fordern eine perfekte Bewerbung. Sobald auch nur an irgendeiner Stelle ein Leezeichen doppelt ist, gibts ne Absage. Wenn man sich die Karriereseite mancher GROßKONZERNE ansieht, findet man beim ersten durchlesen bereits gravierende Tippfehler, von den konkreten Stellenausschreibungen ganz zu schweigen. Man muss sich nur den Threat über die Skandale beim Bewerbungsverfahren durchgucken. Wenn davon nur 10 % halbwegs stimmt ist das schon genug.
Was das VG angeht, heißt es, "seien sie natürlich". Wenn das stimmen würde, gäbe es nicht ein Buch zum richtigen Verhalten bei Vorstellungsgesprächen, denn wenn man etwas nicht lernen muss, dann natürlich sein. In der Realität muss man sich fast schon wie eine Prostituierte möglichst perfide anbiedern. Wenn man eine Kennzahl des Konzerns nicht weiß, werden demonstrativ die Augen gerollt. Aber selber wird sich mit dem CV des Bewerbers teilweise kaum auseinandergesetzt.
Wenn man eine schlechte Note hat, gibt es nur einen Weg: Zusehen, welches Lügenkonstrukt man sinnvollerweise bringt, falls gefragt wird. Jetzt mal ehrlich, kein Personaler "schluckt" es, wenn man sagt, man hätte in den ersten drei Semestern Party gemacht. Man muss einfach lügen.
Wenn 90 % der Leute in Ihrem CV wahrheitsgemäß ihre Englisch- und PC Kenntnisse auflisten, müsste dort stehen:
Englisch: solide Grundkenntnisse
Excel: Grundkenntnisse
tatsächlich steht dort:
Englisch: sehr gut in Wort und Schrift
Excel: sehr gute Kenntnisse
also ein Excel Profi, der locker im englischen Parlament ne Rede auf englisch halten kann.
Warum ist das so? Weil mit der Wahrheit gleich ne Absage kommen würde.
Ein Absolvent, der nach der Uni arbeitslos ist, ist laut CV einfach mal spontan 6 Monate im Ausland gewesen. Warum ist er dort gewesen? Weil die Personaler in wirklichkeit aalglatte Lebensläufe haben wollen.
Das könnte ich noch ins Unendliche ausführen. Das ist kein Meckern meinerseits. Aber man muss sich darüber im Klaren sein, dass man eben häufig schlechtere! Karten hat, wenn man "individuell" ist und nicht nach Schema f auftritt und vor allem die Wahrheit sagt.
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