Sehr gute Beschreibung. Kann ich aus meiner Erfahrung nur unterstreichen.
Die Tätigkeit im Tax-Bereich ist schon aus sich heraus stärker spezialisiert und natürlich viel stärker "verrechtlicht" als z.B. der Audit-Bereich, so dass man am Anfang ohne ensptrechende theoretische und praktische Vorkenntnisse die Leute nicht so wirklich gut einsetzen kann. Dies nicht, weil es Hexerei oder höhere Mathematik ist, sondern weil es schlicht "eine eigene Welt" ist, deren Strukturen man erst mal halbwegs verstehen muss, um selbst grundlegende Einschätzungen abgeben zu können.
Natürlich kann jeder Anfänger Bescheide prüfen (=Zahlenreihen abgleichen), aber wenn man ohne jegliche Vorkenntisse z.B. eine Frage zur AO bearbeiten soll, dann klappt das einfach nicht.
Daher achten viele Partner/SM bei Bewerbungsgesprächen (so erzählen es jedenfalls einige immer wieder) recht genau auf diese speziellen Erfahrungen, da dann die Einarbeitungszeit einfach deutlich kürzer ist.
Zusätzlich nimmt die Änderungsgeschwindigkeit im Steuerrecht, insbesondere aufgrund der internationalen und europarechtlichen Einflüsse, immer weiter zu. Daher gibt es häufiger zu den neuen Fragestellungen noch kein Schrifttum und man muss selbst die Gesetze/Verordnungen auslegen ... auch das ist in keinster Weise "rocket science", aber ohne entsprechende Vorbildung schon echt schwierig.
Lounge Gast schrieb:
"die Anforderungen sind speziell"
Damit wollte ich sagen, dass in dem Bereich entweder Leute
gesucht werden, die sich bereits brauchbare (!) Kenntnisse im
Steuerbereich angeeignet haben (-> Dipl.-Finw.) oder
Erfahrung im Umgang mit sich ständig ändernden Gesetzen
(-> Juristen). Das ist einfach ein Vorteil, weil die
Einarbeitungszeit deutlich geringer ist und Zeit zur
Einarbeitung bekommt man nicht viel (auch wenn in den
Bewerbungsgesprächen oft etwas anderes behauptet wird). Die
Erfahrungen können auch durch Schwerpunktsetzung im
BWL-Studium und/oder Praktika gesammelt worden sein. Aber
seinen wir mal ehrlich: wie viel lernt man in 2 x 3 Monaten
Praktikum im Vergleich zu mehreren Semestern Fachhochschule
der Finanzverwaltung + Berufserfahrung im Finanzamt. Mal
abgesehen davon, wurde ja nicht die Behauptung aufgestellt,
dass keine BWLer eingestellt werden. Nur wird halt versucht,
die freien Stellen mehr oder weniger gleichmäßig mit BWLer,
Diplom-Finanzwirten und Juristen zu besetzen. Dadurch sind
die Stellen im Bereich Tax nicht zu 100% für BWLer verfügbar.
Dadurch kann es sein, dass zwar gesucht aber anderweitig
besetzt wird. Zu berücksichtigen ist auch die
"Alterspyramide". Es werden nicht nur
Assistentenstellen besetzt (Berufseinsteiger) sondern ab und
zu auch mal eine Stelle für Senior etc. für die dann jemand
mit 2-3 Jahren Berufserfahrung gesucht wird. Also
zusammengefasst: Gesucht wird, aber nicht nur nach BWLern und
nicht nur nach Berufseinsteigern. Von den ausgeschriebenen
Stellen ist halt nur ein Teil verfügbar. Davon sollte man
sich aber auch nicht entmutigen lassen, sondern ruhig
nachfragen, ob eine Bewerbung zu einem späteren Zeitpunkt
noch einmal Sinn macht oder sich auch anderswo bewerben.
antworten