Nach 5 Jahen Erfahrung in der Finanzbuchhalting/Controlling eines Finanzdienstleisters finde ich den Beruf des Wirtschaftsprüfers ganz interessant. In diesen Jahren war ich auf der anderen Seite d.h. ich war für die Jahresabschlüsse zuständig und musste meine Zahlen vor den Prüfern rechtfertigen.

Macht es Sinn sich mit 32 Jahren bei den BiG4 zu bewerben bzw. auf welche Stellenprofile? Ich bin BWL Dipl. Kaufmann (Uni), Fachwissen vor allem im Bereich der HGB und IFRS-Abschlüssen für Leasinggesellschaften, Konzernrechnungslegung.

Naja, ich sehe das Problem bei dir vor allem darin, dass du dann mit Kollegen zusammenarbeiten musst, die fast 10 Jahre jünger sind als du. Würde das passen? Es gibt ja Leute, denen das nichts ausmachen würde und es gibt Leute, die das mit über 30 vielleicht nicht mehr wollen. Die Arbeit selber ist bei den Big4 in den ersten Jahren auch nicht gerade besonders anspruchsvoll. Die werden dich im ersten Jahr wahrscheinlich nur irgendwelche Listen abhaken lassen. Ich weiß ja nicht, wie weit du beruflich in deiner alten Firma schon gekommen bist. Evtl. wirst du dich aber furchtbar langweilen. Das Konzept der Big4 spricht meiner Meinung nach eher junge Berufseinsteiger an und weniger Leute, die bereits Berufserfahrung haben.

Warum überhaupt Big4? Wenn du Wirtschaftsprüfer werden willst, dann kannst du auch bei einer mittelständischen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft einsteigen. Dort arbeitest du in kleineren Teams evtl. auch nur in einem 2er-Team zusammen mit einem Wirtschaftsprüfer. Hier wird man individueller auf dich eingehen können und wenn deine Vorkenntnisse gut sind, wirst du dort viel schneller anspruchsvollere Aufgabe bekommen. Die Altersklassen werden dort auch gemischter sein. Da nicht so viele Leute WP-Assi werden wollen bzw. die Frischlinge am liebsten zur Big4 wollen, hast du dort auch gute Chancen genommen zu werden.

Senior Consulant wäre wohl die richtige Einstiegsebene und dann halt Audit FS (Leasing).

Du solltest dir aber klar sein, dass die Arbeitszeiten und Bezahlung wohl nicht mit deiner derzeitigen konkurieren können.

dein profil passt wahrscheinlich am besten auf auf manager grade. allerdings ist bei den meisten WPGs der Voll-WP voraussetzung dafür.

einfach mal stellenausschreibungen durchgehen und sehen was die haben wollen.

Nein!

also bei uns (pwc - tax) sind die Einsteiger nicht alle 22, im Schnitt eher so um die 28, die jüngste ist eine Bachelorette mit 26, der älteste ist 33. Also alterstechnisch ist das wohl kein Problem.

Einfach mal die Big 4 kontaktieren und ins Gespräch kommen. Ich kann mir gut vorstellen, dass es passt.

dann hast Du leider keine Ahnung, da haben die ersten bereits fast ihren StB in der Tasche! In Assurance stellen wir doch gerade den letzten "VS" ein. Da ist doch kaum einer älter als 24 J.

Lounge Gast schrieb:

also bei uns (pwc - tax) sind die Einsteiger nicht alle 22,
im Schnitt eher so um die 28, die jüngste ist eine
Bachelorette mit 26, der älteste ist 33. Also alterstechnisch
ist das wohl kein Problem.

Ich hätte die Einsteiger deutlich jünger geschätzt. Aber vielleicht machen die meisten doch gleich einen Master und dann sind sie beim Einstieg auch nicht mehr so jung.

Ohne Prüfungserfahrung im engeren Sinne kann man doch aber nicht als Senior oder gar Manager einsteigen, oder?

Je höher man Einsteigt desto weniger Prüfungserfahrung im eigtl Sinne benötigt man. Sondersachverhalte werden primär durch Bewertung und Erfahrung geprüft.

Einstiegsalter im Audit ist so 23-28 Jahre.

Lounge Gast schrieb:

[...]. Sondersachverhalte werden primär
durch Bewertung und Erfahrung geprüft.

[...]

Und wo soll die Erfahrung herkommen, wenn nicht durch das aktive Prüfen?
Meiner Meinung nach ist ein Quereinstieg aus der Industrie, zumindest nach den hier gefragten 4 bis 5 Jahren Berufserfahrung, in den Prüfungsbereich einer Big4 kaum sinnvoll.

Gründe:

• nach 4 bis 5 Jahren will man sicher nicht mehr als Prüfungsassistent eingestellt/eingesetzt werden, sondern eher als Prüfungsleiter/Senior
• ist man total ambitionslos und lässt sich als Assistent einstellen, dann wird man gehaltlich ganz erhebliche Abstriche machen müssen, sofern die Big4 einen Quereinsteiger unter diesen Voraussetzungen überhaupt auf dieser Ebene einstellen würden
• für einen Einsatz als Prüfungsleiter fehlt aber jegliche (aktive) Prüfungserfahrung --> wie will man denn dann ein Team anleiten und denen erklären was die zu tun haben, wenn man es nicht selbst mal gemacht hat?
• die passive Erfahrung als Geprüfter macht das m.E. nicht annährend wett; hier weiß man vielleicht wie die Jahresabschlüsse in genau einem Unternehmen erstellt werden, aber wie es in anderen Unternehmen läuft davon hat man dann keinen Plan.
• Als Controller in einem Unternehmen bringt man auch nicht wirklich viele Kundenkontakte (wonach ja jede Beratungsgesellschaft lechzt) mit, sondern, wenn überhaupt, dann genau nur zu einem Unternehmen.
• Wie bereits geschrieben: der Altersunterschied dürfte auch nicht unerheblich sein.

Mein Fazit: unter den durch den TE beschriebenen Rahmenbedingungen ist ein Wechsel zu den Big4 definitiv nicht empfehlenswert.

Es kommt darauf an was du willst:
Willst du wirklich WP werden oder dich beruflich in eine andere Branche verändern (Industrie etc)?
Bist du bereit als Assistent 2 einzusteigen für ca 50k all in (überstunden und Bonus)?
wenn du beides mit ja beantworten kannst, dann nix wie los, du wirst ein Angebot bekommen.

bei einem nein in einem der beiden fragen: lass es sein, sonst wirst du unglücklich sein!

Das sehe ich sehr ähnlich.

Der Fragesteller hat zwar mehrere Jahre Berufserfahrung. Aber er hat keine Erfahrung in der Prüfung. Gerade wenn man in einer Big4 mit ihren Hierarchiestufen arbeiten will und auf einer höheren Ebene einsteigen will, dann ist es doch wichtig, dass man andere Mitarbeiter anleiten kann bzw. wenigstens sollte man wissen, was die da eigentlich tun. Und für komplizierte inhaltliche Fragen stellt man sicherlich jemanden mit Berufsexamina ein und keinen "nackten Diplom-Kaufmann". Ich kann mir daher nicht vorstellen, dass die Big4 ihn auf einer höheren Ebene einstellen würden.

Bei einer kleineren Prüfungsgesellschaft arbeitet man gar nicht erst so hierarchisch. Im Optimalfall führt man alleine die gesamte Prüfung durch und ein Wirtschaftsprüfer überwacht einen, geht mit zum Mandanten und unterschreibt den Bericht. Hier ist man flexibler, einen Quereinsteiger individuell zu fördern. Da gibt es kein erstes Jahr ... zweites Jahr ..... usw.

Ich würde auch die Qualifikation des Fragesteller nicht überschätzen. Wenn ein Konzern einen Diplom-Kaufmann für solche Abschlüsse einstellt, dann suchen die doch vor allem einen kaufmännischen Mitarbeiter, der vor allem die Zahlen zusammenschubst. Eine fachliche Entwicklung ist bei solchen Stellen meist gar nicht vorgesehen. Man hat da ja nur Einblick in das eigene Unternehmen. Außerdem macht man keine Berufsexamina - was ja auch ein Hauptgrund ist, warum man so viel in der Beratung lernt. Ich glaube, der Fragesteller hat gemerkt, dass er ohne WP-Erfahrung nicht mehr weiterkommt. Und das ist ja jetzt auch der Grund, warum er zu den Big4 will.