"Wenn eine Hochschule forschungsstark ist, heißt das aber eben nicht, dass sie auch eine nennenswerte Kompetenz in den doch sehr speziellen Gebieten der Rechnungslegung und Besteuerung hat. Es gibt sogar eine ganz starke Tendenz, dass du diese Kompetenzen an den "Elite-Unis" gerade nicht findest. "
An den großen Forschungsunis in den USA aber auch in Deutschland beschäftigt man sich auch meist intensiv mit Fragen der Rechnungslegung. Aber kommt wohl darauf an was man unter Forschung versteht: Metaebene wie z.B. "Wo entstehen Anreize zur opportunistischen Bilanzpolitik?" oder eher Detailfragen à la "Der IFRS 15 zu Revenue Recognition"
Wenn du z.B. in einer empirischen Studie zeigen kannst, dass die IFRS-Einführung in der EU gar nicht zu der erhofften verbesserten Marktliquidität geführt hat, kommt man damit schon in gute Forschungszeitschriften ( A-Journals im Forschersprech - große Auflagen haben die aber nicht ;)).
Das "Problem" ist eher, dass viele Praktiker gar nicht die methodische Ausbildung durchlaufen haben um solche empirischen Beiträge auch rezipieren zu können. Daher entfremden sich Forschung und Accounting-Praktiker in letzter Zeit zunehmend, so ist mein Eindruck. WPg-Beiträge machen gute Forscher nebenbei zwar auch gelegentlich, aber eher um in Praxis und Lehre wahrgenommen zu werden.
Und zum
Lounge Gast schrieb:
Ganz so unbegründet ist dieses Vorurteil ja nun nicht. Die
deutschen "Elite-Unis" sind fast alle Massenunis
mit ganz schlechtem Verhältnis von eingesetzten Mitteln pro
Student. Das gilt aber wirklich nur für Deutschland. In den
USA sieht das natürlich ganz anders aus.
Wenn eine Hochschule forschungsstark ist, heißt das aber eben
nicht, dass sie auch eine nennenswerte Kompetenz in den doch
sehr speziellen Gebieten der Rechnungslegung und Besteuerung
hat. Es gibt sogar eine ganz starke Tendenz, dass du diese
Kompetenzen an den "Elite-Unis" gerade nicht findest.
Die Analyse von Rechnungslegungsvorschriften oder
Steuergesetzen ist nämlich nicht sexy genug, um für so etwas
Forschungsgelder anwerben zu können. Wenn du als Forscher
deine Paper in großer Zahl veröffentlicht haben willst, dann
mache einen großen Bogen um Beiträge, die am besten in
"Die Wirtschaftsprüfung" oder der
"GmbH-Rundschau" hineinpassen. So was wird in
Wissenschaftskreisen eher als "Praktikerkram"
belächelt. Da Steuergesetze meist nur nationale Bedeutung
haben, bist du damit auch schon strukturell im Nachteil, da
du mit so was nie international bekannt werden kannst.
Daher denke ich, dass die Big4 und die Ivys eher keine
Freunde mehr werden...
antworten