Hallo,

ich hab von meinem Manager eine Aufgabe bekommen, zu einem bestimmten Sachverhalt zu recherchieren. Das Ziel der Recherche hat sie mir klar vorgeben. Also, es soll genau die Lösung dabei rauskommen, die sie haben will. Nun ist das Ding, dass die Lösung die sie haben will, nicht möglich ist, bzw. an unangemessene Steuergestaltung/Steuerhinterziehung grenzt. Ich hab ihr das auch so kommuniziert und dabei erklärt, wie man den vorliegenden Fall behandeln muss und ihr gesagt, dass es genau an einem bestimmten Punkt nicht mehr klappt, mit dem was sie sich vorstellt.

Im Prinzip hat sie mir daraufhin gesagt, dass ich weiter suchen soll, bis ich in einem Paper/Kommentar etc. etwas finde, was man als Argumentationsgrundlage benutzen könnte, um den Sachverhalt so zugestalten wie es will. Nun sitz ich jedoch bereits den dritten Tag bei der Recherche und hab das Gefühl, dass das hier Zeitverschwendung ist und dass das einfach nicht möglich ist.

Wie würdet ihr vorgehen, wenn ihr einer ähnlichen Situation wärt?

Das kenne ich. So habe ich es mir (jung und naiv) auch mal mit einem Partner versaut: Er hatte dem Mandanten erzählt, es wäre ganz sicher X, was ich jetzt beweisen sollte. Tatsächlich war es aber Y. Und wer hat eins auf den Deckel bekommen? Der Überbringer der schlechten Nachricht. Ich habe nie wieder etwas für den Partner gemacht (worüber ich nicht unglücklich bin).

Mein berufserfahrenes Ich rät dir zwecks Konfliktvermeidung, das Ganze nicht als Suche nach der Wahrheit bzw. der richtigen Lösung zu sehen, sondern als Sammlung von Argumenten für jede Ansicht. Auch in einem Rechtsbehelfsverfahren lässt man die Gegenargumente unter den Tisch fallen, denn dafür ist die Gegenseite zuständig. Du bist kein Richter. Ein ausgewogenes Bild braucht der Mandant nur zur Gefährdungs- und Machbarkeitsbeurteilung. Entscheidet er sich dann für die grenzwertige Argumentation, dann ziehst du das auf sein Risiko hin durch.

Denk dran, dass dein Kopf rollen wird, wenn es später in die Hose geht.

Ein ausgewogenes Bild braucht der Mandant nur zur Gefährdungs- und Machbarkeitsbeurteilung. Entscheidet er sich dann für die grenzwertige Argumentation, dann ziehst du das auf sein Risiko hin durch.

Aus Kundensicht: da ich z.B. keine wirkliche Ahnung habe und eben diese Grenzfälle und Grauzonen vermeiden will, brauche ich auch den Überblick was geht/nicht geht. Daher ist es wertvolle Zuarbeit um Unwissenden Klarheit zu verschaffen.

Kenn ich nur zu gut. Ich habe mal einen Tag darauf verbracht eine Quelle zu finden in der 3 Jahre gehaltenes Geld als kurzfristig gilt.

Na ja, alles billable, somit kein Problem.

Solltest du moralische Bedenken bei einer solchen Recherchearbeit haben, ist die StB eventuell nichts für dich.

WiWi Gast schrieb am 18.03.2021:

Denk dran, dass dein Kopf rollen wird, wenn es später in die Hose geht.

Als erfahrener StB kann ich nur sagen: Sicher nicht.

Genau das ist mit Gefährdungs- und Machbarkeitsbeurteilung gemeint. D.h. a) wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass man vor Gericht mit der einen oder anderen Meinung durchkommt, und b) mit wieviel Widerstand von Seiten des Finanzamts ist zu rechnen?

WiWi Gast schrieb am 18.03.2021:

Ein ausgewogenes Bild braucht der Mandant nur zur Gefährdungs- und Machbarkeitsbeurteilung. Entscheidet er sich dann für die grenzwertige Argumentation, dann ziehst du das auf sein Risiko hin durch.

Aus Kundensicht: da ich z.B. keine wirkliche Ahnung habe und eben diese Grenzfälle und Grauzonen vermeiden will, brauche ich auch den Überblick was geht/nicht geht. Daher ist es wertvolle Zuarbeit um Unwissenden Klarheit zu verschaffen.

Wie kommst du zu dieser Aussage? Chefs, die nur eine für sie günstige Meinung akzeptieren, neigen auch zur Externalisierung sonstiger "Schuld".

WiWi Gast schrieb am 18.03.2021:

WiWi Gast schrieb am 18.03.2021:

Denk dran, dass dein Kopf rollen wird, wenn es später in die Hose geht.

Als erfahrener StB kann ich nur sagen: Sicher nicht.

WiWi Gast schrieb am 18.03.2021:

Mein berufserfahrenes Ich rät dir zwecks Konfliktvermeidung, das Ganze nicht als Suche nach der Wahrheit bzw. der richtigen Lösung zu sehen, sondern als Sammlung von Argumenten für jede Ansicht. Auch in einem Rechtsbehelfsverfahren lässt man die Gegenargumente unter den Tisch fallen, denn dafür ist die Gegenseite zuständig. Du bist kein Richter. Ein ausgewogenes Bild braucht der Mandant nur zur Gefährdungs- und Machbarkeitsbeurteilung. Entscheidet er sich dann für die grenzwertige Argumentation, dann ziehst du das auf sein Risiko hin durch.

Problem ist auch: Ich hab keine Meinung gefunden, die ihr recht geben würde. Es ist m. E. auch auf dem Niveau "Ich zieh Abschreibungen ab, bei einer Cash-flow berechnung, weil es "AB-"schreibungen sind."