Jetzt mal an die ganzen Freunde einer Vermögenssteuer hier:
Die Vermögenssteuer wird in ihrer Ausgestaltung so aufzubauen sein, dass sie als Sollsteuer wirkt, d.h. der Vermögens- und Kapitalbestand darf durch diese Steuer nicht aufgezehrt werden (zumindest nicht nominal), somit kann die Steuer nicht höher sein, als die Erträge, welche durch das Vermögen erzielt werden können. Maßgröße hierfür ist jedoch die Anlage in wenig-volatile und risikolose Anlageklassen - also Anleihen; in Deutschland rentieren diese bekanntlich negativ, in den USA sind wir derzeit in der Spitze bei etwa 1,6% --> im Mittel kann eine Vermögenssteuer also höchstens 1% betragen, ansonsten wäre sie verfassungswidrig, da alles andere einer Enteignung gleich wäre; so was hatten wir schonmal in Deutschland und wer sich das wünscht, der kann gerne in ein Land umziehen, wo eine solche Praxis gehandhabt wird.
Ein weiteres Problem sind die Kosten, welche die Erhebung einer solchen Steuern mit sich bringt, diese werden von links gerne klein gerechent, doch alle seriösen Quellen gehen von 0,25%-0,5% der Vermögenshöhe aus; also die Hälfte, jedoch mindestens ein Viertel geht für die Erhebung der Steuer drauf; sehr effizient.
Ein weiteres Problem, was oftmals verkannt wird ist, dass Vermögen von den entsprechenden Befürwörtern oftmals mit liquidem Vermögen gleich gesetzt wird (Vermögen = Bankkonto); dies ist in Deutschland mitnichten so, einiges steckt in Immobilien, welche über die Jahre immer wertvoller wurden, der Großteil jedoch, steckt in Betriebsvermögen, das sowohl gebunden, als auch für das funktionieren unserer Wirtschaft unablässig ist.
Ein kleines Rechenbeispiel um die Absurdität mancher Vermögenssteuerforderungen zu verdeutlichen - die Linke beispielsweise fordert 5% auf alle Oberhalb von 1 Mio. €.
Jetzt rechnen wir das mal durch, ein befreundeter Unternehmer hat ein Unternehmen in einer Margenschwachen Branche und hat er Marge kleiner 1,5%, bietet aber 150 Arbeitnehmern sichere und gute Arbeitsplätze, bei den etwa 15 Mio. € Umsatz, welche er macht, sind das also 200k€ EBT, nach Kapitalertragssteuern sind wir bei 150k€ Liquidität.
Nach dem Steuergesetz (wird beispielsweise bei der Wegzugsbesteuerung verwendet) wird zur Wertermittlung eines Betriebes das 15*fache des EBT als Bemessungsgrundlage genommen, er hätte also einen Betrieb mit dem Wert von 3 Mio. € - gehen wir davon aus, das die 1 Mio. eure ein Freibetrag und keine Freigrenze sind, er mit Immobilien und Privatvermögen diesen Freibetrag jedoch ausschöpft, dann muss er die 3 Mio. € mit 5% versteuern - hier kommen wir auf 150k€ und wenn er sich kein Gehalt auszahlt, dann ist er pleite.
Des Weiteren wird in Deutschland immer von einer hohen Ungleichverteilung der Vermögen gesprochen, dies ist prinzipiell richtig, wenn man sich den Vermögens-Gini anschaut, doch ein Blick auf den Einkommens-Gini zeigt, dass die Einkommen in Deutschland relativ gleich verteilt sind (nach der sekundären Umverteilung durch Steuern). Woraus könnte die hohe Vermögensungleichverteilung in Deutschland also resultieren; mir fallen hier zwei Optionen ein:
- Hohe Erbschaften (hier können wir von mir aus über eine höhere Besteuerung von Erbschaften renden)
- oder die finanzielle Unbildung des deutschen Michels in Verbindung mit einem Umlagefinanzierten Rentensystem.
Der Deutsche spart einfach grundsätzlich falsch, die reale Rendite auf einem Sparbuch war eben immer negativ, die Inflation immer höher, als die Zinsen, welche man auf sein Erspartes bekommen hat. Wer hier eben nicht in andere Anlageformen investiert hat, der wurde real eben immer ärmer. Der Deutsche muss also mehr in Assets investieren, welche eine höhere Rendite bringen, vorzugsweise natürlich breit diversifiziert in Aktien (der MSCI World hat nach 15 Jahren Haltedauer historisch immer eine Rendite erwirtschaftet) - und Ausreden, man könnte nicht sparen lasse ich nicht gelten, 25€ im Monat kann jeder erübrigen (wobei man hier bitte die Zuverdienstgrenzen bei Hartz4 austockt, wie es die FDP fordert, danke!). Wichtig für diesen Schritt ist natürlich auch die Verbesserung der finanziellen Bildung in Deutschland, so sollte kein Schüler mehr die Schule mit einem Grundwissen an finanzieller Bidung verlassen dürfen (sowohl private finanzielle Bildung, als auch allgemeine finanzielle Bildung), zudem muss natürlich die Chancengerechtigkeit erhöht werden (hier gibt es gute Vorschläge verschiedenster Parteien).
Zur hohen Ungleichverteilung weiter beitragen wird natürlich auch der historische Fehler der Einführung des Umlagefinanzierten Systems, ein System, welches bald nur noch 43% Rentenniveau bei gleichzeitig 100-prozentiger Besteuerung (ESt) bietet und dennoch vom Staat mit einer dreistelligen Milliardensumme gepumpt werden muss. Hier brauch es dringend eine teilweise Umstellung auf ein Ansparsystem (siehe Aktienrente), der Umstieg wird zwar schwer werden, doch vor dem Hintergrund des demografischen Wandels ist ein Umstieg dringend notwendig.
Nun zu einem anderen Punkt - warum brauch es überhaupt eine höhere Besteuerung von Vermögen (außerhalb von Umverteilungsgedanken)? Ich sehe hier keine Erfordernis, der deutsche Staat hat schon sehr hohe Steuern, unsere Unternehmenssteuern sind vergleichsweise hoch, wir besteuern Kapitalerträge, wir haben viele Lenkungssteuern und eine der weltweit höchsten Abgabenlasten auf Einkommen. Ein Single wird in Deutschland im Schnitt mit 49,4% belastet! Warum also brauchen wir höhere Steuern? - Weil der Staat zu dumm zum Sparen ist, da wird da eine Milliarde rausgehauen, da 300 Millionen als Entwicklungshilfe nach China gezahlt, da gibt es 150€ Bonus an Hartz4-Bezieher gezahlt um nach der kostenlosen Ausgabe von FFP2-Masken an diese zu behaupten, sie könnten sich nicht richtig schützen, und, und, und. Der deutsche Staat gibt mit vollen Händen aus - was auch etwas deutlicher wird, wenn man sich in die Lage der Politiker versetzt; es ist ja schließlich nicht ihr Geld.
Ich persönlich habe das vor einigen Jahren erfahren, als ich die Finanzen für unsere Klassenstufe verwaltete - man wird definitiv nachlässiger, wenn es nicht das eigene Geld ist, da nicht noch etwas länger nach einem günstigeren Angebot suchen, hier etwas mehr, da hat einer nicht gezahlt, egal, das wäre mir zu viel Stress...
Doch ein Staat sollte eine bessere Ausgabendisziplin haben! Und diese müssen wir wieder herstellen, so dass wir einen Staat haben der Rechnen kann.
Nach dieser ellenlagen Nachricht nun eine eher persönliche Notiz. Ich bemerke immer mehr, wie empfänglich die Menschen für populistische Forderungen werden. Dies bemerkte ich erst kürzlich, als ich einige Freunde (die größtenteils BWL studiert haben) nach ihrer Meinung zum Mietendeckel fragte, ich war schockiert, wie viele diese aus wirtschaftlicher Sicht völlig unsinnige Konzept guthießen, nach einer Erklärung von Folgen und der Nennung von anderen Lösungsansätzen ändert sie dann jedoch ihre Meinung. Und auch hier zeigt sich eben, wie empfänglich die Menschen für primär "gut-klingende" Forderungen sind (siehe Mietendeckel, siehe Vermögenssteuer, siehe Versteuerung von Kapitalerträgen mit dem Einkommenssteuersatz (wäre durch die Besteuerung auf Unternehmensseite eben eine Besteuerung von über 70%). Auch wenn dann ein Olaf S. als Begründung für die Vermögenssteuer anführt, dass die Schweiz ja auch eine hätte - ja, es ist richtig, die Schweiz hat eine Vermögenssteuer, doch die Schweiz hat auch ein völlig anderes Gesamtssteuerkonzept (keine Kapitalerstragssteuer, geringere ESt, ...) und die Vermögenssteur in der Schweiz beträgt zwischen 0,15%-1%.
Persönlich halte ich die Vermögenssteuer im allgemeinen für eine Neidsteuer, klar verteilt sich das Geld der anderen immer besser um, als das eigene - doch, wollen wir wirklich in einer solchen von Neid zerfressenen Gesellschaft leben? Ich finde nicht, ich bin ein Freund der Freiheit und finde, das jeder seines Glückes Schmied ist und dass es Aufgabe sein sollte, möglichst viel Chanchengerechtigkeit herzustellen, das Symptom zu bekämpfen, als an den Folgen herumzudoktern.
Kurz zur Klarstellung, ich persönlich wäre von einer Vermögenssteuer nicht betroffen, ich habe bei weitem kein so großes Vermögen, ganz im Gegenteil, als MA einer sehr, sehr großen Steuerberatungsgesellschaft würde ich von einer Vermögenssteuer nur profitieren, dennoch halte ich sie für falsch.
Und noch ein letzter Satz zum Schluss: Man kann eine Vermögenssteuer gut finden, dass ist das Recht eines jeden einzelnen, doch bevor man irgendwelche Forderungen aufstellt oder blind Meinungen kundtut, bitte ich doch, noch ein paar Minuten länger über Folgen und Wirkungen nachzudenken; dies gilt natürlich generell, danke!
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