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AuslandsstudiumUSA

Auslandsstudium in den USA - Ein Jahr in Urbana-Champaign, Illinois

Zwei Semester Wirtschaftsingenieur-Studium in Illinois erlauben tiefe Einblicke in die Lernkultur an amerikanischen Universitäten.

Die amerikanische Flagge vor blauem Himmel.

Die Vorbereitungen - Ein DAAD-Stipendium macht´s möglich
Seit September 1996 studiere ich an der Technischen Universität in Darmstadt Wirtschaftsingenieurwesen / Studienrichtung Bauingenieurwesen. Bereits während des Grundstudiums spielte ich mit dem Gedanken, während meines Hauptstudiums den Schritt ins nicht-europäische Ausland zu wagen. Ich entschied mich für das durch Herrn Professor Poser vertretene Austauschprogramm mit der University of Illinois at Urbana-Champaign.

Anfang November 1999 reichte ich am Lehrstuhl von Professor Poser meine Bewerbungsunterlagen ein und wurde Anfang Dezember gemeinsam mit zwei Mitbewerbern zu einem Bewerbungsgespräch für ein DAAD-Stipendium eingeladen. In diesem Gespräch ging es vorrangig um die Persönlichkeit des Bewerbers, sein Auftreten und die persönliche Motivation, genau an dieser Universität zu studieren. Ist der Bewerber fähig, die Technische Universität Darmstadt nach außen hin, gegenüber einer anderen Nation, einer anderen Kultur zu vertreten?

Wenige Tage später teilte man mir mit, dass ich unter den Nominierten für das DAAD-Stipendium sei, das ich dann auch erhielt. Die erforderlichen Vorbereitungen lassen sich wie folgt zusammenfassen:

 

Am Ziel - Urbanes Studentenleben in ChampaignNimmt man es genau, so existiert die Stadt Urbana-Champaign gar nicht. Richtig ist es, von zwei Städten zu sprechen, die derart dicht beieinander liegen, dass sie mit der Zeit zu einer Doppelstadt wurden. Inmitten dieser Doppelstadt liegt die University of Illinois at Urbana-Champaign, deren Campus sich sowohl in Teile Urbanas als auch in Teile Champaigns erstreckt. In der Region Champaign-Urbana, ca. 120 Meilen südlich von Chicago, mitten im amerikanischen Corn Belt, leben ca. 120.000 Einwohner.

Der Campus mit seinen 40.000 Studenten, die aus allen erdenklichen Fachbereichen kommen, prägt zu einem beträchtlichen Anteil das Stadtbild. Die Bereiche der Stadt, in denen man sich als Student hauptsächlich aufhält, sind die Gebiete auf und in näherer Umgebung des Campus. Der Campus teilt sich in einen Nord- und einen Südteil. Nördlich der Green Street befindet sich der sehr neue Engineering Campus, südlich davon die wirtschaftswissenschaftlichen, die juristischen und die künstlerischen Fakultäten. In unmittelbarer Nachbarschaft der Green Street, sozusagen der Magnificent Mile Champaign-Urbanas, haben sich unzählige College-Bars angesiedelt. Sicherlich ist hier für jeden Geschmack etwas dabei.

Die einfachste Möglichkeit, eine Unterkunft zu finden, ist die Wahl eines Zimmers in einem der Studentenwohnheime der Universität. Vorteil der Unterbringung im Dormatory ist sicherlich die einfache Organisation der Unterkunft und der Kontakt zu anderen Mitbewohnern, der problemlos zustande kommt. Nachteilig sind die relativ bescheidene Gemeinschaftsküche und die hohen Kosten im Vergleich zu einer privaten Unterkunft. Alternativ kann man auch die Unterbringung in einem der Apartmenthäuser auf oder außerhalb des Campus wählen. Teilweise werden Apartments in Mehrzimmerwohnungen mit Einzelverträgen vergeben.

Diese Wohnform habe auch ich gewählt. Im John-Randolph Atrium Apartment an der Randolph Street Ecke John Street in Champaign, ca. 10 Gehminuten vom Campus entfernt, habe ich in einer Wohnung mit zwei Mitbewohnern gelebt. Vier Einzelzimmer, jeweils mit separatem Bad und WC sowie Telefonanschluss, waren um ein geräumiges Wohnzimmer mit Küchenzeile gruppiert. Kühlschrank, Ofen, Herd, Mikrowelle, Waschmaschine, Trockner und Klimaanlage waren vorhanden. All diese praktischen Hilfestellungen erkauft man sich mit der Ungewissheit, welche Mitbewohner in der Wohnung leben. Ein Wechsel des Apartments ist aber nach Rücksprache mit dem zuständigen Betreuer der Immobilie in den meisten Fällen problemlos möglich.

 

Das Studium an der UIUC
Die University of Illinois at Urbana-Champaign (UIUC) ist bekannt für ihre hervorragende Engineering School. Als Wirtschaftsingenieur sollte man dies unbedingt nutzen und sein Augenmerk nicht ausschließlich auf wirtschaftswissenschaftliche Fächer richten. Gerade im technischen Bereich kann man sehr stark von diesem Auslandaufenthalt profitieren.

Das Registrierungssystem an der UIUC läuft komplett über ein Online-System (U of I Direct), zu dem man direkt nach der Immatrikulation und Meldung an der Universität Zugang hat. Jeder Kurs hat eine Onlinenummer und kann in diesem System ausgewählt werden. Kurse bis zu einer Gesamtstundenzahl von 16 Stunden können gewählt werden. Sind Kurse belegt oder für Austauschstudenten nicht zugänglich, erscheint eine entsprechende Meldung am Bildschirm. In den Sekretariaten der entsprechenden Fachbereiche kann man sich in solchen Fällen direkt auf die Warteliste setzen lassen, manchmal hilft ein Gespräch mit dem unterrichtenden Professor schon bei der Registrierung weiter. Da Austauschstudenten eine sehr niedrige Priorität bei der Registrierung für die Kurse haben, ist dieser Prozess etwas langwierig. Letztlich bin ich aber in alle Kurse hineingekommen, die ich ausgewählt hatte.

Es ist sicherlich sehr hilfreich, wenn man sich im zweiten Auslandssemester hauptsächlich auf die Studienarbeit konzentriert, parallel also maximal drei Vorlesungen hört. Gerade bei einer sehr selbstständigen Arbeitsweise, also ohne Einbindung in ein Forschungsprojekt, ist die Recherchearbeit sehr zeitintensiv. Um Literatur von fremden Bibliotheken zu bestellen, sollte mit der Literaturrecherche frühzeitig begonnen werden. Es dauert zudem eine gewisse Zeit, bis man in der Lage ist, englische Texte flüssig und druckreif zu formulieren. Dies sollte bei der zeitlichen Planung nicht vergessen werden.


Fazit
Während des zweisemestrigen Aufenthaltes in Champaign-Urbana habe ich erlebt, was amerikanische Städte und die amerikanischen Lebensweise ausmacht. In diesem Jahr wurde ich Teil der amerikanischen Kultur, ich lernte das Leben und Studieren in einer völlig neuen Umgebung kennen. Einerseits ist es faszinierend, sich in einer komplett andersartigen Umgebung zurecht zu finden und sich dem dortigen Lebensstil anzupassen, andererseits ist es aber auch ein schönes Gefühl zu merken, welche Qualitäten das Leben zu Hause, in der Heimat birgt. Auch dies sind wertvolle Erkenntnisse, die solch ein Auslandsaufenthalt mit sich bringt.

Im Laufe des Aufenthaltes in Champaign-Urbana bildete sich eine immer größer werdende Gruppe internationaler Studenten, die gemeinsam Unternehmungen und auch Reisen durchführte. Daraus haben sich bei mir einige Freundschaften entwickelt, die die schönen Erinnerungen an das gemeinsame Jahr lebhaft aufrechterhalten. Akademisch war das Jahr ein einzigartiges Erlebnis. Angefangen bei der Open-Door-Policy der Professoren über die hervorragende Ausstattung der Vorlesungssäle und Bibliotheken bis hin zu den teilweise sehr innovativen Lehrmethoden der Professoren bietet die UIUC herausragende Studienbedingungen. Alles in allem: Es hat sich mehr als gelohnt.

Fotos: Tobias Schmitter