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AuslandsstudiumEngland

Erfahrungsbericht Auslandsstudium in England: Southampton

Burkart Mönch, Wirtschaftsstudent aus Frankfurt am Main, verbrachte ein SOCRATES-Semester an der University of Southampton in Süd-England.

Vorbereitungen
Um einen SOCRATES-Studienplatz zu bekommen, muss man, wie oft im Leben, zuerst ein bisschen Zeit und Mühe investieren. Allerdings ist in diesem Falle, um es mit der Sprache eines Wiwis zu formulieren, das Verhältnis aus Aufwand zu Ertrag außerordentlich günstig: Für eine kurze Bewerbung, einen Lebenslauf, das Ausfüllen eines Formulars und ein kurzes  Bewerbungsgespräch bekommt man die Gelegenheit, sofern man ausgewählt wird (die Chancen dafür sind übrigens nicht schlecht), ein oder zwei Semester kostenlos im europäischen Ausland studieren zu dürfen - und ein kleines Stipendium noch dazu.

Für Leute, die noch Zweifel haben, ob es nicht besser wäre, sich bei einer ausländischen Hochschule direkt zu bewerben, hier noch einmal stichpunktartig die wesentlichen Vorteile des SOCRATES-Programms: 

Allen, denen ich jetzt den Mund wässerig gemacht habe und die sich um einen Socrates-Platz an der University of Southampton bewerben wollen, möchte ich im folgenden ein paar Erfahrungen weitergeben, die ich dort im vergangenen Wintersemester sammeln konnte. 

Unterkunft
Wenn man für längere Zeit an einen anderen Ort geht, stellt sich für die meisten zuerst die Frage nach einer Unterkunft. Für Studenten, die zwei Semester in Southampton studieren wollen, ist es in der Regel kein Problem, einen Platz in einem Studentenwohnheim zu bekommen. Wenn man in Frankfurt für einen Studienplatz in Southampton ausgewählt wurde, erhält man eine Liste mit allen Wohnheimen, auf der man seine Präferenzen angeben kann. Die halls sind in Wohnungen mit 4 bis 8 Zimmern, eine Küche und ein Bad aufgeteilt. Die Wohnheimzimmer, die ich gesehen habe, waren recht schön eingerichtet. In den gemeinsamen Küchen gab es allerdings, ja nach individuellem Hygienemaßstab, mehr oder weniger Raum für Verbesserungen. Die Preise liegen zwischen 1.300 und 2.000 GBP für 30 Wochen.

Das große Plus eines Wohnheimplatzes ist sicher der ständige Kontakt mit englischen Studenten, was für die Verbesserung der eigenen Sprachfähigkeit unter Umständen ganz nützlich sein kann. Der entscheidende Nachteil eines Wohnheimplatzes ist, dass man ihn nur bekommt, wenn man einen Mietvertrag über volle zwei Semester abschließt (zumindestens ist mir kein Fall bekannt, in dem Studenten, die nur das Wintersemester in Southampton studieren wollten, einen Platz in einer hall bekamen). Somit musste ich mir, da ich nur für das Wintersemester nach Southampton gegangen bin, auf dem freien Markt etwas suchen. Günstig war dabei, dass ich im Sommer zuvor ein Praktikum bei einer Bank in London absolvieren durfte und so schon im August auf Wohnungssuche gehen konnte, denn im September, kurz bevor das Semester beginnt, ist die Lage wenig aussichtsreich. Das Accommodation Office, University of Southampton, Highfield, Southampton, SO17 BJ. IL (Tel.: 0044/1703/593994) verschickt  gegen Einsendung von vier frankierten Rückumschlägen Listen mit freien Zimmern und Wohnungen. Ein Zimmer in einem Haus, das man sich mit vier bis acht anderen Studenten teilt, kostet ca. 40 GBP pro Woche. Ich hatte mir eine kleine Zweizimmerwohnung für 350 GBP pro Monat genommen. Fürs  erste kann man sicher auch in einem Bed & Breakfast wohnen (Preise ab ca. 15 GBP pro Tag).

Wichtiges Auswahlkriterium für eine Wohnung ist sicherlich die Entfernung zur Uni. Southampton ist eine weitläufige Stadt mit einem ehr unterentwickelten ÖPNV, so dass man sich, wenn man abends gern mal mit Kommilitonen weggehen will und ohne Auto nach Southampton kommt,  wahrscheinlich besser eine Bleibe in Campusnähe suchen sollte.   

Studium
In der ersten Semesterwoche gibt es an der Uni in Southampton eine Einführungswoche, genannt Freshers´ Week, für Erstsemester und International Students. Die Veranstaltungen dazu sind sehr gut organisiert und eine optimale Gelegenheit, den Campus und andere Studenten kennenzulernen. In dieser Woche findet auch das ganze Anmeldeprozedere für Vorlesungen und den National Health Service (NHS) statt.  An dieser Stelle ein paar Worte zur Kursauswahl: Grundsätzlich muss man sich für jeden Kurs zu Beginn des Semesters anmelden. Es besteht allerdings die Möglichkeit, seinen Belegungsplan innerhalb der ersten zwei Wochen zu ändern, so dass man alles Interessante erst einmal probehören kann und nicht die Katze im Sack kaufen muss. Für das Socrates-Programm mit Frankfurt ist in Southampton das Department of Management (Professor George McKenzie bzw. seine Sekretärin Amanda Downer) verantwortlich. Es ist allerdings kein Problem für Socrates-Studenten, auch Kurse des Department of Economics zu besuchen. Ebenfalls keinerlei Probleme gibt es, wenn man einzelne Postgraduate-Kurse belegen will. Es ist allerdings für Socrates-Studenten nicht möglich, einen Master- oder MBA-Abschluss zu erlangen.

Das Studieren in Southampton ist wesentlich persönlicher als an meiner Heimatuniversität Frankfurt. In den Kursen sind meist nur etwa 30 Studenten (manchmal auch noch weniger), und es kommt nicht selten vor, dass einen der Professor auf dem Campus mit Namen begrüßt (also nicht allzu oft die Vorlesung schwänzen, das könnte sonst auffallen!). Von den Kommilitonen kommen oft nur zirka 60 Prozent aus Großbritannien. Von dem Rest sind etwa ein Drittel aus Asien und zwei Drittel aus Europa. In den Postgraduate-Kursen dürfen mehr ausländische Studenten als Engländer studieren. 


Freizeit
Die Stadt Southampton ist architektonisch nicht so reizvoll. Sie wurde im Zweiten Weltkrieg fast vollständig von deutschen Bomben zerstört und danach relativ schnell wieder aufgebaut. Allerdings findet man im Stadtzentrum noch Reste der alten Stadtmauer. Southampton besitzt den größten Hafen Englands, von dem auch die Titanic 1912 zu ihrer ersten und letzten Fahrt startete. Der Uni-Campus liegt inmitten von Wohnvierteln mit den typisch englischen Einfamilienhäusern ca. 4 km vom Stadtzentrum entfernt. Er ist außerordentlich gut gepflegt und parkähnlich angelegt. Die nächsten schönen Strände am Atlantik und einige Palmen (!) gibt es auf der Isle of Wight (in einer knappen Stunde per Schiff von Southampton aus zu erreichen). Als Ausflugsziele bieten sich weiterhin Winchester (wunderschöne Altstadt), New Forest (königliches Jagdrevier), Stonehenge (weltbekanntes Megalith-Denkmal), Brighton und natürlich London (ca. 1,5 h per Zug oder Auto) an. 

Anders als in Frankfurt, wo viele Studenten noch bei ihren Eltern wohnen und die an die Uni nur zum Studieren kommen, geht in Southampton  das Unileben abends erst richtig los. Die Students´ Union (eine Art AStA) organisiert fast jeden Abend eine Vielzahl von Veranstaltungen für Studenten (z.B. Discos, Höhlenwanderungen usw.), bei denen für fast jeden Geschmack etwas dabei sein dürfte. Ich empfand das als eine gute Gelegenheit, auch mal Studenten anderer Fachbereiche kennenzulernen und meinen englischen Wortschatz mit ein wenig Slang zu bereichern. Darüber hinaus gibt es an der Uni eine Unzahl von Sportvereinen. Kurzum: Ihr braucht keine Angst zu haben, ihr müsstet euch in Southampton zu Tode langweilen.