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AuslandsstudiumFrankreich

Erfahrungsbericht Auslandsstudium in Frankreich: Ein Semester in Dünkirchen

Frankreich am Meer - ein halbes Jahr in der nordfranzösischen Hafenstadt Dünkirchen.

Ein Steinstrand mit Kieseln in Frankreich.

Auslandsstudium in Frankreich: Vorbereitungen
Ein Jahr vor dem geplanten Aufenthalt sollte man sich aussuchen, wohin es gehen soll. Der Ansprechpartner in Greifswald, wo ich studiere, ist wie an allen Unis das Akademische Auslandsamt. Dort gibt es die notwendigen Bewerbungsunterlagen und hilfreiche Erfahrungsberichte. Anschließend muss man den Fachbereichsverantwortlichen aufsuchen, um das Learning agreement abzustimmen. Dann gilt es nur noch zu warten, ob freie Plätze vorhanden sind.

Dies waren auch schon fast die einzigen Dinge, um die ich mich selber kümmern musste. Die Universität in Dunkerque, die ich mir ausgesucht hatte, ist sehr kooperativ und setzt sich rechtzeitig mit dem Studierenden in Verbindung, um alle Fragen zu klären. Hier noch eine Liste der Papiere, die man frühzeitig besorgen sollte:

Macht von allem drei Kopien, und schon geht nichts mehr schief.

Die Stadt
Dunkerque, zu deutsch Dünkirchen, liegt im Norden Frankreichs, in der Nähe von Calais (35 km) in und der Nähe von Belgien (20 km). Einstmals ein Fischerstädtchen, ist es heute eine bedeutende Hafenstadt.

Aufgrund der Meereslage sind die Winter in Dunkerque sehr mild, Schnee liegt meist nur eine Woche, und das ist auch schon viel. Dafür regnet und stürmt es häufig, jedoch auch nicht immer. Es ist zum Beispiel im Januar schon möglich, nur im Pullover am Strand langzugehen. Ab Anfang März wird es zunehmend schöner und auch viel wärmer, T-Shirts sind nun angesagt.

Zum Sommer kann ich nicht viel sagen, ich war nur bis Ende April dort, aber sie sollen toll sein... Ende Oktober braucht man wieder seine Jacke, die bis dahin noch vom Pullover ersetzt wurde.

Auslandsstudium in Frankreich: Studienbedingungen in Dunkerque
Erst seit 1992 gibt es die Université du Littoral Côte d´Opale. Sie ist die Gemeinschaftsuniversität der drei Städte Boulogne, Calais und Dunkerque. Waren es zu Beginn noch 4.000 Studenten, so sind es heute 11.000, ein Zeichen wachsender Beliebtheit.

Allein in Dunkerque gibt es etwa 4.000 Studierende, für die rund 200 Dozenten zur Verfügung stehen. Das Studienjahr teilt sich in zwei Semester auf, Oktober bis Januar sowie Februar bis Juni. Am Ende des jeweiligen Semesters werden Klausuren geschrieben. Bei Bestehen kommt man ins nächste Studienjahr, ansonsten muss man es wiederholen. Man darf sich auch nicht in die Kurse des nächsten Semesters setzen.

Kontakt zu Dozenten
Nach meiner Erfahrung bekommt man den sehr schnell und leicht. Durch den Status, ein Erasmus-Student zu sein, ist man schnell bekannt. Es kommt vor, dass man sich während der ersten Vorlesungen vorstellen darf. Somit ist man auch gleich bei ein- bis zweihundert Studierenden bekannt. Es gibt genügend Möglichkeiten, mit den Profs zu reden, sie nehmen sich fast immer die Zeit, Stress wird in Frankreich ja klein geschrieben.

Kontakt zu den einheimischen Studierenden
Es dauert meist nicht lange, bis man viele kennen lernt. Sei es in den Kursen, die man besucht, während der Pausen oder auf der Straße. Franzosen sind immer dazu bereit, ein gemütliches Schwätzchen zu halten. Einfach nur offen und freundlich sein.

Qualität des Lehrangebots
Für BWL gibt es eine Menge Angebote, angefangen von Management, internationale Wirtschaftsbeziehungen, europäische Wirtschaftsstrukturen, Controlling, Marketing, Steuerrecht bis hin zu diversen Sprachkursen. Unterlagen bekommt ihr aber von der Uni vor Antritt eures Studiums zugeschickt. Gemäß der erbrachten Studienleistungen in Deutschland wird man dort in das entsprechende Studienjahr eingeordnet.

Qualität des Sprachkurses
Ihr müsst im Rahmen des Austausches einen Sprachkurs besuchen. Je nach eurem Niveau werdet ihr einem wöchentlich einmal stattfindenden Kurs zugeteilt. Die Teilnahme ist obligatorisch, da ansonsten die erzielten Prüfungsergebnisse nicht gewertet und somit nicht in Deutschland anerkannt werden. Im Kurs lernt ihr landeskundliche Dinge kennen, verbessert eure Grammatik und Aussprache. Subjonctif in der Vergangenheit - das sollte doch eine echte Herausforderung darstellen!

Verfügbarkeit von PCs und Internet
Grundsätzlich habt ihr Zugang zum Netz. Es gibt eine Bibliothek in Dunkerque und mehrere PC-Säle. Es kann jedoch sein, dass dort Lehrveranstaltung stattfinden und der Zugang deshalb nicht immer gewährleistet ist. Notfalls gibt es auch ein Internetcafé, das bis frühmorgens geöffnet hat. Wenn ihr selbst einen PC oder Laptop mitbringt, muss gleich gesagt werden, dass ihr keine freien Steckplätze in der Bibliothek vorfindet.

Auslandsstudium in Frankreich: Wohnungssituation
Man hat generell die Wahl, sich eine Wohnung suchen zu lassen, oder sich aber selbst auf die Socken zu machen. Ich kann die erste Variante empfehlen. Die Uni hat eigens für die Erasmus-Studierenden eine Art Wohnheim. Dort ist Platz für 25 Studenten, außerdem wohnen noch Franzosen mit in dieser Résidence.

Meist wird versucht, die Erasmus-Leute in dieser Résidence unterzubringen, gelingt dies nicht, wird man mit anderen Studenten untergebracht. Ich kann euch nur die Résidence nahe legen.  Es gibt einen großen Aufenthaltsraum, man hat sein eigenes möbliertes Appartement mit Badezimmer und Kochnische. Auf diese Art und Weise lernt man gleich viele andere Leute aus der ganzen Welt  kennen. Falls ihr doch selber suchen wollt, so kann ich euch sagen, dass es schwer wird. Meist wohnt man dann ganz allein und verpasst somit vielleicht (oder ganz sicher) eine Menge toller Dinge.

Lebenshaltungskosten
Nun ja, die Mieten sind sehr hoch in Frankreich. Für das Appartement (20 Quadratmeter) zahlt man schon seine 400 Euro. Aber keine Angst: Es gibt eine tolle staatliche Förderung, die fast die Hälfte der Miete übernimmt, das sogenannte CAF. Wer einen Antrag stellt,  bekommt ihn auch bewilligt.

Man zahlt die Miete im Voraus, die Förderung gibt es aber immer nachwirkend. Den ersten Monat müsst ihr daher vielleicht etwas mehr Geld mitnehmen. Damit man nicht immer bar bezahlen muss, hilft die  Uni euch bei der Einrichtung eines Kontos. Dies ist wichtig, da die Miete hiervon abgezogen wird und das CAF darauf eingezahlt wird!

Zusätzlich zu den Mietkosten flattert die Energierechnung alle zwei Monate ins Haus. Deren Höhe hängt von euch ab. Gerechnet werden muss mit 40 Euro für zwei Monate. Wer Auslands-BAföG bekommt, erhält eine etwas höhere Förderung der CAF, ihr solltet also alle Unterlagen mitbringen, um dies bescheinigen zu können.

Solltet ihr Auslands-BAföG beantragen wollen, macht dies rechtzeitig, es gilt eine Menge an Papieren einzureichen. Drei Monate sollten dafür aber reichen. Für Frankreich ist das Amt in Mainz-Bingen verantwortlich.

Zu den sonstigen Kosten lässt sich sagen, dass sie sich nach euren Bedürfnissen richten.  Ein Mensaessen z.B. kostet 2,50 Euro, darin enthalten ist ein Hauptgericht, eine Vor- und eine Nachspeise, Obst, Wasser und Weißbrot. Weitere Zahlen:

Auslandsstudium in Frankreich: Freizeitmöglichkeiten
In Dunkerque bieten sich neben vielen Sportarten, die von der Uni angeboten werden, auch Ausflüge an, die ebenfalls von der Uni für Erasmus-Leute organisiert werden.

Ansonsten kann man bowlen, eislaufen, schwimmen (Olympiazentrum der Franzosen), joggen, im Sommer kann man sich kleine Seifenkisten mit Segeln ausleihen und am Strand langdüsen. Billardbars gibt es auch einige. Wer sich nicht sportlich betätigen will, dem bleibt Europas zweitgrößtes Kino mit 20 Sälen und ein Theater. Ansonsten kann man mit dem TGV verreisen:         

Ende Januar bis in den April hinein sind in Dunkerque die Narren los: Karneval auf eine etwas andere Art, ein absolutes Muss, lasst euch überraschen.

Mein Fazit
Ich hoffe, dass euch dieser Bericht etwas helfen kann, eure Entscheidung zu treffen. Ob zustimmend oder ablehnend. Besser wäre es jedoch, wenn ihr euch für Dunkerque entscheidet. Die Zeit dort möchte ich unter gar keinen Umständen missen, es war Beste, was mir passieren konnte. Jederzeit ginge ich wieder hin.

Die Atmosphäre, das französische Lebensgefühl, Dinge, die man nur im Land selbst kennen lernen kann. Mir bleibt nur zu sagen, dass ich nicht alles erwähnt habe - dazu reichte dieser Bericht gar nicht aus. Keine Sorge: Es sind nur positive Dinge, die ich euch vorenthalten habe. Geht selbst hin und lernt sie kennen.

La vie est belle!