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AuslandsstudiumUNSW

Erfahrungsbericht Auslandsstudium in Australien: Sydney 1

Hanno Beckert, Wirtschaftsstudent an der Uni Passau, absolvierte ein Postgraduate-Studium in der Ostküstenmetropole.

Paradisvogel, Exot, Spezialist,


Vorbereitung
Die Vorbereitungsphase nahm ca. ein Jahr in Anspruch. Grund hierfür war vor allem, dass die Universität Passau keine Austauschprogramme für BWLer mit australischen Universitäten anbietet. Als Ansatz war eine parallele Bewerbung an mehreren Hochschulen sinnvoll. Grundsätzlich ist es nicht schwierig, eine Zusage für ein sogenanntes Study-abroad-Program zu erhalten, dieses ermöglicht aber nicht die Erlangung eines akademischen Abschlusses. Mein Ziel war die Zulassung zu einem Postgraduate-Studium mit Abschluss als Master of Commerce, welches in etwa mit dem Hauptstudium in Deutschland vergleichbar ist. Deshalb musste ich auch Vorkenntnisse anhand der Leistungen im Grundstudium und der ersten Scheine im Hauptstudium nachweisen.

Als optimaler Zeitpunkt für den Einstieg ins Studium in Australien bietet sich der Februar an, also direkt im Anschluss an das deutsche Wintersemester, da dann das australische Studienjahr (jahreszeitlich versetzt im Vergleich zur Nordhalbkugel) beginnt. Der Einstieg ist aber auch nach dem Winter Break im September möglich. Über das Kursangebot im Ausland kann man sich oft schon auf der Homepage der Universitäten einen sehr detaillierten Einblick verschaffen, da es dort unter der Rubrik course outlines oder contents of courses von den Lecturern (= Tutoren) recht genaue Angaben zu Inhalten, Prüfungsleistungen, Kurszielen und Terminen gemacht werden. Allerdings entscheiden die Tutoren nicht über die Aufnahme an der Uni, sondern der Dean of the Faculty (= Dekan).

Studentenvisum erforderlich
Falls es zu Problemen in der Kommunikation mit dem Auslandsamt (= International Office) kommt, welches die Bewerbungen ausländischer Studenten bearbeitet, kann der Dean in Einzelfällen auch Ausnahmeregelungen akzeptieren. Man darf sich sowieso nicht über die auch in der deutschen Bürokratie bekannten Probleme und Verzögerungen wundern, die teilweise noch ausgeprägter auftreten. Grundsätzlich gilt, dass sich ungeklärte Fragen auch noch vor Ort regeln lassen - meist viel schneller; z.T. sind dann auf einmal Regelungen möglich, die von Deutschland aus völlig unerreichbar schienen. Nach erfolgreicher Bewerbung an der Uni braucht man für den Aufenthalt in Australien ein 6 bzw. 12 Monate gültiges Studentenvisum. Neben einer Untersuchung bei einem autorisierten Vertrauensarzt gibt es noch einige andere Formulare, die z.T. auf der Homepage der Immigrationsbehörde als pdf-Downloads verfügbar sind. Die Bearbeitung bei der Botschaft kann bis zu sechs Wochen beanspruchen, deshalb auch hier frühzeitig planen. (In zeitlich wirklich knappen Fällen hilft schon mal ein höflicher Telefonanruf, aber es gab auch schon Fälle, in denen das Visum bis zum Abflug nicht mehr erteilt wurde.)

Finanzielle Unterstützung bei dem Vorhaben Auslandsstudium gewähren u.U. der DAAD (extrem lange Bewerbungsfristen!), parteinahe Stiftungen oder sonstige Institutionen zur Begabtenförderung. Weiterhin kann man sich um Auslands-BAföG oder einen Bildungs-Kredit des Bundesverwaltungsamtes bemühen.

Die University of Sydney
Die University of Sydney ist die älteste Universität Australiens (gegründet 1850) und genießt fakultätsübergreifend einen sehr guten Ruf. Der Campus befindet sich verkehrsgünstig in unmittelbarer Nähe der Innenstadt zwischen den Stadtteilen Newtown, Glebe, Surry Hills und dem Financial District. Das Housing Office ist gerne bei der Suche nach einer Unterkunft behilflich und vermittelt Zimmer in den nahegelegenen Stadtteilen. Darüber hinaus ist eine Unterbringung in den sogenannten Colleges möglich, die am Rande des Campus über Wohnheime verfügen. Dort sind die Zimmer wegen der gebotenen Vollverpflegung allerdings sehr teuer.

Die meisten Bewohner sind Undergraduates im ersten Studienjahr, und es wird viel Wert auf das Gemeinschaftsleben gelegt. Für sie sind die Vorlesungen meist am Vor- und am Nachmittag, weswegen sich eine Unterkunft in der Nähe der Vorlesungsräume anbietet. Die Veranstaltungen im Rahmen des Postgraduate-Studiums hingegen finden am Abend zwischen 18 und 21 Uhr statt. Man muss also nur einmal am Tag zur Uni und kann deshalb auch ohne Probleme in weiter entfernten Stadtteilen wohnen (z.B. strandnah!). Per Auto oder Bus ist die Uni in jedem Fall gut zu erreichen.

Infrastruktur des Campus
Auf dem Campus befinden sich neben den mehr oder weniger modernen Gebäuden der einzelnen Fakultäten auch die sogenannten Student Union Centres (= Einrichtungen des Studentenwerks/Fachschaften). Dort gibt es neben dem Mensabetrieb einige Cafés, Kneipen, Kioske, Schreibwaren, Copy-Shops, Reisebüro, Arztpraxen, Frisör, Computerbedarf, Bank, Post, Ticketoffice und Informationsschalter. Zur Uni gehören weiterhin eine zentrale (herrlicher Blick über die Skyline) und mehrere kleinere Bibliotheken sowie ein Sportzentrum (Schwimmen, Fitness, Tennis, Squash usw.), das allerdings nicht kostenlos genutzt werden kann.

Auch das kulturelle und soziale Programm ist sehr vielseitig. Eine Unmenge von Societies und Clubs bieten Veranstaltungen aller Art an, von denen man als Postgraduate allerdings nicht allzu viel mitbekommt, wenn man sich nicht in der Orientation-Week schon irgendwo anmeldet. Auch Parties, Filmvorführungen und Konzerte sind mehr für die Erstsemester ausgelegt, und so darf man sich über frühabendliche Veranstaltungen, zu denen man wegen seiner Vorlesungen nicht gehen kann, nicht ärgern.

Das Studium
In der ersten Vorlesungswoche kann man sich, bevor man sich endgültig und verbindlich für die Kurse des Semesters anmeldet, die Veranstaltungen probehören. Da die Qualität der Lehre mit dem individuellen Lecturer steht und fällt, ist das eine sehr gute Möglichkeit, sich hier - gerade als ausländischer Student - einen ersten Eindruck zu verschaffen und gegebenenfalls noch mal umzuwählen. Hier gibt der Lecturer auch die von ihm erwarteten Assignments (= Prüfungsteilleistungen) endgültig bekannt. In den betriebswirtschaftlichen Kursen sind das meistens eine Zwischen- und Abschlussklausur, darüber hinaus noch mindestens eine Hausarbeit oder ein Gruppenprojekt mit Päsentation usw.

Die Teilnehmerzahl der von mir besuchten Kurse schwankte zwischen 20 und 120, wobei der Kontakt zu den Lecturern stets persönlicher war als z.B. an der Uni Passau. Neben der guten Betreuung habe ich auch den stärkeren Praxisbezug als interessant und extrem lehrreich empfunden. Als weiteren bereichernden Faktor sind auch die Mitstudierenden zu nennen. Neben 30- bis 40-jährigen berufstätigen Australiern war ich umgeben von asiatischen Studenten aus diversen Ländern, sei es nun die Volksrepublik China, Taiwan, Malaysia, Vietnam, Papua-Neuguinea oder sogar Tuvalu. In den Pausen und Gruppenprojekten gab es somit vielerlei Gelegenheit, die kulturellen Unterschiede auszuloten.

Studiengebühren
Die Studiengebühren werden pro Kurs entrichtet. Für den Abschluss »Master of Commerce« braucht man 12 bestandene Kurse. Ich hatte aufgrund meiner Vorkenntnisse nur noch acht Kurse zu absolvieren, von denen jeder mit 1940 AUD zu Buche schlug, was einem Gesamtbetrag von 15.200 AUD entspricht. Die jeweiligen Beträge sind vor Semesterbeginn zu entrichten. In einem Semester sind gleichzeitig maximal 4 Kurse möglich. Wenn es einem allerdings nicht schnell genug geht, kann man einzelne Kurse auch während der Semesterferien im Rahmen der Summer bzw. Winter School absolvieren.

Aufgrund der hohen Arbeitsauslastung während des Semesters war ich über die Erholung während der Semesterferien allerdings sehr dankbar. Wenn ein Kurs nicht bestanden wird, kann man die Prüfungsteile zwar kurzfristig nachholen, allerdings wird die Kursgebühr nochmals fällig, egal ob man nur die Prüfung oder den ganzen Kurs wiederholt. Falls man eine Anrechnung der im Ausland erworbenen Leistungen an der Heimatuniversität im Auge hat, empfiehlt es sich, rechtzeitig vor den letzten Prüfungen die Lecturer um entsprechende Statistiken über das eigene Ergebnis und das Abschneiden des Kurses insgesamt sowie die zugrundeliegenden Beurteilungskriterien zu bitten, da das Dekanat solche Daten meist nur sehr widerwillig herausgibt.

Fortsetzung in der nächsten Woche: Freizeit und Leben in Sydney