WiWi Gast schrieb am 25.11.2021:
„Vertrag ruhen lassen“ gibt‘s nicht im Arbeitsrecht. Du kannst kündigen und dann später einen neuen Arbeitsvertrag unterschreiben. Oder Du kannst bitten, unbezahlten Urlaub nehmen zu können. Manche Arbeitgeber bieten diese Möglichkeit als Sabbatical. Wie es danach weitergeht, kann Dir aber niemand 12 Monate im Voraus garantieren. Ein Jahr ausscheiden und irgendwas anderes machen klingt aus Arbeitnehmersicht beneidenswert. Aus Arbeitgebersicht sind Leute nach einem Jahr Auszeit „verdorben“ für die Tretmühle der Arbeit als abhängig Beschäftigte. Andere Prioritäten, oftmals schwierig zu führen, Leute arbeiten nur noch, weil sie Geld brauchen, und nicht aus Interesse oder intrinsischer Motivation, so denken Deine potentiellen zukünftigen Vorgesetzte über Dich. Zu beachten beim Sabbatical: Krankenversicherung regeln. Ansonsten, sofern Du es Dir finanziell leisten kannst und wirklich willst und Dir nicht langweilig wird: mach es. Du lebst nicht Dein Leben, um anderen einen Lebenslauf zeigen zu können, der diesen anderen gefällt. Aber natürlich kann man nicht alles gleichzeitig haben, Geld, Karriere, Freizeit, Freiheit und Unabhängigkeit. Es gilt, stimmige Kompromisse zu finden und zu akzeptieren und inneren Frieden zu empfinden. Und die Ungewissheit zu akzeptieren, dass Du NIEMALS im Voraus Gewissheit haben wirst, wie es nach Deiner Auszeit beruflich weitergehen wird.
Das gibt es schon. Eine ehemalige Kollegin (Steuerberaterin) hat mal ein Sabbatical gemacht und dann wurde zwischen ihr und PwC eine "Ruhensvereinbarung" abgeschlossen. Die Rechte und Pflichten aus dem Arbeitsverhältnis haben dann einfach für 8 Monate geruht. Arbeitsrecht ist Zivilrecht und dort gilt Privatautonomie. Ich sehe auch keine Sittenwidrigkeit oder sonst irgendwas anrüchiges, also wenn dein Arbeitgeber und du das wollen, dann könnt ihr das sehr sicher auch vereinbaren.
Ich habe selbst 9 Monate Sabbatical während Corona hinter mir und würde es jederzeit wieder so machen. Klar wollen Arbeitgeber lieber Schäfchen, die nichts hinterfragen und für ihren Job und noch besser für die Firma leben. Das muss aber nicht für dich gelten und die meisten, die es dir ausreden oder miesmachen wollen, sind oftmals die, die selber nie den Mut dazu hatten und immer in ihren Hamsterrädern oder von zuhause fest vorgegebenen Sichtweisen gefangen waren.
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