Die beiden langen Beiträge vom 28.01. und 30.01. geben auch meine Erfahrungen als "Ehemaligen" gut wieder.
Wie überall - bei Brose vielleicht noch ein klein wenig mehr - hängt es sehr stark von der Abteilung / dem Vorgesetzten ab was die Ausgestaltung angeht.
Die VAZ erfordert jedenfalls viel Verantwortung und vor allem auch den Mut (ob aus Dummheit, Verzweiflung, Einsicht oder Überzeugung....) es mit den Überstunden nicht zu übertreiben.
Gerade die Einstiegspositionen sind sorry, nicht so bezahlt, dass man Arbeitszeiten leistet auf Managerniveau.
Diesen "Ausgleich" bekommt man später mit mehr Berufserfahrung besser umgesetzt. Mir ging es jedenfalls so. Der Absolventenverschleiß/Durchlauf bei Brose darf wohl als "überhöht" beschrieben werden.
Ein Stundeneinsatz von deutlich mehr als 40h noch nichtmal so sehr an der VAZ. Vielmehr daran, dass gerade Neueinsteiger aus Unwissen, mangelnder Erfahrung und falsch platzierter Gutwilligkeit kreiseln gelassen werden. Jeder ist - wie vielerorts - recht stark ausgelastet und will sich Arbeit vom Hals halten. Salopp gesprochen. Die Unwissenheit der Neueinsteiger lässt sich da schon ausnutzen.
Coolness, Bestimmtheit, Abgeklärtheit und im Zweifelsfall eine "follow-the process-escalation"bringt den Arbeitsaufwand schon ganz gut zurück auf an die 40h/Woche.
NUR: Welcher Absolvent hat diese Eigenschaften schon von Anfang an ? Einige wenige sind charakterlich schon so gefestigt und haben gleich kein Problem. Andere lernen es bei Brose. So wie ich. Aber dauerhafter "Spaß" bzw. Freude stellt sich während dieses Lernprozesses nicht ein.
Und wieder andere kommen damit gar nicht zurecht und gehen bzw. werden gegangen.
Ein Unternehmen mit klassischem Gleitzeitkonto und Gewerkschaft lässt den Überstundenexzess nicht ganz so laufen. Schon weils Geld kostet. Bei Brose VAZ / VAZ allg. fehlt diese Bremse.
Soweit meine Meinung aus meinen Erfahrungen bei Brose.
Nun noch zum lieben Geld. Die 30% Zulage sind natürlich illusorisch. So auch meine Erfahrung. Die Gehaltsklassen sind für vergleichbare Tätigkeiten im Automotive schon bei 40h recht schlecht konkurenzfähig. Gleich recht auf 50h.
Und Coburg ist nicht München was die Mieten angeht. Klar. Aber wenn man nicht das große Glück hat bei einer der beiden regionalen Wohnungsbaugenossenschaften eine Wohnung zu bekommen, dann wirds doch empfindlich teuer. Geht schon mit der Maklercourtage los die dann halt weg ist.
Im Endeffekt bezeichne ich mein Jahr Brose als ein reines Dreckfressen.
Wobei allerdings auch der Lerneffekt, die "Überlebenstechniken", die praktischen Erfahrungen und der Wandel der persönlichen Eigenschaften unbezahlbar ist! Abgeklährtheit, Ruhe, Coolness und Widerstandkraft gegen Ausputz ist es auch, was ich bei Brose sehr stark ausbauen konnte.
Dass ich mir dann nach dem 1. Jahr etwas Neues gesucht war fast schon der optimale Zeitpunkt aus dem Hamsterrad auszusteigen und in ein tarifgebundenes Arbeitsverhältnis zu wechseln.
Als ich von Brose weg war schwor ich mir: Nie wieder VAZ. Da ist der größte Betrug, Ausputz usw. etc.
Und jetzt bin ich schon wieder in einem Arbeitsverhältnis mit VAZ. Aber mit einem doch ganz anderem Gehalt als ich bei Brose hatte und viel weniger persönlichem "Aufregen". Und auch mal um 15.30 Feierabend das gabs bei Brose nur 1x im Quartal. Von Feierabend um 12.00 ganz zu schweigen. ;)
Mit 40h langst nicht ganz, aber von 50h bin ich weiiiiit entfernt.
Dabei könnte ich auch locker 60h arbeiten. Aber man muss vernünftig begründbar nur genau das machen, was wirklich nötig ist, flexibel udn kreativ sein und auch Leistung von den Kollegen / zuarbeitenden Stellen tracken und einfordern. Und das Politikspiel etwas mitspielen.... Und immer Respekt vor dem Menschen, aber nie vor der Postion haben (letzteres schüchtert nur ein und ist ist außer bei einigen Neurotikern auch nicht nötig)
Ohne die Erfahrungen durch Brose könnte ich das heute nicht. Allerdings gönne ich es auch jedem der ohne diese harte Erfahrung auskommt.
Gerade für Absolventen spreche ich am Ende sogar eine bedingte Empfehlung FÜR Brose aus. Es muß ja nicht für immer sein. Wenn man sich vorher einige Dinge klar macht und nicht wie ein treudoofer übermotivierter und unerfahrener Hochschulabsolvent an die Sache herangeht. Und ja keine Hemmungen haben die 40h ungefähr einzuhalten. Es gibt IMMER einen guten Grund für 50h. Wer so bedürftig ist, dass er aus Angst um seinen Job oder der Hoffnung auf guten Stand beim Vorgesetzten Überstunden schiebt, der hat schon verloren.
Wer viel macht, macht viel falsch.....
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