Guten Abend.

Macht es Sinn, eine Bachelorarbeit über Steueroasen und deren wirtschaftlichen Auswirkungen auf einzelne Staaten und die Gesellschaft zu schreiben, wenn man später bei den Big Four einsteigen möchte? Das dürfte doch eigentlich nicht gut bei den zuständigen Partnern rüberkommen, oder? Man erhebt sich m. E. doch dadurch zu einer moralischen Instanz und prangert die Praxis eben der StB-/WP-Gesellschaften an, die Großkonzernen mithilfe des Steuerrechts der Steueroasen bei der Steueroptimierung helfen.

Andererseits interessiert mich das Thema einfach viel zu sehr und überlege wirklich, darüber meine Bachelorarbeit zu schreiben.

Ich finde das Thema generell für die Big 4 nicht so passend, da es wohl eher in die Richtung VWL geht (.. und deren wirtschaftliche Auswirkungen auf einzelne Staaten und die Gesellschaft). Steueroasen ist ein sehr interessantes Thema, auch und gerade für die Big 4. Allerdings würde ich mich dann glaub ich eher auf die Praktiken der Steuerhinterziehung und auf ein konkretes Beispiel mit einem Betrieb oder einer Person eingehen. Die Arbeit kann dir vielleicht von der groben Struktur helfen:
http://www.grin.com/de/e-book/214003/kapitalflucht-und-steueroasen

Das Thema an sich kommt wie gesagt bei der Big 4 nicht schlecht an, da sie Experten in diesem Gebiet brauchen. Das heißt nicht, dass die Big 4 für Ihre Mandante Steuerhinterziehung betreibt, aber sie bewegen sich häufig auf einem sehr schmalen Grat zwischen legalen und illegalen Möglichkeiten, die Steuerlast zu senken und müssen optimalsten legalen Weg finden.

Du schreibst eine Bachelorarbeit, deren Aussagekraft gegen 0 geht.
Überspitzt gesagt bringen vielleicht 0,001% aller Bachelorarbeiten eine neue Kenntnis. Die meisten Arbeiten sind im Grunde doch pure Literaturwiedergabe, bezogen auf einen bestimmten Fall. Tu dir selbst einen Gefallen und häng die BA nicht höher, als sie ist.

Ich habe meine im Bereich Marketing geschrieben und bin dennoch im Audit bei einer Big4.

Du hast den Sinn meiner Frage nicht verstanden. Ich habe nicht gesagt, dass die Bachelorarbeit einen Bezug zu der späteren Tätigkeit geschweige denn eine neue Erkenntnis für die Welt bringen sollte. Ich möchte nur wissen, ob die zuständigen Personaler bei Big Four nicht stutzig werden, wenn man eine Bachelorarbeit über Steueroasen und deren wirtschaftlichen Auswirkungen auf Staaten schreibt, da man damit indirekt auch die Praxis der Big Four anprangern würde.

Aber den Vorschlag des anderen Users finde ich auch sinnvoll, eher etwas über die Praktiken der Steuerhinterziehung zu schreiben.

Du kannst deine Bachelorarbeit schreiben worüber du willst, das interessiert niemanden und keiner wird sich die Mühe machen dein Zusammengeschreibse auch nur zu lesen. Wenn überhaupt ist das eine typische Prakrikantenaufgabe. Und der soll dann lediglich auf den Aufbau und den logischen Zusammenhang achten...

Ich kann Leute nicht verstehen, die ihre Bachelorarbeit schreiben und schon ein Berufsfeld vor Augen haben, aber dann nichtmal ein Praktikum in der Branche absolviert haben. Hättest du mal eins gemacht, würdest du nicht solche Fragen stellen.

Macht es Sinn eine Bachelorarbeit zu schreiben?
Keine, die ich bisher gelesen habe (und das waren einige), kamen über 30 Seiten schlecht gemachte Literaturübersicht hinaus.
Aber im Ernst: Es interessiert keine sau, was Du in Deiner BA gemacht hast. Master vielleicht, Dissertation sicher. Aber dass eine BA eine bessere Hausarbeit ist, hat sich herumgesprochen.

Grundsätzlich kann das ein spannendes Thema sein, was auch positive Beachtung bei einer Big4 Bewerbung bekommt.

Allerdings sollte man hier erstmal hinreichend definieren, was eine "Steueroase" überhaupt ist (gar keine so einfache Frage, wenn das wirklich tief aufarbeiten will). Zudem würde ich insbesondere darauf achten, ganz genau bei den Formulierungen auf die richtige Abgrenzung zwsichen Steuergestaltung und Steuerhinterziehung zu achten.

In diesem Bereich werden sehr häufig (insbesondere auf Seiten der Politik, tw. sogar in Aufsätzen in Fachzeitschriften) Dinge als synonym dargestellt, die es nicht sind. Exemplarisch ist da die Debatte zu den sog. Lux-Leaks. Dort haben sich viele Leute (auch hier insbesondere Politiker) geäußert, die tw. die elementarsten Sachzusammenhänge im Steuerrecht nicht verstanden haben und stattdessen nur mit viel (gefühlter) Moral markige Äußerungen von sich gegeben haben.

Diese Abgrenzungen müssten natürlich in einer Bachelor-Arbeit sehr sauber dargestellt werden.

Der Starter des Beitrages dürfte aber sicherlich den perfekten Knecht für die Big 4 abgeben. Solch ein unterwürfiges Verhalten bereits im Bachelor dürfte sicherlich aus der Masse herausragen.