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Berufs- & Studienwahl Studienanfänger

Bildungsbericht »Bildung in Deutschland 2014«

Die Hochschulen in Deutschland haben in den letzten drei Jahren mehr Studienanfänger aufgenommen als jemals zuvor. Mit dem von Bund und Ländern in Auftrag gegebenen Bildungsbericht „Bildung in Deutschland 2014“ wird zum fünften Mal in Folge eine Bestandsaufnahme des deutschen Bildungswesens als Ganzes vorgelegt.

Eine wehende Deutschlandflagge mit Bundesadler vor blauem Himmel.

Bildungsbericht »Bildung in Deutschland 2014« -  Weiterhin hohe Nachfrage nach Studium
Mit dem Bericht „Bildung in Deutschland 2014“ legt eine unabhängige Gruppe von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zum fünften Mal eine umfassende und empirisch fundierte Bestandsaufnahme des deutschen Bildungswesens vor. Neben dem federführenden Deutschen Institut für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF) waren das Deutsche Jugendinstitut (DJI), das Deutsche Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW), das Soziologische Forschungsinstitut an der Universität Göttingen (SOFI) sowie die Statistischen Ämter des Bundes und der Länder (Destatis und StLÄ) an der Erarbeitung des Berichts beteiligt, der von der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland (KMK) und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wurde.

Die Bildungsberichte stellen den Entwicklungsstand, die Fortschritte und sich abzeichnende Probleme des deutschen Bildungswesens bereichsübergreifend dar – von der frühkindlichen Bildung über das allgemeinbildende Schulwesen, die berufliche Ausbildung und die Hochschulbildung bis zur Weiterbildung im Erwachsenenalter. So liefert die indikatorengestützte Analyse Anhaltspunkte für bildungspolitisches Handeln. In einem Schwerpunktkapitel betrachtet der Bericht 2014 die Situation von „Menschen mit Behinderungen im Bildungssystem“.

Im Jahr 2013 lag die Studienanfängerzahl mit mehr als 500.000 zum dritten Mal in Folge auf dem Niveau der Anfängerzahlen in der dualen beruflichen Bildung. Zur deutlich gestiegenen Studiennachfrage haben zwar auch die G8-Umstellung und die Aussetzung der Wehrpflicht beigetragen. Doch selbst ohne diese Faktoren studiert mittlerweile mehr als die Hälfte der Schulabgängerinnen und Schulabgänger mit Hochschulzugangsberechtigung. Das von der Bildungspolitik formulierte Ziel einer Studienanfängerquote von 40-42 Prozent ist damit deutlich übertroffen. Vorausberechnungen gehen auch für die nächsten Jahre von einer anhaltend hohen Studiennachfrage aus. Zu dieser Entwicklung erklärt Prof. Dr. Andrä Wolter, für das DZHW Mitglied der Autorengruppe des Bildungsberichts: „Die Hochschule scheint mehr und mehr zur quantitativ wichtigsten Ausbildungseinrichtung in unserer Volkswirtschaft zu werden. Wenn dieser Trend anhält, wird man neu über das Verhältnis von beruflicher Bildung und Hochschulbildung nachdenken müssen.“

Die hohe Studiennachfrage ergibt sich primär aus den Studienentscheidungen von Studienberechtigten, die den klassischen gymnasialen Weg genommen haben. Größere Gruppen kommen aber auch auf anderen Wegen. So stieg die Zahl der aus dem Ausland kommenden Studierenden zuletzt wieder an und erreichte 2012 mit fast 80.000 einen neuen Höchststand. Ebenso viele haben vor dem Studienbeginn bereits eine berufliche Ausbildung abgeschlossen und gehen mit dem Studium in eine weitere Bildungsetappe über. Auf niedrigem Niveau wächst die Zahl der Studierenden ohne Abitur oder Fachhochschulreife (auf 2,6%). Das alles zeigt die Vielfalt beim Hochschulzugang.

Parallel zu der steigenden Nachfrage hat sich die Hochschullandschaft in Deutschland in den letzten Jahren stark verändert. Die Fachhochschulen spielen eine zunehmend größere Rolle: Ihr Anteil an allen Studienanfängern ist seit 2000 um zehn Prozentpunkte auf 41 Prozent gestiegen (vgl. Abbildung 1). In den letzten 14 Jahren wurden 60 private Fachhochschulen neu gegründet. „Hierin zeigt sich eine steigende Nachfrage nach Studienformaten, die auf Erwerb beruflicher Kompetenzen gerichtet sind und die für bereits Erwerbstätige besonders attraktiv sind. Denn private Träger stellen einen großen Teil der Fernstudiengänge, aber auch des dualen Studiums“, erläutert Dr. Christian Kerst vom DZHW.

Parallel dazu ist auch das Studienangebot vielfältiger geworden. Die Gründung neuer Hochschulen, das Bemühen der Hochschulen um Profilbildung im Studienangebot sowie die Studienstrukturreform haben die Zahl der Studiengänge deutlich erhöht. Mittlerweile bieten die Hochschulen fast 9.500 grundständige Studienangebote und mehr als 7.000 Masterstudiengänge an. Die Studienentscheidung wird dadurch immer schwieriger und erfordert gute Information sowie Beratung.

Durch die hohe Studiennachfrage steigt auch das Angebot an Fachkräften mit Hochschulabschluss, das die Hochschulen verlässt. Im Jahr 2012 erwarben 310.000 Absolventinnen und Absolventen einen ersten Hochschulabschluss – gegenüber 2002 fast eine Verdoppelung. In der Vergangenheit eröffnete ein Hochschulabschluss in Deutschland überwiegend gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt. In Zukunft könnten die Berufschancen nach einem Hochschulabschluss unterschiedlich ausfallen, abhängig davon, ob das Studium mit einem Bachelor- oder ein Master abgeschlossen wurde.

Rahmenbedingungen für Bildung
Trotz höherer Bildungsausgaben der öffentlichen Gesamthaushalte im Jahr 2012 ist der Anteil am Bruttoinlandsprodukt (BIP) leicht rückläufig: Die Gesamtausgaben für Bildung, Forschung und Wissenschaft beliefen sich 2012 auf insgesamt 247,4 Milliarden Euro bzw. 9,3 Prozent des BIP. Das Ziel, die Ausgaben bis zum Jahr 2015 auf 10 Prozent des BIP zu steigern, wurde somit bisher nicht erreicht.

Der Anteil an Personen mit Migrationshintergrund an der Bevölkerung steigt in den jüngeren Altersgruppen weiter an: Von den unter 6-Jährigen hat gut ein Drittel der Bevölkerung einen Migrationshintergrund. Insbesondere in Westdeutschland haben in dieser Altersgruppe einige Länder Anteile von mehr als 40 Prozent zu verzeichnen. Dies führt in einzelnen Bildungsinstitutionen, wie z.B. in Kindertageseinrichtungen, zu sich verstärkenden Segregationstendenzen.

Der Anteil der Kinder, die in einer Risikolage aufwachsen, verringert sich leicht, bleibt aber immer noch bei annähernd 30 Prozent: Während es 2005 noch 32,4 Prozent der Kinder waren, die in mindestens einer Risikolage – erwerbsloses, armutsgefährdetes oder bildungsfernes Elternhaus – aufwuchsen, ist der Anteil bis 2012 auf 29,1 Prozent gesunken, der Anteil an Kindern aus Elternhäusern mit allen drei Risikolagen von 4,0 Prozent auf 3,4 Prozent. Auffällig bleiben die großen Unterschiede zwischen den Ländern; insbesondere in den Stadtstaaten und einigen ostdeutschen Ländern kumulieren die Probleme.

Bildungsteilnahme
Steigende Bildungsbeteiligung der unter 3-Jährigen in der Kindertagesbetreuung und den höherqualifizierenden Bildungsgängen: Die Bildungsbeteiligung bei den 1-Jährigen stieg zuletzt im Osten auf knapp 62 Prozent, im Westen auf 23 Prozent. Auch bei den 2-Jährigen sind steigende Beteiligungsquoten zu beobachten, während unter 1-Jährige die Angebote kaum nutzen.

Im schulischen Bereich hält der Zustrom zum Gymnasium weiter an. Trotz abnehmender Zahl der Neuzugänge zur beruflichen Ausbildung hat sich die Lage auf dem Ausbildungsstellenmarkt 2013 gegenüber den beiden Vorjahren für die Jugendlichen verschärft. Die Gesamtquote der Weiterbildungsteilnahme ist 2012 erstmals seit 15 Jahren deutlich erhöht, fast ausschließlich wegen des Anstiegs betrieblicher Weiterbildung.

Erstmalig verzeichnen die duale Ausbildung und der Hochschulbereich eine gleich große Zahl an Anfängerinnen und Anfängern, das Verhältnis dieser beiden Ausbildungsbereiche zueinander bedarf einer Neubestimmung: 2011 haben sich die Anfängerzahlen in den beiden großen Berufsbildungsbereichen mit jeweils ca. 500.000 Personen erstmalig in der Bildungsgeschichte Deutschlands angeglichen, auch bedingt durch die seit längerem rückläufige Zahl der Neuzugänge zur dualen Berufsausbildung.

Trotz leichter Verbesserung bleibt weiterhin eine starke soziale Ungleichheit bei der Bildungsbeteiligung bestehen; besonders prekär ist die Bildungssituation von Personen mit Migrationshintergrund: Schülerinnen und Schüler mit einem niedrigen sozioökonomischen Status besuchen weiterhin erheblich seltener das Gymnasium als diejenigen mit hohem sozioökonomischen Status. Die Ausbildungsperspektiven für bildungsbenachteiligte Jugendliche bleiben weiterhin prekär. Auch 2013 mündet noch über eine viertel Million ausbildungsinteressierter Jugendlicher in das Übergangssystem ein. Nach wie vor sind dies vor allem Jugendliche mit maximal Hauptschulabschluss in den westdeutschen Flächenländern sowie ausländische Jugendliche.

Bildungsprozesse
Der Erfolg schulischer Ganztagsbetreuung bestimmt sich maßgeblich über pädagogische Konzepte; Modelle der Beteiligung und auch einer zeitlichen Flexibilisierung müssen sich hieran ausrichten: Mehr als jede zweite deutsche Schule macht inzwischen Ganztagsangebote, die allerdings nur von einem Drittel aller Schülerinnen und Schüler genutzt werden. Die aktuelle Debatte verkürzt die Frage nach der pädagogischen Qualität der Ganztagsschule stark auf Organisationsmodelle, die aber ihrerseits nur den Rahmen für entsprechende pädagogische Zielvorstellungen abgeben können.

Es erscheint fraglich, ob mit dem gegenwärtig dominierenden offenen Organisationsmodell, d.h. einer freiwilligen Teilnahme der Schülerinnen und Schüler, die pädagogischen Möglichkeiten von Ganztagsschulen hinreichend ausgeschöpft werden können. Hohe Wechsel- und Abbrecherzahlen im Schulbereich, in der dualen Ausbildung und in der Hochschule stellen nach wie vor eine besondere Aufgabe für die einzelnen Bildungsbereiche dar: Trotz schulstruktureller Veränderungen hin zu Schularten, die unter einem Dach mehr als einen Bildungsgang anbieten und damit den Schülerinnen und Schülern mehrere Abschlussoptionen eröffnen, gibt es weiter Schulartwechsel in erheblichem Umfang. Im Laufe der Jahrgangsstufen 5 bis 9 verringern sich die Schülerzahlen an Gymnasien durch Wechsel um insgesamt 10 Prozent, während die Schülerzahlen an sonstigen weiterführenden Schularten anwachsen.

In der dualen Berufsausbildung besteht eine durchschnittliche Vertragsauflösungsquote von 22 Prozent, diese verteilt sich sehr unterschiedlich auf Ausbildungsbereiche und Berufe. Sie unterscheidet sich auch nach schulischem Vorbildungsniveau: Auszubildende mit maximal Hauptschulabschluss haben eine mehr als doppelt so hohe Vertragsauflösungsquote (31%) wie diejenigen mit einer Studienberechtigung (12,5%).
Der Studienabbruch im Erststudium stagniert etwa auf dem Niveau der Vorjahre; mehr als ein Viertel der Studierenden im Bachelorstudium bricht nach wie vor ab. Die in der Vergangenheit stark überdurchschnittlichen Abbruchquoten in den MINT-Fächern liegen trotz eines leichten Rückgangs immer noch über dem Durchschnitt. Im Masterstudium bricht nur noch knapp ein Zehntel das Studium ab.

Bildungsergebnisse
Der Bildungsstand der Bevölkerung erhöht sich, der Trend zu höheren Abschlüssen setzt sich fort: Der Anteil der Personen mit Hochschulreife fällt bei den 30- bis unter 35-Jährigen mit 43 Prozent rund doppelt so hoch aus wie bei den 60- bis unter 65-Jährigen (22%). Aktuell zeigt sich schulartübergreifend ein Trend zu höheren Abschlüssen und ein kontinuierlicher Rückgang der Abgängerzahl ohne Hauptschulabschluss auf nunmehr 5,9 Prozent der gleichaltrigen Bevölkerung.

Die Zahl der Personen, die die Hochschulen mit einem ersten Abschluss verlassen, hat sich seit 2002 fast verdoppelt. Junge Frauen erwerben inzwischen häufiger einen Hochschulabschluss als junge Männer; unter den 30- bis unter 35-Jährigen sind es 24 Prozent der Frauen und 22 Prozent der gleichaltrigen Männer. Der Bachelorabschluss ist mittlerweile zum häufigsten Abschluss geworden. Aufgrund der hohen Übergangsquoten in das Masterstudium steigt auch die Zahl der Absolventinnen und Absolventen mit einem Masterabschluss.

Zum Schwerpunktthema „Menschen mit Behinderungen im Bildungssystem“
Die Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen stellt bindendes Recht dar: Sie verpflichtet zur Schaffung eines inklusiven Bildungssystems auf allen Ebenen. In Umsetzung dessen sieht sich das bestehende deutsche Bildungssystem mit der Anforderung konfrontiert, Heterogenität und Individualität zum leitenden Handlungsprinzip zu entwickeln. Damit verändern sich die Rollen, Aufgaben und Funktionen aller beteiligten Akteure.

Die Umsetzung hin zu einem inklusiven Bildungssystem stößt auf eine Reihe von strukturellen Problemen, die sich insbesondere aus den grundlegenden Unterschiede zwischen dem Bildungs- und dem Sozialsystem ableiten: Aus der Verschiedenartigkeit von begrifflichen Zuordnungen, aus gewachsenen institutionellen Bedingungen, aus unterschiedlichen professionellen Selbstverständnissen ergeben sich strukturelle Gegensätze, die den Prozess der Inklusion erschweren. So bedingen die angewandten Diagnoseverfahren – entwicklungsdiagnostische Verfahren im vorschulischen Bereich; die pädagogisch orientierte Feststellung eines sonderpädagogischen Förderbedarfs im Schulalter; überwiegend arbeitsmedizinisch orientierte Gutachtenverfahren im Rahmen der beruflichen Bildung – unterschiedliche und miteinander kaum vergleichbare Ergebnisse. Darüber hinaus sind diese Verfahren zwischen Ländern, Regionen und nach Art der Behinderungen verschieden, so dass die daran anknüpfenden Fördermaßnahmen höchst unterschiedlich ausgestaltet sind.

Immer mehr Kinder und Jugendliche mit und ohne Behinderungen besuchen gemeinsam Kindertageseinrichtungen und Schulen; der Anteil nimmt aber mit zunehmendem Alter deutlich ab: Beträgt der Anteil der Kinder mit Eingliederungshilfen oder sonderpädagogischem Förderbedarf, die in Einrichtungen der frühkindlichen Bildung gemeinsam mit Kindern ohne Behinderungen betreut werden, mehr als zwei Drittel, so sind es im Grundschulbereich rund 44 Prozent der Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf, die gemeinsam mit Kindern ohne einen solchen Förderbedarf unterrichtet werden. Im Sekundarbereich I sind es nur noch ungefähr 23 Prozent. Es zeigt sich, dass sich mit jeder Bildungsstufe der Anteil der gemeinsam betreuten und unterrichteten Kinder bzw. Jugendlichen deutlich verringert.

Bei rund 493.000 Schülerinnen und Schülern wurde in Deutschland ein sonderpädagogischer Förderbedarf im Schulbereich festgestellt: Die Quote ist dabei, bedingt durch demografische Veränderungen, auf nunmehr 6,6 Prozent der Gesamtschülerschaft gestiegen; dabei schwankt sie im Ländervergleich erheblich, zwischen 4,9 Prozent und 10,5 Prozent. Von allen Schulanfängerinnen und -anfängern werden 3,3 Prozent direkt in Förderschulen eingeschult. Noch immer stellen Schülerinnen und Schüler mit einem Förderbedarf im Bereich „Lernen“ mit 40 Prozent die größte Gruppe dar, wenngleich sich in den letzten Jahren deutliche Verschiebungen zwischen den Förderschwerpunkten ergeben haben. Auch im Rahmen der beruflichen Ersteingliederung werden mit 57 Prozent am häufigsten Personen mit einer Lernbehinderung gefördert.

Allgemeine Bildungsabschlüsse sind für Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf teilweise nur eingeschränkt erreichbar: Bundesweit haben fast drei Viertel derjenigen, die eine Förderschule verlassen, keinen allgemeinbildenden Schulabschluss erworben, sondern lediglich einen spezifischen Abschluss der Förderschule; teilweise ist dies dadurch bedingt, dass die schulrechtlichen Vorgaben des Landes den Erwerb eines allgemeinbildenden Schulabschlusses nicht vorsehen.

Innerhalb der beruflichen Ausbildung bestehen eigene Ausbildungsgänge für Menschen mit Behinderungen; deren Einbeziehung in Regelausbildungen tritt demgegenüber zurück: Rund 10.000 Jugendliche münden in die entsprechenden, gesonderten Ausbildungsgänge ein; dabei verfügen 57 Prozent über einen Hauptschulabschluss, 40 Prozent haben die Ausbildung ohne einen solchen aufgenommen. Auffällig ist die hohe Quote der Ausbildungsabbrecher. An den Hochschulen studieren Menschen mit und ohne Behinderungen zielgleich; Studierende mit Beeinträchtigungen haben besondere Unterstützungsbedarfe, die an den Hochschulen nicht immer erfüllt werden: Studierende, die gesundheitlich im Studium beeinträchtigt sind, haben häufig eine längere Studiendauer und ein höheres Risiko, das Studium abzubrechen.

Das für Bildung und Förderung von Menschen mit Behinderungen eingesetzte Personal ist gegenwärtig nicht immer fachlich einschlägig qualifiziert; Aus-, Fort- und Weiterbildung für das pädagogische Personal erklären zunehmend Inklusion zum Bestandteil der Ausbildung: Das pädagogische Personal, das in Kindertageseinrichtungen im Rahmen der Förderung von Kindern mit einer einrichtungsgebundenen Eingliederungshilfe eingesetzt wird, ist deutlich einschlägiger qualifiziert als das Personal in anderen Arbeitsbereichen. Beim pädagogischen Personal an Förderschulen verfügt ein Drittel nicht über einen entsprechenden sonderpädagogischen Lehramtsabschluss. Das bestehende Angebot, um das bei der Bildung von Menschen mit Behinderungen tätige Fachpersonal in der Erstausbildung sowie durch Maßnahmen der Fort- und Weiterbildung zu qualifizieren, entspricht nicht dem erklärten Bedarf.

Ressourcen stehen gegenwärtig aus unterschiedlichen Bereichen zur Verfügung, es fehlt ein abgestimmtes Konzept ihrer Nutzung: Beim Zusammenspiel von Sozial- und Bildungssystem bei Maßnahmen der Bildung und Förderung von Menschen mit Behinderungen wirkt sich die Unterschiedlichkeit der Zuständigkeiten und inhaltlichen Ansätze belastend aus. Das betrifft besonders die Bewilligung und Zuordnung von Ressourcen. Personenbezogene Zuweisungen und solche systemischer Art bedürfen einer eindeutigen Abstimmung.

Zentrale politische Herausforderungen Die im Bildungsbericht dargestellten Befunde zeigen, dass im Bildungswesen in den letzten Jahren eine ganze Reihe von Reformen begonnen wurde. Am deutlichsten tritt dies im Ausbau und der institutionellen Differenzierung in der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung, in der weiteren Differenzierung innerhalb des allgemeinbildenden und des beruflichen Schulwesens sowie bei der Ausweitung von Ganztagsschulangeboten zutage, aber auch in der starken Zunahme der Studienberechtigtenquote. Am ehesten ausgespart von dieser Bewegung sind die Bereiche der Berufsausbildung und der Weiterbildung.

In vielen Bildungsbereichen stand unter dem Druck verstärkter Nachfrage der quantitative Ausbau der Institutionen des Bildungssystems im Vordergrund. Auch vor dem Hintergrund der demografischen Perspektive gewinnen aus Sicht der Autorengruppe zunehmend qualitative Aspekte der Gestaltung von Bildungsinstitutionen und Bildungsprozessen an Bedeutung. Diese lassen sich als Herausforderungen für die Politik beispielhaft an fünf vordringlichen Handlungsfeldern verdeutlichen:

Es bedarf zur Lösung dieser Herausforderungen nach der Auffassung der Autorengruppe auch deshalb übergreifender Konzepte, weil institutionelle Veränderungen in einem Bildungsbereich nicht-intendierte Folgewirkungen in anderen nach sich ziehen können. Hier stellt sich für die Politik die Aufgabe, wie die notwendigen Abstimmungsprozesse zwischen verschiedenen Bildungsebenen und -akteuren organisiert werden können. Wichtig erscheint dabei, dass Bund und Länder sich auf konsensfähige, operationalisierbare Ziele verständigen, die es mittelfristig gestatten, zumindest die genannten Handlungsfelder produktiver als in der Vergangenheit zu bearbeiten.

Download Bildungsbericht »Bildung in Deutschland 2014« [PDF, 357 Seiten - 4,3 MB]
http://www.bildungsbericht.de/daten2014/bb_2014.pdf