Studien- und Berufswahl: Interview mit Ulrike Flach (MdB)
Mit Ulrike Flach, Vorsitzende des Ausschusses für Bildung und Forschung im Bundestag, sprach Martin Hellwig über zentrale Themen der Studienwahl und Berufswahl.
Was kann man der Argumentation entgegenhalten, dass durch diese Auswahlverfahren eine Zweiklassenbildung und die Schaffung elitärer Bildungseinrichtungen erfolgt?
Wir brauchen natürlich eine Absicherung, dass nicht sozial Schwache durch den Rost fallen. Aus diesem Grunde sagen wir ja, der Staat soll sein Geld gleichmäßig in Form von Schecks verteilen, dann hat jeder die gleiche Marktmacht. Die Eingangsprüfungen sind ja weniger davon abhängig, ob ich aus einem weniger oder mehr begüterten Hause komme, da hängt es eben nur davon ab, ob ich geeignet bin oder nicht. Es muss natürlich sichergestellt werden, dass nicht eine soziale Auswahl erfolgt.
Ihre Partei plädiert ja durchweg für mehr Selbstverantwortung. Zum Thema Nebenjob: Können Sie Studienanfänger ermutigen, den Job als Chance zu begreifen und sich nicht vom BAföG abhängig zu machen oder sich zu beklagen, falls BAföG nur in geringer Höhe oder gar nicht gezahlt wird?
Ich plädiere immer dafür, dass Unternehmen und Uni sehr eng zusammenarbeiten. Ich bin auch ein begeisterter Anhänger der Berufsakademie, weil wir dort die Möglichkeit haben, die Leute direkt an die Praxis heranzuführen. Zudem haben die Unternehmen die Chance, auf den Lehrplan der Universitäten etwas einzuwirken. Damit wird das Studium auch ein bisschen realitätsnäher. Es ist ja auch häufig zu theoriebelastet, was wir an den Universitäten lehren. Ich kann nur jedem Studenten raten, sich nicht in den Semesterferien nur nach Jamaika zu begeben, sondern - genau wie es auch Generationen vorher getan haben - zu versuchen, in den Unternehmen einen Job zu finden.
Apropos Jamaika. Wie sieht es mit einem Auslandstudium aus? Ist das eine Option, die jeder Wirtschaftstudent mal in Erwägung ziehen sollte? Sowohl im Hinblick auf die Karriere als auch für die Persönlichkeitsentwicklung?
In den meisten Studiengängen, vor allem auch VWL und BWL, kommt man heutzutage nicht mehr ohne Fremdsprachenkenntnisse aus. In all diesen Bereichen ist die Welt außerhalb Deutschlands interessant und eine Bereicherung, auch eine geistige. Ich plädiere sehr dafür, das zu tun. Es gibt ja auch viele Angebote seitens der Uni, auch im Austauschverfahren, das zu ermöglichen.