Hallo zusammen,

das Studium ist geschafft und nun gehts es weiter: Der Berufseisntieg vor der Tür. Nach endlos langen Bewerbungsphasen fange ich demnächst an im Inhouse-Consulting eines Automobilherstellers. Zwar habe ich durch verschiedene Praktika Berufserfahrung gesammelt, jedoch war es vom Gefühl her immer anders, aufgrund der Tatsache dass man nunmal Praktikant ist und die Tätigkeit auch immer einen Ausbildungscharakter hatte und nun macht sich eine gewisse Nervosität bereit. Was erwartet man Ad-Hoc von mir? Werde erstmal mich einarbeiten müssen und habe ein beklemmenden Gefühl, dass ich leerlauf haben könnte und unproduktiv/nicht nützlich bin.

Ich freue mich tierisch auf den Einstieg, habe aber einfach bisschen Sorge vermeidbare Fehler machen zu können. Was sind eurer Meinung nach "do´s and don´ts" gerade in einem kompetetiven Umfeld?

Danke und Gruß,
Jan

Würde mich auch interessieren, daher Push!

WiWi Gast schrieb am 10.05.2018:

Würde mich auch interessieren, daher Push!

Don't: nach 3,5 Stunden einen Thread pushen

Auch wenn es schwer fällt. Die ersten Wochen/Monate einfach nur zuhören, freundlich sein und einfach nicht klugscheißern. Besonders von frischen Uniabsolventen hat man es am Liebsten, wenn diese meinen die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben...

Ja, vorschnelle Urteile von Absolventen sind unnötig.

Stimmt, das kommt nicht gut an, selbst wenn es wirklich etwas gäbe, das man verbessern müsste. Dann lieber erstmal nichts sagen, warten und es später mal auf den Tisch bringen.

WiWi Gast schrieb am 10.05.2018:

Stimmt, das kommt nicht gut an, selbst wenn es wirklich etwas gäbe, das man verbessern müsste. Dann lieber erstmal nichts sagen, warten und es später mal auf den Tisch bringen.

Die Wahrscheinlichkeit, dass man das vermeintliche Problem, welches man gerne lösen möchte, nicht komplett durchschaut hat, ist als Neuling in einer Organisation - egal ob Berufsanfänger oder nicht - recht hoch.

Nicht zwangsläufig. Gibt manchmal auch sehr triviale Dinge, die einfach keiner löst weil 1. aus Bequemlichkeit, a la es hat schon immer funktioniert, warum den ändern, oder 2. auf Grund des Tunnelblicks. Wer lange in einem System sitzt verliert häufig den Blick für manchmal sehr triviale, offensichtliche Dinge. Wer von ausen dann frischt herin kommt, wundert sich, warum das Problem keiner mehr wahrnimmt.

Aber natürlich immer erstmal warten und sehen ob man tätzlich die Sache hier richtig erfasst hat.

WiWi Gast schrieb am 10.05.2018:

WiWi Gast schrieb am 10.05.2018:

Stimmt, das kommt nicht gut an, selbst wenn es wirklich etwas gäbe, das man verbessern müsste. Dann lieber erstmal nichts sagen, warten und es später mal auf den Tisch bringen.

Die Wahrscheinlichkeit, dass man das vermeintliche Problem, welches man gerne lösen möchte, nicht komplett durchschaut hat, ist als Neuling in einer Organisation - egal ob Berufsanfänger oder nicht - recht hoch.

WiWi Gast schrieb am 10.05.2018:

Nicht zwangsläufig. Gibt manchmal auch sehr triviale Dinge, die einfach keiner löst weil 1. aus Bequemlichkeit, a la es hat schon immer funktioniert, warum den ändern, oder 2. auf Grund des Tunnelblicks. Wer lange in einem System sitzt verliert häufig den Blick für manchmal sehr triviale, offensichtliche Dinge. Wer von ausen dann frischt herin kommt, wundert sich, warum das Problem keiner mehr wahrnimmt.

Naja zumindest der Berufseinsteiger wird noch etwas brauchen, bis er solche Probleme dann löst.

Naja man kann sowas natürlich angehen aber indem man Fragen stellt und nicht indem man Vorschläge macht.

Einfach mal fragen: Komisch, erscheint mir fast so als wäre es besser das so und so zu machen, was übersehe ich?

Anstatt zu sagen: Was ihr macht ist doch ineffizient, so und so wäre das viel besser.

Wenn man den richtigen Ton trifft ist das auch von Anfängern vollkommen ok - das Problem ist nur die arrogante Attitüde die mancher Anfänger an den Tag legt. Sicher aber nicht die Tatsache, dass sie motiviert sind und sich einbringen müssen.
Wenn man die Frage stellt bekommt man entweder ne Erklärung warum es auf die scheinbar ineffiziente Variante gemacht wird oder es kommt vielleicht sogar wirklich eine Verbesserung zu Stande - in beiden Fällen macht man einen guten Eindruck.

Bin zwar selbst noch Student und kann hier nichts konkretes Beitragen, jedoch ist folgendes sehr amüsant: Bei (fiktiven) Gehaltsangaben sind unsere Young Professionals hier im Forum sofort Feuer und Flamme, bei konstruktiven Ratschlägen und eigener Reflektion wirds jedoch sehr schnell sehr still...

Sehe ich genauso. Du kannst beinahe alles in Frage stellen, wenn du den richtigen Ton triffst und das Timing passt.

Was wäre nocht wichtig in einem kompetitiven Umfeld?
Lass auch deine Kollegen mal in einem guten Licht darstehen. Denn wer später Führungskraft werden will sollte auch ein Teamplayer sein können.

WiWi Gast schrieb am 11.05.2018:

Naja man kann sowas natürlich angehen aber indem man Fragen stellt und nicht indem man Vorschläge macht.

Einfach mal fragen: Komisch, erscheint mir fast so als wäre es besser das so und so zu machen, was übersehe ich?

Anstatt zu sagen: Was ihr macht ist doch ineffizient, so und so wäre das viel besser.

Wenn man den richtigen Ton trifft ist das auch von Anfängern vollkommen ok - das Problem ist nur die arrogante Attitüde die mancher Anfänger an den Tag legt. Sicher aber nicht die Tatsache, dass sie motiviert sind und sich einbringen müssen.
Wenn man die Frage stellt bekommt man entweder ne Erklärung warum es auf die scheinbar ineffiziente Variante gemacht wird oder es kommt vielleicht sogar wirklich eine Verbesserung zu Stande - in beiden Fällen macht man einen guten Eindruck.

WiWi Gast schrieb am 11.05.2018:

Bin zwar selbst noch Student und kann hier nichts konkretes Beitragen, jedoch ist folgendes sehr amüsant: Bei (fiktiven) Gehaltsangaben sind unsere Young Professionals hier im Forum sofort Feuer und Flamme, bei konstruktiven Ratschlägen und eigener Reflektion wirds jedoch sehr schnell sehr still...

Das ist natürlich sehr typisch und auch sehr bezeichnend für das Forum!

Um den Berufseinstieg leicht zu machen gibt es meiner Meinung nach ein paar Dinge, die man am Anfang machen sollte:

• Zuerst, und ich halte das für den allerwichtigsten Punkt: Stelle dich gut mit allen Assistentinnen/Sekretärinnen. Gerade wenn sie schon lange im Unternehmen sind kennen die jeden, sie kennen die Arbeitsabläufe, typische Probleme bei Gremienentscheidungen, Spleens von Vorgesetzten, sie wissen einfach alles was dir das Leben leichter macht. Und wenn du dich bei denen auf die Abschussliste gebracht hast, dann wirst du es sehr schwer haben.
• Mache dich mit allen Abteilungen bekannt, mit denen zu tun haben könntest. Früher oder später wirst du ein ultrakurzfristiges Projekt haben und dringend Daten brauchen. Die bekommst du eher, wenn du auch mal mit den Leuten aus dem Controlling einen Kaffee getrunken hast.
• Verstehe Organisation und Prozesse. Bei größeren Unternehmen ist es bedeutend schwerer durch die internen Prozesse zu manövrieren, als fachliche Fragestellungen zu verstehen. Kenne die Entscheidungswege, dann kannst du dich vorbereiten.
• Overcommunicate: Weihe deinen Vorgesetzten zu Beginn in deine nächsten Schritte und Denkprozesse ein. Damit lernt er dich kennen und du kannst aus seinem Feedback erfahren, worauf er Wert legt.
• Sei aktiv: Du bist kein Praktikant mehr. Wenn du auf Probleme stößt, geh nicht mehr mit Fragen zu deinem Chef, sondern präsentiere das Problem und mache wenigstens einen Lösungsvorschlag. Selbst wenn dein Chef es anders sieht, wird er bemerken, dass du weiterdenkst.

Super Thema! Würde gerne in die Runde fragen, ob es auch spezielle Dos/Don'ts für Berufsanfänger in der Beratungsbranche gibt?

Ein guter Ansatz für das ganze Brufsleben, v.a für den Beginn: Solide Basics abliefern, und darauf basierend Extras einbauen.

Damit meine ich: Schaut, dass Eure Grundlagen funktionieren. Das klingt erstmal dämlich, aber nur wenn Ihr das richtig hinbekommt, könnt Ihr nachher mit Zusatzdingen punkten.

Zu den Basics gehören für mich (nicht in einer bestimmten Reihenfolge):

• Pünktlichkeit. Sowohl zu Terminen an sich, als auch in Sachen Ablieferung der eigenen Arbeit. Und wenn Ihr mal nicht pünktlich seid, dann meldet Euch so früh wie möglich.
• Ans Telefon gehen. Zurückrufen. Eine saubere, persönliche, kurze Voicemailansage.
• Freundlichkeit. Höflichkeit.
• Körperhygiene. Saubere Kleidung.
• Grammatik, Rechtschreibung in Emails und Dokumenten. Kann man heute super von Tools prüfen lassen.
• Lernt früh, Expectations zu managen. Damit ist gemeint: Was ist möglich? Und was klappt nicht in dem Zeitraum? Was ist stattdessen möglich? Das kann man auch als Verbindlichkeit sehen: Was ich zusage, halte ich ein. Und wenn ich es nicht einhalten kann, dann spreche ich darüber.

Diese Punkte alleine führen nicht zum Erfolg. Ohne diese Punkte allerdings kommt garantiert kein Erfolg.

Wenn das obige dann läuft, kann man sich darauf stürzen, irgendwo zu glänzen.
Zum Einstieg würde ich raten, viel zu fragen, und nach Aufgaben zu suchen und zu lechzen. Klar wirst Du dich einarbeiten müssen, und das ist vollkommen klar. Dich einzuarbeiten, bedeutet Mühe für die anderen, also hilf ihnen dabei, indem Du klar nach neuen Richtungen fragst.

WiWi Gast schrieb am 11.05.2018:

Bin zwar selbst noch Student und kann hier nichts konkretes Beitragen, jedoch ist folgendes sehr amüsant: Bei (fiktiven) Gehaltsangaben sind unsere Young Professionals hier im Forum sofort Feuer und Flamme, bei konstruktiven Ratschlägen und eigener Reflektion wirds jedoch sehr schnell sehr still...

Ich bin der "Pusher" und lese weiterhin interessiert mit.

Danke für die bisherigen Beiträge!

Donts:

• Verbringe nicht zu viel Zeit auf wiwi-Treff und im Netz.
• Kriech dem Chef nicht in den Hintern.
• Sei nett zu deinen Kollegen.
• Lass dein Handy erstmal weg.
• Benehm dich nicht peinlich.
• Erzähle nicht von wilden Partynächten.
• Knöpfe dein Hemd immer bis oben zu.
• Wenn du schwitzt, dann machst du alles richtig. Such dir deshalb einen Schreibtisch weit weg von der Klimaanlage. Dadurch wird jeder denken, dass du arbeitest wie ein Schwein.
• Versuch nur zu Hause auf Toilette zu gehen. Dadurch ersparst du der Firma Arbeitszeit und Wasser für den Toilettengang. Man wird das mitbekommen und dich für dein Einsparpotential loben.
• Mach keine Mittagspause. Fahrzeuge sind sowieso schon so teuer. Hilf der Automobilindustrie ihre Wettbewerbsfähigkeit gegenüber China zu erhöhen, indem du keine Pausen machst und manchmal ausstempelst und trotzdem weiter arbeitest.

Solche Kommentare sind definitiv Do's

Man erwartet von Einsteigern eine gesunde Portion Demut, Motivation und Interesse.
Stellt also viele Fragen, ohne Dinge in Frage zu stellen. Fragt, nachdem ihr etwas erledigt habt, nach Feedback. Und verbessert euch.
Fragt auch, wie die Daten/Dokumente genutzt wurden und was entschieden wurde.
Fragt vor dem Feierabend, ob ihr noch irgendwo unterstützen könnt.

WiWi Gast schrieb am 11.05.2018:

Bin zwar selbst noch Student und kann hier nichts konkretes Beitragen, jedoch ist folgendes sehr amüsant: Bei (fiktiven) Gehaltsangaben sind unsere Young Professionals hier im Forum sofort Feuer und Flamme, bei konstruktiven Ratschlägen und eigener Reflektion wirds jedoch sehr schnell sehr still...

Von meiner Seite aus paar Sachen, die man meiner Meinung nach berücksichtigen sollte:

• Arbeit, bevor sie dem Vorgesetzten geschickt wird, IMMER ausdrucken und alles in Ruhe so durchgehen - insbesondere wenn Zahlen involviert sind. Ausgedruckt sieht man extrem viele Fehler, die man am Screen einfach nicht sieht.

• Es ist okay, Fehler zu machen. Daraus lernt man. Was nicht okay ist, den selben Fehler zweimal zu machen, wenn irgend möglich in einem Notizbuch vermerken.

-Apropos Notizbuch: To Do's am Besten aufschreiben, und wenn sie erledigt werden durchstreichen. Man denkt das ist unnötig, aber irgendwann stapelt sich die Arbeit doch, und man vergisst bei der einen Aufgabe was genau man nochmal machen sollte, oder was genau das war....ist sehr peinlich wenn man dann nochmal fragen muss, was genau man tun sollte.

-Das Bewerbungsgespräch wurde zwar gut bestanden, das heißt aber nicht, dass du dich nicht mehr beweisen musst. Das musst du, Tag für Tag. Also: So früh es geht Morgens da sein (das heißt nicht unbedingt 8 Uhr, falls Arbeitsbeginn 9 Uhr ist...aber 10 min früher schaden euch auch nicht), und natürlich nicht direkt als erster Feierabend machen. Das kann man nach einiger Zeit Zugehörigkeit, aber nicht am Anfang bitte.

-Offensichtlich, ich erwähne es dennoch, zu ALLEN höflich und nett sein, auch zu der Assistenz. Das sind oftmals sehr mächtige Personen, auch wenn man sie unterschätzt. Haltet euch gut mit allen. Dazu gehört auch, die Nase aus office politics zu halten; nicht über andere lästern, wenn über andere gelästert wird, nicht partizipieren.

-Proaktiv sein: Leerlauf wird vorkommen, kommt überall mal vor, gerne von sich aus zu den Leuten gehen und fragen ob du sie unterstützen kannst. Wenn es wirklich nichts zu tun gibt, nicht lustlos am Stuhl hängen.

Hoffe das hilft dir etwas, ich wünsche dir einen guten Start ins Berufsleben!