Ich persönlich wusste nicht was ich machen will als ich 2015 nach 13 Jahren Schule (G9) mein Abi gemacht hab. Ich musste auch nie drüber nachdenken, man ist doch bis dahin quasi sein ganzes Leben zur Schule gegangen, die Frage stellte sich gar nicht. Ich dachte auch, dass ich im Job irgendwie so durchrutschen werde wie in der Schule alle Jahre, irgendwas wird sich schon ergeben, der erste Weckruf war dann die bestandene Abiprüfung mit einer sagenhaften 4,0 was zu einem Gesamtschnitt von 3,5 führte. Inklusive Erwähnung durch den Direktor während der Entlassungsrede und einem Gespräch, als er mich zur Seite nahm und mir eine düstere Zukunft prophezeite.
Ich komme aus einem Kaff, hab bis auf Klassenfahrten oder Urlaube nach Dänemark oder Österreich nie was von der Welt gesehen, ich wusste nicht wer ich sein wollte, nur dass ich nicht der sein wollte der ich war. Ich bin in einem behüteten Elternhaus aufgewachsen, bei Problemen haben mir meine Eltern abgenommen, was sie konnten. Und dann bin ich nach Neuseeland gegangen, hab die ganze Ausrüstung, Visa, Dokumente, Flug, alles selber bezahlt und habe auch dort nur von meinem Ersparten und Löhnen gelebt. Was hat es mir gebracht? Vieles aber auch nicht alles.
Ich habe gelernt, dass wenn man etwas möchte, muss man selbst dafür arbeiten. Wer coole Sachen erleben will, die einen wirklich emotional berühren, muss man ggf. Geld dafür ausgeben, und für Geld muss man arbeiten. Und je besser man ist, desto besser wird man auch bezahlt. Und um gut zu sein, muss man viel wissen.
Also allein durch diese Erkenntnis, habe ich viele (meiner Meinung nach) positive Eigenschaften hinzugewonnen, wie Fleiß oder Wissbegierigkeit.
Außerdem... wer einmal eine Nacht in einem 8-Bett-Zimmer wo 3 Mexikaner mit Verdauungsproblemen schlafen, verbracht hat, der wird sich in Zukunft eher ohne Fremde in ein Hotel einmieten wollen :D Also einen gewissen Lebensstandard wünscht man sich, und der kostet auch wieder Geld
Es gibt noch so viele andere positive Sachen, die ich für mich mitgenommen hab aber es ist hier immer noch der wiwi-treff und HiPos machen kein Backpacking :) Deswegen genug was das angeht. Muss ja eh jeder für sich selbst entscheiden und jeder wird unterschiedliche Erfahrungen damit machen.
Ich jedenfalls würde die Erfahrung nicht missen wollen, allerdings glaube ich, dass am wichtigsten die Zeit zum Nachdenken und das auf mich Allein gestellt sein das Wichtigste war, ob ich dafür ans andere Ende der Welt fliegen musste, wage ich zu bezweifeln.
PS. Habe 2016 eine Banklehre angefangen um Wartesemester zu sammeln, hab diese in diesem Sommer mit 1,4 abgeschlossen und fange im Oktober an einer guten staatl. Uni an (LMU, Goethe, WWU; so macht man das hier ja). Also an fehlendem Intellekt kann es damals nicht gelegen haben.
WiWi Gast schrieb am 18.07.2018:
Und da geht es weiter. 13 Jahre Schule (respektive heute teilweise 12 Jahre) und man weiß am Ende noch nicht, was man machen will, muss sich zudem erstmal finden. Ich bezweifle ganz stark, dass die Erkenntnis bei der Arbeit auf einem Feld in Australien kommt.
Die meisten lassen sich das auch noch schön von Mami und Papi finanzieren...
WiWi Gast schrieb am 17.07.2018:
Was ein Schwachsinn. Sicherlich einer der besseren Dinge die man machen kann. Schlechtes Abi heißt in vielen Fällen einfach kein Bock gehabt oder man wusste nicht was machen etc. dann ist doch Work and Travel die perfekte Art sich zu finden, herauszufinden was man wirklich will und ein jahr komplett auf sich gestellt zu sein, da muss man dann spurten wenn auf einmal das Geld ausgeht oder man in ungeplante Situationen kommt
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