Tätigkeiten und Anspruch:
Entgegen der Klischees besteht deine Arbeit nicht nur im Abhaken von Zahlen, auch wenn das zweifelsohne dazuzählt. Man lernt in den ersten Jahren extrem viel. Nicht nur in der externen Rechnungslegung, sondern auch viele gesellschaftsrechtliche Dinge und bekommt einen sehr guten Einblick in unterschiedlichste Unternehmen. Anfangs kann es auch sein, dass man mal ein wenig überfordert ist. Deine Kollegen helfen dir in aller Regel gerne weiter.
Inhalt der Arbeit ist in der Regel die gesetzlich vorgeschriebene Jahresabschlussprüfung und alles was damit zusammenhängt. Wenn du in kleineren Gesellschaften beschäftigt bist, kann es auch sein, dass du noch in der Steuerberatung und/oder "normalen" Unternehmensberatung eingesetzt wirst. Bei den größeren Gesellschaften (insb. Big4) sind die Bereiche klar getrennt.
Wichtig zu wissen ist auch, dass du spätestens im zweiten Jahr durchaus selbstständig kleinere Prüfungen als "leitest".
Arbeitszeit und Reisen:
In der Prüfungssaison (je nach Mandantenkreis so bis Mai) bist du eigentlich immer unterwegs, da zumeist immer noch vor Ort beim Mandanten geprüft wird. Häufig wirst du die Woche über dann im Hotel verbringen. Die Arbeitsbelastung ist in der ersten Jahreshälfte entsprechend hoch, du wirst viele Überstunden schieben. Ich habe so im Schnitt etwas über 50h/Woche gearbeitet. Da erzählt dir jeder was anderes, was daran liegt, dass jedes Mandat so seine Eigenarten hat und die Leute auch gerne mal Über-/Untertreiben. Mich hat übrigens die Reisetätigkeit/Hotel deutlich mehr genervt als die Überstunden.
Im Sommer und der zweiten Jahreshälfte kannst du lange Urlaub nehmen, Überstunden abbauen usw. In der ersten Jahreshälfte ist quasi "Urlaubssperre", bzw. wirklich nur in begründeten Ausnahmefällen Urlaub möglich.
(Kunden)Kontakt:
Du hast auch als Berufseinsteiger permanenten Kontakt zum Mandanten. Das schließt auch Führungspersonal auf den höchsten Ebenen ein.
Gehalt:
Sieh es als Investition in deine Ausbildung. Du machst mit einem Einstieg in der WP nichts falsch. Du kannst entweder die Berufsexamina anstreben (StB/WP), oder nach ein paar Jahren gut aus der Prüfung rauswechseln. Das ist natürlich ein wenig "Schönreden", das muss ich auch zugeben, es ist aber etwas Wahres dran.
Das Einstiegsgehalt sollte im Bereich zwischen 35000 EUR (kleine WP-Gesellschaft) bis 48000 EUR (Big4, hierzu gibt es unzählige Themen im Forum) liegen. Komponenten, die das beeinflussen sind z.B. Abschluss, einschlägige Praktika usw.
Das Gehalt ist m.E. für den Arbeitsaufwand zu niedrig.
Rolle des Berufseinsteigers:
Nun du bist Prüfungsassistent. D.h. gemeinsam mit einem Team vor Ort bei dem Mandanten. Der Prüfungsleiter vor Ort wird dir Prüfungsbereiche zuordnen, die du dann selbstständig prüfst. Anfangs wird dein Prüfungsleiter das dann "reviewen" und dir ein Feedback geben.
Du führst dann eigenständig Prüfungshandlungen durch, besorgst Unterlagen vom Mandanten, schreibst ggf. am Ende den Prüfungsbericht, wirkst bei Abschlusspräsentationen mit, bist Ansprechpartner für den Mandanten usw.
Wenn du noch was wissen möchtest, stell nach Möglichkeit etwas konkretere Fragen ;-)
WiWi Gast schrieb am 07.07.2018:
Hallo zusammen,
wie kann man sich den Alltag eines Berufsanfängers von Start bis ersten paar Jahre so vorstellen hinsichtlich Tätigkeiten und deren Anspruch, Kundenkontakt, Reisen, Arbeitszeit, Gehalt, Verhältnis von Gehalt zu Arbeitszeit usw.? :-)
Ich würde mich sehr über Einblicke freuen, gerne sowohl von Ex-Praktis als auch in der WP Arbeitenden. Gerne auch anderes Relevantes erzählen, was wichtig ist, um den Job/die Rolle des Berufseinsteigers im Audit zu verstehen.
Für wie schwer haltet ihr den Festeinstieg nach sehr internationalem Studium (Master) mit Schwerpunkten in Accounting/Finance, aber ohne passende Praktika? Wie schwer alternativ in Controlling-Abteilungen von Konzernen oder KMUs?
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