Seh ich genauso, dass hier manche Wunschlöhne posten. Für ich als Chemieingenieur reicht ein Blick in die Tabelle der IGBCE, um zu erkennen, dass selbst die höchste Entgeldgruppe nicht auf 100k pro Jahr kommt. Das sind dann eher AT Angestellte und sowas ist wie der Name schon sagt außertariflich. Diese Aussage von 100k Jahreseinkommen ist durch die oben genannten Tarifverträge nicht belegbar, da ist bei knapp 70k Schluss, da beginnt der AT Bereich, aber sowas bin ich langsam gewöhnt hier. Einfach mal auf die Kacke hauen und mit irgendwelchen sensationslüsternen Thesen um sich werfen, die absolut aus der Luft gegriffen sind. So argumentieren Meister...
Ich würde mir ein wenig mehr Objektivität wünschen hier. Vergleicht die Ausbildungen, sprich Niveau, Dauer und Umfang und nicht: "Ich hatte noch 5 Kinder, 3 Jobs, 5 ehrenamtliche Tätigkeiten und hab trotzdem meinen Meister gemacht." (stark überspitzt) Deswegen sind die Themen des Meisterkurses und dessen Niveau exakt gleich geblieben. Da hat sich durch anderweitige Tätigkeiten rein garnichts dran verändert. Dann müsste man ja Studenten, die über den 2. Bildungsweg gekommen sind auch wieder anders einstufen, wenn man so argumentieren würde und das wäre schnell unübersichtilich. Die haben ebenso eine Ausbildung gemacht wie die Meister, ebenso jahrelang gearbeitet, haben dann aber anstatt 6-12 Monate Meisterschule mal eben 3-4 Jahre Studium auf sich genommen. Über das Niveau der Ausbildungen brauchen wir nicht streiten, da sagt selbst das Bildungsministerium, dass das Studium fachlich höherwertig ist. Das hab ich so in einer Mail mitgeteilt bekommen. Das einzigste Argument der Meister ist ihre Berufserfahrung, aber die hat in einem Ausbildungsvergleich völlig unangebracht. Es sollen Abschlüsse verglichen werden. Wenn wir das so machen, dann müsste ein Bachelor nach ein paar Jahren im Betrieb dem Master gleichgestellt werden und ein Master irgendwann einem Promovierten... Sowas ist absoluter Käse.
Eine korrekte Einteilung wäre gewesen, dass man 10 Stufen im DQR verankert und entsprechend 6 = Meister, 7 = Techniker, 8 = Bachelor, 9 = Master, 10 = Promotion festgelegt hätte. Dann hätte man die Unterschiede dieser Ausbildungsformen deutlich dargestellt. Ein Meister ist eben nicht fachlich gleichwertig, nur weil er ein paar Jahre im Betrieb war.
Ich war selbst Jahre als stellvertretender Vorarbeiter in einer Abteilung tätig, habe dutzende Leute angelernt und ausgebildet. War dabei aber normaler Facharbeiter. Aber durch was habe ich mich da fachlich weitergebildet? Kann ich diese Fähigkeiten durch irgendwas nachweisen? Der normale betriebliche Alltag ist nun wirklich nichts, wodurch man enorme Qualifikationen erlangt, wie es hier manche darstellen. Man macht seine tägliche Arbeit und gut ist, deswegen wird man nicht klüger, dafür sind Ausbildungen/Weiterbildungen da und diese sollten in so einem Vergleich maßgebend sein.
Diese Entscheidung diente nur einem Zweck, dem privaten Bildungsraum mehr Einnahmen zu verschaffen, da der Bachelor die Meister immer mehr untergehen hat lassen. Das ist auch durch die Statistiken unwiederruflich nachweisbar. Die Studentenzahlen sind ggü den Meisterzahlen enorm angewachsen. (siehe Bildungsbericht Bund bzw IHK) Sprich die IHK hat enorme Gewinneinbußen hinnehmen müssen durch den Bachelor. Dann auf einmal gibt es eine Tagung, wo NUR die IHK bzw HWK eingeladen wurden. Keinerlei Vertreter der Hochschulen und am Ende kommt eine Regelung raus, die nur der IHK/HWK etwas nutzt. Sowas war reine Lobbyarbeit von einer privaten Gesellschaft, die sich Lobbyarbeit leisten kann. Staatliche Hochschulen können sowas nicht, die sind froh, wenn das Kopiergeld wenigstens ein halbes Jahr lang reicht, dann müssen Gelder von den Studenten eingetrieben werden, um hier mal die Unterschiede anzudeuten.
Es gibt Bachelorstudiengänge, die den akademischen Grad nicht verdienen, aber das ist durch die schwammige Regelung durch Bologna entstanden. Klar verdient ein Germanistik Bachelor weniger als vielleicht ein Chemie Meister, aber sowas kann man auch nicht vergleichen. Durch Bologna sind enorm viele schwachsinnige, unübersichtliche Studiengänge entstanden, die es früher nie gegeben hätte. Klar sind die teilweise nicht so anspruchsvoll, aber das kann man nicht verallgemeinern. Die alt hergebrachten Studiengänge, wie BWL, Elektrotechnik, Maschinenbau, Chemie, Biologie etc, die sind auf enorm hohem Niveau einzuordnen und da kann kein Meister fachlich mithalten. Ich seh das gerade bei mir im Betrieb, da ist eine Meisterin, die hat damals ein Jahr nach mir ausgelernt zum Chemiefacharbeiter. Sie hat nach einer gewissen Zeit den Meister gemacht und ich bin zum Studium. Sie war mit 23 fertig und ich mit 27, da ich noch ein Jahr mein Abi nachholen musste. Sie ist nun in einem neuen Betrieb und bei allem Respekt, ihre vorherige Berufserfahrung nutzt ihr dort rein garnichts, weil es dort völlig neue betriebliche Zusammenhänge gibt. Jeder muss sich in einem neuen Betrieb einarbeiten und die Zusammenhänge für sich selbst finden.
Viele der Meister sind so ignorant (habe das selbst erlebt), dass sie selbst schon 10 Jahre in diesem Betrieb sind und einen Bachelor als Hohlbirne bezeichnen, weil er in der ersten Woche noch nicht die gleichen Betriebskenntnisse aufweisen kann. Diese Leute vergessen einfach, dass sie auch mal angefangen haben. Ich merke es eben selbst. Die Meisterin, mit der ich jetzt zusammen arbeite, ist nur geringfügig länger im Betrieb und es ist schon jedem aufgefallen, dass ich mich schneller einarbeite.
Als Menschen sind wir alle gleich, es muss aber erlaubt sein zu sagen, ich bin gebildeter und hab dies auch in einem Studium nachgewiesen. Deswegen bin ich nicht überheblich oder sowas, es ist einfach ein Fakt. Ich erkenne es auch an, wenn ein Promovierter sagt, ich bin klüger als du (Bachelor). Meister fangen sofort an in die Dikriminierungs-Tröte zu blasen. "Ihr seit überheblich, arrogant..." Was anderes hört man dann hier nicht. Was unterscheidet denn den Meister vom Facharbeiter? Haben die Meister einen höheren Bildungsstand als Facharbeiter und sind sie deswegen überheblich/arrogant, wenn sie das sagen?
Es ist einfach eine persönliche Abneigung gegen Akademiker, das habe ich damals als Facharbeiter auch so erlebt. Akademiker sind Fachidioten, haben im Studium nur gefeiert und jegliche positiven Effekte im Betrieb sind nicht dem "Chef" zuzuordnen, sondern den malochenden Mitarbeitern. Der Akademiker hat damit rein garnichts zu tun. Eigentlich kann man das auch darauf reduzieren, dass der Akademier mehr verdient, deswegen kann er nix. Für mich eine Neiddebatte und ich kenne beide Seiten.
Mein Werdegang:
3 Jahre Ausbildung
3 Jahre Berufserfahrung (war in zwei Chemieunternehmen, die Weltmarktführer in ihrem Bereich sind)
1 Jahr Fachabitur
3,5 Jahre Bachelor (darin gut 12 Monate Praktikum enthalten)
derzeit im Master (darin in Summe auch gut 6 Monate Praxis)
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