WiWi Gast schrieb am 10.09.2020:
Hallo zusammen,
ich interessiere mich für einen Einstieg als Consultant bei Andersch. Ich hoffe es kann mir jemand seine Erfahrungen mitteilen und ggf. eine der folgenden Fragen beantworten:
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Arbeitszeiten: Eher auf T3 Niveau (ca. 60h) oder auf T1 (>70h)? Mir ist schon klar, dass harte Peaks auf mich zukommen, allerdings interessiert mich eher eine normale Standardwoche.
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Exits: Ist hier auch PE drin wie bei RB? Aufgabenbeschreibung für PE Stellen passt meiner Meinung eigentlich. Was sind so die üblichen Exits?
- Lernkurve und genereller Vergleich zu generalistischen Beratungen.
Freue mich über jeden Input!
Jeder versteht zwar, was Du mit T1 bzw. T3 meinst, allerdings würde ich das hier eher nicht als adäquaten Bewertungsmaßstab für die Arbeitsbelastung sehen. Du musst Dir letztlich bewusst sein, dass Du sehr viel Geld (!!) als junger Absvolvent verdienen wirst. Dieses Geld zahlt Dir Andersch nicht, weil Du ein so tolles Profil hast, sondern weil Andersch konsequent Leistung erwartet und Dich in Rechnung beim Mandanten stellen möchte. Die Überlegung ist letztlich analog zu denen von großen Wirtschaftskanzleien, die mit noch mehr Geld winken.
Überlege Dir auch, in welchem Umfeld Andersch tätig ist ("Herausfordernde unternehmerische Situationen") und auf welcher Flughöhe und in welchem Zeitfenster i.d.R. operiert wird. Wenn Du Dir die verschiedenen Krisenstadien eines Unternehmens anschaust, wirst Du feststellen, wo Andersch vornehmlich platziert ist und wie sich der zeitliche Handlungsdruck (abhängig vom jeweiligen Krisenstadium) entwickelt. Löse Dich am besten von den reinen Wochenstundenzahlen. Ich habe lange Zeit ähnlich gedacht, jedoch solltest Du hinterfragen, ob Du Wochenstunden als Kriterium für einen Einstieg in die Beratung siehst. Es kann noch so viel durch Marketing und Co. suggeriert werden - Beratung bleibt zeitintensiv, denn es sind nur Deine 24h Stunden am Tag, mit denen Geld verdient werden können.
Aber um Deine Frage zu beantworten und dass sind nur meine Erfahrungen: Du wirst zu Beginn eher 70+, als <60 Stunden arbeiten und dies wird Dir jemand mal mehr oder mal weniger offen sagen. Du bist jung und möchtest Dich beweisen, entsprechend wirst Du Dich vollends einbringen wollen/müssen, um auch ggü. älteren Dienstkollegen Deinen Wert zu rechtfertigen. Die meisten SM sind ehemals Big4, über die hier ja sooft abwertend gesprochen wird, insb. hinsichtlich Bezahlung und Standing.
Die Lernkurve ist wie in jedem anderen projektbasierten Geschäft hoch. Ob Du nun bei Andersch, MBB oder doch nur bei einer weniger (hier) anerkannten Beratungen arbeitest... Die Lernkurve ist dadurch begründet, dass Du neuen Fragestellungen gegenüberstehst und i.d.R. alleine eine Lösung für Dein (Teil-)Projekt finden musst. Deine Lernkurve ist entscheidend durch Deinen persönlichen Einsatz begründet (sprich Stunden kloppen). Du kannst natürlich auch Pech haben und als junger Consultant, nur anderleuts Folien bauen oder Zahlen aufbereiten. Mach Dich frei von dem Gedanken, dass Du nach 5 Jahren CFO sein kannst.
Exits sind bisher m.E. keine PEs, sondern verschiedenen Konzernfunktionen oder andere Wettbewerber.
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