"einige von euch haben sicher bereits eigene teams, mit denen ihr den ganzen tag verbringt. wie geht ihr damit um, wenn ihr etwas entscheiden oder durchsetzen müsst, was vom team anders gesehen wird."
Zunächst mal verstehe ich das "entscheiden müssen" nicht. Entweder bin ich davon überzeugt, dass eine Sache richtig ist - dann habe ich das selbst entschieden und stehe auch dazu. Oder ich bin überzeugt, dass sie falsch ist - dann vertrete ich das nach oben und verhindere, dass ich das umsetzen muss. Natürlich gibt es auch Fälle, in denen "oben" das schlicht anders sieht und Anordnungen macht, von denen ich nichts halte. Das ist dann halt die Kröte, die Du mit Personalverantwortung schlucken darfst.
"z.b. etwas nacharbeiten lassen, was das team übertrieben findet, was ihr aber für wichtig haltet."
Wenn ich das für wichtig halte, habe ich auch Argumente dafür. Wenn ich gut bin, kann ich das überzeugend rüberbringen. Meine persönliche Einschätzung "wichtig" ist ja nicht irrational oder dient nur meinem eigenen Vorteil, sondern ist im Sinne der Sache oder der Firma.
"ihr wisst dann, das hinter eurem rücken darüber gesprochen wird."
Ja, natürlich. Stört mich nicht. Kann auch vor meinen Augen passieren, macht nix. Wen der stört, der sollte bei der Frage, ob er Personalverantwortung haben möchte, deutlich sichtbar mit dem Kopf schütteln!
"vielleicht auch über euch, weil sich personen dann ärgern."
Logisch. Entscheidungen werden der Person zugeschrieben, die sie getroffen hat. In einem anderen Thread habe ich mal geschrieben, dass psychopathische Menschen es grundsätzlich sehr weit nach oben bringen können. Genau dies ist der Grund dafür. Erst wenn die Leute sich ärgern, ist der Psychopath mit sich zufrieden.
"fällt es euch dann schwer, ein "außenseiter" zu sein (wobei klar ist, dass der chef eine besondere rolle hat) und derjenige, mit dem vorerst niemand smalltalk halten möchte."
Nö. Smalltalk hält sowieso niemand mit mir und diese künstliche Nähe finde ich als Vorgesetzter auch stets schräg. Meine Rolle besteht nicht darin, der tolle Freund zu sein.
"meine das besonders, wenn es keine ausweichmöglichkeit gibt (z.b. keine anderen teams oder neutrale personen) und ihr dann die dicke luft den weiteren tag aushalten müsst."
Nicht ich muss das aushalten, sondern die anderen. Ich persönlich halte allerdings viel davon, dass Vorgesetzte separate Büros haben. Aus genau diesem Grund. Auch das Team hat ein Recht darauf, dass der Vorgesetzte sich nicht ständig in seiner Mitte aufhält.
Du kannst die Sache als Vorgesetzter grundsätzlich dadurch verbessern, dass Du Mitarbeiter motivierst und nicht nur anleitest. Auch wenn es hier oft nicht geglaubt wird: Die Arbeit kann auch Spaß machen. Du kannst als Vorgesetzer auch ein Vorbild sein, indem Du in solchen Phasen selbst mit gutem Beispiel vorangehst. Oder am Ende der Woche auch mal eine Runde bezahlst, wenn das Team außergewöhnlich Gutes geleistet hat.
Ein Team, das mit Dir als Vorgesetztem grundsätzlich im Reinen ist, verträgt in harten Zeiten auch mal harte Bandagen. Die Stimmung ist nicht im Keller, nur weil mal etwas länger gearbeitet werden muss. Die Stimmung ist erst dann im Keller, wenn das offensichtlich nur der persönlichen Absicherung des Vorgesetzten dient, dafür kein Dankeschön kommt oder der Vorgesetzte offensichtlich die Vorgaben von oben durch Ausbeutung des Teams übererfüllen will.
Habt Ihr keine Führungstrainings, in denen solche Themen vorbereitet werden?
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