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Berufseinstieg: Wo & WieFührungskräfte

Was reizt Euch an einer Führungsposition?

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Beitrag
WiWi Gast

Was reizt Euch an einer Führungsposition?

Hallo Forum,
ich wollte mal einen Beitrag starten, den ich so anhand der Suchfunktion noch nicht gefunden habe.
Zu mir: Mitte 30, ca. 65k Gehalt, seit ca. 6 Jahren in einem IGM Unternehmen in Süddeutschland, gesamt 8 Jahre BE.
Mich würde interessieren, was Euch denn überhaupt an einer Führungsposition reizt. Ich zähle mal auf, welche Gründe ich aus meinen Erfahrungen vorbringen kann, weshalb ich eine Führungsposition als kein erstrebenswertes Berufsziel halte.

1.) Unklare Verantwortlichkeiten
Sämtliche Vorgesetzte von oben / Nachbarabteilung haben Zugriff auf einen, und wenn es nur Abstimmungsmeetings sind, bei denen man nichts beizutragen hat. Man hat präsent zu sein und kann nicht ? wie auf Sachbearbeiterebene ? auf seine (begrenzte) Verantwortlichkeit verweisen. Auf Führungsebene gibt es kaum abgegrenzte Verantwortlichkeit mehr. Von einer engagierten Führungskraft erwartet man, dass man Sonder- und Zusatzaufgaben übernimmt, dass man sich aktiv in Projekte einbringt, sich eigene Projekte sucht. Daraus ergibt sich, dass immer und zu jeder Zeit jemand mit Projekt X, Sonderaufgabe Y oder sonst etwas um die Ecke kommen kann. Die Frage nach der Sinnhaftigkeit und Verantwortlichkeit braucht man nicht zu stellen, andere ?abwimmeln? kommt gar nicht gut an. Und dass man bei Meetings um 18 Uhr teilnimmt und bei Überseeflügen am Sonntag (also seiner Freizeit, die mit dem Gehalt abgegolten ist) fliegt ist natürlich selbstverständlich bzw. man schießt sich da direkt ins Aus, wenn man hierüber diskutieren möchte.

2.) Ständige Beobachtung / Notwendige Selbstdarstellung
Man steht unter extremer Beobachtung von oben. Bei uns im Unternehmen findet ca. einmal im Jahr eine Gruppenpräsentation vor dem höheren Management statt. Vorgesetzter plus Team präsentieren Basis-Kennzahlen, die jeder kennt und die überall verfügbar sind. Es wird also null Inhalt vermittelt. Selbst gestandene Führungskräfte machen mit ihren Teams für diese Veranstaltung Probedurchläufe (!). Es geht um 10 Minuten zu dritt und Basiskennzahlen. Die Anspannung ist allen Managern ins Gesicht geschrieben, plötzlich agieren alle wachsweich, treffen keinerlei klare Aussagen mehr, eiern nur rum. Man kann den Eindruck gewinnen, dass diese 10 Minuten ein Casting für Vorgesetzte ist. Generell verhalten sich Vorgesetzte in Anwesenheit deren Vorgesetzten oftmals sehr seltsam, meist ist es eine Mischung aus Einschleimen und Unterwürfigkeit. Dauerhaft ein solche Verhalten an den Tag legen (zu müssen) erscheint mir nicht erstrebenswert.

3.) Menschliche Beziehungen im beruflichen Kontext
Man kann seinem eigenen Team nicht zu nahe sein, weil die sonst einen nicht mehr für voll nehmen. Habe ich 2 Mal erlebt bisher den Kumpel-Typ als Vorgesetzten. Ist bis zu einem gewissen Grad vorteilhaft für beide, kann sich aber schnell ins Negative drehen. Zu distanziert ist natürlich auch schlecht. Und auf der Führungsebene im Allgemeinen habe ich das Gefühl, dass es da verschiedene Fraktionen gibt, die sich mehr oder weniger offen bekriegen. Das kann die Nebenabteilung sein oder sogar innerhalb der Abteilung, d.h. man sollte sich da geschickt in so einen Clan integrieren, (aber nicht zu offensichtlich), um dann hoffentlich mit diesem aufzusteigen (oder auch nur in Ruhe gelassen zu werden). Derzeit erlebe ich wie ein Jungmanager von einem Senior Manager der Nebenabteilung massiv torpediert wird. Weil der Jungmanager von einem Feind des Senior Managers ?hochgezogen? wurde. Auf Führungsebene ist sich jeder selbst der Nächste, ein ehrliches, vertrauensvolles Verhältnis ist da die Ausnahme. Hintenrum jeder gegen jedem, aber vorneherum macht man ein freundliches Gesicht zueinander. Letztens habe ich eine Begrüßung / Gespräch von 2 Managern mithören können, von denen bekannt ist, dass die sich am liebsten gegenseitig das Messer in den Rücken rammen würden. Das war hohe Schauspielkunst. Ausweichen / Ignorieren ist auf der Ebene nicht mehr. Und generell spekulieren die Manager immer auf die (besseren) Jobs des Anderen, ihren Machtbereich auszubauen / zu verteidigen, andere Bereiche zu übernehmen, ihren Einflussbereich zu erweitern. Und bei Reisen / Team Dinnern / Workshops usw. geht die gemeinsame Zeit tlw. bis weit in den Abend. Ich kann mir vorstellen, dass viele Vorgesetzte im Beruf sehr einsam sind. Auf der eigenen Ebene muss man Feinde bekämpfen und mit der unteren Ebene kann man sich auch nicht zu gut verstehen. Solche menschlichen Beziehungen will ich nicht führen. Ich habe mal einen Top Manager gefragt, wie viel Zeit er mit seinen rein fachlichen Aufgaben verbringt und wie viel mit dem ganzen Geklüngel. Antwort 2/3 zu 1/3.

4.) Austauschbarkeit
Auf Führungsebene kommt es regelmäßig vor, dass da einfach mal ?durchgeschüttelt? wird und sich jeder auf einer anderen Position befindet. Dieses Karussel dreht sich so ca. alle 2 Jahre und man hat den Eindruck, dass sehr viele Manager auf Stellen landen, an denen sie kein Interesse haben. Und wenn man dann mal in seinem Wunschbereich landet kann es sein, dass ein Senior Manager kommt und einfach mal wieder durchschüttelt - und schon ist man seinen Job wieder los. Dazu kommen die ganzen Versprechen ?Du musst erst einmal Job X machen, um danach für Job Y qualifiziert zu sein.? Ich kann konkret einen Fall aufzählen, bei dem man an einem extrem unattraktiven Standort eine Personalmanagerin gesucht hat. Einer aufstrebenden Personalmanagerin hat man versprochen, dass sie dort Erfahrungen sammeln soll, um sich für einen dann besseren Job an einem großen, attraktiven Standort zu empfehlen. Die gute Dame sitzt da jetzt schon geschlagene 6 (!) Jahre und pendelt am Wochenende zu Mann und Familie am attraktiven Standort. An das damalige Versprechen kann man sich wohl nicht mehr erinnern bzw. die Vorgesetzten haben vielleicht schon wieder 3 Mal gewechselt. 6 Jahre im besten Alter in einem unattraktiven Kaff - wegen einem Versprechen. Bei einem anderen Fall hat man Gerüchten zufolge einem Manager nahegelegt, ein Angebot anzunehmen, ansonsten wäre es das mit seiner Karriere in dem Konzern. Man wird also auch erpressbar, zumindest ein bisschen. Einmal die Hand gehoben beim Thema ?Personalverantwortung? und schon kann man willkürlich rumgeschubst und auch erpresst werden. Auch erlebt man es häufig, dass Leute in Vorgesetztenpositionen, deren Mitarbeit nicht mehr sehr gewünscht ist, einfach auf Stellen (ohne Personalverantwortung natürlich) ?geparkt? werden, deren Aufgaben auch ein Praktikant erledigen könnte. Pure Demütigung. Letztens hat an einem Standort der Direktor seinen Vize abgeschossen, Gerüchten zufolge, weil es selbst eng für ihn geworden ist und er ein ?Opfer? bringen musste und Handlungsfähigkeit beweisen. Wozu soll ich mich in so ein Haifischbecken begeben?

5.) Führung nach unten
Die eigentliche Tätigkeit, das Führen, stelle ich mir auch nicht einfach vor. Gerade in einem Konzern gibt es haufenweise unmotivierte, faule, bockige Leute, die (wenn überhaupt) nur das Mindeste von dem machen, was sie machen sollen. Allein die Vorstellung für solche Leute verantwortlich zu sein ist unangenehm.

Jetzt die Frage: Was reizt Euch genau an der Übernahme einer Führungsposition?

  • Geld? Ich habe einen normalen Lebensstil und kein Interesse an einem teuren EFH, teuren Auto und sonstigen kostspieligen Statussymbolen. Zumal ich erschrocken bin, wie vergleichsweise niedrig teilweise das AT-Gehalt für die zweite Führungsebene in so einem Konzern dann doch ist. Da hatte ich ganz andere Zahlen im Kopf.
  • Verantwortung? Siehe die ganzen Gründe oben. Die Verantwortung besteht in allererster Linie darin, sich nicht verheizen zu lassen und sich zu verteidigen.
  • ?Weil ich studiert habe?. Habe ich tatsächlich mehrmals so gehört und liest man hier ja im Forum auch immer wieder.
  • ?Ich will ja nicht ewig Sachbearbeiter bleiben.? Habe ich auch mehrmals so gehört, ist aber keine Argumentation PRO Führungskraft, sondern GEGEN Sachbearbeiter, die ich hier nicht weiter ausführen möchte, da mir die Sachbearbeitung mit klarer Verantwortlichkeit, üppigem Gehalt und viel Freizeit sogar inhaltlich Spaß macht. Auch nach 6 Jahren.

So, jetzt lasst mal hören und beschreiben, was auch an der Vorgesetztenposition reizt. Ich freue mich auf Beiträge, die meine (zugegebenermaßen recht einseitige) Perspektive erweitert. Danke vorab.

antworten
WiWi Gast

Re: Was reizt Euch an einer Führungsposition?

Menschenführung! Ich hab schon früh gemerkt, dass ich Kollegen (auch schon mit 16 im Nebenjob) etwas begeistern und führen kann. Das will ich jetzt im Beruf eben auch.

Mein Mitbewohner wollte im 2. FS seinen Bachelor schmeissen. War schon auf dem Weg zur Uni mit ausgefüllten Exatrikulationsantrag. Bin dann hinterher, hab ihm überredet und mit ihm immer gelernt. Jetzt studiert er im Master an ner Target

im Praktikum hab ich ner Arbeitskollegin bei ner Bewerbung im Unternehmen geraten, weil sie sich das nicht zugetraut hat. (jetzt 15% mehr Gehalt und mehr Freizeit für ihr Kind)

Ich vergleich es gerne mit Fussballtrainern. Es gibt welche die brauchen die besten Stars und erreichen nichts - und dann gibt es welche die mit absoluten Krumkickern alles rausholen (Streich bei Freiburg oder Stöger bei Köln). Die machen ihre Leute einfach Woche für Woche besser. DAS beeindruckt und motiviert mich.

antworten
WiWi Gast

Re: Was reizt Euch an einer Führungsposition?

Bei allem Verständnis, aber der Threadverlauf ist absehbar:
Du hast auf der einen Seite die "Beamten", die frei nach dem Motto handeln, "wer sich zuerst bewegt, hat verloren", andererseits all diejenigen, die eine (Führungskräfte-) Karriere erreicht haben oder nach davon träumen.

Gründe dafür gibt es zahllose: Lust auf "das große Ganze", tendenziell mehr Geld, Menschen und erhöhter Umgang sowie Weiterentwicklung und Förderung von Talent/-en, Delegation statt Empfang, Verantwortung, viele Themen anstatt eines einzelnen, blablabla.

Auf der anderen Seite sehe ich die für dich genannten Gründe "dagegen" eindeutig als Argument dafür sukzessive nach oben zu klettern, da alle deine Gründe nach unten hin immer schlimmer werden und nach oben hin immer besser.

Lounge Gast schrieb:

Hallo Forum,
ich wollte mal einen Beitrag starten, den ich so anhand der
Suchfunktion noch nicht gefunden habe.
Zu mir: Mitte 30, ca. 65k Gehalt, seit ca. 6 Jahren in einem
IGM Unternehmen in Süddeutschland, gesamt 8 Jahre BE.
Mich würde interessieren, was Euch denn überhaupt an einer
Führungsposition reizt. Ich zähle mal auf, welche Gründe ich
aus meinen Erfahrungen vorbringen kann, weshalb ich eine
Führungsposition als kein erstrebenswertes Berufsziel halte.

1.) Unklare Verantwortlichkeiten
Sämtliche Vorgesetzte von oben / Nachbarabteilung haben
Zugriff auf einen, und wenn es nur Abstimmungsmeetings sind,
bei denen man nichts beizutragen hat. Man hat präsent zu sein
und kann nicht ? wie auf Sachbearbeiterebene ? auf seine
(begrenzte) Verantwortlichkeit verweisen. Auf Führungsebene
gibt es kaum abgegrenzte Verantwortlichkeit mehr. Von einer
engagierten Führungskraft erwartet man, dass man Sonder- und
Zusatzaufgaben übernimmt, dass man sich aktiv in Projekte
einbringt, sich eigene Projekte sucht. Daraus ergibt sich,
dass immer und zu jeder Zeit jemand mit Projekt X,
Sonderaufgabe Y oder sonst etwas um die Ecke kommen kann. Die
Frage nach der Sinnhaftigkeit und Verantwortlichkeit braucht
man nicht zu stellen, andere ?abwimmeln? kommt gar nicht gut
an. Und dass man bei Meetings um 18 Uhr teilnimmt und bei
Überseeflügen am Sonntag (also seiner Freizeit, die mit dem
Gehalt abgegolten ist) fliegt ist natürlich
selbstverständlich bzw. man schießt sich da direkt ins Aus,
wenn man hierüber diskutieren möchte.

2.) Ständige Beobachtung / Notwendige Selbstdarstellung
Man steht unter extremer Beobachtung von oben. Bei uns im
Unternehmen findet ca. einmal im Jahr eine
Gruppenpräsentation vor dem höheren Management statt.
Vorgesetzter plus Team präsentieren Basis-Kennzahlen, die
jeder kennt und die überall verfügbar sind. Es wird also null
Inhalt vermittelt. Selbst gestandene Führungskräfte machen
mit ihren Teams für diese Veranstaltung Probedurchläufe (!).
Es geht um 10 Minuten zu dritt und Basiskennzahlen. Die
Anspannung ist allen Managern ins Gesicht geschrieben,
plötzlich agieren alle wachsweich, treffen keinerlei klare
Aussagen mehr, eiern nur rum. Man kann den Eindruck gewinnen,
dass diese 10 Minuten ein Casting für Vorgesetzte ist.
Generell verhalten sich Vorgesetzte in Anwesenheit deren
Vorgesetzten oftmals sehr seltsam, meist ist es eine Mischung
aus Einschleimen und Unterwürfigkeit. Dauerhaft ein solche
Verhalten an den Tag legen (zu müssen) erscheint mir nicht
erstrebenswert.

3.) Menschliche Beziehungen im beruflichen Kontext
Man kann seinem eigenen Team nicht zu nahe sein, weil die
sonst einen nicht mehr für voll nehmen. Habe ich 2 Mal erlebt
bisher den Kumpel-Typ als Vorgesetzten. Ist bis zu einem
gewissen Grad vorteilhaft für beide, kann sich aber schnell
ins Negative drehen. Zu distanziert ist natürlich auch
schlecht. Und auf der Führungsebene im Allgemeinen habe ich
das Gefühl, dass es da verschiedene Fraktionen gibt, die sich
mehr oder weniger offen bekriegen. Das kann die
Nebenabteilung sein oder sogar innerhalb der Abteilung, d.h.
man sollte sich da geschickt in so einen Clan integrieren,
(aber nicht zu offensichtlich), um dann hoffentlich mit
diesem aufzusteigen (oder auch nur in Ruhe gelassen zu
werden). Derzeit erlebe ich wie ein Jungmanager von einem
Senior Manager der Nebenabteilung massiv torpediert wird.
Weil der Jungmanager von einem Feind des Senior Managers
?hochgezogen? wurde. Auf Führungsebene ist sich jeder selbst
der Nächste, ein ehrliches, vertrauensvolles Verhältnis ist
da die Ausnahme. Hintenrum jeder gegen jedem, aber vorneherum
macht man ein freundliches Gesicht zueinander. Letztens habe
ich eine Begrüßung / Gespräch von 2 Managern mithören können,
von denen bekannt ist, dass die sich am liebsten gegenseitig
das Messer in den Rücken rammen würden. Das war hohe
Schauspielkunst. Ausweichen / Ignorieren ist auf der Ebene
nicht mehr. Und generell spekulieren die Manager immer auf
die (besseren) Jobs des Anderen, ihren Machtbereich
auszubauen / zu verteidigen, andere Bereiche zu übernehmen,
ihren Einflussbereich zu erweitern. Und bei Reisen / Team
Dinnern / Workshops usw. geht die gemeinsame Zeit tlw. bis
weit in den Abend. Ich kann mir vorstellen, dass viele
Vorgesetzte im Beruf sehr einsam sind. Auf der eigenen Ebene
muss man Feinde bekämpfen und mit der unteren Ebene kann man
sich auch nicht zu gut verstehen. Solche menschlichen
Beziehungen will ich nicht führen. Ich habe mal einen Top
Manager gefragt, wie viel Zeit er mit seinen rein fachlichen
Aufgaben verbringt und wie viel mit dem ganzen Geklüngel.
Antwort 2/3 zu 1/3.

4.) Austauschbarkeit
Auf Führungsebene kommt es regelmäßig vor, dass da einfach
mal ?durchgeschüttelt? wird und sich jeder auf einer anderen
Position befindet. Dieses Karussel dreht sich so ca. alle 2
Jahre und man hat den Eindruck, dass sehr viele Manager auf
Stellen landen, an denen sie kein Interesse haben. Und wenn
man dann mal in seinem Wunschbereich landet kann es sein,
dass ein Senior Manager kommt und einfach mal wieder
durchschüttelt - und schon ist man seinen Job wieder los.
Dazu kommen die ganzen Versprechen ?Du musst erst einmal Job
X machen, um danach für Job Y qualifiziert zu sein.? Ich
kann konkret einen Fall aufzählen, bei dem man an einem
extrem unattraktiven Standort eine Personalmanagerin gesucht
hat. Einer aufstrebenden Personalmanagerin hat man
versprochen, dass sie dort Erfahrungen sammeln soll, um sich
für einen dann besseren Job an einem großen, attraktiven
Standort zu empfehlen. Die gute Dame sitzt da jetzt schon
geschlagene 6 (!) Jahre und pendelt am Wochenende zu Mann und
Familie am attraktiven Standort. An das damalige Versprechen
kann man sich wohl nicht mehr erinnern bzw. die Vorgesetzten
haben vielleicht schon wieder 3 Mal gewechselt. 6 Jahre im
besten Alter in einem unattraktiven Kaff - wegen einem
Versprechen. Bei einem anderen Fall hat man Gerüchten zufolge
einem Manager nahegelegt, ein Angebot anzunehmen, ansonsten
wäre es das mit seiner Karriere in dem Konzern. Man wird also
auch erpressbar, zumindest ein bisschen. Einmal die Hand
gehoben beim Thema ?Personalverantwortung? und schon kann man
willkürlich rumgeschubst und auch erpresst werden. Auch
erlebt man es häufig, dass Leute in Vorgesetztenpositionen,
deren Mitarbeit nicht mehr sehr gewünscht ist, einfach auf
Stellen (ohne Personalverantwortung natürlich) ?geparkt?
werden, deren Aufgaben auch ein Praktikant erledigen könnte.
Pure Demütigung. Letztens hat an einem Standort der Direktor
seinen Vize abgeschossen, Gerüchten zufolge, weil es selbst
eng für ihn geworden ist und er ein ?Opfer? bringen musste
und Handlungsfähigkeit beweisen. Wozu soll ich mich in so ein
Haifischbecken begeben?

5.) Führung nach unten
Die eigentliche Tätigkeit, das Führen, stelle ich mir auch
nicht einfach vor. Gerade in einem Konzern gibt es
haufenweise unmotivierte, faule, bockige Leute, die (wenn
überhaupt) nur das Mindeste von dem machen, was sie machen
sollen. Allein die Vorstellung für solche Leute
verantwortlich zu sein ist unangenehm.

Jetzt die Frage: Was reizt Euch genau an der Übernahme einer
Führungsposition?

  • Geld? Ich habe einen normalen Lebensstil und kein Interesse
    an einem teuren EFH, teuren Auto und sonstigen kostspieligen
    Statussymbolen. Zumal ich erschrocken bin, wie
    vergleichsweise niedrig teilweise das AT-Gehalt für die
    zweite Führungsebene in so einem Konzern dann doch ist. Da
    hatte ich ganz andere Zahlen im Kopf.
  • Verantwortung? Siehe die ganzen Gründe oben. Die
    Verantwortung besteht in allererster Linie darin, sich nicht
    verheizen zu lassen und sich zu verteidigen.
  • ?Weil ich studiert habe?. Habe ich tatsächlich mehrmals so
    gehört und liest man hier ja im Forum auch immer wieder.
  • ?Ich will ja nicht ewig Sachbearbeiter bleiben.? Habe ich
    auch mehrmals so gehört, ist aber keine Argumentation PRO
    Führungskraft, sondern GEGEN Sachbearbeiter, die ich hier
    nicht weiter ausführen möchte, da mir die Sachbearbeitung mit
    klarer Verantwortlichkeit, üppigem Gehalt und viel Freizeit
    sogar inhaltlich Spaß macht. Auch nach 6 Jahren.

So, jetzt lasst mal hören und beschreiben, was auch an der
Vorgesetztenposition reizt. Ich freue mich auf Beiträge, die
meine (zugegebenermaßen recht einseitige) Perspektive
erweitert. Danke vorab.

antworten
DAX Einkäufer

Re: Was reizt Euch an einer Führungsposition?

Ein super Beitrag und in vielerlei Hinsicht eine vollkommen korrekte Beschreibung, allerdings in einigen Aspekten mit dem reinen Fokus auf das Negative. Die beruflichen Ziele der Menschen sind sehr unterschiedlich, sonst würden ja alle dieselben Berufe anstreben. Je nach persönlicher Präferenz trifft Deine Sichtweise vollkommen zu oder eben nicht. Meine Meinung zu Deinen Punkten im einzelnen:

"1.) Unklare Verantwortlichkeiten: Sämtliche Vorgesetzte von oben / Nachbarabteilung haben Zugriff auf einen, und wenn es nur Abstimmungsmeetings sind, bei denen man nichts beizutragen hat. Man hat präsent zu sein und kann nicht ? wie auf Sachbearbeiterebene ? auf seine (begrenzte) Verantwortlichkeit verweisen. Auf Führungsebene gibt es kaum abgegrenzte Verantwortlichkeit mehr."

Das stimmt nicht. Du kannst sehr genau abgrenzen, wofür Dein Bereich (und damit Du!) zuständig ist und wofür nicht. Einige sind sogar sehr gut darin und schaffen es, ihre Mannschaft vor dem ganzen Unfug komplett zu schützen. Ich würde es sogar explizit positiv formulieren: Erst auf einer Führungsebene hast Du den Gestaltungsspielraum, die Zuständigkeit einer kompletten Einheit mitzugestalten und Dir damit Deinen Job (und den Deiner Mitarbeiter) zu "bauen". Ein super Sache, weil die von Dir verantwortete Einheit ja nicht nur Du selbst bist, sondern auch Dein Bereich.

"2.) Ständige Beobachtung / Notwendige Selbstdarstellung: Man steht unter extremer Beobachtung von oben. Bei uns im Unternehmen findet ca. einmal im Jahr eine Gruppenpräsentation vor dem höheren Management statt."

Richtig und für viele auch ein wichtiger Motivator, um so eine Position zu erkämpfen. In einem anderen Beitrag schrieb ich mal, dass ich Narzissmus und Selbstherrlichkeit für einen wesentlichen Erfolgsfaktor einer Führungskraft halte. Ich sehe das wirklich so. Wer sich selbst nicht unsagbar toll findet, der macht so einen Job nicht. Der stellt sich nicht vor die Leute und feuert sie an oder gibt ihnen Richtung. Das Gefühl, etwas Besonderes zu sein und eine besondere Rolle einzunehmen, ist bei manchen Menschen Lebenszweck. Und Individuen sind wir alle. Weshalb gibt es Wettbewerbe, sogar bei so blödsinnigen Themen wie Hobbys? Welcher Hund ist der schnellste, welche Rose am schönsten, wessen Sohn gewinnt im Volleyball...? Alles sinnlos und so auch die Karriere. Aber bei nicht wenigen Menschen eine Triebfeder für das (temporäre) Glück.

"3.) Menschliche Beziehungen im beruflichen Kontext: Man kann seinem eigenen Team nicht zu nahe sein, weil die sonst einen nicht mehr für voll nehmen."

Das hängt von sehr vielen Faktoren ab und vor allem von Dir selbst. Wenn Du dich selbst für voll nimmst, dann nehmen dich auch andere für voll. Dafür musst Du aber der festen Überzeugung sein, dass Du ein naturgegebenes Recht auf die Führungsposition hast. Interessanterweise sind diejenigen Führungskräfte am authentischsten und am erfolgreichsten, die überhaupt keinen Zweifel daran lassen, dass sie der Chef sind. Das kann man mit viel Nähe oder viel Distanz erreichen. Schwierig wird es erst dann, wenn Du diese Linie nicht durchhalten kannst. Die Menschen schauen sehr genau darauf, mit wem Du dich wie gut verstehst und ob Du Unterschiede machst. Und sie nehmen es persönlich, wenn Du welche machst. Solange Du alle gleich behandelst, ist die objektive Distanz gar nicht so wichtig. Es ist aber viel einfacher, alle gleich distanziert zu behandeln als alle gleich nah.

Übrigens macht das "Geklüngel" im Unternehmen unsagbar viel Spaß. Es ist doch herrlich, wenn Du Dinge schneller erledigen kannst als andere Führungskräfte auf derselben Ebene, weil Du einfach die besseren Beziehungen hast. Plötzlich haben Deine Mitarbeiter irgendwas Schönes und die Mitarbeiter der anderen Bereiche nicht. Was meinst Du, wie viel Spaß die Sitzungen mit den anderen Führungskräften plötzlich machen? Wenn es Dir eine Freude ist, für Deine Mannschaft etwas Gutes rauszuholen, dann weckt das den Kämpfer in Dir. Und es kränkt Dich ungemein, wenn ein anderer das besser macht als Du.

"4.) Austauschbarkeit: Auf Führungsebene kommt es regelmäßig vor, dass da einfach mal ?durchgeschüttelt? wird und sich jeder auf einer anderen Position befindet."

Ja, und manchmal ist das auch ganz gut. Sonst machst Du ja jahrelang dasselbe.

"5.) Führung nach unten"

Mit einem Wort: Großartig. Es gibt nichts Besseres.

"Jetzt die Frage: Was reizt Euch genau an der Übernahme einer Führungsposition?"

Genau die fünf oben genannten Punkte. :)

"- Geld? Ich habe einen normalen Lebensstil und kein Interesse an einem teuren EFH, teuren Auto und sonstigen kostspieligen Statussymbolen. Zumal ich erschrocken bin, wie vergleichsweise niedrig teilweise das AT-Gehalt für die zweite Führungsebene in so einem Konzern dann doch ist. Da hatte ich ganz andere Zahlen im Kopf."

Das Geld kompensiert die Verantwortung. Manch einer würde den Job auch für weniger machen, aber dann würde ihn die Konkurrenz abwerben. Auch Führungskräfte werden auf einem Markt gehandelt.

"- Verantwortung? Siehe die ganzen Gründe oben. Die Verantwortung besteht in allererster Linie darin, sich nicht verheizen zu lassen und sich zu verteidigen."

Sehe ich anders. Verantwortung schafft Dir Handlungsspielräume, denn wer verantwortlich ist, muss auch entscheiden dürfen. Handlungsspielräume sind super.

"- ?Weil ich studiert habe?. Habe ich tatsächlich mehrmals so gehört und liest man hier ja im Forum auch immer wieder."

Ja, ist auch ein Aspekt. Aber nicht aus Prinzip, sondern wegen der Inhalte. Weil Du im Studium viel über die Steuerung von Unternehmen etc. lernst und Du irgendwann auch mal in der Position sein willst, die ganzen Führungsprinzipien etc. anzuwenden.

"- ?Ich will ja nicht ewig Sachbearbeiter bleiben.? Habe ich auch mehrmals so gehört, ist aber keine Argumentation PRO Führungskraft, sondern GEGEN Sachbearbeiter, die ich hier nicht weiter ausführen möchte, da mir die Sachbearbeitung mit klarer Verantwortlichkeit, üppigem Gehalt und viel Freizeit sogar inhaltlich Spaß macht. Auch nach 6 Jahren."

Dann solltest Du daran auch nichts ändern. Wahrscheinlich stünden für Dich tatsächlich die oben genannten Punkte im Vordergrund, so dass Du gar keine Freude daran hättest. Und dann ist es auch nicht gut für Deine Mitarbeiter. Man muss machen, was einem Freude bereitet.

antworten
WiWi Gast

Re: Was reizt Euch an einer Führungsposition?

Also wenn das was mit Führung zu tun hat, kandidiere ich hiermit um den Posten des Bundeskanzlers. Jemandem, der sich unsicher ist, bei Kleinigkeiten helfen, ist keine Führung. Wenn du deinem Kumpel geholfen hättest, nachdem er 13 Semester planlos vor sich hinstudiert bzw. wohl eher -gejobbt hat, ohne je das Grundstudium abzuschließen, d a n n wäre das eine Leistung. Jemandem eine Handlungsoption aufzuzeigen, ist auch keine Führung. Führung wäre, wenn du die Frau von etwas überzeugt hättest, das sie überhaupt nicht wollte. Sie wollte aber, hat sich nur nicht getraut. Durch deinen kleinen Impuls hat sie die psychologisch wichtige Möglichkeit bekommen, ihr Verhalten im Falle eines Scheiterns vor sich selbst und anderen zu rechtfertigen.

Lounge Gast schrieb:

Menschenführung! Ich hab schon früh gemerkt, dass ich
Kollegen (auch schon mit 16 im Nebenjob) etwas begeistern und
führen kann. Das will ich jetzt im Beruf eben auch.

Mein Mitbewohner wollte im 2. FS seinen Bachelor schmeissen.
War schon auf dem Weg zur Uni mit ausgefüllten
Exatrikulationsantrag. Bin dann hinterher, hab ihm überredet
und mit ihm immer gelernt. Jetzt studiert er im Master an ner
Target

im Praktikum hab ich ner Arbeitskollegin bei ner Bewerbung im
Unternehmen geraten, weil sie sich das nicht zugetraut hat.
(jetzt 15% mehr Gehalt und mehr Freizeit für ihr Kind)

Ich vergleich es gerne mit Fussballtrainern. Es gibt welche
die brauchen die besten Stars und erreichen nichts - und dann
gibt es welche die mit absoluten Krumkickern alles rausholen
(Streich bei Freiburg oder Stöger bei Köln). Die machen ihre
Leute einfach Woche für Woche besser. DAS beeindruckt und
motiviert mich.

antworten
WiWi Gast

Re: Was reizt Euch an einer Führungsposition?

Interessanter Thread. Ich bin keine Führungskraft und meiner Meinung nach spricht das vor allem Leute an, die nicht wirklich fachlich arbeiten wollen und ein großes Ego haben, das gefüttert werden muss :=)

Die Beschreibungen ganz oben klingen so nach "allgemeiner BWL". Denkt ihr, dass das in spezielleren Fachbereichen wie IT, Recht oder Finanzen auch so übertragbar ist oder haben diese Bereiche wieder eine spezielle Situation?

antworten
DAX Einkäufer

Re: Was reizt Euch an einer Führungsposition?

"Also wenn das was mit Führung zu tun hat, kandidiere ich hiermit um den Posten des Bundeskanzlers."

Ich finde schon, dass das beschriebene Motiv ein Aspekt von Führung ist, wenn auch nur einer unter vielen. Ich würde es "Coaching" nennen. Als Führungskraft hast Du immer wieder Mitarbeiter (oder auch Mentees), die man mit etwas Motivation für ihren eigenen Erfolg begeistern muss. Wenn man das als Jugendlicher bereits gerne macht, kann das ein Motiv für eine entsprechende berufliche Ausrichtung sein. Spannend wird dann die Frage, ob man auf die ganze "negative" Seite der Führung ebenfalls Lust hat (Effizienz durchsetzen, Sanktionen aussprechen etc.) oder ob man sich auf berufliche Felder konzentriert, in denen man es nur mit talentierten und willigen Leuten zu tun hat, die man dann entsprechend weiterbringt. Nicht jeder muss als Führungskraft das Komplettportfolio von Universitätslehrstuhl, Callcenter, Gefängnishof über Hochbegabtenkita bis zum Containerschiff "führen" können.

antworten
DAX Einkäufer

Re: Was reizt Euch an einer Führungsposition?

"Interessanter Thread. Ich bin keine Führungskraft und meiner Meinung nach spricht das vor allem Leute an, die nicht wirklich fachlich arbeiten wollen und ein großes Ego haben, das gefüttert werden muss :=)"

Diese Leute werden schnell von der Realität eingeholt.

  1. triffst Du fachliche Entscheidungen, die von anderen vorbereitet wurden. Du bist dann zwar nicht ganz so tief drin wie andere, aber Du musst die Entscheidung verstehen, vertreten und verteidigen. Führungspositionen machen Spaß, weil sich das Spektrum Deiner fachlichen Wirkung stark verbreitert. Je höher Du steigst, desto breiter muss Dein Verständnis für Zusammenhänge sein.
  2. ist das Ego vielleicht eine Triebfeder auf dem Weg dorthin, aber nicht die einzige Triebfeder fürs Überleben. Du musst einen Job nicht nur bekommen, Du musst ihn auch ausfüllen. Ego allein reicht dafür nicht.
  3. ist erfolgreiche Führung anstrengend, denn Du willst Deine Sache ja auch gut machen. Ganz so entspannt wie mancher Job ohne Personalverantwortung ist das leider nicht.

"Die Beschreibungen ganz oben klingen so nach "allgemeiner BWL". Denkt ihr, dass das in spezielleren Fachbereichen wie IT, Recht oder Finanzen auch so übertragbar ist oder haben diese Bereiche wieder eine spezielle Situation?"

Eigentlich ist das dort genauso. Allerdings werden in diesen Bereichen (leider) sehr gute Fachkräfte mit geringer oder gar keiner Führungsfähigkeit bevorzugt befördert werden, weil in der Führung immer noch sehr hohe fachliche Expertise erforderlich ist. Die Rechtsabteilung eines Konzerns kannst Du nicht leiten, wenn Du kein Jurist bist.

antworten
marketeer

Re: Was reizt Euch an einer Führungsposition?

DAXi hat mal wieder meinen Tag gerettet :-)

DAX Einkäufer schrieb:

Nicht jeder muss als
Führungskraft das Komplettportfolio von
Universitätslehrstuhl, Callcenter, Gefängnishof über
Hochbegabtenkita bis zum Containerschiff "führen"
können.

antworten
WiWi Gast

Re: Was reizt Euch an einer Führungsposition?

An den Threadersteller:
Viele deiner Punkte sehe ich nicht als Problem von Führung allgemein, sondern ein kulturelles Problem in deinem Unternehmen. So etwas wie Grabenkämpfe, Angst vor "den oben" und übermäßiges sich-ins-rechte-Licht rücken, passiert vor allem bei sehr hierarchisch eingestellten Unternehmen. Bei uns gibt es zum Beispiel sehr flache Hierarchien und viel gegenseitige Hilfe über Abteilungsgrenzen hinweg. Sicher gibt es auch politische Machtkämpfe auf den höheren Etagen, aber das hält sich in Grenzen. Wenn du so eine positive Kultur und Zusammenarbeit hast, dann macht auch Führung Spaß, weil alle in dieselbe Richtung arbeiten. Was mich besonders reizt und weswegen ich in Zukunft auch mal eine Abteilung leiten möchte, ist die Gestaltungsmöglichkeit von Prozessen und speziell im Controlling auch bei der Gesamtausrichtung des Unternehmens.

antworten
WiWi Gast

Re: Was reizt Euch an einer Führungsposition?

TE hier, danke an alle Antwortschreiber (besonders den DAX-Einkäufer, ich hatte mir einen Antwort von dir dazu erhofft :) )

?Du kannst sehr genau abgrenzen, wofür Dein Bereich (und damit Du!) zuständig ist und wofür nicht. Einige sind sogar sehr gut darin und schaffen es, ihre Mannschaft vor dem ganzen Unfug komplett zu schützen.?
Bei mir im Konzern gibt es inzwischen ein große Truppe von ehemaligen Führungskräften, die Praktikantenaufgaben haben. Der Grund ist im Großen und Ganzen, dass sie nur verwaltet und nicht gestaltet haben. Sich als Führungskraft Aufgaben (von der Seite bzw. von oben) zu verweigern ist ein schmaler Grat. Ich erlebe es so: Gerade den jungen, frischen Führungskräften wird nahegelegt, möglichst sichtbar zu sein, sich für Projekte zu melden, Präsenz zu zeigen. Da seinen Verantwortungsbereich abzugrenzen (positiv formuliert) oder sich zu verweigern (negativ formuliert) empfiehlt einen nicht unbedingt für noch höhere Aufgaben und wird selten als Selbstbewusstsein und Durchsetzungsstärke wahrgenommen. Deswegen meine ich ja, dass einmal die Hand gehoben bei Personalverantwortung die Karten auf dem Tisch liegen und man Offenheit für den ganzen ?Unfug? signalisiert. Insbesondere, weil man gerade bei Führungskräften davon ausgeht, dass diese nach noch höheren Posten streben. Und damit wird man indirekt erpressbar.

?Übrigens macht das "Geklüngel" im Unternehmen unsagbar viel Spaß.?
Mir als Sachbearbeiter mit gutem Draht zu Kollegen und Führungskräften innerhalb und außerhalb der eigenen Abteilung macht das enorm viel Spaß, weil ich es aus sicherer Distanz beobachten und gefahrlos mitmischen kann. Wenn ich etwas zu verlieren hätte (z.B. Personalverantwortung) würde ich das anders sehen.
?Viele deiner Punkte sehe ich nicht als Problem von Führung allgemein, sondern ein kulturelles Problem in deinem Unternehmen. So etwas wie Grabenkämpfe, Angst vor "den oben" und übermäßiges sich-ins-rechte-Licht rücken, passiert vor allem bei sehr hierarchisch eingestellten Unternehmen.?

Es ist ein amerikanisches Unternehmen mit relativ flacher Hierarchie. Kollegen, die zuvor bei einem deutschen Konzern waren sind relativ erstaunt, dass das Senior Management die Sachbearbeiter überhaupt per Namen alle kennt und normal mit denen plaudert, wenn sie mal am Standort sind. Im deutschen Konzern würde man maximal mit dem Vorgesetzten seines Chefs kommunizieren. Und zwar als absolute Ausnahme, wenn es sich zufällig ergibt. Die ersten 2 Jahre war ich extrem beeindruckt wie kollegial und freundschaftlich alle miteinander umgehen. Nachdem ich mehr und mehr Leute näher kennengelernt hatte, habe ich verstanden, dass dies alles nur Fassade ist.

Noch eine Beobachtung von mir:
Fast alle Führungskräfte sind irgendwie getrieben oder gehetzt von irgendetwas oder irgendjemandem. Und es macht nicht den Anschein, dass es der innere, positive Antrieb ist. Im Gegenteil, wenn einer mal über längere Zeit locker, entspannt und gut gelaunt ist bekommt er von oben eine eklige Sonderaufgabe und dann ist es mit der guten Laune oftmals ganz schnell vorbei. Ein relativ hochrangiger Manager (50+) hat mir mal gesagt, dass der Antrieb auch zu einem guten Teil aus Angst besteht. Angst, abgesägt zu werden, Angst, Erwartungen nicht mehr zu erfüllen, Angst ausrangiert zu werden. Was für ein Arbeitsleben ist das, wenn Angst da ein Faktor ist.

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Artikel zu Führungskräfte

experteer - Stellenmarkt für Spitzenkräfte

Screenshot der Website experteer.de einem Stellenmarkt für Spitzenpositionen und Führungskräfte.

Das Angebot von experteer richtet sich an Professionals und Executives, die den Stellenmarkt und den eigenen Marktwert im Blick behalten möchten. Ein Analystenteam durchsucht permanent den Stellenmarkt nach Positionen ab 60.000 Euro Jahresgehalt.

Vergütungsstudien 2015: Geschäftsführer, Führungskräfte und Spezialisten in Deutschland

Die deutschen Unternehmen erhöhen die Gehälter ihrer Spezialisten stärker als die Vergütung ihrer Führungskräfte: Spezialisten verdienen im Schnitt 3,8 Prozent mehr als im Vorjahr, bei den Führungskräften sind es rund 3,6 Prozent. Die Gehälter der Geschäftsführer steigen mit durchschnittlich drei Prozent etwas langsamer. Unternehmen vergüten ihre Mitarbeiter dabei je nach Branche sehr unterschiedlich. Je höher die Hierarchieebene, desto höher ist jedoch der Bonus.

Führungskräfte-Gehaltsstudie 2014 - Gehälter steigen um 3,5 Prozent

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Die Gehälter deutscher Führungskräfte sind laut einer aktuellen Gehaltsstudie von Kienbaum in diesem Jahr um durchschnittlich 3,5 Prozent angehoben worden. Damit setzt sich die positive Gehaltsentwicklung des letzten Jahres fort, in dem die Gehälter von Führungskräften in Deutschland um 2,4 Prozent stiegen.

Gehaltsatlas 2014 - Weniger regionale Gehaltsschwankungen bei Führungskräften

Ein aufgeschlagener Atlas, alte Bücher und eine Tasse.

Führungskräfte sind im Vergleich zu Fachkräften weniger abhängig von regionalen Gehaltsschwankungen. Die Gehälter von Akademikern weisen laut dem Gehaltsatlas 2014 ebenfalls weniger und geringere regionale Abweichungen auf.

Gute Chancen bei der Jobsuche für Führungskräfte

Studie Chancen-Jobsuche 2014

Fach- und Führungskräfte schätzen ihre potenziellen Chancen bei einer Jobsuche aktuell als sehr gut ein. Warum sie überhaupt ihren aktuellen Job wechseln wollen und was sie von ihrem neuen Arbeitgeber erwarten, zeigt die aktuelle Stepstone-Studie »Jobsuche 2014«.

Gehälter der Führungskräfte steigen 2013 in Deutschland moderat

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Laut dem Kienbaum Vergütungsreport „Führungskräfte 2013“ sind die Gehälter der Führungskräfte in Deutschland im Jahr 2013 im Schnitt um 2,4 Prozent gestiegen. Führungskräfte verdienen durchschnittlich 119.000 Euro und der Großteil erhält auch eine variable Vergütung.

Gehälter der deutschen Führungskräfte in 50 Jahren versechsfacht

Würfel, Glücksspiel,

Die Unternehmen in Deutschland haben die Gehälter ihrer Führungskräfte in den vergangenen 50 Jahren versechsfacht: Das ergab eine Langzeitanalyse der Managementberatung Kienbaum.

Gehälter von Führungskräften stiegen um 3,4 Prozent

Gehaltsstudie Managergehälter Österreich

Bei den Führungskräften in technischen Funktionen stiegen die Gehälter im Schnitt um 3,4 Prozent. Das ergab eine Studie der Managementberatung Kienbaum zur Vergütung von Führungskräften und Spezialisten in technischen Funktionen.

Vergütungsreport „Leitende Angestellte 2011“

Karriere Treppe Karrierestufen Lebenslauf

Die Gehälter der Leitenden Angestellten in Deutschland steigen wegen der positiven wirtschaftlichen Entwicklung wieder stärker: Insgesamt haben die Unternehmen die Gehälter im Schnitt um 3,1 Prozent angehoben; im Vorjahr betrug die Steigerungsrate noch 2,3 Prozent.

Gehälter für Führungskräfte steigen bis 7,6 Prozent

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Zur jährlichen Budgetierungsphase in den Unternehmen legen PersonalMarkt und Prof. Tom Krebs Ph.D. eine Gehaltsprognose für das kommende Jahr vor. Für die Prognose wurde der Zusammenhang von über 1,5 Millionen Gehaltsdaten mit der BIP-Entwicklung seit 2000 analysiert.

Ludwig-Erhard-Preis für unternehmerische Spitzenleistungen vergeben

Die Ricoh Deutschland GmbH, Hannover, in der Kategorie Große Unternehmen und der Nürnberger Personaldienstleister I. K. Hofmann in der Kategorie Mittlere Unternehmen sind mit dem Ludwig-Erhard-Preis (LEP) für Spitzenleistungen im Wettbewerb ausgezeichnet worden.

Vergütungsreport 2010: Leitende Angestellte ohne große Gehaltssprünge

Gehaltsentwicklung Führungskräften: Eine Managerin läuft einen Gang entlang.

Die Gehälter der Leitenden Angestellten in Deutschland sind im Vergleich zum Vorjahr um 2,3 Prozent gestiegen. Dies ist mehr als erwartet. Hatten die Unternehmen doch im Vorjahr von 2009 auf 2010 eine Nullrunde prognostiziert.

Unter Führungskräften sinkt die Bereitschaft zum Jobwechsel

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Die Wirtschaftskrise führt bei deutschen Topmanagern zu weit konservativeren Entscheidungsmustern als in der Vergangenheit: Sie sind seltener bereit zu einem Jobwechsel und legen zunehmend mehr Wert auf Dinge wie Gehalt, Arbeitsort oder Arbeitsplatzsicherheit.

Große Sprünge bei Fach- und Führungskräften in 2008

Die Silouette einer springenden Frau auf einem Felsen am Meer in der Abenddämmerung.

Die Mehrheit der Fach- und Führungskräfte in Deutschland verfolgt für 2008 ehrgeizige Karrierepläne und möchte beruflich in diesem Jahr einen großen Schritt vorwärts kommen. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Umfrage der Online-Jobbörse stellenanzeigen.de.

Unternehmensranking: Top Companies for Leaders 2007

Lufthansa

Die Managementberatung Hewitt Associates hat zum dritten Mal die attraktivsten Arbeitgeber für Führungskräfte in Europa ermittelt. Lufthansa, SAP und BMW sind Deutschlands Beste unter den Top Ten.

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