Noch ein Vorteil vom großen Unternehmen: Die großen Unternehmen sind meistens professioneller. So gibt es in einem Großkonzern meist eine eigene Abteilung für jede Kleinigkeit, d.h. diese Abteilungen haben Kapazitäten, um sich voll und ganz auf eine konkrete Aufgabe zu konzentrieren. In solch einem Umfeld lernt man natürlich viel besser, wie man es "richtig" macht. Gerade Berufseinsteiger sollten die ersten Jahre dafür nutzen, möglichst den besten im Markt erhältlichen Lösungsansatz kennen zu lernen.
Wer bei einem der großen gelernt hat, wie ein bestimmtes Aufgabenfeld funktioniert, der kann später problemlos zu einem kleineren Unternehmen wechseln. Der umgekehrte Weg ist den meisten versperrt. Wer einmal "klein" angefangen hat, kann nur relativ selten zu einem der großen Unternehmen wechseln. (Ob man das möchte, ist natürlich eine ganz andere Frage...)
Dass Großkonzerne "politisch" sind, ist natürlich richtig. Diese Politik kann aber auch Spaß machen. Bei mir ist es zum Beispiel so, dass ich für eine größere Einkaufsentscheidung immer auch die Menschen im Unternehmen auf meine Seite bringen muss. Die Entscheidung allein (und sei sie aus meiner Sicht auch noch so wirtschaftlich) reicht nicht aus, um etwas zu bewegen. Gerade dieses Menschen-Überzeugen kann eine unglaubliche Freude sein, denn man gewinnt auch persönlich an Einflussmöglichkeiten im Unternehmen. So gibt es bestimmte Personen, die derart anerkannt sind, dass sie quasi als "Götter" in ihrem Fachbereich gehandelt werden. Im Einkauf heisst es dann: Wenn Du etwas umsetzen willst, kommst Du an Frau/Herrn X nicht vorbei. Wenn aber X erstmal auf Deiner Seite ist, dann stellt sich Dir keiner mehr in den Weg.
Und siehe da: In den meisten Fällen sind die Resultate gar nicht so verkehrt. Auch ein politisch agierender Konzern kann sehr effektiv sein, auch wenn es im Kleinen nicht immer danach aussieht. Am Ende bekommen nämlich diejenigen Personen mit den überzeugendsten Argumenten den besten Rückhalt, und das wiederum stellt sicher, dass diese Argumente sich auch durchsetzen können - selbst dann, wenn das auf dem Dienstweg gar nicht vorgesehen ist.
Einem Absolventen, der auf diese Art von Arbeit mit Menschen absolut keine Lust hat, würde ich niemals zu einem Einstieg in einem Großunternehmen raten.
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