Berufseinstieg KPMG Audit Erfahrung - Aufgaben, Klima, Perspektive, Gehalt, Bonus, Überstunden
Hallo zusammen,
bin letzten September im Audit der KPMG eingestiegen und möchte mal ein paar aktuelle und reale Infos zu den Rahembedingungen geben.
Kurz zu mir: Master mit 2,0 an der Uni nach 10 Semestern, Praktikum in der WP über 6 Monate (im Bachelor) absolviert und während meines Masters im Accounting eines Industrieunternehmens als Schwangerschaftsvertretung (30h/Woche) gearbeitet.
Nun die Infos/Erfahrungen aus der Praxis.
Einstiegsgehalt mit Master: EUR 3.400 im Monat (PWC übrigens 3.300)
Bonus: 10 % sind möglich aber selten --> rechnet mit ca. 3 bis 5 %
Überstundenregelung: offiziell natürlich alles schreiben, wobei das sehr mandats- und somit managerabhängig ist - wer gut mit dem Mandant verhandelt, der hat genug Budget für ordentlich Stunden, jedoch wollen die meisten nur das Mandat haben getreu dem Motto "Menge heilt alles", sodass die Budgets oftmals keine Überstunden zulassen --> mein Tipp: trotzdem aufschreiben - im schlimmsten Fall wird man für das Mandat im Folgejahr nicht mehr gebucht, aber es gibt auch schlimmeres als schlechte Mandate nicht zu machen...
Urlaub: 30 Tage
Entwicklung/Perspektive: intern sehr viel schlechter als man denkt --> StB nützt einem im Audit exakt nichts (außer als Vorbereitung auf den WP), WP ermöglicht es einem Manager zu werden, jedoch verdienen Spezialistenmanager z.T. noch mehr als die WPs und das ohne Examen --> interessant bedenkt man, dass sich die ganzen studierten BWLer das zusätzliche Risiko der Haftung mit Unterschrift unter die Abschlüsse nciht vergüten lassen...; extern ist die Perspektive nach wie vor gut. Es gibt mehr und mehr Jobs für gut ausgebildete Menschen und die Erfahrung in einer WPG ist dem nicht abträglich!
Spesen: auch wenn darüber teils abfällig geschrieben wurde - ich habe einige Kollegen (ebenso wie ich selbst), die bis zu TEUR 10 im Jahr Reisekosten abrechnen. Klar hat man auch Kosten für Benzin, Auto etc., aber ein Auto hätte ich auch so und ich kann meine Kiste vollständig über die Auslagen zahlen, was andere von ihrem Netto machen müssen - zu sagen, dies wäre kein echter Gehaltsbestandteil ist schlicht falsch --> ob einem das permanente Gefahre und die viele Zeit auf Autobahnen das wert ist, steht auf einem anderen Blatt und muss jeder für sich beurteilen.
Kollegilität: Wie überall gibt es Leute, mit denen man sich versteht und andere, denen man am besten nur aus dem Weg geht. Grundlegend ist der Altersschnitt relativ jung, ärgerlich ist die hohe Fluktuation (ich denke ja selbst bereits an Abschied), da vor allem die sympathischen und Kompetenten gehen. Zurück bleiben leider oftmals die Gefrusteten, was man auch am Klima merkt.
Aufgabengebiete: bei kleinen Mandaten macht man viele unterschiedliche Dinge (steile Lernkurve zu Beginn), jedoch sind die Themen eher trivial. Bei Großmandaten überblickt man nicht sofort den gesamten Laden, hat aber mit der Zeit spezialisiertere und auch spannendere Themen. Beides hat Vorteile, jedoch steht fest, dass Audit viel aus Abstimmungen und weiteren Prüfungshandlungen besteht, die z.T. den Anschein erwecken, man führt diese nur ihrer selbst wegen durch...so steil die Lernkurve zu Beginn auch ist so eintönig werden die Routinen nach relativ kurzer Zeit. Außerdem hat man kaum die Zeit, Dinge wirklich zu durchdringen. Das Motto heißt ganz klar: "immer schön oberflächlich".
Interne Organisation: Einfach nur katastrophal. auf die Manager wird alles abgeladen - sie dürfen sich als Mentor versuchen, die Dispo machen, Bewertungen abgeben...achja und nebenher natürlich noch ihrem eigentlich Beruf nachgehen. Diese Damen und Herren sind völlig überfordert und das bekommt jeder insb. Neueinsteiger zu spüren, indem offene Fragen auch offen bleiben! Hierzu möchte ich aber sagen, dass das in größeren NL durchaus anders sein kann, sofern es einen größeren Verwaltungsapparat mit entsprechende Personalern usw. gibt. In einer kleinen NL ist das Chaos jedoch vorprogrammiert.
Mein Fazit: Habe mit den entsprechenden Kenntnissen und Erfahrungen relativ desillusioniert in der WP angefangen (bereits vor Eintritt war mein max. Verbleib von 2 Jahren klar), jedoch wurden meine nicht übermäßigen Erwartungen noch mal enttäuscht.
Sicher ist es auch nicht förderlich, dass eine allgemeine Unzufriedenheit allgegenwärtig ist, was die gesamte Stimmung nur umso mehr drückt.
Ich denke, wer sich unsicher ist, ob es etwas für einen ist, sich aber generell gern mit ReLe befasst, ist nicht falsch in der WP, da einem ein nur kurzer Verbleib (wenn auch nicht zu kurz) nicht als unentschlossen und unstet ausgelegt wird. Ferner sind Umsetzungen immer möglich bspw. ins Advisory/Assurance (habe ich auch im Laufe des Jahres vor).
In jedem Fall ist der Job für die überwiegende Mehrheit sicherlich nichts zum alt werden.
Ich möchte noch mal erwähnen, dass dieser Beitrag nur meine Erfahrungen aus dem Audit widerspiegelt und ein Mosaikstein sein soll. Die eigene Meinung muss sich jeder selbst bilden.
Falls ihr Fragen habt, gern raus damit. Ich hätte mir vor meinem Einstieg einige Artikel, die die Lage nüchtern und ehrlich betrachtetn gewünscht, jedoch liest man oftmals nur fehlerhafte Polemik.
vG
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