WiWi Gast schrieb am 27.02.2019:
Hab gerade mein erstes Beratungspraktikum in einer T3 hinter mir und frage mich, inwiefern der Spruch "MBB or bust" gilt. Heißt, lohnt sich der vergleichbare Aufwand in T2- und T3-Beratungen überhaupt, wenn man nicht vom Impact, der Reputation und dem Netzwerk der T1-Beratungen profitiert?
Habe auch ein Praktikum in einer T2 hinter mir und werde demnächst in derselben Firma einsteigen. MBB hatte ich bei BB Interviews, aber es hat nicht gereicht. Muss aber zugeben, dass es gefühlt auch zwischenmenschlich nicht gepasst hat in den Spotlights der Interviews und ich gerade alles andere als traurig darüber bin.
Sehr oft hat man es auch schlicht nur teilweise in der Hand, ob nun M, MBB oder keins davon klappt. Top-Leute, die sehr lange an ihren Skills und am Lebenslauf feilen können wohl relativ sicher sein bei T1 unterzukommen, indem sie ein Praktikum converten. Top-Leute, die sich eher spät fürs Consulting entschieden haben gehen dann durchs mehrründige Bewerbertagroulette und da ist dann auch etwas Glück dabei mit den Gesprächspartnern, Fragen, Cases, Tagesform usw. usf. Und natürlich, absolute Top-Leute werden es immer schaffen, aber so viele gibt es davon auch nicht (im Vergleich zu den Einstellungszahlen von MBB).
Letztendlich sollte man sich zuallererst überlegen, wieso man überhaupt in die Top-Beratung will (T1, T2 und evtl. T3, zu T3 kann ich nichts sagen) und ich vermute, die Antwort sollte heißen: Man hat Bock auf die Arbeit selbst, die Arbeitszeit, den Lifestyle und die beratungsspezifischen (im Guten und Schlechten) Kollegen.
Die harten Fakten i.S.v. Gehalt und Arbeitszeit sind zumindest die ersten Jahre überall vergleichbar bei T1/T2, d.h. das nimmt sich wenig. Ja, nach einigen Jahren ist es gehaltstechnisch ein Unterschied, ob man (beispielhaft ausgewählt) bei McK oder RB untergekommen ist.
Erst danach sollten mMn die weichen Faktoren wie Impact, Reputation und Netzwerk kommen.
- Impact würde ich gerade am Anfang eh vernachlässigen: Als Juniorberater ist man komplett austauschbar und die Leute sind alle mehr oder minder gut.
- Reputation ist mehr als zweifelhaft und selbst innerhalb der Branche wird sich nach 1-2 Jahren kaum noch ein Berater denken, wie toll er ist, weil Firma A statt B.
- Netzwerk kommt erst wirklich zum tragen nachdem man einige Jahre in der Beratung verbracht und sich aktiv das Netzwerk erarbeitet hat. Und das wird nur klappen, wenn man in erster Linie Spaß an der Arbeit hat. Falls das mit den schlechteren Exits, was man hier häufiger liest, so stimmt, wird der Faktor sowieso unwichtiger. Nichtsdestotrotz: Sehr gute Berater werden mMn immer den guten Absprung schaffen, nur wird dann im Zweifel auch mal viel über das selbst erarbeitete Netzwerk gehen müssen oder man muss doch noch durch den ein oder anderen harten Einstellungsprozess für Berufserfahrene - was die echten Performer ja kaum schocken sollte.
Meine Persönliche Meinung: "MBB or bust" ist ziemlicher Blödsinn :)
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