Es hängt doch vor allem vom Zusammenhang ab, in dem die Karte überreicht wird. Der Begriff "Visitenkarte" stammt ursprünglich von der Visite ab, also vom Besuch bei einem Bekannten oder Geschäftspartner. Und wenn dieser Geschäftspartner NICHT da war, dann hat man beim Personal seine VISITENkarte HINTERLASSEN, damit sie dann SPÄTER dem Hausherren überreicht wurde als Nachweis dafür, dass jemand in Abwesenheit zu Besuch gewesen war.
Inzwischen dürfte es eigentlich gar nicht mehr Visitenkarte heissen, und deshalb heisst es im Engl. ja auch "Business Card". Wir Deutschen müssten eigentlich sagen: "Darf ich Ihnen eine Karte reichen, auf der mein Name abgedruckt ist?" Mit Visite hat das nichts zu tun.
Ich persönlich halte viel von Visitenkarten, wenn sie nicht zu aufdringlich und zu "peppig" aussehen. Es reicht ein einfaches Kärtchen, auf dem der Name steht und auf dessen Rückseite vielleicht die Kontaktdaten abgedruckt sind. Man kann sie ZU BEGINN eines Gesprächs überreichen, wenn man weiss, dass das Gegenüber AUF JEDEN FALL Interesse hat. Wenn sich erst im Laufe des Gesprächs herausstellt, ob das Gegenüber die Karte benötigen könnte, so würde ich sie erst AM ENDE des Gesprächs zurücklassen.
Es könnte sein, dass das Gegenüber am späten Abend alle Karten aus der Tasche zieht und nochmal kurz durchschaut, um sich daran zu erinnern, mit wem er eigentlich alles gesprochen hat. Wenn die Karte stilvoll ist, wird sie dabei vielleicht nochmal in den Vordergrund kommen. Aber NUR DANN, wenn auch die Person, mit der sie verbunden ist, einen entsprechend einprägsamen Charakter hat. Handelt es sich um eine langweilige, farblose Person, dann hilft auch die Karte nichts.
Auf keinen Fall würde ich Kärtchen mit meinem Namen an möglichst viele Leute verteilen, es sei denn, ich wäre ein Billiganbieter im horizontalen Gewerbe und bräuchte dringend Aufträge.
antworten