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Hamsterrad - Zeit vs. Geld

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WiWi Gast

Hamsterrad - Zeit vs. Geld

Die allermeisten Threads drehen sich um das Geld.

Das ist nicht weiter verwunderlich, schreiben hier doch zu einem Großteil Studenten, die nicht wissen, was ein echter Arbeitstag ist und was es bedeutet, OHNE Perspektive auf 3 Monate Semesterferien bzw. auf das Praktikumsende zu arbeiten.

Ich habe mittlerweile an mir selbst festgestellt, dass mir das Geld dicke reicht. Ich bin (gemessen an den Kommentaren hier im Forum) kein Top-Verdiener, aber mit >3k netto lässt es sich als Single gut leben (bin aber auch keine 20 mehr, sondern Mitte 30). Übermäßiger Konsum interessiert mich einfach nicht, Fernreisen (scheinbar hier im Forum einer der Gradmesser für Luxus) oder Autos sind mir zuwider. Schönere Wohnung - ja gerne, aber es fragt sich doch: wofür, wenn ich morgens um 7 Uhr gehe und nach Hobbys und Freizeit um ca. 20 oder 21 wieder nach Hause. Soll ich mir nun 1000 Euro Fixausgaben ans Bein binden, um die 3 Stunden abends zu Hause schöner zu verbringen?

Ich stelle immer mehr fest, dass ich eigentlich gerne mehr Zeit hätte - und dass ich gerne mehr selbstbestimmt arbeiten würde. Beides ist so gut wie nicht der Fall. Auf Teilzeit gehen ist praktisch auch nicht möglich, denn damit ist man sofort für den Rest seiner "Laufbahn" disqualifiziert und auch Gehaltserhöhungen etc. wären hinfällig.

Geht es Leuten ähnlich? Hat jemand Tipps oder eigene Erfahrungen, mit dem Problem umzugehen?

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WiWi Gast

Re: Hamsterrad - Zeit vs. Geld

Es gibt immer mehr Firmen, die eine 4 Tage Woche bei 40h anbieten. Das sind sicher nicht die konservativ aufgebauten Dax30 Buden, aber immer mehr mittelständische und kleine Betriebe. Dort ist work life balance nicht nur heiße Luft. Vllt ist das ja ein Konzept für dich?

Alternativ klotze 15 Jahre nochmal ran, spare ordentlich (große Ausgaben hast du ja offensichtlich eh nicht) und mach mit spätestens Mitte 50 dann Feierabend. Kurz- bis mittelfristig hast du davon natürlich nichts.

Mit der Wohnung muss ich dir übrigens widersprechen. Einerseits gibt es Dinge wie Wochenende oder Urlaub, andererseits komme ich abends auch einfach gerne heim. Aber klar, wer hier genügsam ist, der kann ne Menge Geld sparen. Bei dir frage ich mich allerdings wozu, da du es ja nicht für Auto, Urlaub oder oder ausgeben möchtest...

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WiWi Gast

Re: Hamsterrad - Zeit vs. Geld

Mir geht es genauso. Und ich muss auch sagen, ich hätte gar keinen Bock auf eine größere Wohnung oder gar ein Haus, das macht nur mehr Arbeit aber bringt mir persönlich nichts. Ich gehe jetzt nach 10 Jahren im Beruf immer mehr dazu über, alles möglichst schlank zu halten, mir keinen Ballast ans Bein zu binden und dafür den Dingen, die mich wirklich erfüllen, mehr Raum zu geben. Mit Geld hat das zum Glück nicht viel zu tun.

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WiWi Gast

Re: Hamsterrad - Zeit vs. Geld

Ich habe für mich als Lösung die Selbständigkeit gewählt. Dadurch arbeite ich aktuell knapp 32 Stunden die Woche, 4 Tage und einen Tag davon Remote. Die restlichen 3 Tage muss ich 38km einfacher Weg zum Kunden fahren. Tür zu Tür ca. 40 Minuten.

Es gibt zwar die Leute die sagen in der Selbständigkeit ist das nicht realisierbar, aber es kommt auf das Kundenverhältnis bzw. die eigenen Fähigkeiten an. Machst du gute Arbeit und hast Stammkunden die deine Arbeitskraft umbedingt haben wollen so sind sie deutlich kompromissbereiter als bei Angestellten. Eines meiner ersten Projekte war eines in dem ich als Angestellter angefangen habe. Da waren 5 Tage vor Ort Pflicht. Als Selbständiger kam ich wieder und bin Donnerstags um 13-14 Uhr nach Hause abgedüst. Noch im Zug gearbeitet und Freitags zu Hause. Nur mal als Anekdote.

Das Lebensmodell bzw. dessen Realisierung steht natürlich nicht jeden offen. Es gibt Projekte, Kunden, Umstände die sich nicht mit deiner Lebensphilosophie decken. Da kommt man nicht zusammen außer man macht Kompromisse.

Meine Erfahrung ist leider dass die meisten Firmen sehr unflexibel sind und nach Anwesenheit bezahlen. Umso weniger Stunden man anwesend ist desto weniger Geld gibt es. Ich arbeite aber nur so lange wie zu tun ist. Das kannst du als Angestellter so lange machen bis dein Chef dich ermahnt oder bis dein Überstundenkonto nach unten überzogen ist. Die Alternative ist Teilzeit aus der man aber auch nicht von heute auf morgen wieder rauskommt. Je nach Job ist aber Teilzeit durchaus eine gute Möglichkeit. Wenn du eh nur 30 Stunden arbeiten willst solltest du das Thema "große Karriere" in vielen Unternehmen eh abhaken. Hier gehört zum Standard dass der Chef vor allen kommt und nach allen geht bzw. seine Position und seinen Mehrwert durch Anwesenheitszeiten "beweist". Du wirst also außer ganz krasse Ausnahmefälle keinen Gruppenleiter oder höher auf Teilzeit finden. Da muss man wie geschrieben auch mal in Kompromissen denken.

Ich muss allerdings anfügen, dass ich mir meine "Priviliegien" erst in relativ harten Jobs und Projekten erarbeitet habe. Nicht dass jemand denkt sowas kann man direkt nach dem Studium oder in den ersten Berufsjahren ohne Probleme durchziehen. Du wirst also mit Sicherheit erstmal in eine gewisse Position kommen müssen um Privilegien zugesprochen zu bekommen.

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WiWi Gast

Re: Hamsterrad - Zeit vs. Geld

Ein sehr interessanter Post in dem ich mich nahezu wiederfinde.
Wie weit ist denn dein Weg zur Arbeit? Wenn man den kurz hält, kann man auch wieder etwas Freizeit gewinnen. Ansonsten muss Teilzeit ja nicht 50% bedeuten, sondern kann auch mal 90% o.ä. bedeuten.
Aber klar, bzgl. Karriere wird es dann natürlich schwieriger.

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WiWi Gast

Re: Hamsterrad - Zeit vs. Geld

Diese Frage hab ich mir auch gestellt, bis zur Sinnkrise. Das ist wieder vorbei, bin echt froh drüber. Das Arbeitsleben ist wie eine Reise mit Höhen und Tiefen. Man hat es selbst in der Hand, ob der Job einen Spass macht, oder ob man depressiv den Kopf hängen lässt. Wenn der Job nicht mehr passt, muss man versuchen neue Alternative ausfindig zu machen.

Ich hab viel mit Kollegen gesprochen, die meistens davon 40+. Viele davon träumen von weniger Arbeit, einige realisieren dies auch. Wer richtig gewirtschaftet hat, braucht mit 50+ meist nicht mehr so viel Geld. Was zählt ist nicht so oft weniger Arbeit, sondern mehr selbstbestimmte Arbeit. Nur Freizeit wär auch schrecklich, aber sich die Arbeit frei einzuteilen, ist schon großartig. Mir hat ein Kollege davon berichtet, wie ein Kumpel jetzt als Spezialist für Arbeitssicherheit bei der Stadt XY auf 20 Wochenstunden tätig ist (vorher Hamsterrad bei anderen Arbeitgeber) und zusätzlich bei Infineon als Freelancer im Home-Office Arbeitssicherheitsdatenblätter aktualisiert. Die Jobs hat er über Kontakte bekommen, aus seinem Arbeitsleben.

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WiWi Gast

Re: Hamsterrad - Zeit vs. Geld

Die Antwort ist recht einfach: Du brauchst mehr Zeit (offensichtlich ist das deine Präferenz).

Möglichkeiten:

1) Bruttoentgeldumwandlungen zu Gunsten von Arbeitszeit: Gibt leider nicht in jeder Firma (zur Zeit nur wenige Große). So kann man sich aber beliebig viel Zeit "einkaufen". Es wäre dann möglich z.B.: 3 Monate im Jahr nicht anwesend zu sein (bezahlt!). Und das ganze jährlich (so mache ich es).

2) Teilzeit: Du schreibst, dass das bei dir nicht geht. Das ist schade. Ich halte Teilzeitmodelle für eine gute Idee wenn man Sie intelligent kombiniert z.B.: 30-Studen-Vertrag, verteilt auf 4 Arbeitstage (Mo-Mi 8 Stunden, Donnerstag 6 Stunden, Fr-So 0 Stunden)

3) Homeoffice-Regelungen: Besprich mit deinem Vorgesetzten, dass du mehr von zu Hause arbeiten willst (leider geht das je nach Branche/Tätigkeit nicht). Arbeite zu Hause produktiver. In jedem Falle sparst du die die Anreise/Arbeitsweg.

4) Wegezeiten zur Arbeit verkürzen: Es macht einen Unterschied ob man 10 Minuten oder 1,5 Stunden für eine einfache Anfahrt zur Arbeitsstelle braucht. Zeitlich und mental :)

5) Spare ordentlich Geld (wie du es tust) und schaue, dass du die Zeit am Ende kürzt, also beispielsweise mitte 50 aufhörst zu arbeiten. Mit einem moderaten Lebensstil (abhängig vom Gehalt natürlich) halte ich das für einen durchaus gangbaren Weg (welchen ich auch beabsichtige).

6) Du schreibst, dass du neben Zeit auch gerne selbstbestimmter Arbeiten würdest: Selbstständigkeit ermöglicht die ein selbstbestimmteres Arbeiten. Jedoch ist dies nicht einfach mal so schnell umzusetzen. Vielleicht hast du aber eine Idee...(?) Du bist noch jung und hast einen guten Abschluss? Wie wäre es mit einer Promotion? So kannst du nochmal 3-4 Jahre selbstbestimmter arbeite und hast i.d.R. eine etwas bessere Work-Life-Balance als ein Arbeiter...

...mehr fällt mir nicht ein... :)

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WiWi Gast

Re: Hamsterrad - Zeit vs. Geld

"Ich stelle immer mehr fest, dass ich eigentlich gerne mehr Zeit hätte..."

Absolut nachvollziehbarer Punkt. Ich bin auch Mitte 30, knapp über 3k netto. Die Frage ist allerdings, womit man dieses "mehr an Freizeit" verbringen würde? Da fehlt mir noch die zeitfüllende wirkliche Leidenschaft. Für alles was ich gerne mache reicht meine Freizeit völlig aus. Aus deinem Beitrag geht leider nicht hervor, für was du gerne mehr Zeit hättest.

"Auf Teilzeit gehen ist praktisch auch nicht möglich, denn damit ist man sofort für den Rest seiner "Laufbahn" disqualifiziert und auch Gehaltserhöhungen etc. wären hinfällig."

Dass es dann mit einer steilen Karriere vorbei ist sehe ich auch so. Aber die ist ja sowieso nicht angestrebt. Gehaltserhöhungen sind halt anteilig drin, zumindest bei einem IGM - Laden.

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WiWi Gast

Re: Hamsterrad - Zeit vs. Geld

Für was denn mehr Zeit? Wenn man jetzt ein ganz begabter Künstler mit einem tollen Hobby ist, na okay.

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WiWi Gast

Re: Hamsterrad - Zeit vs. Geld

Ich hab beides erlebt. Erst einen Job gehabt, wo ich genau 8:40 Stunden außer Haus war, (8 Stunden Arbeit, 30 Min. Pause, 5 Min. Fußweg zur Arbeit und wieder zurück). Ich konnte täglich ausschlafen und hatte nach der Arbeit nachdem ich einkaufen war und den Haushalt gemacht hab etc. täglich noch 6 Stunden Freizeit und vor allem war ich nach dem lockerem Arbeitstag extrem entspannt.

Dann bin ich wegen bisschen mehr Geld zur nächsten Firma gegangen, hier bin ich aber täglich 12 Stunden außer Haus, (9 Stunden Arbeit, 30 min Pause, 2,5 Stunden Fahrt). Ich hab jetzt zwar bisschen mehr Geld, komme aber täglich total kaputt nach Hause und hab keine Lust mehr auf irgendwas. Das kann ich niemandem empfehlen. Das macht einen nur fertig. Zum Glück zieht meine Firma nun in meine Nähe und verkürzt auch noch die Arbeitszeit, so dass ich täglich 2 Stunden früher daheim sein werde. Aber man muss sich echt mit was beschäftigen, z.B. ein Hobby suchen oder ganz zur Not einfach mehr schlafen, dann ist man während der wachen Zeit einfach viel fitter.

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WiWi Gast

Re: Hamsterrad - Zeit vs. Geld

Am sinnfreisten finde ich den Kommentar, man solle 15 Jahre klotzen und dann mit 50+ aussteigen. Mal ehrlich, warum die besten Jahre wegwerfen, um dann mit 50 frustriert alleine zu Hause rumzuhängen?

Ich habe lieber jetzt schon Zeit für die Familie, und wenn das heißt, dass ich am Ende nicht Topmanager geworden bin habe ich dafür glücklich gelebt und nicht aufs Prestige geachtet.

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WiWi Gast

Re: Hamsterrad - Zeit vs. Geld

Was mich hier wirklich oft wundert ist, wie oft Leute fragen was man mit der ganzen Freizeit machen will. Gibt es echt soviele Leute die sich nicht selbst den Tag über beschäftigen können oder keine Hobbies haben?
Durch die Arbeit mit Anfahrtsweg sind bei mir auch gute 10Std am Tag weg. Abends hab ich oft Probleme überhaupt noch alles erledigt zu bekommen. Betreibe aber auch etwas Zeitintensivere Hobbies. Krafttraining, Mountainbiken im Sommer, Snowboarden im Winter. Dazu noch diverese Freundeskreise wo auch immer einer Abends etwas unternimmt.

Hattte dieses Jahr echt Probleme mit zu geringer Freizeit. War auch schon am überlegen wie man die Arbeitszeit verkürzen kann. Würde im Sommer lieber jeden Tag lange im Wald biken und Abends mit Freunden im Biergarten sitzen, als irgendeinen Blödsinn im Büro zu machen. Gerade im Sommer ziehts mich oft runter wenn draußen schönstes Wetter ist, und man noch bis 17 Uhr im Büro hocken muss.

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WiWi Gast

Re: Hamsterrad - Zeit vs. Geld

15 Jahre Klotzen und mit 50 Feierabend machen, das mag für viele sinnfrei sein. Gerade wenn man Familie daheim hat.
Aber bitte keine voreiligen Schlüsse. Nur weil es nicht in das eigene Lebensmodell passt, ist das noch lange nicht sinnfrei. Und es war nie die Rede davon, dass jeder dieses Lebenskonstrukt toll oder gut finden muss...

Das mit der Freizeit ist so ne Sache. Ich kann mich erinnern, in den Semesterferien hatte man Zeit ohne Ende, und trotzdem hat sich nach ein paar Wochen des Nichtstun eine gewisse Lethargie breit gemacht. Für mich persönlich wären (zumindest von der Vorstellung her) 30h/w ideal. Da wäre um 15 Uhr Feierabend, man hätte genug Zeit für Hobbies und Freunde, und dennoch genug Geld für einen angenehmen Lebensstil.
Aber auch hier ist es wie bei allem anderen: Jeder tickt anders.

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WiWi Gast

Re: Hamsterrad - Zeit vs. Geld

"das mag für viele sinnfrei sein"

Vor allem ist es doch nur ein Hirngespinst! Wen kennst Du denn, der das gemacht hat?
Mit 50 Feierabend machen, das sagt man sich mit 25 oder 30,. weil es noch so lange hin ist. Mit 48 denkt sich bestimmt niemand "ich mach in 2 Jahren Feierabend"!

Lounge Gast schrieb:

15 Jahre Klotzen und mit 50 Feierabend machen, das mag für
viele sinnfrei sein. Gerade wenn man Familie daheim hat.
Aber bitte keine voreiligen Schlüsse. Nur weil es nicht in
das eigene Lebensmodell passt, ist das noch lange nicht
sinnfrei. Und es war nie die Rede davon, dass jeder dieses
Lebenskonstrukt toll oder gut finden muss...

Das mit der Freizeit ist so ne Sache. Ich kann mich erinnern,
in den Semesterferien hatte man Zeit ohne Ende, und trotzdem
hat sich nach ein paar Wochen des Nichtstun eine gewisse
Lethargie breit gemacht. Für mich persönlich wären (zumindest
von der Vorstellung her) 30h/w ideal. Da wäre um 15 Uhr
Feierabend, man hätte genug Zeit für Hobbies und Freunde, und
dennoch genug Geld für einen angenehmen Lebensstil.
Aber auch hier ist es wie bei allem anderen: Jeder tickt
anders.

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WiWi Gast

Re: Hamsterrad - Zeit vs. Geld

Ich kennen tatsächlich zwei Menschen, die das so getan haben. Studienfreunde meines Vaters.

Der eine war bei Media Saturn (Zentralsitz) in Ingolstadt, hat sich dort als Filialleiter bis zum logistischen Manager hochgearbeitet. Seine Frau hat auch gut verdient, keine Kinder, früher Hauskauf, nie protzig gelebt und zusammen mit Anfang 50 war dann tatsächlich Feierabend.

Der andere hat bei Coca Cola HBC in Wien als Leiter Produktion jede Menge Schotter verdient. Als er Anfang 50 war sind seine Eltern verstorben, er hat ganz gut geerbt (ca 250k?), Kinder waren aus dem (abbezahltem) Haus...

Sicher sind das Ausnahmen, aber es gibt sie. Und ich finde es auch daneben, die Vorstellungen anderer als Hirngespinst abzutun, nur weil viele es nicht so umsetzen können und/oder wollen. Und was du, ich oder andere mit 30 oder 48 sagen, das steht auf nem ganz anderen Blatt.

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WiWi Gast

Re: Hamsterrad - Zeit vs. Geld

Es bezweifelt keiner, dass man sich mit 50 zur ruhe setzen KANN - aber den Sinn schon. Man braucht etwas erfüllendes.. und Netflix ist das auf Dauer halt nicht.

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WiWi Gast

Re: Hamsterrad - Zeit vs. Geld

Ich kann irgendwie nicht verstehen, dass es hier Menschen gibt welche nicht wissen was man dann mit seiner freien Zeit machen soll. Mir fiele da sehr, sehr viel ein.

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WiWi Gast

Re: Hamsterrad - Zeit vs. Geld

Sehe ich ähnlich. Mir würden viele Dinge einfallen, die man nach einer guten/steilen Karriere machen kann.
Persönliche Entwicklung (Sport, Reisen, Musik, lernen, genießen, Arbeiten im Haus/Garten, etc.) bis hin zu gesellschaftlicher Betätigung wie bspw. ein Ehrenamt. Es gibt massig ehrenamtliche Dozenten, Flüchtlingshelfer, Mitarbeiter im Tierheim, Trainer in Sportvereinen, usw.

Und wenn man dann noch in einer gesunden Ehe mit Kindern lebt (ggf. schon Enkelkindern), einem aktiven Freundeskreis hat und vllt. sogar regional verankert ist, dann sind die Tage voll.

Niemand spricht hier von dahinvegetierendem netflix/Bier/Chips/HartzIV Lifestyle.

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WiWi Gast

Re: Hamsterrad - Zeit vs. Geld

"Was mich hier wirklich oft wundert ist, wie oft Leute fragen was man mit der ganzen Freizeit machen will. Gibt es echt soviele Leute die sich nicht selbst den Tag über beschäftigen können oder keine Hobbies haben?"

Es gibt unendlich viele solcher Menschen. Schau dich doch einfach mal im Büro um. Wer hat eine wirkliche Leidenschaft für etwas? Etwas für dass es sich zu leben lohnt, früh aufzustehen, Energie reinzustecken und Freude zu erhalten. Die Gespräche morgens in der Pause drehen sich meist um schlechte Abendunterhaltungsprogramme im TV vom Vorabend.
Viele verstecken sich auch hinter ihrer Beziehung ("ich muss zu meinem Partner nach Hause") oder hinter fehlendem Geld ("ich habe kein Geld für Hobbies, ich will mein Haus abzahlen.")

Es ist teilweise richtig erschreckend wie Leute, das wichtigste was es gibt, Zeit, einfach sinnlos wegwerfen.

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WiWi Gast

Re: Hamsterrad - Zeit vs. Geld

Bei mir ist es beispielsweise genau umgekehrt. Ich habe mein duales Studium in einem etwas kleineren Betrieb absolviert, mit gemäßigtem Aufwand eine für mein Alter bereits ganz ansehnliche Karriere in dem Betrieb hingelegt.

Das alles mit maximal 40h 9to5 und 15 Minuten Weg zur Arbeit. Viele haben mich dafür beneidet, ich hingegen sehe nur meine Freunde, die bei natürlich deutlich weniger Freizeit jetzt 40.000 Euro mehr im Jahr verdienen und einen ganz anderen Lebensstil pflegen, bei dem ich mittlerweile nicht mehr mithalten kann, wenn wir gemeinsame Fernreisen oder Wochenendtrips unternehmen.

Ich habe deshalb einen Teil der Freizeit in einen sehr guten Master berufsbegleitend an einer Target gesteckt und habe jetzt die ersten Angebote mit 120% mehr Gehalt. Ich frage mich nur, ob ich mich nach 5 Jahren 60 Stunden Woche nicht wieder nach meinem alten Leben sehne.

Ich denke mittlerweile, dass es der falsche Weg ist krampfhaft zu versuchen Arbeits- und Freizeit zu balancieren und einen Kompromiss zu suchen. Der Mensch will im Zweifel immer das, was er gerade nicht hat. Ich glaube, wahres Glück liegt darin, die Arbeitszeit nicht als "Arbeit" zu erleben, sondern sein Glück darin zu finden. Egal ob 50 Stunden oder 30. Wenn man Work-Life nicht mehr balancen muss.

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WiWi Gast

Re: Hamsterrad - Zeit vs. Geld

Ich bin noch Student, aber bin auch sehr unentschlossen, wie mein künftiger Berufseinstieg genau aussehen soll.

Ich bin sehr wissbegierig und fleißig, habe schon viele Praktika absolviert und bis vor Kurzem gedacht, Karriere und das damit einhergehende Geld und Prestige geht über alles. Als ich aber dann unmittelbar nach der Klausurphase ein Praktikum bei einer Großkanzlei absolvieren wollte (9-18 Uhr, Überstunden hätten vorkommen können, Arbeitszeit ~2 Std.), habe ich nach einem Tag schon den Stift fallen lassen und das Praktikum abgebrochen. Ich habe es einfach als unerträglich empfunden, bei dem schönen Wetter im Sommer so viel zu arbeiten und unter Druck zu sein - vor allem erst nach der ohnehin stressigen Klausurphase. Klar, das war nur ein Praktikum und dieses wollte ich erst nach der Klausurphase absolvieren, so dass es vielleicht auch einfach an dem Stress insgesamt gelegen hat. Ich kann mir nach der Erfahrung aber kaum vorstellen, dass es später im Berufsleben besser wird - ich gehe sogar davon aus, dass es viel schlimmer wird, insb. bei Großkanzleien. Das Thema Großkanzlei habe ich daher für's Erste abgehakt. Man weiß ja aber sowieso nie was kommt ...

Zum Thema noch mal: Ich kann dich sehr gut verstehen, wobei du ja sogar schon im Berufsleben steckst. Manchmal denke ich mir auch, etwas mehr Freizeit als die üblichen 30 Urlaubstage im Jahr täte mir geht. Darauf würde ich auch auf etwas eine große Managerkarriere mit über 100.000 Euro/Jahr verzichten. Aber es gibt auch Tage, da ist das große Geld verlockend. Ich befinde mich da echt noch in einer Sinnkrise und hoffe, irgendwann für mich den Schluss fassen zu können, was ich wirklich will.

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WiWi Gast

Re: Hamsterrad - Zeit vs. Geld

Lounge Gast schrieb:eine

große Managerkarriere mit über 100.000 Euro/Jahr

Lieber Student, auch wenn kaum vorstellbar: die "große" Managerkarriere sieht nochmal ganz anders aus. und die Arbeitszeit steigt nicht proportional zum Einkommen, sonst müsste ja einer, der 1 Mio verdient, 100 Stunden am Tag arbeiten.

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WiWi Gast

Re: Hamsterrad - Zeit vs. Geld

Lounge Gast schrieb:

120% mehr Gehalt. Ich frage
mich nur, ob ich mich nach 5 Jahren 60 Stunden Woche nicht
wieder nach meinem alten Leben sehne.

Da ist er wieder, der goldene Mittelweg. Wie wäre es mit 80% mehr Gehalt und dafür nur 50 Stunden die Woche.

Ich denke mittlerweile, dass es der falsche Weg ist
krampfhaft zu versuchen Arbeits- und Freizeit zu balancieren
und einen Kompromiss zu suchen. Der Mensch will im Zweifel
immer das, was er gerade nicht hat. Ich glaube, wahres Glück
liegt darin, die Arbeitszeit nicht als "Arbeit" zu
erleben, sondern sein Glück darin zu finden. Egal ob 50
Stunden oder 30. Wenn man Work-Life nicht mehr balancen muss.

Mhhh jein. Auch da finde ich, macht es der gesunde Mittelweg.
Die letzten 10% erkauft man sich eigentlich immer mit dem gleichen Aufwand wie die 90% davor. Übertrieben formuliert.

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DAX Einkäufer

Re: Hamsterrad - Zeit vs. Geld

"Ich bin noch Student, aber bin auch sehr unentschlossen, wie mein künftiger Berufseinstieg genau aussehen soll."

Da ist sie wieder, die Generation Y. Noch nie richtig gearbeitet, aber schon wissen, dass 30 Tage Urlaub im Jahr eher zu wenig sind. Habt Ihr eigentlich eine Ahnung, wie die wirtschaftliche Stärke in Deutschland entstanden ist, auf der Ihr euch gerade auszuruhen droht? Erbt Ihr alle ein kleines Vermögen oder woher nehmt Ihr die gemütliche Gewissheit, dass Ihr auf Sparflamme ein komfortables Leben führen und eine Familie ernähren könnt?

Ich gehöre auch nicht zu denen, die um jeden Preis eine 60-Stunden-Woche haben wollen und es als besondere Ehre empfinden, länger als andere arbeiten zu "dürfen". Aber Wohlstand muss erarbeitet werden, entweder durch Quantität oder durch Qualität. In vielen Jobs durch beides.

"Was mich hier wirklich oft wundert ist, wie oft Leute fragen was man mit der ganzen Freizeit machen will. Gibt es echt soviele Leute die sich nicht selbst den Tag über beschäftigen können oder keine Hobbies haben?"

Natürlich hat man Hobbys und diese kosten Zeit. Die Hobbys leiden aber eher unter geringer Flexibilität als unter einem hohen Arbeitsaufkommen. Um beim Beispiel "Mountainbike" zu bleiben: Dieses Hobby lebt davon, dass ich spontan entscheiden kann, an einem schönen Tag um 12 aus dem Büro zu gehen und den Nachmittag frei zu haben. Diese Flexibilität hängt nicht von der Anzahl der Wochenstunden ab, sondern von dem Ausmaß der persönlichen Freiheit.

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WiWi Gast

Re: Hamsterrad - Zeit vs. Geld

Generation Y gibt es nicht. Generation Y ist nur ein Mindset..Mehr nicht....

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WiWi Gast

Re: Hamsterrad - Zeit vs. Geld

"Generation Y gibt es nicht. Generation Y ist nur ein Mindset..Mehr nicht...." --> das nenne ich mal einen qualifizierten Kommentar. Schau mal auf Wikipedia oder probiers mit google. Du wirst es kaum glauben: Aber es gibt sie. Es gibt sogar einen Generation Z. Mindeset hin oder her.

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WiWi Gast

Re: Hamsterrad - Zeit vs. Geld

Man kann für ein Auto 1.000 EUR im Monat latzen oder 100 EUR. Das alleine macht schon etwa 20.000 EUR Bruttogehalt aus.

Man kann sich alle 3 Jahre für 200 EUR ein Android-Phone aus China kaufen oder jedes Jahr 1.000 EUR bei Apple legen. Knapp 2.000 EUR Unterschied im Bruttogehalt notwendig.

Man kann sich gesundes Essen selbst kochen für 200 EUR im Monat oder ein Mix aus FastFood, Fertigprodukten und Convenience-Produkten für 500 EUR im Monat beziehen. Sind etwa 7.000 EUR Bruttojahresgehalt. bei 2 Personen macht das 14.000 EUR Unterschied.

Am Ende kommt es darauf an, wie man seinen Lebensstandard realisiert und was man überhaupt für nötig hält. Ich möchte mit dem Auto nur von A nach B kommen. Ich möchte mich eher gesund ernähren und weniger von Fast-Food oder Fertigprodukten. Mein Smartphone ist für WhatsApp, Messenger, Mails, Internet und andere Standard-Anwendungen gedacht und nicht zum Spielen oder als Status-Symbol.

Man kann sich auch für 10.000 EUR eine Uhr kaufen oder eben das Handy nutzen. Sind fast 20.000 EUR Bruttojahresgehaltsunterschied.

Wenn man das alles ein wenig intelligent anstellt und keine höchst abgehobenen Ansprüche hat, dann kann man auch normal 8to4 arbeiten, Freizeit haben, Zeit für die Familie, sich nicht einschränken müssen und trotzdem mit 45 oder 50 ab in den Ruhestand.

Merke, selbst ein H4ler hat einen Lebensstandard welche höher als 95 Prozent der Weltbevölkerung ist. Wer der Meinung ist, unbedingt dieses oder jenes zu brauchen, macht sich am Ende eh nur selbst unglücklich. Die meisten Sachen, welche glücklich und zufrieden machen, kosten nichts.

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WiWi Gast

Re: Hamsterrad - Zeit vs. Geld

So einfach ausgedrückt und doch trifft es genau ins Schwarze. Die Antwort beantwortet auch die Frage, ob man von 2.500? leben kann.

Lounge Gast schrieb:

Man kann für ein Auto 1.000 EUR im Monat latzen oder 100 EUR.
Das alleine macht schon etwa 20.000 EUR Bruttogehalt aus.

Man kann sich alle 3 Jahre für 200 EUR ein Android-Phone aus
China kaufen oder jedes Jahr 1.000 EUR bei Apple legen. Knapp
2.000 EUR Unterschied im Bruttogehalt notwendig.

Man kann sich gesundes Essen selbst kochen für 200 EUR im
Monat oder ein Mix aus FastFood, Fertigprodukten und
Convenience-Produkten für 500 EUR im Monat beziehen. Sind
etwa 7.000 EUR Bruttojahresgehalt. bei 2 Personen macht das
14.000 EUR Unterschied.

Am Ende kommt es darauf an, wie man seinen Lebensstandard
realisiert und was man überhaupt für nötig hält. Ich möchte
mit dem Auto nur von A nach B kommen. Ich möchte mich eher
gesund ernähren und weniger von Fast-Food oder
Fertigprodukten. Mein Smartphone ist für WhatsApp, Messenger,
Mails, Internet und andere Standard-Anwendungen gedacht und
nicht zum Spielen oder als Status-Symbol.

Man kann sich auch für 10.000 EUR eine Uhr kaufen oder eben
das Handy nutzen. Sind fast 20.000 EUR
Bruttojahresgehaltsunterschied.

Wenn man das alles ein wenig intelligent anstellt und keine
höchst abgehobenen Ansprüche hat, dann kann man auch normal
8to4 arbeiten, Freizeit haben, Zeit für die Familie, sich
nicht einschränken müssen und trotzdem mit 45 oder 50 ab in
den Ruhestand.

Merke, selbst ein H4ler hat einen Lebensstandard welche höher
als 95 Prozent der Weltbevölkerung ist. Wer der Meinung ist,
unbedingt dieses oder jenes zu brauchen, macht sich am Ende
eh nur selbst unglücklich. Die meisten Sachen, welche
glücklich und zufrieden machen, kosten nichts.

antworten
WiWi Gast

Re: Hamsterrad - Zeit vs. Geld

"Master an Target Uni und Angebote mit 120% mehr Gehalt"

Du bekommst also auf einmal mehr als das doppelte Deines jetzigen Gehaltes? Wie soll das gehen?

Nenn doch bitte mal ein Zahlenbeispiel.

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WiWi Gast

Re: Hamsterrad - Zeit vs. Geld

Den gleichen Unsinn (sorry) habe ich vor einiger Zeit schon in irgendeinem Karrieremagazin gelesen. Meine Arbeit macht mir zwar Spaß. Trotzdem freue ich mich, darauf nach der Arbeit meinen Hobbys nachgehen zu können oder im Urlaub zu verreisen. Ich brauche daher durchaus eine "Balance".

Es gibt sehr viele Berufe, die einfach gemacht werden müssen. Gleichzeitig wird die wohl kaum jemand als derart erfüllend empfinden, dass er darin seinen (einzigen) Lebensinhalt sieht. Ich denke mal nur an Müllmänner oder Sachbearbeiter bei der Versicherung für die Buchstaben L-Z.

Aber selbst die wenigen Leute, die ihre Hobbys zum Beruf gemacht haben, brauchen manchmal einen Ausgleich. Man denke nur an Lahms frühen Rücktritt aus der Nationalmannschaft. Kürzlich las ich zudem ein Interview mit einem erfolgreichen Naturfilmer. Der war offenkundig begeistert von seinem Beruf. Gleichzeitig sagte er aber auch, dass er seine Familie oft vermisse, wenn er zwei Monate in Alaska unterwegs sei.

Die einzigen Menschen, die (gefühlt) fast kein Privatleben brauchen, zeichnen sich meist durch krasse Geldgier und Geltungssucht aus. Für die ist Privatleben in der Tat (fast) unnötig. Allerdings hat das wenig mit Interesse an der Arbeit selbst zu tun.

Lounge Gast schrieb:

Ich glaube, wahres Glück
liegt darin, die Arbeitszeit nicht als "Arbeit" zu
erleben, sondern sein Glück darin zu finden. Egal ob 50
Stunden oder 30. Wenn man Work-Life nicht mehr balancen muss.

antworten
WiWi Gast

Re: Hamsterrad - Zeit vs. Geld

Das ist eine total verquere Einstellung zum Leben. Das klingt nach "finde dich damit ab, dass du kein privatleben hast". Ich möchte zwar auch ein erfülltes Arbeitsleben, aber insbesondere ein erfülltes Gesamtleben.

Da ist die Arbeit für mich ein wichtiger Teil, aber nicht der Hauptteil. Ich mache meinen Job auch total gerne. Aber nach 8 bis 9 Stunden am Tag ist der Mehrwert von Privatleben für mich deutlich höher als der von zusätzlicher Arbeit. Und das ist auch bei den meisten Leuten so.

Es geht auch nicht darum das zu kriegen, was man grade nicht hat. Es geht darum ein Privatleben zu haben. Das geht aber nicht, wenn man regelmäßig erst um 20.00 und später Zuhause ist.

Ich denke mittlerweile, dass es der falsche Weg ist
krampfhaft zu versuchen Arbeits- und Freizeit zu balancieren
und einen Kompromiss zu suchen. Der Mensch will im Zweifel
immer das, was er gerade nicht hat. Ich glaube, wahres Glück
liegt darin, die Arbeitszeit nicht als "Arbeit" zu
erleben, sondern sein Glück darin zu finden. Egal ob 50
Stunden oder 30. Wenn man Work-Life nicht mehr balancen muss.

antworten
WiWi Gast

Re: Hamsterrad - Zeit vs. Geld

Sehe ich absolut auch so. Ich arbeite sehr, sehr viel und brauche wenig Freizeit, aber ich gebe auch gern zu, dass ich eine extrem ausgepraegte Geltungssucht habe. Allein aus "Leidenschaft fuer die Sache" wuerde ich nie so viel arbeiten. Und das gilt auch fuer die meisten Mitstreiter, die ich kenne.

Lounge Gast schrieb:

Den gleichen Unsinn (sorry) habe ich vor einiger Zeit schon
in irgendeinem Karrieremagazin gelesen. Meine Arbeit macht
mir zwar Spaß. Trotzdem freue ich mich, darauf nach der
Arbeit meinen Hobbys nachgehen zu können oder im Urlaub zu
verreisen. Ich brauche daher durchaus eine "Balance".

Es gibt sehr viele Berufe, die einfach gemacht werden müssen.
Gleichzeitig wird die wohl kaum jemand als derart erfüllend
empfinden, dass er darin seinen (einzigen) Lebensinhalt
sieht. Ich denke mal nur an Müllmänner oder Sachbearbeiter
bei der Versicherung für die Buchstaben L-Z.

Aber selbst die wenigen Leute, die ihre Hobbys zum Beruf
gemacht haben, brauchen manchmal einen Ausgleich. Man denke
nur an Lahms frühen Rücktritt aus der Nationalmannschaft.
Kürzlich las ich zudem ein Interview mit einem erfolgreichen
Naturfilmer. Der war offenkundig begeistert von seinem Beruf.
Gleichzeitig sagte er aber auch, dass er seine Familie oft
vermisse, wenn er zwei Monate in Alaska unterwegs sei.

Die einzigen Menschen, die (gefühlt) fast kein Privatleben
brauchen, zeichnen sich meist durch krasse Geldgier und
Geltungssucht aus. Für die ist Privatleben in der Tat (fast)
unnötig. Allerdings hat das wenig mit Interesse an der Arbeit
selbst zu tun.

Lounge Gast schrieb:

Ich glaube, wahres Glück
liegt darin, die Arbeitszeit nicht als
"Arbeit" zu
erleben, sondern sein Glück darin zu finden. Egal ob 50
Stunden oder 30. Wenn man Work-Life nicht mehr balancen
muss.

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DAX Einkäufer

Re: Hamsterrad - Zeit vs. Geld

"Den gleichen Unsinn (sorry) habe ich vor einiger Zeit schon in irgendeinem Karrieremagazin gelesen. Meine Arbeit macht mir zwar Spaß. Trotzdem freue ich mich, darauf nach der Arbeit meinen Hobbys nachgehen zu können oder im Urlaub zu verreisen. Ich brauche daher durchaus eine "Balance"."

"Balance" ist ein guter Ausdruck, denn sie funktioniert nur mit Gewichten an beiden Seiten. Man kann sich während der Arbeit auf die Freizeit freuen, während der Freizeit aber auch auf die Arbeit. Wie halten die Menschen überhaupt ein Studium durch, die all das rein als Belastung empfinden?

"Die einzigen Menschen, die (gefühlt) fast kein Privatleben brauchen, zeichnen sich meist durch krasse Geldgier und Geltungssucht aus. Für die ist Privatleben in der Tat (fast) unnötig. Allerdings hat das wenig mit Interesse an der Arbeit selbst zu tun."

Das ist relativ und hängt auch davon ab, inwiefern das Arbeiten subjektiv als Belastung empfunden wird. Für den einen sind 20 Wochenstunden bereits belastend, für den anderen beginnt das erst ab 60 Wochenstunden. Und natürlich hängt das auch von der Tätigkeit ab. Für mich wäre es belastend, 30 Stunden pro Woche Artikel in Regale zu räumen. Da mache ich lieber 50 Stunden pro Woche Denk- und Verhandlungsarbeit.

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WiWi Gast

Re: Hamsterrad - Zeit vs. Geld

Wir können das gerne kontrovers diskutieren, aber ich finde meine Einstellung weder verquer noch unsinnig. Wenn ich schreibe, dass "es der falsche Weg ist krampfhaft zu versuchen Arbeits- und Freizeit zu balancieren und einen Kompromiss zu suchen" meine ich damit eben genau nicht, dass man sich in seiner 70 Stunden Woche verliert und sich diesem Schicksal fatalistisch ergibt. Es geht mir darum, dass man aufhört "Arbeit" als notwendiges Übel zu begreifen.

Es geht mir um die Menschen, die Sonntags mit Bauchschmerzen ins Bett gehen und Mittwochs am Kaffeeautomaten beim obligatorischen "Mahlzeit" das "Bergfest" feiern und das Wochenende herbeisehnen. Natürlich genieße ich meine Freizeit und mein Privatleben. Aber die Bruttoarbeitszeit macht nun einmal einen großen Prozentsatz meiner Zeit auf diesem Planeten aus und ich möchte auch diese Zeit genießen.

Deshalb habe ich hart studiert, war fleißig und ausdauernd. Um das Privileg zu haben, mir einen Job zu suchen der mich erfüllt. Damit ich - frei nach dem DAXEinkäufer - mich auch in der Freizeit auf die Arbeit freue.

Ich habe den Unterschied am eigenen Leib erfahren. Ich hatte 2 Jahre lang eine 60 Stunden Woche und bin in meinem Projekt vollkommen aufgegangen. Seit einem Jahr arbeite ich maximal 40 Stunden und fühle mich jeden Tag unmotiviert und ausgelaugt. Es geht darum, sich diesem Schicksal nicht zu ergeben sondern etwas zu ändern. Natürlich muss man erwähnen, dass nicht jeder in der komfortablen Situation ist, sich den Job so "auszusuchen".

Zu den 120%: ich habe in meinem Ausbildungsbetrieb ca. 30.000 Euro verdient während ich studiert habe. Hinzu kam eine Studienbeteiligung von rund 40.000 Euro über 5 Jahre. Meine aktuellen Angebote liegen nicht unter 65.000. Geht also mathematisch auf.

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DAX Einkäufer

Re: Hamsterrad - Zeit vs. Geld

"Deshalb habe ich hart studiert, war fleißig und ausdauernd. Um das Privileg zu haben, mir einen Job zu suchen der mich erfüllt."

Guter Punkt. Das Entscheidende dafür ist es, seine eigenen Präferenzen zu kennen. Hier im Forum werden sehr viele "pro/con" Diskussionen über die verschiedenen beruflichen Ausrichtungen geführt und die Argumente sind meistens Arbeitszeit, Entfernung zur Arbeit, Sicherheit, Reiseanteil und die zusätzlichen Annehmlichkeiten bestimmter Tätigkeiten oder Arbeitgeber.

Mit dieser pro/con Abwägung geht man an dem eigentlichen Treiber von Zufriedenheit im Beruf meilenweit vorbei. Man kann unzufrieden sein, weil man 20min länger zur Arbeit braucht, 2.000 Euro im Jahr zu wenig verdient, kein kostenloses iPhone bekommt oder weil es in der Kantine nicht schmeckt. Aber sobald alle diese Voraussetzungen erfüllt sind, beginnt doch erst die eigentliche Suche nach einer erfüllenden Tätigkeit. Die zentrale Frage ist, WIE man arbeitet und ob die Tätigkeit zur eigenen Persönlichkeit passt.

Menschen sind hinsichtlich der Präferenzen unterschiedlich und was dem einen gefällt, kann für den anderen frustrierend sein. Vor 10-20 Jahren ging es bei der Beschreibung beruflicher Erfüllung oft um den so genannten "Flow" bei der Arbeit, der uns den Feierabend vergessen lässt und der uns auch erfolgreich und zufrieden macht. Ich habe dieses Wort hier im Forum jahrelang nicht mehr gelesen. Stattdessen wird diskutiert, ob man um 14 oder 16 Uhr Feierabend macht und wie man einen 35-Stunden-Vertrag auf 30 Stunden runterhandelt.

Ihr vergesst dabei vollkommen, dass die Abwesenheit von Unzufriedenheit nicht zwangsläufig Zufriedenheit ist. Man könnte auch mit Maslow argumentieren, aber das ist für die Generation Y wahrscheinlich zu trivial.

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WiWi Gast

Re: Hamsterrad - Zeit vs. Geld

Interessant, dass Du das ansprichst. Ich habe beim lesen Deines Beitrages nur auf das Wort "Flow" gewartet. Und ich hatte auch kurz überlegt, das Konzept zu erwähnen - dachte aber, dass das hier etwas deplatziert ist.

Ich persönliche finde, das Konzept hat an Aktualität rein gar nichts eingebüßt. Und es ist genau dieses Konzept, das ich in meinem Beispiel mit der 60 Stunden Woche am eigenen Leib erfahren habe: wenn dich deine Aufgabe begeistert und in genau dem richtigen Maße fordert ohne dich zu überfordern, dann erlebst du eine 60 Stunden Woche wie eine 30 Stunden Woche. Arbeit und Freizeit sind ineinander zerflossen, ich wusste genau wofür ich arbeite und hatte unglaublich viel Spaß dabei ohne jemals das Gefühl zu haben mich irgendwo einzuschränken. Ohne übersteigerte Geltungssucht.

All die hier im Forum diskutierten Rahmenbedingungen sind für mich reine Hygienefaktoren. Die Tätigkeit muss mich fordern, fördern, ausfüllen und mich die Zeit regelrecht vergessen lassen. Ich will ohne Facetime gerne meine 10 Stunden im Büro verbringen, weil ich mich nicht von der Arbeit lösen kann. Das kann man für romantisch verklärt halten, aber das geht! Dabei muss man aber den Blick wieder von den Kilometern zwischen Haus- und Bürotür, Weihnachtsgeld und Firmenwagen lösen.

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WiWi Gast

Re: Hamsterrad - Zeit vs. Geld

Aktuell 30k und Angebote von 65k - sorry, hört sich echt unglaubwürdig an...

Lounge Gast schrieb:

Deshalb habe ich hart studiert, war fleißig und ausdauernd.
Um das Privileg zu haben, mir einen Job zu suchen der mich
erfüllt. Damit ich - frei nach dem DAXEinkäufer - mich auch
in der Freizeit auf die Arbeit freue.

Ich habe den Unterschied am eigenen Leib erfahren. Ich hatte
2 Jahre lang eine 60 Stunden Woche und bin in meinem Projekt
vollkommen aufgegangen. Seit einem Jahr arbeite ich maximal
40 Stunden und fühle mich jeden Tag unmotiviert und
ausgelaugt. Es geht darum, sich diesem Schicksal nicht zu
ergeben sondern etwas zu ändern. Natürlich muss man erwähnen,
dass nicht jeder in der komfortablen Situation ist, sich den
Job so "auszusuchen".

Zu den 120%: ich habe in meinem Ausbildungsbetrieb ca. 30.000
Euro verdient während ich studiert habe. Hinzu kam eine
Studienbeteiligung von rund 40.000 Euro über 5 Jahre. Meine
aktuellen Angebote liegen nicht unter 65.000. Geht also
mathematisch auf.

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WiWi Gast

Re: Hamsterrad - Zeit vs. Geld

Traurig, dass die Diskussion darauf gelenkt wird. Und dass hier wieder alles angezweifelt wird.

Das Gehalt war eben die Voraussetzung für die mehr als üppige Studienfinanzierung von >40.000 Euro. Außerdem war es für Branche und Betriebsgröße halbwegs adäquat. Nun bin ich aus dem Vertrag und kann mit einigen Jahren Berufserfahrung und einem sehr guten Master von einer Target natürlich ganz andere Beträge aufrufen. Und dafür sind 65.000 nicht übermäßig viel...

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WiWi Gast

Re: Hamsterrad - Zeit vs. Geld

Zurück zum Thema - es geht doch nicht darum, ob Lieschen Müller oder Ergün Cüdür es geschafft haben, mit 50 (oder mit 40) nicht mehr arbeiten zu müssen. Dass es solche Leute gibt, hat nie jemand bestritten!

Aber hier schreiben doch oftmals ganz normale Angestellte (bzw. Studenten), dass sie dies als Ziel haben.

Ich als TE bin da halt etwas skeptisch...

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DAX Einkäufer

Re: Hamsterrad - Zeit vs. Geld

"Aber hier schreiben doch oftmals ganz normale Angestellte (bzw. Studenten), dass sie dies als Ziel haben."

Es ist einfach, im Alter von Anfang 20 bestimmte Ziele für eine in der ferne liegende Zukunft zu formulieren. Interessant wird es erst dann, wenn man die Ziele in die tägliche Handlung überführt. Das ist in diesem Thread nicht anders als in den vielen anderen Threads, in denen vom Vermögensaufbau, vom Leben ohne Arbeit etc. berichtet wird. Ein Ruhestand mit 50 ist sicherlich möglich, wenn man hart arbeitet und wenig ausgibt. Das bedeutet aber, sich an jedem einzelnen Tag auf harte Arbeit und geringe Ausgaben einzustellen. Den "innere Schweinehund" gibt es nicht nur beim Abnehmen und anderen Silvester-Vorsätzen, sondern auch beim Erreichen beruflicher Ziele. Die meisten Menschen, die hinter ihren Möglichkeiten bleiben, scheitern nicht an der misslungenen Zielsetzung, sondern an der fehlenden Umsetzung. Man soll "den Tag nicht vor dem Abend loben" und "das Fell nicht verteilen, bevor der Bär erlegt ist" (und viele andere Sprüche).

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WiWi Gast

Re: Hamsterrad - Zeit vs. Geld

Was ich nicht verstehe: Man kann noch so viel Spaß an der Arbeit haben, aber Tatsache bleibt doch, dass man seine Lebenszeit für den Profit anderer hergibt. Die genannte Hingabe kann ich verstehen, wenn man selbstständig ist, aber als normaler Angestellter mache ich doch keine 60 Stunden, sei die Arbeit noch so interessant.

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DAX Einkäufer

Re: Hamsterrad - Zeit vs. Geld

"Was ich nicht verstehe: Man kann noch so viel Spaß an der Arbeit haben, aber Tatsache bleibt doch, dass man seine Lebenszeit für den Profit anderer hergibt. Die genannte Hingabe kann ich verstehen, wenn man selbstständig ist, aber als normaler Angestellter mache ich doch keine 60 Stunden, sei die Arbeit noch so interessant."

Das ist wieder die Geld-Komponente. Diese Betrachtung ist zu eindimensional. Eine Tätigkeit wird nicht allein dadurch sinnstiftend, dass man Geld dafür bekommt. Ganz gleich, wie direkt der Zusammenhang zwischen dem Input (Zeit, Leistung, Mühe, Hirnschmalz, Risiko...) und dem Output (Geld) auch sein mag. Natürlich ist dieser Zusammenhang beim Selbständigen augenscheinlich direkt (ich tue was und schreibe dafür eine Rechnung), während sie beim Angestellten indirekt ist (ich tue was und bekomme am Monatsende Geld, das ich aber auch dann bekomme, wenn ich im besagten Monat 3 Wochen Urlaub hatte, krank war, nichts Erfolgreiches zustande gebracht habe). Der Trigger Geld funktioniert bei einigen Menschen kurzfristig auch ganz gut. "Wenn Sie jetzt noch zwei Stunden bleiben, kriegen Sie sofort 50 Euro bar auf die Hand" - bei den meisten Leuten würde das funktionieren. Und zwar auch dann, wenn die 50 Euro nur in etwa dem Bruttolohn für 2 Stunden entsprechen. Aber auch der Selbständige leistet viel, ohne dafür direkt etwas zu bekommen. Kundenakquise ohne Erfolg zum Beispiel.

Und es gibt Menschen, bei denen auch die feste, garantierte Zahlung zu einem Glückszustand führt. Sicherheit kann motivierend sein. Der öffentliche Dienst z.B. steht insgesamt als Arbeitgeber nicht schlecht da, und es sind nicht ausschließlich faule Menschen, die dort arbeiten wollen. Hier im Forum wird immer davon geträumt, von Kapitalerträgen (oder einem Grundeinkommen) zu leben. Wenn man diesen Zustand tatsächlich mal erreicht hat, hat man auch keinen direkten Zusammenhang mehr zwischen Input und Output. Und doch streben die Menschen stark nach dieser Sicherheit.

Wer der Motivation auf den Grund gehen will, sollte sich fragen, weshalb Menschen sich für Vereine, Schrebergärten, Tiere, Balkonpflanzen, Projekte etc. engagieren, obwohl sie davon keine Rendite zu erwarten haben. Meine Antwort lautet: Weil es in der Natur des Menschen liegt, etwas Wachsen zu sehen und dafür einen Beitrag geleistet zu haben. Zuerst war die Schaffenskraft, das Geld wurde erst viel später erfunden. Vielmehr hat der Mensch die intrinsische Motivation, etwas zu gestalten und dafür Mühe zu investieren.

Wenn Du einen Beruf hast, der Dir diese Gestaltung ermöglicht, kann die Arbeit das Glücksgefühl des Gestaltens hervorrufen. Du bekommst dafür nicht direkt eine Anerkennung, aber Du kannst genauso Dein Werk betrachten und Dir sagen "das habe ich geleistet". Ob man dafür dann 50 Euro bekommt oder nicht, ist gar nicht so wichtig. Das Geld kommt ja trotzdem am Monatsende.

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WiWi Gast

Re: Hamsterrad - Zeit vs. Geld

Die Argumentation macht für mich Sinn, wenn man etwas sinnstiftendes macht, z.B. etwas soziales. Aber für ein kommerzielles Unternehmen weitere Arbeitskraft investieren sehe ich aus Prinzip nicht ein. Natürlich kommt die Geldkomponente ins Spiel, aber am Ende sind viele von uns Excel bzw. PPT Arbeiter, da kann die Arbeit vllt interessant sein. Aber sich für eine Unternehmung so aufopfern erfreut am meisten deinen Chef.
Eine ehrenamtliche Tätigkeit (Verein) oder ein Hobby (Garten) sind damit meiner Meinung nach überhaupt nicht vergleichbar und die wenigsten werden BWL studiert haben, weil die leidenschaftlich für die Materie brennen.

antworten
WiWi Gast

Re: Hamsterrad - Zeit vs. Geld

Das Problem ist aber, dass man weder im Job noch im Privatleben isoliert von allen anderen Menschen ist. So banal das auch klingen mag. Der Tag hat nur 24 Std. Mir macht mein Job spaß und ich freue mich auch auf die ein oder anderen Projekte. Der job ist für mich bestimmt kein notwendiges übel. Aber mein Privatleben definiert sich nicht dadurch, dass ich die Zeit mit mir selbst verbringe, sondern mit anderen Leuten. Sei es freundin oder andere Freunde. Möchte man am gesellschaftlichen Leben teilhaben, muss man sich an den 24 Std. Tag halten. Um 21.00 Uhr verabreden ist einfach nicht drin. Wenn man sein Leben alleine verbringen will, dann kann man das ja gerne so machen. Es gibt viele Leute, die ihre lebensleistung vollständig über den job definieren. Das können Sie auch gerne machen. Ich mache das sicher nicht. Ich möchte beides haben. Erfülltes Arbeitsleben und erfülltes privatleben. Problematisch wird es aber, wenn diese Leute von anderen verlangen mit zu ziehen. Wenn diese Leute anfangen, einem kein privatleben zu gönnen und von einem verlangen ebenfalls 60 Std. zu machen. Denn selbst Leute die 60 oder 70 Std. arbeiten, benötigen andere Leute, die einem diese Masse an Arbeit vorbereiten, aufbereiten, nachbereiten usw.

Kurz gesagt. Ich habe ein Problem damit, wenn andere ihr lebensmodell für allgemeinverbindlich erklären. Leider höre ich nur zu oft als Aussage "ich arbeite ja auch noch" oder "ich kann auch noch nicht heim" usw. Aber wenn diese Leute gar nicht heim wollen, weil eh keiner auf sie wartet ist das leicht gesagt.

Gast schrieb:

Wir können das gerne kontrovers diskutieren, aber ich finde
meine Einstellung weder verquer noch unsinnig. Wenn ich
schreibe, dass "es der falsche Weg ist krampfhaft zu
versuchen Arbeits- und Freizeit zu balancieren und einen
Kompromiss zu suchen" meine ich damit eben genau nicht,
dass man sich in seiner 70 Stunden Woche verliert und sich
diesem Schicksal fatalistisch ergibt. Es geht mir darum, dass
man aufhört "Arbeit" als notwendiges Übel zu
begreifen.

Es geht mir um die Menschen, die Sonntags mit Bauchschmerzen
ins Bett gehen und Mittwochs am Kaffeeautomaten beim
obligatorischen "Mahlzeit" das "Bergfest"
feiern und das Wochenende herbeisehnen. Natürlich genieße ich
meine Freizeit und mein Privatleben. Aber die
Bruttoarbeitszeit macht nun einmal einen großen Prozentsatz
meiner Zeit auf diesem Planeten aus und ich möchte auch diese
Zeit genießen.

Deshalb habe ich hart studiert, war fleißig und ausdauernd.
Um das Privileg zu haben, mir einen Job zu suchen der mich
erfüllt. Damit ich - frei nach dem DAXEinkäufer - mich auch
in der Freizeit auf die Arbeit freue.

Ich habe den Unterschied am eigenen Leib erfahren. Ich hatte
2 Jahre lang eine 60 Stunden Woche und bin in meinem Projekt
vollkommen aufgegangen. Seit einem Jahr arbeite ich maximal
40 Stunden und fühle mich jeden Tag unmotiviert und
ausgelaugt. Es geht darum, sich diesem Schicksal nicht zu
ergeben sondern etwas zu ändern. Natürlich muss man erwähnen,
dass nicht jeder in der komfortablen Situation ist, sich den
Job so "auszusuchen".

Zu den 120%: ich habe in meinem Ausbildungsbetrieb ca. 30.000
Euro verdient während ich studiert habe. Hinzu kam eine
Studienbeteiligung von rund 40.000 Euro über 5 Jahre. Meine
aktuellen Angebote liegen nicht unter 65.000. Geht also
mathematisch auf.

antworten
DAX Einkäufer

Re: Hamsterrad - Zeit vs. Geld

?Eine ehrenamtliche Tätigkeit (Verein) oder ein Hobby (Garten) sind damit meiner Meinung nach überhaupt nicht vergleichbar und die wenigsten werden BWL studiert haben, weil die leidenschaftlich für die Materie brennen.?

Ein sehr interessanter Aspekt und in der Generation der heute 20- bis 30jährigen wahrscheinlich zutreffend. Weshalb ist das so? Weil das BWL-Studium in den Jahren bis zur Wirtschaftskrise das war, was in den Jahrzehnten davor die Bankausbildung gewesen war. Eine sichere Grundlage, ?damit hast Du immer einen Job?, ?sicherer Arbeitsplatz?, ?die verdienen gut?. ?Onkel Otto hat BWL studiert und schau dir mal an, was für ein großes Haus der hat!? Wer nicht wusste, was er werden sollte, konnte immer noch BWL studieren und die Eltern waren zufrieden.

Aus Sicht der Generationen vor uns war diese Einordnung auch vollkommen korrekt. Es war ja tatsächlich so, dass man damit attraktive Berufe ausüben und gutes Geld verdienen konnte. Dass man dafür den Preis von vergleichsweise langen Arbeitstagen, hohem Reiseanteil, ?Face time?, mehr Schein als Sein, lästigen Excel-Auswertungen, philosophisch sinnbefreiter Tätigkeit und einem hohen Alpha-Tier-Anteil im Kollegenkreis zahlen muss, war für die Generationen vor uns irrelevant, denn man hatte an den Beruf nicht den Anspruch der inhaltlichen Glückseligkeit.

Also sind zigtausende GenY-Abiturienten dem Rat ihrer Eltern und Großeltern gefolgt und haben das BWL-Studium aufgenommen ? dabei vollkommen ignorierend, dass es offensichtlich nicht ihren persönlichen Vorstellungen von einem erfüllenden Beruf entspricht. Wieso hatten diese Menschen denn nicht den Mut, sich nach ihrer inneren Neigung zu richten? Weil Tischlerhandwerk, Raumausstattung, sozialer Hilfsdienst, Lateinlehrer, Tiefbauingenieur, Mathematiker, Modedesigner, Koch, Polizist, Verwaltungsbeamter oder Sozialarbeiter sich nicht so gut ?anhören? wie ?Unternehmensberater?, ?Investmentbanker? und ?Controller??

Ich habe Glück gehabt, dass meine eigene Berufswahl sich als gute und befriedigende Entscheidung herausgestellt hat. Das meine ich ganz ehrlich, denn ich wusste damals auch nicht, was damit auf mich zukommen würde. ?BWL? war für mich irgendwas mit Geld, Zahlen, Internationalität, Gestaltung, Unternehmen, komplizierten finanziellen und juristischen Fragestellungen und einem gewissen Habitus der Wirtschaftswelt.

Hier im Forum suchen immer noch viele Menschen nach beruflicher Orientierung, ohne dabei auf ihre inneren Präferenzen zu hören. Da werden Gehälter, Arbeitszeiten, Goodies, und der frühestmögliche Renteneintritt bei vollkommener Enthaltsamkeit gegeneinander abgewogen. Wer noch nicht in der Wirtschaft ist, will rein. Wer hingegen drin ist, ist entweder zufrieden oder will wieder raus. Wenn ich heute mit 18jährigen spreche, kann ich immer nur sagen: Überlegt euch das gut, wo Ihr hinwollt. Man muss einen Job nicht nur bekommen ,man muss ihn auch ausüben.

antworten
WiWi Gast

Re: Hamsterrad - Zeit vs. Geld

Es stimmt nicht, dass der Beruf sich nicht mehr wie Arbeit anfühlt, wenn man sich für ihn interessiert.
Der Hauptaspekt ist nicht Interesse (allein), sondern Freiheit.

Ein Freund sagt so schön: "Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht, jetzt habe ich kein Hobby mehr."
Mir ging es nach dem Studium ähnlich: was mir vorher viel Spaß gemacht hatte, wurde in dem Moment, wo ich mich damit beschäftigen MUSSTE langweilig und ätzend.

antworten
WiWi Gast

Re: Hamsterrad - Zeit vs. Geld

@ DAX Einkäufer: Danke für die Beiträge... du hast mich heute echt inspiriert :)

antworten
WiWi Gast

Re: Hamsterrad - Zeit vs. Geld

"Ein Freund sagt so schön: "Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht, jetzt habe ich kein Hobby mehr."
Mir ging es nach dem Studium ähnlich: was mir vorher viel Spaß gemacht hatte, wurde in dem Moment, wo ich mich damit beschäftigen MUSSTE langweilig und ätzend.>"

Interessanter Aspekt, das habe ich auch oft festgestellt. Sobald du langfristig an einem Projekt arbeiten MUSST hast du irgendwann auch keinen Bock mehr darauf, egal wie interessant du die Materie sonst empfindest.

Ein Pianist hat nach einem Konzert auch die Schnauze voll von Piano.

antworten
WiWi Gast

Re: Hamsterrad - Zeit vs. Geld

Im Hinblick auf das BWL Studium hat sich die Sichtweise der studenten auch heute noch nicht geändert. Genauso wie zu deiner Zeit entscheiden sich auch heute noch die meisten Bwler für das Studium, weil sie zwar häufig nicht genau wissen, was sie werden wollen, bspw. WP, Stb, Unternehmensberater, investmentbanker, Controller, markeing Typ usw. Aber sie wissen relativ genau, dass sie mit BWL irgendwas machen können, was, wie du bereits schreibst, irgendwas mit Geld und zahlen zu tun hat. Das ist ja auch vollkommen okay und auch eher die Regel. Ich habe bspw. erst während des Masters so richtig erkannt, was ich eigentlich für die nächsten Jahre machen will.

Hier besteht m.E. auch bei weitem kein repräsentativer Durchschnitt des BWL Studenten/Absolventen. Hier scheint es in vielen Diskussionen zwei Extreme zu geben. Auf der einen seite die Investmentbanker/Unternehmensberater, die nach 2 bis 3 Jahren im Job bereits 100 TEUR verdienen und auf der anderen Seite diejenigen, die nach dem Studium kein Job bekommen und Existenzängste haben. Die überwiegende Mehrzahl der Absolventen, die ich kenne lebt aber in einer ganz anderen Welt, nämlich in einer, die man normalerweise erwarten würde. D.h. die meisten machen einen Job, der ihnen Spaß macht und zufrieden stellt. Und sie machen auch heute Jobs, die ein Studium erfordern. Viele Themen, die hier besprochen werden, beschäftigen manche Bwler gar nicht, weil alles in Ordnung ist.

DAX Einkäufer schrieb:

?Eine ehrenamtliche Tätigkeit (Verein) oder ein Hobby
(Garten) sind damit meiner Meinung nach überhaupt nicht
vergleichbar und die wenigsten werden BWL studiert haben,
weil die leidenschaftlich für die Materie brennen.?

Ein sehr interessanter Aspekt und in der Generation der heute
20- bis 30jährigen wahrscheinlich zutreffend. Weshalb ist das
so? Weil das BWL-Studium in den Jahren bis zur
Wirtschaftskrise das war, was in den Jahrzehnten davor die
Bankausbildung gewesen war. Eine sichere Grundlage, ?damit
hast Du immer einen Job?, ?sicherer Arbeitsplatz?, ?die
verdienen gut?. ?Onkel Otto hat BWL studiert und schau dir
mal an, was für ein großes Haus der hat!? Wer nicht wusste,
was er werden sollte, konnte immer noch BWL studieren und die
Eltern waren zufrieden.

Aus Sicht der Generationen vor uns war diese Einordnung auch
vollkommen korrekt. Es war ja tatsächlich so, dass man damit
attraktive Berufe ausüben und gutes Geld verdienen konnte.
Dass man dafür den Preis von vergleichsweise langen
Arbeitstagen, hohem Reiseanteil, ?Face time?, mehr Schein als
Sein, lästigen Excel-Auswertungen, philosophisch
sinnbefreiter Tätigkeit und einem hohen Alpha-Tier-Anteil im
Kollegenkreis zahlen muss, war für die Generationen vor uns
irrelevant, denn man hatte an den Beruf nicht den Anspruch
der inhaltlichen Glückseligkeit.

Also sind zigtausende GenY-Abiturienten dem Rat ihrer Eltern
und Großeltern gefolgt und haben das BWL-Studium aufgenommen
? dabei vollkommen ignorierend, dass es offensichtlich nicht
ihren persönlichen Vorstellungen von einem erfüllenden Beruf
entspricht. Wieso hatten diese Menschen denn nicht den Mut,
sich nach ihrer inneren Neigung zu richten? Weil
Tischlerhandwerk, Raumausstattung, sozialer Hilfsdienst,
Lateinlehrer, Tiefbauingenieur, Mathematiker, Modedesigner,
Koch, Polizist, Verwaltungsbeamter oder Sozialarbeiter sich
nicht so gut ?anhören? wie ?Unternehmensberater?,
?Investmentbanker? und ?Controller??

Ich habe Glück gehabt, dass meine eigene Berufswahl sich als
gute und befriedigende Entscheidung herausgestellt hat. Das
meine ich ganz ehrlich, denn ich wusste damals auch nicht,
was damit auf mich zukommen würde. ?BWL? war für mich
irgendwas mit Geld, Zahlen, Internationalität, Gestaltung,
Unternehmen, komplizierten finanziellen und juristischen
Fragestellungen und einem gewissen Habitus der Wirtschaftswelt.

Hier im Forum suchen immer noch viele Menschen nach
beruflicher Orientierung, ohne dabei auf ihre inneren
Präferenzen zu hören. Da werden Gehälter, Arbeitszeiten,
Goodies, und der frühestmögliche Renteneintritt bei
vollkommener Enthaltsamkeit gegeneinander abgewogen. Wer noch
nicht in der Wirtschaft ist, will rein. Wer hingegen drin
ist, ist entweder zufrieden oder will wieder raus. Wenn ich
heute mit 18jährigen spreche, kann ich immer nur sagen:
Überlegt euch das gut, wo Ihr hinwollt. Man muss einen Job
nicht nur bekommen ,man muss ihn auch ausüben.

antworten
WiWi Gast

Re: Hamsterrad - Zeit vs. Geld

Für den Ü30 Dauersingle ohne Privatleben ist die Arbeit natürlich Rettungsanker und Hauptinhalt. Aber de facto nur aus Mangel an Alternativen. Der Arbeit liegt immer ein Vertrag zugrunde, keine Sympathie wie im Privatleben.

antworten
WiWi Gast

Re: Hamsterrad - Zeit vs. Geld

Darin liegt auch häufig das Hauptproblem. Diejenigen, die es karrieretechnisch sehr weit geschafft haben, haben faktisch kein privatleben. Hin und wieder etwas privates machen ist in meinen Augen kein privatleben, sondern eher eine kleine Pause von der Arbeit. Privatleben, d.h. "Leben" wörtlich genommen bedeutet, dass man von Montag bis Freitag abends nach der Arbeit sein Ding macht und auch machen kann.

Viele Chefs akzeptieren es mittlerweile leider nicht, dass man ein erfülltes privatleben hat. Sie lassen es durch aktives handeln an der Arbeit nicht zu, dass man eins hat. Sobald man äußert, dass das private der zentrale Mittelpunkt im persönlichen leben ist, wird man als unkollegial dargestellt.

Wie verbittert und frustriert muss man denn sein, wenn man anderen Leuten ihr Leben nicht gönnt, nur weil sie es selber versäumt haben, eine Familie zu gründen, Freundschaften mit Leuten aufzubauen, die nix mit der Arbeit zu tun haben usw.

Lounge Gast schrieb:

Für den Ü30 Dauersingle ohne Privatleben ist die Arbeit
natürlich Rettungsanker und Hauptinhalt. Aber de facto nur
aus Mangel an Alternativen. Der Arbeit liegt immer ein
Vertrag zugrunde, keine Sympathie wie im Privatleben.

antworten
DAX Einkäufer

Re: Hamsterrad - Zeit vs. Geld

"Viele Chefs akzeptieren es mittlerweile leider nicht, dass man ein erfülltes privatleben hat."

Wie kommst Du zu dieser Aussage und woher nimmst Du die Gewissheit eines Trends, den Du mit dem Wort "mittlerweile" unterstellst? Je nach Branche und Unternehmen haben die Firmen ihre Arbeitsmodelle in Richtung eines stärkeren Work-Life-Ausgleich weiterentwickelt. Selbst Strategieberatungen werben damit.

antworten
WiWi Gast

Re: Hamsterrad - Zeit vs. Geld

"sein Ding" ist aber für jeden was anderes. "Mein" Ding ist es, zufrieden abends nach Hause zu kommen, Dazu gehört Erfolg, Anerkennung, das Knacken harter Nüsse. Dankenswerterweise bietet das mein Job. Tischtennis um 16:30 würde mich nicht glücklich machen. Und komischerweise, auch wenn du es nicht glauben wirst: ich habe Freunde, treffe die regelmäßig, mache was mit denen, mache was alleine. Die sitzen auch nicht rum und warten auf mich. Und dennoch, ehrlich wahr, geht da so einiges.

Aber: Arbeitsleben ist nicht mehr Schul- oder Unizeit. Mein zweitbester Freund ist (angehender) Arzt, den sehe ich zur Zeit etwas weniger. Soll ich ihm die Freundschaft kündigen?
Ein anderer ist anfangs, nach Studienabbruch, im Nachtleben versackt und hat sich mittlerweile als DJ etabliert. Immer wenn wir ausgehen, muss der arbeiten.

Lounge Gast schrieb:

Darin liegt auch häufig das Hauptproblem. Diejenigen, die es
karrieretechnisch sehr weit geschafft haben, haben faktisch
kein privatleben. Hin und wieder etwas privates machen ist in
meinen Augen kein privatleben, sondern eher eine kleine Pause
von der Arbeit. Privatleben, d.h. "Leben" wörtlich
genommen bedeutet, dass man von Montag bis Freitag abends
nach der Arbeit sein Ding macht und auch machen kann.

Viele Chefs akzeptieren es mittlerweile leider nicht, dass
man ein erfülltes privatleben hat. Sie lassen es durch
aktives handeln an der Arbeit nicht zu, dass man eins hat.
Sobald man äußert, dass das private der zentrale Mittelpunkt
im persönlichen leben ist, wird man als unkollegial
dargestellt.

Wie verbittert und frustriert muss man denn sein, wenn man
anderen Leuten ihr Leben nicht gönnt, nur weil sie es selber
versäumt haben, eine Familie zu gründen, Freundschaften mit
Leuten aufzubauen, die nix mit der Arbeit zu tun haben usw.

Lounge Gast schrieb:

Für den Ü30 Dauersingle ohne Privatleben ist die Arbeit
natürlich Rettungsanker und Hauptinhalt. Aber de facto nur
aus Mangel an Alternativen. Der Arbeit liegt immer ein
Vertrag zugrunde, keine Sympathie wie im Privatleben.

antworten
WiWi Gast

Re: Hamsterrad - Zeit vs. Geld

Meine Aussage bezieht sich insbesondere auf meine eigene Erfahrung in meiner Firma und auf Erfahrungen von Freunden, die in der gleichen Branche tätig sind. Klar ist damit nicht die gesamte Firmenlandschaft abgedeckt. Aber die Erfahrungen, die ich mache, machen andere in ihren Unternehmen auch.

Mit mittlerweile meine ich, dass ich dieses von mir beschriebene Verhalten insbesondere bei den jüngeren Chefs sehe. Sehr viele von denen haben keine Kinder, stellen Arbeit über alles. Die älteren Senior Chefs hatten zu der Zeit bzw. in dem Alter bereits eine Familie und schätzen den Wert dieser privaten Sphäre sehr. Das äußert sich auch im Umgang mit den Angestellten. Dort ist man auch noch Angestellter bzw. Arbeitnehmer und wird als solcher wahrgenommen/behandelt (im Positiven wie auch Negativen).

Wenn etwas um 19.00 nicht erledigt ist, dann ist es nicht erledigt. Dann gibt es noch einen nächsten Tag. Es sei denn, etwas muss wirklich! fertig werden. M.E. ist das aber eher selten der Fall. Ein Tag hin oder her spielt in 95% der Fälle keine Rolle.

Bei den jüngeren Chefs sehe ich eine seltsame "von Montag bis Freitag ist Arbeit angesagt Einstellung". Wenn etwas nicht um 18 Uhr fertig ist, dann halt um 19 uhr. Wenn nicht um 19 uhr, dann um 21 oder auch 22 Uhr. total egal. Man erwartet häufig eine gewisse Form von Mitunternehmerinitiative, normaler angestellter zu sein ist ja beamtenmentalität. So kommt es mit zumindest vor. Von Montag bis Freitag gehört dein Ar... mir bzw. der Firma lautet die Devise. Die zumindest bei uns massiv zugenommene Fluktuationsrate im Vergleich zu der Zeit vor 10 oder 15 Jahren spiegelt das alles wider.

Unsere Firma wirbt auch mit so einigem. Auch im Vorstellungsgespräch wird den Bewerbern aktiv etwas vorgelogen. Die Grenze zum "nur schön reden" ist da längst überschritten. Die Chefs wissen ganz genau, dass sie den Bewerber nach der Einstellung 60 Std. arbeiten lassen werden. Kommuniziert wird das nicht. Womit Unternehmen werben, spiegelt häufig nicht das wider, was dann auch tatsächlich gemacht wird.

Auch der Umstand, dass viele Unternehmen zunehmend damit werben, bei Ihnen wäre es mit der work life Balance besser bestellt, zeigt ja bereits auch, dass man erkannt hat, dass es da ein Problem gibt (natürlich nicht in der firma, die damit wirbt) und es sich mittlerweile lohnt, aktiv damit zu werben. Keine Ahnung wie das vor zehn Jahren war. Aber ich würde wetten, dass in den heutigen Stellenanzeige die Bezeichnung "Work life balance" deutlich häufiger vorkommt als noch vor zehn Jahren. Vor zehn Jahren musste man damit auch noch nicht in der Form damit werben, weil das Problem nicht so akut war (bereits unter der Berücksichtigung, dass man das vor zehn oder 15 Jahren höchstwahrscheinlich eh anders ausgedrückt hätte als mit dem heutigen Begriff).

DAX Einkäufer schrieb:

"Viele Chefs akzeptieren es mittlerweile leider nicht,
dass man ein erfülltes privatleben hat."

Wie kommst Du zu dieser Aussage und woher nimmst Du die
Gewissheit eines Trends, den Du mit dem Wort
"mittlerweile" unterstellst? Je nach Branche und
Unternehmen haben die Firmen ihre Arbeitsmodelle in Richtung
eines stärkeren Work-Life-Ausgleich weiterentwickelt. Selbst
Strategieberatungen werben damit.

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WiWi Gast

Re: Hamsterrad - Zeit vs. Geld

bester Beitrag

Lounge Gast schrieb:

Für den Ü30 Dauersingle ohne Privatleben ist die Arbeit
natürlich Rettungsanker und Hauptinhalt. Aber de facto nur
aus Mangel an Alternativen. Der Arbeit liegt immer ein
Vertrag zugrunde, keine Sympathie wie im Privatleben.

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WiWi Gast

Re: Hamsterrad - Zeit vs. Geld

Ich hab mich damals nach 5 Jahten 9to5 mit 400 Überstunden pro Jahr für die Selbstständigkeit entschieden.

Ausschlaggebend war das Bedürfnis nach mehr Zeit, Selbstbestimmung und ein Leben ins Freiheit. Erst war ich dann als Freelancer unterwegs und hab weiterhin Zeit gegen Geld getauscht.

Heute tausche ich meine digitalen Produkte gegen Geld. Ich hab jetzt zwar viel mehr Zeit über die ich selbstbestimmen kann, aber ein Renterdasein ist nichts für mich und daher fließt die Zeit und Energie wieder zurück ins Business.

Wenn man an der eigenen Sache arbeitet und positives Feedback von Kunden bekommt treibt das einen an und macht Spaß.

Ich finde die Selbstbestimmungstheorie beschreibt ganz gut, warum ich jetzt viel glücklicher bin als damals als Angestellter.
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Selbstbestimmungstheorie

Bücher die mein Mindset Richtung Selbstständigkeit verändert haben waren damals "Rich Dad Poor Dad", "Millionaires Fastlane" (der Nachfolger "Unscripted" ist besser) und "Haben oder Sein".

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WiWi Gast

Re: Hamsterrad - Zeit vs. Geld

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WiWi Gast

Re: Hamsterrad - Zeit vs. Geld

WiWi Gast schrieb am 16.06.2019:

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Ich bin Ministerialbeamter und finde meine WLB wirklich gut!

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WiWi Gast

Re: Hamsterrad - Zeit vs. Geld

Wenn etwas um 19.00 nicht erledigt ist, dann ist es nicht erledigt. Dann gibt es noch einen nächsten Tag. Es sei denn, etwas muss wirklich! fertig werden. M.E. ist das aber eher selten der Fall. Ein Tag hin oder her spielt in 95% der Fälle keine Rolle.

Bei den jüngeren Chefs sehe ich eine seltsame "von Montag bis Freitag ist Arbeit angesagt Einstellung". Wenn etwas nicht um 18 Uhr fertig ist, dann halt um 19 uhr. Wenn nicht um 19 uhr, dann um 21 oder auch 22 Uhr. total egal. Man erwartet häufig eine gewisse Form von Mitunternehmerinitiative, normaler angestellter zu sein ist ja beamtenmentalität. So kommt es mit zumindest vor. Von Montag bis Freitag gehört dein Ar... mir bzw. der Firma lautet die Devise. Die zumindest bei uns massiv zugenommene Fluktuationsrate im Vergleich zu der Zeit vor 10 oder 15 Jahren spiegelt das alles wider.

Ich kenne aus Konzernen eher die Einstellung : Wenn etwas um 17.00 nicht erledigt ist, dann ist es nicht erledigt.

Wenn da jemand auf 22:00 pocht, dann würden ihn die Mitarbeiter nur mitleidig angucken und ihn fragen, ob er wirklich mit dem Betriebsrat die Verletzung von Arbeitszeitgesetzen diskutieren will. Was denn auch das Ende der Diskussion wäre.

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WiWi Gast

Re: Hamsterrad - Zeit vs. Geld

WiWi Gast schrieb am 10.01.2019:

Ausschlaggebend war das Bedürfnis nach mehr Zeit, Selbstbestimmung und ein Leben ins Freiheit. Erst war ich dann als Freelancer unterwegs und hab weiterhin Zeit gegen Geld getauscht.

Heute tausche ich meine digitalen Produkte gegen Geld. Ich hab jetzt zwar viel mehr Zeit über die ich selbstbestimmen kann, aber ein Renterdasein ist nichts für mich und daher fließt die Zeit und Energie wieder zurück ins Business.

Wenn man an der eigenen Sache arbeitet und positives Feedback von Kunden bekommt treibt das einen an und macht Spaß.

Ich finde die Selbstbestimmungstheorie beschreibt ganz gut, warum ich jetzt viel glücklicher bin als damals als Angestellter.
de.m.wikipedia.org/wiki/Selbstbestimmungstheorie

Bücher die mein Mindset Richtung Selbstständigkeit verändert haben waren damals "Rich Dad Poor Dad", "Millionaires Fastlane" (der Nachfolger "Unscripted" ist besser) und "Haben oder Sein".

Hi,
ich spiele auch mit dem Gedanken Selbständig zu werden. Hab sogar ein funktionierendes Projekt was auch ordentlich Geld einbringt. Allerdings ist echt langweilig alleine zu arbeiten. Wie bist du damit umgegangen? Alternativ habe ich auch über das Freelancing nachgedacht, allerdings ist man dann fast wieder ein ganz normaler Angestellter...

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