Hallo zusammen, ich habe zur Zeit ein Problem. Es ist nämlich so, dass ich einfach nicht weiß, was ich später machen kann oder soll, es ist ein Gefühl der Leere und Desorientierung.

Ich bin 21, studiere VWL, meine beiden Schwerpunkte sind bisher Finance und Accounting, Steuern. Meine Bachelorarbeit schreibe ich über ein Finance Thema, aber eher statistisch ausgerichtet. Nun muss ich die Prüfungsordnung ändern, daher fällt ein Schwerpunkt weg und ich muss zusätzlich einen VWL-Schwerpunkt belegen, was wahrscheinlich Geldpolitik sein wird, da ich i Finance einen schlechteren Schnitt hatte als Accounting und Steuern. Mein Schnitt ist schlecht, 3,xx , ich weiß, dass mir dadurch viele Türen geschlossen bleiben. Das Studium an sich gefällt mir, ich hätte mir nichts besseres vorstellen können.

Nun ist es so, dass ich nicht wirklich weiß, in welchem Bereich ich später arbeiten soll. Ich denke, dass ich aufgrund der schlechten Noten keine Chance habe, in einen klassischen Finance- Bereich zu kommen, gleichzeitig habe ich aber auch Angst, ständig in der Sachbearbeiter-Position zu verharren und da auch nach 5 Jahren Berufserfahrung nicht mehr rauszukommen.

Hat jemand ähnliche Erfahrungen wie ich gemacht und kann mir seine jetzige Situation schildern? Oder habt ihr einfach Tipps für mich, was ich danach noch machen kann und welche Chancen ich habe?

Einen Master möchte ich nicht mehr machen, außer wenn es sein muss, dann aber berufsbegleitend.

War ein soweit nachvollziehbarer Beitrag, bis folgendes kam:

"...habe ich aber auch Angst, ständig in der Sachbearbeiter-Position zu verharren und da auch nach 5 Jahren Berufserfahrung nicht mehr rauszukommen."

Wer denkt, dass er mit einem Bachelor in VWL direkt zu Höherem berufen ist als eine Sachbearbeiter-Position, sollte erstmal generell zu Arbeiten anfangen.

Ich kann dir nur sagen, dass bei mir in der Abteilung im Konzern einige Leute sind, die sogar einen Master, teilweise noch Diplom haben, um die 30 sind und seit Jahren auf Sachbearbeiterstellen sitzen. Und das über Zeitarbeit. Also am besten schnell in der Realität ankommen.

Bei einem Schnitt von 3,XX wäre ich froh, wenn ich überhaupt eine Stelle bekommen würde.

Der Abschluss ist die Eintrittskarte in den Beruf. Im Beruf selber wird man wegen Leistung befördert, da interessiert es keinen, welchen Schwerpunkt oder welche Note man hatte. Also solltest du zusehen, dass du irgendwo unterkommst und dich dann reinhängst.

Ein guter Einstieg ist die UB. Mit deinen Noten nicht drin. Bei deinem Schwerpunkt würde auch Big4 passen. Mit deinen Noten nicht drin. Du siehst, es wird nicht einfach.

Ich weiß ja, dass ich es schwer haben werde einzusteigen. Meine Frage ist daher, wie ich es denn schaffen kann, einzusteigen. Ich finde nicht einmal ein Praktikum. Ich habe mich auf über 100 Praktikumsstellen beworben und keine Antworten oder nur Absagen kassiert. Wie kann ich denn etwas finden?

Und meine andere Frage war ja, ob ich, wenn ich in einer eher unterdurchschnittlicjen Position einsteige auch immer dort bleibe, oder ob ich weiter aufsteigen kann, zB nach ein Paar Jahren Berufserfahrung in die Industrie wechseln kann.

VWL studieren, aber sich dann nur auf BWL Schwerpunkte stützen?
Warum hast du denn überhaupt VWL studiert?

Weil ich mich anfangs mehr für VWL interessiert habe und es immer noch tue, aber ich habe schnell festgestellt, dass die Berufsaussichten für reine VWLer schlecht sind, außer wenn sie sehr gute Leistungen erzielen und dann einen Master machen.

Lounge Gast schrieb:

VWL studieren, aber sich dann nur auf BWL Schwerpunkte
stützen?
Warum hast du denn überhaupt VWL studiert?

In welchem Semester bist du denn?

VWL und dann diese Schwerpunkte ist schon komisch. Warum nicht direkt BWL? Hat der NC nicht gereicht?

Praktikastellen sollten ja eigentlich kein Problem sein. Da musst du halt mal bei KMU anfragen.

Ja, was willst du hören, die Vorredner haben schon alles gesagt. Du wirst sehr schlechte Chancen haben, überhaupt einzusteigen. Such dir eine Stelle, in der du überqualifiziert bist, dann bleib da. Auch dann wirst du keine Chancen haben, denn du musst groß anfangen um auch groß ans Ziel zu kommen.

Lounge Gast schrieb:

Auch dann wirst du
keine Chancen haben, denn du musst groß anfangen um auch groß
ans Ziel zu kommen.

Du kannst auch als Call Center Agent anfangen und es zum Vorstand bringen.

Mit 21 und diesem Abschluss (Fach + Note) sollte man durchaus auch einen kompletten Reset nochmal in Erwägung ziehen. Vielleicht eine Ausbildung zum Bankkaufmann?

Die Stellensuche wird sonst auf jeden Fall schwer werden. Du solltest auf jeden Fall bundesweit nach interessanten Trainee Stellen Ausschau halten und ggf. auch umzugbereit sein. Das erhöht deine Chancen zumindest ein wenig.

Mach erst mal ein, zwei Semester frei und in der Zeit Praktika. Dann ist die Konkurrenz auch nicht so groß.

Immer Schritt für Schritt. Du brauchst aber einen Fokus. Geldpolitik hilft dir eher weniger. Wenn dann mach Ökonometrie, wenn dir Finance liegt - und dann Praktika in dem Bereich.

Lounge Gast schrieb:

Mach erst mal ein, zwei Semester frei und in der Zeit
Praktika. Dann ist die Konkurrenz auch nicht so groß.

Immer Schritt für Schritt

Aber genau das möchte ich doch machen, ich möchte nächstes Semester ein Urlaubssemester einlegen, um ein ordentliches Praktikum zu machen. Aber bei mir scheitert es schon daran, dass ich nur Absagen erhalte. Langsam wird es auch knapp.

Bin im 6. Semester, werde aber wahrscheinlichöich mindestens ein Semester länger studieren. Einerseits hat mein NC noch ausgereicht, andererseits habe ich mich wirklich mehr für Finance interessiert.

Lounge Gast schrieb:

In welchem Semester bist du denn?

VWL und dann diese Schwerpunkte ist schon komisch. Warum
nicht direkt BWL? Hat der NC nicht gereicht?

Praktikastellen sollten ja eigentlich kein Problem sein. Da
musst du halt mal bei KMU anfragen.

"...gleichzeitig habe ich aber auch Angst, ständig in der Sachbearbeiter-Position zu verharren und da auch nach 5 Jahren Berufserfahrung nicht mehr rauszukommen."

Warum hast Du diese Angst? Was muss heute passieren, damit Du diese Angst vor den Jahren 2022ff nicht mehr hast?

Lounge Gast schrieb:

Ich kann dir nur sagen, dass bei mir in der Abteilung im
Konzern einige Leute sind, die sogar einen Master, teilweise
noch Diplom haben, um die 30 sind und seit Jahren auf
Sachbearbeiterstellen sitzen. Und das über Zeitarbeit. Also
am besten schnell in der Realität ankommen.

Es sitzen auch Leute mit 50 noch auf Sachbearbeiter-Positionen. Wo sollen sie auch sonst sitzen, wenn sie keine Chefs sind? Das wird nun mal nur eine Minderheit.

Diese Angst habe ich, weil ich aufgrund meiner Noten wohl oder übel klein anfangen muss. Wenn ich bei irgend einer kleinen Klitsche anfange und dort 3-5 Jahre gute Arbeit leiste, dann wird es für mich immer noch extrem schwierig sein, plötzlich in eine Top- Position in einem DAX30 Unternehmen katapultiert zu werden.

Wie gesagt, ich habe kein Problem damit, klein anzufangen, aber ich möchte nicht immer klein bleiben.

DAX Einkäufer schrieb:

"...gleichzeitig habe ich aber auch Angst, ständig in
der Sachbearbeiter-Position zu verharren und da auch nach 5
Jahren Berufserfahrung nicht mehr rauszukommen."

Warum hast Du diese Angst? Was muss heute passieren, damit Du
diese Angst vor den Jahren 2022ff nicht mehr hast?

Also erstmal bist du mit 21 noch sehr jung, bin selber 21 und habe praktisch ein jahr verschwendet weil ich mein Studiengang gewechselt habe. Du solltest dir auch nochmal ganz genau überlegen, was du genau machen willst mit 21 steht dir theoretisch noch alles offen. Ich würde tatsächlich versuchen den Bachelor noch so gut wie möglich fertig zu machen und dann im Ausland zwecks NC an einer mittelguten Uni studieren

Deine Karriere ab dem 6. Berufsjahr hängt vor allem davon ab, wie Du die ersten 5 Berufsjahre stemmst. Auch wer klein anfängt, kann mit viel Eifer, Geschick, Netzwerk, Fleiss, Erfolgswillen und Expertise sehr weit nach oben kommen. Die Frage ist eher, ob Du mit dem Berufseinstieg Deine grundlegende Arbeitsmotivation komplett umstellst. Wenn Du nämlich ein hoch motivierter, zielstrebiger Durchstarter wärest, dann wärest Du wahrscheinlich jetzt gar nicht in dieser desorientierten Situation. Aber das ist eine andere Frage.

Im 6. Semester und dann so kurz vor dem Ende das Studium abbrechen? Das ist doch sinnlos! Ich meine er wird natürlich Schwierigkeiten haben, einzusteigen, aber mit einem Uniabschluss wird man es langfristig wesentlich besser haben als mit einer Ausbildung. Die meisten machen es ja eh andersherum.

bwlnothx schrieb:

Mit 21 und diesem Abschluss (Fach + Note) sollte man durchaus
auch einen kompletten Reset nochmal in Erwägung ziehen.
Vielleicht eine Ausbildung zum Bankkaufmann?

Die Stellensuche wird sonst auf jeden Fall schwer werden. Du
solltest auf jeden Fall bundesweit nach interessanten Trainee
Stellen Ausschau halten und ggf. auch umzugbereit sein. Das
erhöht deine Chancen zumindest ein wenig.

Ganz ehrlich: Studier halt BWL. Lass dir die Credits anrechnen die gehen und vielleicht kannst du dein Studium in 4-5 Semestern durchziehen.

Ich habe nicht geschrieben, dass er sein Studium abbrechen soll.
Natürlich soll er das nicht.
Aber wenn er gerade die Bachelor-Arbeit schreibt, befindet er sich offensichtlich kurz vor dem Abschluss und es ging ja um die Frage danach. Und hier sollte man auch diese Option in Erwägung ziehen. Viele verkennen nun mal, dass auch eine Berufsausbildung ein Türöffner in interessante Unternehmen sein kann.

Lounge Gast schrieb:

Im 6. Semester und dann so kurz vor dem Ende das Studium
abbrechen? Das ist doch sinnlos! Ich meine er wird natürlich
Schwierigkeiten haben, einzusteigen, aber mit einem
Uniabschluss wird man es langfristig wesentlich besser haben
als mit einer Ausbildung. Die meisten machen es ja eh
andersherum.

bwlnothx schrieb:

Mit 21 und diesem Abschluss (Fach + Note) sollte man
durchaus
auch einen kompletten Reset nochmal in Erwägung ziehen.
Vielleicht eine Ausbildung zum Bankkaufmann?

Die Stellensuche wird sonst auf jeden Fall schwer
werden. Du
solltest auf jeden Fall bundesweit nach interessanten
Trainee
Stellen Ausschau halten und ggf. auch umzugbereit sein.
Das
erhöht deine Chancen zumindest ein wenig.

Wie in einem anderen Post bereits geschrieben:
Bilde dich zu Themen rund um die Digitalisierung weiter. Du musst kein Programmierer sein aber dich mit den Trends auskennen und in der Lage sein diese zu analysieren zu können.
Auch (agile) Methodische Themen wie DevOps, Design Thinking oder Scrum (um mal die aktuell größten Hypes zu nennen) sind super wertvoll.
Ein fundiertes Wissen zum Thema Cloud Computing (Strategien, Rechtliche Belange, Wirtschaftlichkeitsberechnungen aber auch das technische Grundverständnis dahinter) sind aktuell imminent wichtig.

Expertise in den genannten Feldern eröffnen dir in den meisten DAX und vor allem bei den Autobauern viele Türen.

Ich selbst habe mich in den Themen Cloud, Scrum und DevOps weitergeblidet und leite eine entsprechende Abteilung bei einem Automobilkonzern.

Warum ich dennoch Zeit habe in so einem Forum zu stöbern?
Ich sehe das als Chance Talente, welche eine gewisse Affinität zu diesen Themen haben, eine Chance aufzuzeigen!
Und das ganz ohne Hintergedanken oder "trollen".

Wenn es dir so viel Spaß macht und du dir nichts besseres hättest vorstellen können, warum kommt dabei denn so ein Katastrophen-Schnitt heraus?