Mitte 30, sechs Jahre im Beruf, Elektroindustrie.
Und bezüglich (6.) - war Tokio gemeint. "Paradies" ist jetzt ganz sicher übertrieben, aber für mich persönlich kann ich sagen, dass ich durch den ganzen medialen Asien/ Chinahype und die Bilder asiatischer oder südostasiatischer Metropolen früher (das kam irgendwie schleichend) ein vollkommen falsches Bild von Japan bekommen habe. Für mich war das alles irgendwie gelabelt als "Moloch", stickig, hektisch, laut, überfüllt, chaotisch.
Wenn man mit dieser Erwartung dort ankommt und erlebt dann diese Ordnung, zurückhaltende Menschen, deren einzige Sorge in der Öffentlichkeit zu sein scheint, ob sie andere gerade mit ihrer Existenz belästigen könnten (Telefonieren in der U-Bahn, gar Musik hören oder Videos schauen?! Im Weg oder auf der Rolltreppe an falscher Stelle rum stehen? Passiert einfach nicht. Punkt.) dann kommt einem das ein wenig wie das Paradies vor... und Berlin wie eine großen OpenAir Hauptschule.
Ja, nennt mich spießig. Aber wo ich in Deutschland aufpassen muss ob der Laptop selbst in einer Universitätsbibliothek auch wirklich mit einem Schloss angeschlossen ist, bevor ich auf Toilette gehe oder ich in weiten Teilen Europas sehr gut überlege wohin ich meinen Geldbeutel stecke, wenn ich durch die Stadt oder Gedränge laufe, lasse ich Handy, Laptop und meinen Krempel dort ganz einfach in der Kneipe auf dem Tisch stehen und liegen und wenn ich vom Bestellen, der Toilette oder sonstwoher wieder komme, ist das alles selbstverständlich noch da. Und den Geldbeutel hat man allenfalls deshalb nicht in der Gesäßtasche, weil er rausfallen könnte -- und dann vermutlich von einem Finder zurückgegeben wird. Nennt mich also spießig, aber ich brauche es nicht ständig von irgendwelchen Menschen unaufgefordert bedrängt (kauf dies, komm hier rein, gib mir Geld, was guckst du, haha ich bin lustig in der S-Bahn) zu werden.
So viel zum "Paradies." Andererseits: Die kulturellen und zwischenmenschlichen Barrieren sind enorm. Und das nicht alles Gold ist, was glänzt, ist mir auch klar. Um nur ein Beispiel zu nennen: Mir fehlen die Piazzas, Straßencafes und dergleichen. Ohne eine geräumige Wohnung als Rückzugsort könnte ich mir das schwer vorstellen. Außerdem ist irgendwie alles so 80er mäßig... aber hey, ich mag die 80er :)
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