WiWi Gast schrieb am 20.09.2021:
Aber ich meine als Single oder Paar ohne Kinder: Wieso sollte ich eine Luxusvilla brauchen? 3 Zimmer reichen doch. Und deswegen auf das Land ziehen und allgemein in einem anderen Land wohnen?
200k EK finde ich jetzt zu zweit auch absolut machbar und selbst alleine nicht unerreichbar. Ich habe jetzt in einem Jahr Schweiz zB knapp 45k angespart und aus meine 3 Jahren BE in Deutschland kommen nochmal 35k dazu. Sprich nach 4 Jahren habe ich schon 80k angespart und mit meiner aktuellen Sparrate hätte ich in weiteren 3 Jahren die 200k zusammen.
Meine Freundin verdient hier 110k in einer Big 4. Ich liege bei 135k bei Novartis / Roche hoffe jedoch in den nächsten 1-2 Jahren auf einen internen Wechsel mit direct reports und würde dann eher bei 150k liegen.
Ich lese deine Posts immer mit Interesse aber deine Gehältseinschätzungen in Basel passen nie so ganz - Bei den ganzen Pharmakonzernen hier ist in meinem Umfeld 130-150k nicht ungewöhnlich. Ich denke für die 170k fehlen dann doch noch ein paar Jahre Berufserfahrung.
Kinder wollen wir übrigens nicht.
Ich verstehe Deine Sichtweise sehr gut und unter den von Dir genannten Bedingungen, ja da kann man auch sehr bequem in der Schweiz leben und sogar eine Wohnung kaufen. Aber das Leben und auch Ziele sowie Anforderungen, auch an Wohnraum, sind extrem individuell. Manch einer ist in einem Tiny House zufrieden mit 20 qm, andere sagen, ein Haus unter 200 qm sei kein Haus, sondern ein Witz (hier im Forum öfter gelesen). Wer im Raum Basel arbeitet und auf gehobenes, grosszügiges Wohnen zum bezahlbaren Preis in Stadtnähe wert legt, der ist im grenznahen Elsass ziemlich richtig. Aber jeder hat andere Prioritäten. Man muss auch sagen, dass die Preise, vorallem bei so hohen Löhnen wie Deinem, im Vergleich zu Paris oder mancher deutschen Stadt wie München, lohnbereinigt nicht mal so sehr teuer sind. In Paris kosten Wohnungen ähnlich wie in Basel, man verdient aber deutlich weniger.
Man muss dazu sagen, dass auch in Basel 130, 150 oder gar 170k CHF alles andere als Selbstverständlich sind, schon gar nicht auf Sachbearbeiterebene. Auch wollen viele doch mal Kinder haben und gerade in der Schweiz ist Kinderbetreuung sehr teuer bzw. das Einkommen eines Partners fällt weg oder zum Teil weg. Sehr viele Akademiker verdienen eher so wie Deine Partnerin.
Hier im Forum gibt es sehr viele in den Immo Threads, die arbeiten in deutschen Großstädten und beschweren sich, dass sie trotz Top Studium und solider Konzernkarriere kein Haus im Umland ihrer Stadt sich leisten können. Für diese Leute wäre eine Auswanderung ins Elsass durchaus eine Alternative. Wo in Europa gibt es diese Kombination von den Basler Jobmöglichkeiten/Löhnen und die Infrastruktur Basels (Gesundheit, Kultur, Gastronomie, Freizeit ...) zusammen mit den Immobilienpreisen im grenznahen Elsass? ich wüsste nicht wo. Der Vorteil für Leute wie Dich in Frankreich wäre, Du könntest eine Top 3 Zimmer Wohnung für 300k Euro kaufen (gebrauchte schon für weniger), bräuchtest keine 200k EK, sondern nur 30-40k, könntest den Rest als Reserve behalten und/oder anderweitig investieren. Den Rest Kredit bekommst heute für fast Nullzinsen und zahlt man in 10 oder 20 Jahren sehr leicht ab ohne sich gross einzuschränken. Dann bist Du frei, du zahlst weder eine Hypothek noch eine Eigenmietsteuer an den Staat. In der Schweiz, wenn Du Deine 200k EK nimmst, dein ganzes EK auf eine einzige Karte "3 Zimmer ETW" setzt, hast Du sonst kein Kapital mehr. Gleichzeitig 800k Schulden. Wehe es geht mal was schief und sei es ein Karriereknick und Du hast statt 150k "nur" noch 100k, da kann die Bank Dir eine Anschlussfinanzierung versagen oder bei variablen Zins sogar den Kredit kurzfristig fällig stellen. Gerade in der Schweiz, mit liberalem Arbeitsrecht, anders als in DE oder F, geht das sehr schnell. Man ist Abteilungsleiter, Unternehmen wird restrukturiert, zwei Abteilungen zusammen gelegt und zack ist man raus. Abteilung wird ausgelagert oder an eine Fremdfirma vergeben und weg, das geht manchmal sehr schnell in der Schweiz, selbst ohne Vorwarnung, auch wenn man jahrelang sehr gute Arbeit abgeliefert hat. Selbst wenn man dann wieder schnell einen Job findet, wehe man verdient weniger als damals und der Lohn ist für die Bank aufgrund der hohen Riskmanagement Kriterien nicht hoch genug für die Kreditsumme, kann die Bank einen trotzdem zwingen, zu verkaufen. Man ist also Eigentümer in der Schweiz, aber permanent unter Druck und immer, auch über den Renteneintritt hinaus, von der Bank abhängig.
Dann muss man unter Druck verkaufen, egal wie lang man schon da drin wohnt. Man ist trotz Eigentum immer im Hamsterrad, muss immer sehr gut verdienen und auch noch eine sehr gute Pension bekommen um auch noch als Rentner weiterhin eine Hypothek zu bekommen, sonst muss man zum Pensionseintritt verkaufen, passiert in der Schweiz häufiger. Diese Probleme hat man so in Frankreich nicht. Allerdings wenn Du es wirklich bis 170k CHF Brutto schaffst, dann müsste man in der Tat gut rechnen, ob dann die Schweiz steuerlich nicht günstiger als Frankreich wäre. Wobei in Frankreich lebt man schon mit 130-150k CHF schon wie Gott in Frankreich und solches Klientel wohnt üblicherweise nicht in Wohnungen, sondern in Luxusvillen oder aber kauft Mehrfamilienhäuser zur Anlage. Auch das wäre eine Möglichkeit, was Du so machen könntest. Bei solchen EInkommen wie bei Dir und Deiner Partnerin wäre eine Luxus Neubauwohnung in direkter Nähe zu Basel mit unverbaubarem Rheinblick als Eigentum drin und noch genügend freie Mittel um in Mietimmobilien zu investieren oder auch in Aktien, um Privatier zu werden oder nur noch Teilzeit zu arbeiten. Aber auch das will nicht jeder, ich zeige lediglich Möglichkeiten auf :-).
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