Ich schreibe gerade an meine Bachelorarbeit im Bereich Steuerlehre und mache mir intensiv Gedanken über einen möglichen Berufseinstieg. Anschließend möchte ich als Steuer-/Prüfungsassistent bei einer mittelständischen WPG meine Karriere starten. Ich habe bereits ein Praktikum in dem Bereich gemacht, was mir auch ganz gut gefallen hat.

Nun stelle ich mir aber die Frage, welche Perspektiven man überhaupt hat, wenn man das Stb- bzw. WP-Examen nicht schafft (was ja leider nicht gerade unwahrscheinlich ist). Bleibt man dann quasi auf Lebenszeit ein einfacher Assistent? Wie sind die Exitmöglichkeiten bspw. ins Rechnungswesen oder Controlling eines Industriekonzerns?

Im Forum habe ich viel über die Exitmöglichkeiten gelesen, wenn man bei den Big-4 arbeitet. Dies kommt für mich allerdings nicht in Frage.

Hoffe ihr könnt mir ein paar Anregungen und Einschätzungen geben!

Studi112 schrieb am 22.07.2020:

Ich schreibe gerade an meine Bachelorarbeit im Bereich Steuerlehre und mache mir intensiv Gedanken über einen möglichen Berufseinstieg. Anschließend möchte ich als Steuer-/Prüfungsassistent bei einer mittelständischen WPG meine Karriere starten. Ich habe bereits ein Praktikum in dem Bereich gemacht, was mir auch ganz gut gefallen hat.

Nun stelle ich mir aber die Frage, welche Perspektiven man überhaupt hat, wenn man das Stb- bzw. WP-Examen nicht schafft (was ja leider nicht gerade unwahrscheinlich ist). Bleibt man dann quasi auf Lebenszeit ein einfacher Assistent? Wie sind die Exitmöglichkeiten bspw. ins Rechnungswesen oder Controlling eines Industriekonzerns?

Im Forum habe ich viel über die Exitmöglichkeiten gelesen, wenn man bei den Big-4 arbeitet. Dies kommt für mich allerdings nicht in Frage.

Hoffe ihr könnt mir ein paar Anregungen und Einschätzungen geben!

Erstmal, die Examen sind nicht einfach, aber auch keine unüberwindbare Hürde, ich hab StB und WP jeweils auf anhieb mit jeweils einem niedrigen 3,x Notenschnitt bestanden, das klappt schon man muss halt selbst die Disziplin haben über 3-4 Monate jeweils konsequent zu lernen (damit meine ich 5-6 Tage die Woche jeweils 8h), daher keine Angst vor den Examen. in einer WPG sind die Aufstiegschancen natürlich dann irgendwann beschränkt wenn keine Titel da sind, größere WPG`s (Big4 und Next10) haben Bereiche die Beratung anbieten bzw. Spezialistenrollen für gesonderte Themen, hier sind Examen häufig nicht notwendig, ggf. andere Qualifizierungen, musst du halt schauen ob es da sowas gibt/dir gefällt - in solchen Bereichen sind auch Aufstiegschancen möglich ohne Titel. Exits sind zum Schluss genauso möglich wie bei einer Big4 nur halt zu einem anderen Kundenklientel dem der WPG.

Ohne Titel kann man als Prüfungsleiter (oder wie heißt das heute?) bis zur Rente arbeiten.
Zu meiner Zeit gab es einige, die weder ein Examen noch den Absprung geschafft haben.
Vom Gehalt her, gibt es Schlimmeres.
In der freien Wildbahn geht es dann meist über das Controlling in die Geschäftsführung.

Wo sind die ganzen Unternehmen, bei denen die mehreren Hundert Assis, die jährlich den Exit hinlegen, dann über den Zwischenschritt Controlling in die Geschäftsführung kommen?

Bis zum GF in relevanter Größenordnung schaffen es vielleicht 1-5% der Assis.

Ansonsten ja - Prüfungsleiter ohne Examen geht. Mir bekannte Fälle liegen bei so ca. 75-85 TEUR p.a. (Mitte 40).

WiWi Gast schrieb am 23.07.2020:

Ohne Titel kann man als Prüfungsleiter (oder wie heißt das heute?) bis zur Rente arbeiten.
Zu meiner Zeit gab es einige, die weder ein Examen noch den Absprung geschafft haben.
Vom Gehalt her, gibt es Schlimmeres.
In der freien Wildbahn geht es dann meist über das Controlling in die Geschäftsführung.

Der Grundsatz ist: Kein bestandenes Examen = keine nennenswerte Karriere im Bereich Steuerberatung / Wirtschaftsprüfung (weder bei einer WPG, noch im Mittelstand). Das ist auch vollkommen gerechtfertigt, immerhin war man nicht in der Lage zu beweisen, dass man das theoretische wissen auf einem zumindest gerade noch ausreichenen niveau beherrscht.

Es gibt sicher immer Ausnahmen, aber das ist unwahrscheinlicher als das Bestehen der Examina.

WiWi Gast schrieb am 24.07.2020:

Der Grundsatz ist: Kein bestandenes Examen = keine nennenswerte Karriere im Bereich Steuerberatung / Wirtschaftsprüfung (weder bei einer WPG, noch im Mittelstand). Das ist auch vollkommen gerechtfertigt, immerhin war man nicht in der Lage zu beweisen, dass man das theoretische wissen auf einem zumindest gerade noch ausreichenen niveau beherrscht.

Es gibt sicher immer Ausnahmen, aber das ist unwahrscheinlicher als das Bestehen der Examina.

Hast du die Examen schon abgelegt? Klingt nicht so. Ich hab schon einige gute Leute scheitern sehen. Insbesondere im WP-Examen kommt es auch viel auf Glück an. Selbst wenn du wirklich gut bist, kann dir eine exotische Aufgabe das Genick brechen. Das hat dann nichts damit zu tun, dass dein Wissen auf einem mangelhaften Niveau ist, sondern du hast einfach Pech gehabt. Wärst an einem anderen Termin locker durchspaziert. Das wirst du dann auch beim zweiten Mal.

WiWi Gast schrieb am 24.07.2020:

WiWi Gast schrieb am 24.07.2020:

Der Grundsatz ist: Kein bestandenes Examen = keine nennenswerte Karriere im Bereich Steuerberatung / Wirtschaftsprüfung (weder bei einer WPG, noch im Mittelstand). Das ist auch vollkommen gerechtfertigt, immerhin war man nicht in der Lage zu beweisen, dass man das theoretische wissen auf einem zumindest gerade noch ausreichenen niveau beherrscht.

Es gibt sicher immer Ausnahmen, aber das ist unwahrscheinlicher als das Bestehen der Examina.

Hast du die Examen schon abgelegt? Klingt nicht so. Ich hab schon einige gute Leute scheitern sehen. Insbesondere im WP-Examen kommt es auch viel auf Glück an. Selbst wenn du wirklich gut bist, kann dir eine exotische Aufgabe das Genick brechen. Das hat dann nichts damit zu tun, dass dein Wissen auf einem mangelhaften Niveau ist, sondern du hast einfach Pech gehabt. Wärst an einem anderen Termin locker durchspaziert. Das wirst du dann auch beim zweiten Mal.

Ja, bin u.a. StB (mit WP hatte ich nie etwas am Hut).

Selbst wenn man sich deiner Argumentation zu 100% anschließt (das kann man), ist meine Aussage, dass man ohne bestandenes Examen in der Branche nicht sehr weit kommt, dennoch richtig.

WiWi Gast schrieb am 24.07.2020:

Selbst wenn man sich deiner Argumentation zu 100% anschließt (das kann man), ist meine Aussage, dass man ohne bestandenes Examen in der Branche nicht sehr weit kommt, dennoch richtig.

Das trifft so - zum Glück - nur auf die Branche Steuerberatung zu :-)

WiWi Gast schrieb am 24.07.2020:

Der Grundsatz ist: Kein bestandenes Examen = keine nennenswerte Karriere im Bereich Steuerberatung / Wirtschaftsprüfung (weder bei einer WPG, noch im Mittelstand). Das ist auch vollkommen gerechtfertigt, immerhin war man nicht in der Lage zu beweisen, dass man das theoretische wissen auf einem zumindest gerade noch ausreichenen niveau beherrscht.

Es gibt sicher immer Ausnahmen, aber das ist unwahrscheinlicher als das Bestehen der Examina.

Naja umgekehrt besagt ein bestandenes Examen aber auch nicht viel, gerade im Bereich StB. Bin WP/StB und habe damals den WP als Zwischenstufe zum WP gemacht. Prüfe selbst nur im Bereich Financial Services und hab mit Steuern in der Praxis nichts am Hut, da ich dann Spezialisten einsetze - ja das theoretische Verständnis, das ich für meine Prüfung benötige habe ich aber auch nicht mehr. Hab den StB damals mit je 3,5 in den schriftlichen Klausuren bestanden ohne jemals vorher in der Praxis steuerberatend tätig gewesen zu sein. Das Examen besagt erst mal nur, dass du dazu in der Lage bist eine Klausur in der gewünschten Form mit entsprechenden Buzzwords zu lösen (Stichwort Klausurtagtik) und die theoretischen Fragen in der mdl. zu beantworten (wobei mit einer Vornote 3,xx fällst du so gut wie nich mehr durch). Ob du dann in der Praxis einen Mandanten gut betreuen kannst, darüber sagt das Examen null aus - ist übrigens beim WP nicht viel anders.

Wenn man ehrlich ist, stellen beide Examen jetzt nicht übermäßig hohe intellektuelle Anforderungen, schwierig macht es der Umfang des Stoffes, der Stoff für sich genommen ist jetzt nicht außergewöhnlich komplex.

Jetzt lasst aber mal die Kirche im Dorf.
Ich bin selbst StB und habe letztes Jahr noch BWL und Wirtschaftsrecht gepackt. Prüfungswesen muss ich leider nochmal wiederholen. Die Prüfung ist hart (und ich krieche gerade schon wieder wegend er Vorbereitung auf dem Zahnfleisch), aber mit den mehreren Anläufen jetzt auch nicht soooo unmöglich.

Vollste Zustimmung, dass das schwierige jeweils dem Umfang des Stoffes ist. Und wenn man bedenkt, wie viel Nichtwissen, man sich zum Bestehen leisten kann, dann finden wir die Examen auch nicht zu streng. Jetzt mal ernsthaft:
Ich habe erstmalig im Vorbereitungskurs was von Steuern gehört, dabei meist auf dem Handy gespielt und am Ende mit knapp 4 Monaten lernen das Examen gepackt.

...und dürfte theoretisch jetzt zu Fachbereichen beraten, von denen ich im Leben noch nichts gehört habe, weil "Mut zur Lücke".

(Bevor jetzt jemand an den Fähigkeiten des Berufsstandes zweifelt: Was man vor allem im Examen beweist, ist das Verständnis, wie das Steuersytem funktioniert und wie man schnell und zielgerichtet mit den Steuergesetzen arbeitet - kurz: Im tatsächlichen Fall könnte ich mir notwendiges Wissen schnell aneignen. Das habe ich bewiesen.)

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Was die Karriere im Audit angeht:
Mit mehrjähriger Erfahrung kommt man i.d.R. auch ohne Titel bis zum Manager. D.h. ausgehend von grob 75-80k (inkl. Bonus) mit jährlicher Gehaltserhöhung von 3-5% lässt sichs notfalls auch leben.
Wenn man eher Richtung Advisory geht, ist vielleicht auch noch ne weitergehende Beförderung drin.