Tach an die Leidensgenossen :)

Ich finde die Merkblätter der jeweiligen Kammern leider etwas unverständlich.

Zu mir, arbeite bei einer BIG4 in der Wirtschaftsprüfung und würde (wahrscheinlich) in diesem Jahr die notwendigen zwei Jahre Berufserfahrung (Diplom) aufbringen. Aber erst nach dem Prüfungstermin, also fällt 2013 schon mla flach.

Wenn ich in einer Woche drei Tage eine Schulung habe und die restlichen zwei arbeite (16Std) wird die Woche dann angerechnet?

Andersrum gefragt, zählt es "nur" dann nicht zur Tätigkeitszeit, wenn in einer Woche nicht min. 16 Std gearbeitet wurden???

Noch was...
Wenn ich die zwei Jahre habe und erstmal 1-2 Jahr wo anders tätig werde, könnte ich trotzdem noch an der Prüfung teilnehmen?

Danke vorab

VG

Also dass Du die Merkblätter schwer verständlich findest, ist kein Wunder. Ich denke, die Kollegen von den Kammern verstehen sie selber nicht. Die Auskünfte sind auch immer underschiedlich. Grundsätzlich muss aber gelten: Jede Woche mit 16 Stunden Facharbeit werden angerechnet - nach diesem Prinzip stellen die BIG4 auch ihre Bescheinigungen aus. Wenn Du einmal zwei Jahre Praxiszeit hast, dann bleiben die auch bestehen!

PS: Im Zweifel würde ich mir - aufgrund der teilweise merkwürdigen Merkblätter - immer eine verbindliche Auskunft einholen bevor ich zu Lernen anfange.

Eine gründliche Vorbereitung benötigt aber ca. 1,5 Jahre während einer Vollzeitstelle. Wenn man das Examen zügig nach dem Studium angehen möchte, wird man daher immer eine gewisse Unsicherheit in Kauf nehmen müssen.

Die Big4 schauen sehr penibel auf die Zeiten, die sie nach Wochen berechnen. Dabei zählt jede Woche, in der 16 WB-Stunden geliefert hast. Verwaltung ist soweit ich weiß unschädlich. Also 16 WB oder Verwaltungsstunden. Fortbildung, Urlaub etc. sind schädlich. Also in deinem Beispiel oben (drei Tage Fortbildung, zwei arbeiten) wärst du im grünen Bereich, wenn du an den beiden Tagen ausschließlich WB oder Verwaltung buchst. Nur eine Stunde Fortbildung und die Woche wäre insgesamt "kaputt". Das fällt vielen auf die Füße vor allem Wochen mit Brückentagen sind gefährlich. Beispielsweise Fronleichnam (Donnerstag), Freitag einen Tag Urlaub genommen. Dann müssen in den anderen drei Tagen genug "gute" Stunden zusammen kommen, sonst ist auch die Woche hin.

Danke, das ist schon mal hilfreich,

aber wird die Praxiszeit wirklich immer angerechnet? Selbst wenn ich nach fünf jähriger, fachfremder Tätigkeit mich dazu entschließe das Examen doch noch zu schreiben?

Hier im Forum wird immer mal wieder behauptet, dass Urlaub grundsätzlich nicht zur nachzuweisenden beruflichen Tätigkeit mitgerechnet werden darf. Das ist falsch.

Der normale Erholungsurlaub, der im Arbeitsvertrag vereinbart wurde, zählt voll zur beruflichen Tätigkeit dazu. Das gilt selbst für Urlaub des Vorjahres, der erst im nächsten Jahr genommen wird.

Nicht dazu zählen lediglich Tage, an denen man einen Lehrgang besucht hat, Sonderurlaub und das Abbummeln von Überstunden.

Nachzulesen z. B. hier:

http://www.steuerberaterkammer-muenchen.de/faq.html

ok, wie schaut es dann bei folgender konstellation aus?

montag bis mittwoch schulung, donnerstag feiertag, freitag (erholungs-) urlaub

Also ich sehe das so, dass die Woche dann voll zur nachzuweisenden Berufstätigkeit zählt. Es wäre ja seltsam, wenn eine ganze Woche Erholungsurlaub zählen würde, aber ein Tag Erholungsurlaub nicht. Es ist aber nur meine Meinung.

Vor etwas über einem Jahr hatte die Kammer in München noch ein Muster für die Bescheinigung des Arbeitgebers auf ihrer Homepage. Die habe ich nicht mehr gefunden.Ich kann mich aber noch erinnern, wie die ungefähr aufgebaut war:

Letztendlich war da nur aufgeführt, wie lange man insgesamt bei der Beratungsgesellschaft beschäftigt war, dass man im geforderten Umfang Vorbehaltsaufgaben erledigt hat mit konkreten Beispielen und dann war noch angegeben, ob es in dem angegebenen Zeitraum Unterbrechungen gab z.B. längere Fortbildung, Überstundenabbau oder längere Krankheit und von wann bis wann das war. Zum Schluss musste noch bescheinigt werden, dass es keine oder (ansonsten keine) Unterbrechungsgründe gab.

nichts...aber Leute, müsst ihr um die einzelnen Wochen feilschen?

Grüße

ehmm das abbummeln von Überstunden ,sollte auch selbstverständlich sein . Aber mich wundert nichts mehr heutzutage.

Das hat mit Feilschen nichts zu tun.

Die Kammer bearbeitet die Zulassungsanträge streng nach der geltenden Rechtslage. Sollte auch nur ein Tag nachzuweisende Berufspraxis fehlen, kriegt man keine Zulassung für das Examen. "Common Sense" und "Verhältnismäßigkeit" spielt hier leider keine Rolle.

Da das Examen nur einmal pro Jahr geschrieben werden kann, können sich dadurch erhebliche Verzögerungen ergeben, ganz zu schweigen von den hohen Kosten für Kurse, die man dann zweimal belegen und bezahlen muss.

Merkt man zu spät, dass man etwas zu wenig Berufspraxis hat, dürfte es auch schwer sein, noch mal eine Stelle zu finden. Denn einen Bewerber, der gleich zur nächsten Möglichkeit ins Examen gehen will und eine Freistellung braucht, findet kein Arbeitgeber attraktiv. Auch dadurch können erhebliche zusätzliche Kosten entstehen, wenn man sich dann auf irgendeinen Schmu wie unbezahlte Praktika oder schlecht bezahlte "Projektarbeit" einlassen muss, um die fehlenden Wochen nachzuholen.

Deswegen würde ich jedem Absolventen raten, sich wirklich jede Woche bescheinigen zu lassen. Es zählt alles, auch kurze Praktika oder "Schnupperwochen" oder freie Mitarbeit, die ihr nach dem Studium gemacht habt. Ihr braucht nur eine korrekte Bescheinigung vom Unternehmen. Wenn eure Prüfungsordnung als letzte Prüfungsleistung die Abschlussarbeit vorsieht, dann fängt die Zeit zu laufen an, ab Abgabe dieser Abschlussarbeit, nicht ab dem Datum, auf das das Abschlusszeugnis ausgestellt wurde.

Hab meinen Bachelor abgeschlossen und mache gerade ein Praktikum im Steuerbereich bis der Master los geht. Werde mir so eine Bescheinigung auch von meinem Arbeitgeber geben lassen, ist überhaupt kein Problem. Man weiß ja nie ob man diese kurze Spanne nicht doch irgendwann mal gebrauchen könnte.